- Toskana-Fraktion
-
Toskana-Fraktion ist ein Schlagwort der politischen Kultur in Deutschland und Österreich. Es wird vor allem in der Presse häufig auf eine Gruppe Politiker und Intellektueller der Linken des politischen Spektrums angewandt, die ihren Urlaub vorzugsweise in der Toskana verbringen.
Die Toskana-Fraktion stellt dabei keine Seilschaft im eigentlichen Sinne dar (wie etwa der konservative Andenpakt). Der meist pejorativ gebrauchte Begriff ist vielmehr auf eine den Toskana-Fraktionären angeblich gemeinsame Lebensphilosophie gemünzt: die einstmaligen Rebellen der 68er-Bewegung seien demnach, ermattet vom „Marsch durch die Institutionen“, im Alter zu durchaus bürgerlichen Genussmenschen geworden, was sich in ihrer Vorliebe für italienische Gaumenfreuden manifestiere. Häufig schwingt in der Verwendung des Begriffs der Vorwurf der Faulheit und Selbstgefälligkeit mit.
Der Ursprung des Begriffs ist unklar. Er kam in den frühen 1990er Jahren auf; als möglicher Erfinder wird Klaus von Dohnanyi genannt.[1]
Der Toskana-Fraktion wurden und werden von der Presse üblicherweise folgende Politiker zugeordnet:[2]
- Björn Engholm (SPD; war nur einmal in der Toskana)[3][4]
- Otto Schily (SPD, vormals Grüne; besitzt seit 1989 ein Landgut bei Siena) [5]
- Peter Glotz (1939-2005; SPD; verbrachte seine Ferien meist in Castiglion Fiorentino)[6]
- Gerhard Schröder (SPD; wurde erstmals 2003 gesichtet)[7]
- Oskar Lafontaine (Die Linke, vormals SPD; urlaubt bevorzugt in Capannori bei Lucca)[8]
- Joschka Fischer (Grüne)[9]
- Claudia Roth (Grüne)[10]
- Jürgen Trittin (Grüne)[11]
- Michael Häupl (Bürgermeister von Wien, SPÖ)[12]
- Alfred Gusenbauer (ehem. österreichischer Bundeskanzler, SPÖ) [13]
Analoge Begriffe
Das Schweizer Pendant zur Toskana-Fraktion sind die „Cüpli-Sozialisten“, zu denen beispielsweise Bundesrat Moritz Leuenberger oder der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät gezählt werden (Cüpli = ein Glas Champagner). Analog verwendet werden im englischsprachigen Bereich champagne socialist und in Frankreich gauche caviar.
Weblinks
- Klaus Wagenbach: Die Toskana-Fraktion der 68er (abgefragt am 4.April 2010)
- Wie wir Toskana-Fraktion wurden (abgefragt am 4.April 2010)
- Robert Gernhardt: Toskana-Arbeit in: Zeit-online (abgefragt am 4.April 2010)
Einzelnachweise
- ↑ Merian.de
- ↑ das Porträt: die Toskana-Fraktion in: ARTE vom 14. Oktober 2007 (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Geismar im Gespräch, Ausgabe 1/2009 (abgefragt 4. April 2010)
- ↑ SPON-Interview (abgefragt 25. Juli 2011)
- ↑ Merian.de (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Merian.de (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Kanzler kam erst spät zur Toskana-Fraktion in: Handelsblatt vom 9. Juli 2003, (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Geismar im Gespräch, Ausgabe 1/2009 (abgefragt 4. April 2010)
- ↑ Merian.de (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Geismar im Gespräch, Ausgabe 1/2009 (abgefragt 4. April 2010)
- ↑ Geismar im Gespräch, Ausgabe 1/2009 (abgefragt 4. April 2010)
- ↑ "Ich bin die Toskana-Fraktion!" in Der Standard vom 29. August 2003 (abgefragt am 4. April 2010)
- ↑ Nationalrat, XXI.GP, Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 94 (abgefragt am 4. April 2010)
Kategorien:- Politik (Deutschland)
- Toskana
Wikimedia Foundation.