- Tourismus in Albanien
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Der Tourismus in Albanien ist, typisch für Schwellenländer, wenig entwickelt. Im Gegensatz zu seinen Nachbarländern Griechenland, Italien oder Jugoslawien setzte die touristische Entwicklung in Albanien erst spät ein. Weit mehr als drei Viertel der Touristen sind Einheimische, Emigranten und Albaner aus den Nachbarländern.[1] Nur langsam finden immer mehr Abenteurer und Entdecker Gefallen an Reisen nach Albanien.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswürdigkeiten
Das Land verfügt über beeindruckende Naturschönheiten wie Sandstrände am Mittelmeer, imposante Berglandschaften, fruchtbare Ebenen, große und kleine Seen und viele unberührte Gegenden. Albanien hat eine lange Geschichte, die bis zu den Illyrern führt. Es gibt viele antike Ruinen und andere Schätze aus alter Zeit. Viele verschiedene Kulturen haben Spuren hinterlassen, so dass das Land eine interessante Mischung architektonischer Monumente und gesellschaftlicher Einflüsse bieten kann.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen:
- Albanische Riviera - beliebt für Badeurlaub, eher ruhiger als in den Städten Durrës und Vlora
- Apollonia - Ruinen einer antiken griechischen Stadt
- Berat - große osmanische Altstadt und Burg (auch Stadt mit 1000 Fenstern genannt; UNESCO-Welterbe)
- Butrint - griechisch-römische Ruinen (UNESCO-Welterbe)
- Byllis - Ruinen einer antiken illyrischen Stadt
- Durrës - antike Hafenstadt Dyrrhachium mit Amphitheater, auch beliebt für Badeurlaub
- Gjirokastra - osmanische Museumsstadt (UNESCO-Welterbe)
- Korça - große Altstadt mit vielen Gassen und Alleen (auch das Paris von Albanien genannt)
- Kruja - Burg Skanderbegs
- Pogradec - am Ohridsee, beliebt für Badeurlaub
- Saranda - beliebt für Badeurlaub
- Shkodra - Burg, italienisch-venezianische Altstadt, Shkodrasee und die nahe gelegenen Albanischen Alpen
- Tirana - Hauptstadt mit Museen, vielen Freizeitaktivitäten, Kulturinstitutionen, bunten Gebäuden und vielen Boutiquen
- Vlora - beliebt für Badeurlaub, kleine Burg mit gutem Ausblick
Geschichte
Das frühere kommunistische Regime erlaubte lange Zeit keine touristischen Aktivitäten. In den späten 1950ern und frühen 1960ern waren einzig Reisende aus den osteuropäischen Bruderstaaten erwünscht. Die touristische Infrastruktur war damals – wie fast alles im Land – gerade im Aufbau. Das Deutsche Reisebüro der Deutschen Demokratischen Republik warb in seinem Prospekt von 1958 folgendermaßen für Albanien:
„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass bei diesen Reisen keinerlei Komfort erwartet werden kann. Die landschaftliche Schönheit, der ideale Sandstrand und die Großartigkeit der imposanten Bergwelt müssen hier für die Teilnehmer ausschlaggebend sein.“
Mit dem Bruch zwischen Tirana und Moskau fanden diese Ansätze von Tourismus ein abruptes Ende. Die wenigen, soeben erstellten Hotelbauten an der Küste hatten kaum Gäste. Bis zum Tod Enver Hoxhas im Jahr 1985 wurde ausländischer Tourismus in Albanien kaum gefördert. Zwar verfügte zwischenzeitlich fast jede Stadt über ein Hotel und an den Küsten und Bergen standen zahlreiche Erholungsheime, diese waren aber für Parteifunktionäre, Geschäftsreisende und ausgezeichnete inländische Arbeiter gedacht.
In den 1970ern waren fast nur kommunistische Gruppierungen aus Westeuropa in Albanien zu Gast. Erst in den 1980er Jahren durften Ausländer das Land in Gruppen besuchen. Journalisten und Amerikaner waren aber nicht erwünscht. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur wurde gefördert, soweit dies dem armen Land, wo es fast an allem fehlte, möglich war, und im Ausland wurden diverse Reiseführer publiziert.
In den 1990ern hielten der schwierige Transformationsprozess mit seinen Gewaltexzessen und Versorgungsengpässen sowie die Jugoslawienkriege weitere Touristen vom Land fern. Erholungssuchenden aus dem Westen war der Balkan zu gefährlich; Entwicklungshelfer gehörten zu den wenigen Ausländern im Land.
Erst als nach dem Kosovo-Krieg die Grenzen zwischen den südosteuropäischen Staaten wieder durchlässiger wurden, fanden wieder mehr Ausländer nach Albanien. Den Anfang machten um das Jahr 2000 – neben für Heimaturlaub zurückkehrenden Emigranten – in den Nachbarländern lebende Albaner.
Seither hat eine rasante Entwicklung eingesetzt. Im ganzen Land, aber vor allem an den Stränden Mittelalbaniens, sind viele kleine Hotels gebaut worden. Immer größer wird die Zahl albanischer Badetouristen aus dem In- und Ausland. Bei Westeuropäern sind vor allem Tagesausflüge von Korfu nach Saranda und Butrint beliebt. So wurden ca. 1.5 Mio. Touristen im Jahr 2009 verzeichnet, was einem relativen Wachstum gegenüber 2006 von ca. 221 % entspricht.[2]
Der weltweit größte Verlag für Reise- und Sprachführer – Lonely Planet – erklärte Albanien für das Jahr 2011 zur internationalen „Top-Destination“. Albanien biete vor allem günstige Preise, Gastfreundschaft, hervorragendes Essen und ein ausgesprochen pulsierendes Nachtleben, so der australische Verlag weiter. Als neue mediterrane Liebe werde das Land nicht mehr lange abseits des Touristenrummels bleiben.[3]
Kapazitäten
Der Jahresbericht des Instituts für Statistik (albanisch Instituti i statistikës) verzeichnete für das Jahr 2009 im Land 369 Hotels, 5.888 Zimmer und 11.932 Betten.[2]
Hindernisse
Abgeschlossenheit und die politische Instabilität des Landes zählten zu den wesentlichen Problemen, die Touristen von Reisen nach Albanien abgehalten haben. Heute sind es vor allem Vorurteile. Daneben setzt die schlechte Infrastruktur dem Tourismus Grenzen: Stromausfälle und Unterbrechungen der Wasserversorgung sind Alltag und viele Straßen sind noch immer in sehr schlechtem Zustand, so dass Überlandfahrten schnell lang und strapaziös werden. Erst die wichtigsten nationalen Verkehrsachsen wurden teilweise ausgebaut. Private Fahrer bieten mit Bussen und Kleinbussen günstige Transporte zwischen den wichtigen Orten ohne feste Preise und Fahrpläne. Das Netz der Eisenbahn Hekurudha e Shqipërisë ist klein, und die Züge verkehren nur selten.
Daneben drohen viele der schönsten Plätze durch illegales Bauen und Umweltverschmutzung zerstört zu werden. Insbesondere südlich von Durrës entstanden in den letzten Jahren zahlreiche Hotels. Das Wasser an vielen Stränden soll erheblich verschmutzt sein. Zudem fehlt es an manchen Orten an den notwendigen Trinkwasserreserven, um die Versorgung zur Hochsaison sicherstellen zu können. Fehlende Müllentsorgung in vielen Orten Albaniens und illegales Deponieren von Abfällen – teilweise sogar an Stränden – stört die Touristen.[4]
Die Sicherheitslage in Albanien ist weit besser als ihr Ruf. Touristen drohen keine spezifischen Gefahren.[5][6]
Club Méditerranée hat Pläne für den Bau einer Hotelanlage an der Albanischen Riviera nach jahrelangem Streit um die Eigentümerrechte am Grundstück wieder aufgegeben. Die Aktivitäten von Club Mediterranée dienten zuvor als Beispiel, dass der Tourismus in Albanien entgegen aller anderen Behauptungen für große ausländische Investoren attraktiv und reif sei.[7]
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Tourismus hat für die wirtschaftliche Entwicklung eine große Bedeutung. Entwicklungspläne von allen Regierungen der letzten Jahre sehen den Tourismus als wichtiges Standbein der künftigen Volkswirtschaft. In gewissen Küstenregionen zählt der Badetourismus schon jetzt zu den wichtigsten Arbeitgebern. Für das kleine Bergdorf Theth rechnete man für 2009 bei 7500 Gästen mit Einnahmen von € 150.000 aus dem Fremdenverkehr.[1]
Projekte wie der Neubau des Flughafenterminals in Tirana, der Ausbau des Straßennetzes und der Häfen werden vorangetrieben. Verbesserte Straßen führen auch in vormals sehr abgelegene Regionen wie zum Beispiel nach Theth, wo mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit viele Bewohner in ihren Häusern Privatunterkünfte einrichteten und Wanderwege markiert wurden.[1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ismail Beka: Grenzüberschreitende Destinationsentwicklung für Bergtourismus (Albanien, Montenegro, Kosovo). 24. April 2010, abgerufen am 17. August 2010.
- ↑ a b Shqipëria në shifra, auf alb. und engl.
- ↑ Albanien? Albanien! In: 20 Minuten. 28. Dezember 2010, abgerufen am 7. Januar 2011.
- ↑ urlaub-im-web.de (12. Juli 2009): Albanien – ernste Umweltprobleme belasten Entwicklung des Tourismus. Abgerufen am 15. Mai 2010.
- ↑ Bericht von United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC): Greater stability in the Balkans is lowering crime (Mai 2008)
- ↑ Albanien: Reise- und Sicherheitshinweise. In: Auswärtiges Amt. 10. März 2011, abgerufen am 21. März 2011.
- ↑ Benet Koleka (Reuters): Club Med quits Albania resort, cites land problems. In: Forbes.com. 16. Juni 2009, abgerufen am 22. Oktober 2010 (englisch).
Literatur
- Renate Ndarurinze: Albanien entdecken. Trescher Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8979-4091-4
Weblinks
Commons: Tourismus in Albanien – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Tourismusministerium (Englisch)
- Fotogalerie (Albanisch)
- Online-Reiseführer mit Reisetipps und Ortsbeschreibungen
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