Tukulti-apil-Ešarra III.

Tukulti-apil-Ešarra III.
Stele von Tiglat-Pileser III., Louvre

Tukulti-apil-Ešarra III. oder biblisch Tiglat-Pileser III. (akkadisch Tukulti-apil-Escharra) war von 745 bis 726 v. Chr. König des Assyrischen Reiches.

Tiglat-Pileser gelang es Assyrien - zu Beginn seiner Herrschaft eher eine lokale Macht - zur bedeutendsten Großmacht im Nahen Osten aufzubauen. Er reformierte die Reichsstruktur und hob Steuerprivilegien auf, um die Finanzierung der Militarisierung und die Expansionspolitik zu gewährleisten.

Inhaltsverzeichnis

Name

Sein Name bedeutet: „Mein Vertrauen ruht auf dem Erbsohn des Ešarra“. Damit ist der Tempel É-šarra in Aššur gemeint[1], und dessen Erbsohn ist der Gott Aššur selber.

Quellen

Berichte über Tiglat-Pilesers Taten und Feldzüge sind auf zahlreichen Inschriften und Stelen erhalten. Im Alten Testament wird er mehrfach erwähnt.

Inschriften

Die Annalen des Tiglat-Pileser III. waren auf Wandplatten im Zentralpalast in Kalhu festgehalten, die aber nach der Zerstörung desselben von Assurhaddon um 672 beim Bau des Südwestpalasts wiederverwendet wurden. Austen Henry Layard konnte 1847 zahlreiche Platten bergen, sie befanden sich aber naturgemäß nicht mehr in der richtigen Reihenfolge.

Die Annalen waren chronologisch geordnet. Daneben gab es Einzeldarstellungen, die nach Gebieten geordnet waren („chronologisch-geographisches Muster“[2]). Sie wurden vielleicht auf dem Areal des Nabu-Tempels in Kalhu aufbewahrt. Dazu gehören etwa:

  • zerbrochene Platteninschrift aus dem Südwestpalast in Kalhu mit den assyrischen Eroberungen zwischen 747-735, von Babylonien bis nach Kummuhu.
  • Platte K 3751 aus dem Südostpalast in Kalhu, Eroberungen bis 730
  • Fragment aus Kalhu, Statthalterpalast (ND 400) mit dem Bericht über die Feldzüge in Phönizien 734
  • Abklatsch einer heute verlorenen Inschrift mit den Feldzügen in Syrien, Phönizien, Israel, Arabien und Ägypten bis 728 von George Smith.
  • Inschriftenfragment (gebrannter Ton) aus der Cella der Tašmetum im Nabu-Tempel von Kalhu (ND 4301 + 4305) mit dem Feldzug gegen Urartu von 735.

Bibel

Die Bibel bezeichnet Tiglat-Pileser in 2 Kön 15,19 EU als „Phul“ bzw. „Pul“, nach seinem babylonischen Namen Pulu. Ansonsten wird er mit seinem assyrischen Namen Tiglat-Pileser genannt (2 Kön 15,29 EU, 16,7-10 EU; 1 Chr 5,6 EU; 2 Chr 28,20 EU).

Leben

Es ist nicht klar, ob Tiglat-Pileser ein Usurpator[3] oder ein legitimer Thronfolger war. Wer den Aufstand gegen Aššur-nirari V. im Jahre 746 v. Chr. anführte, ist nicht bekannt. Jedoch ist zu bedenken, dass der Aufstand in Kalhu seinen Ausgangspunkt hatte und Bēl-dân, der Gouverneur von Kalhu, der erste Eponym unter Tukulti-apil-Ešarra wurde. Aus diesem Grund und da die herrschende Clique unter Šamši-ilu wahrscheinlich durch Tukulti-apil-Ešarra entmachtet wurde, ist eine Beteiligung Tukulti-apil-Ešarras am Aufstand von 746 nicht unwahrscheinlich[4],

Tukulti-apil-Ešarra selbst (KAH I, 21) beschreibt sich als Sohn von Adad-nirari III., der allerdings 38 Jahre vor ihm regierte. Die Königslisten führen ihn als Sohn des Aššur-nirari V., seines Vorgängers, das ist allerdings das übliche Verfahren und nicht immer verlässlich.

Er war mit Königin Yâba verheiratet, deren Grab, zusammen mit dem von Sargons Königin Atalia, in Kalhu gefunden wurde.

Innenpolitik

Tiglat-Pileser reformierte die Provinz-Einteilung des assyrischen Reiches und verkleinerte einige der Provinzen deutlich, vielleicht, um die Macht der örtlichen Magnaten zu beschneiden. Im Laufe seiner Regierung wurden manche Provinzen jedoch um neu eroberte Gebiete erweitert. Wie bereits in mittelalssyrischer Zeit wurden die Gouverneure (Šaknu) direkt vom König eingesetzt. De facto war das Amt jedoch oft erblich. Die Gouverneure entstammten meist den mächtigen Familien Assurs[5].

→ siehe auch Assyrisches Reich#Tukulti-apil-Ešarra III.

Feldzüge

Lage von Assyrien und seiner Nachbarvölker

Zunächst bekämpfte Tiglat-Pileser erfolgreich Sarduri II. von Urartu im Norden (siehe Karte), der seine Herrschaft bis nach Nordsyrien ausgedehnt hatte. Dabei griff er 735 Tuschpa an, konnte es aber nicht einnehmen. Der Feldzug ist unter anderem in einem Inschriftenfragment (gebrannter Ton) aus der Cella der Tašmetu im Nabu-Tempel von Kalhu (ND 4301 + 4305) beschrieben, das 1955 entdeckt wurde. [6] In Ulluba wurde eine neue assyrische Festung angelegt, Aššur-iqiša, die mit Leuten aus Ya'udi besiedelt wurde.[7]

Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Gebiet Hatti im Westen. Tiglat-Pileser annektierte Gebiete zwischen Arpad und der Küste des Mittelmeeres („oberes Meer“) bei Antiochia und Hamath. Ja'udi, Karkemiš, Aram, Samaria und die phönizischen Städte wurden tributpflichtig.

Feldzüge Tukulti-apil-Ešarra III. 734-732 v. Chr.

In assyrischen Inschriften um 740 v. Chr. taucht der Name Asarja auf, der als Usurpator erwähnt wird. Ob es sich um den biblischen Asarja handelt, wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Im Syrisch-Ephraimitischen Krieg 734/733 v. Chr. verbündeten sich König Rezin von Aram mit Pekach von Israel und den phönizischen Städten gegen Ahas (in assyrischen Quellen: Jahu-khazi), den König von Juda. Ahas rief Tiglat-pilesar zur Hilfe. Tiglat-Pileser eroberte Damaskus und tötete Rezin. Er eroberte auch Teile des Reiches Israels und ließ zahlreiche Bewohner deportieren. Auch das Land der Philister geriet damals unter die Kontrolle Assyriens. Dem biblischen Bericht zufolge (2. Könige 15 und 16; 1. Chronik 5) soll dagegen Hoschea Pekach getötet und sich zu seinem Nachfolger erklärt haben, während assyrische Quellen berichten, Tiglat-Pileser habe Pekach ab- und Hoschea als Vasallenkönig eingesetzt.

Danach eroberte Tiglat-Pileser Babylon. Er ließ sich dort unter dem Namen Pulu zum König von Babylonien krönen. Nach seinem Tod bestieg der Kronprinz Ululaju den Thron und nahm den königlichen Namen Salmanassar V. an.[8]

Bauten

Tiglat-Pileser ließ den Königspalast in Kalhu erbauen, der später von Assurhaddon abgerissen wurde.

Literatur

  • Abraham S. Anspacher: Tiglath Pileser III. New York 1912.
  • Eva Cancik-Kirschbaum: Die Assyrer. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München 2003, S. 65–67.

Einzelnachweise

  1. Raymond Edward Brown, Joseph A. Fitzmyer, Roland Edmund Murphy, The Jerome Biblical commentary, Prentice-Hall, 1968, 211
  2. D. J. Wiseman, A fragmentary Inscription of Tiglath-Pileser III from Nimrud. Iraq 18/2, 1956, 118
  3. Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Bd. 3, 4. Aufl., Darmstadt 1965, S. 3ff., sah ihn als Usurpator an und bezeichnete seine Abstammung als Fiktion
  4. Für eine Beteiligung sprechen sich z.B. Stefan Zawadzki: The Revolt of 746 B.C. and the coming of Tiglath-pileser III to the throne. In: State Archives of Assyria Bulletin. Bd. 8, 1994, S. 53f. sowie Felix Blocher: Assyrische Würdenträger und Gouverneure im 9. und 8. Jh.: Eine Neubewertung ihrer Rolle. In: Altorientalische Forschungen. Bd. 28, 2001, S. 298-324 aus, ablehnend und für eine Revolte Šamši-ilu spricht sich z.B. Paul Garelli: The Achievment of Tiglath-pileser III: Novelty or Continuity?. In: M. Cogan, I. Eph'al (Hrsg.): Ah Assyria ... Studies in Assyrian History and Ancient Near Eastern Historiography Presented to Hayim Tadmor. Jerusalem 1991, S. 46-48 aus
  5. J. N. Postgate: The Land of Assur and the Yoke of Assur. In: World Archaeology. Bd. 23/3, 1992, S. 251.
  6. Er beschreibt auch die Landschaft in der Gegend von Van und erwähnt unter anderem den Berg Sizir westlich von Bitlis. Wiseman nimmt an, daß hier vielleicht die neuen Grenzen zwischen Urartu und Assur beschrieben wurden.
    D. J. Wiseman, A fragmentary Inscription of Tiglath-Pileser III from Nimrud. Iraq 18/2, 1956, 119
  7. Die Provinz unterstand dem rab reši.
    D. J. Wiseman, A fragmentary Inscription of Tiglath-Pileser III from Nimrud. Iraq 18/2, 1956, 120
  8. H.D. Baker: Salmanassar V. In: Michael P. Streck u.a. (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie; Bd. 11; Prinz, Prinzessin – Samug. Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-020383-7, S. 585-587.


Vorgänger Amt Nachfolger
Assur-nirari V. Assyrischer König
Salmanassar V.
Vorgänger Amt Nachfolger
Nabu-mukin-zeri König von Babylonien
728–726 v. Chr.
Salmanassar V.

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