Ulrich Schamoni

Ulrich Schamoni

Ulrich Schamoni (* 9. November 1939 in Berlin; † 9. März 1998 ebenda) war ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Medienunternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Schamoni wurde in eine Theaterfamilie geboren. Sein Vater Victor war Regisseur und Filmwissenschaftler, seine Mutter Drehbuchautorin. Nach dem Tod des Vaters im Krieg lebten Ulrich und seine drei Brüder Thomas, Victor und Peter zunächst mit der Mutter in Werl, später zog die Familie nach Münster. Mit 19 Jahren schrieb Schamoni den Roman „Dein Sohn lässt grüßen“, der sofort nach Erscheinen als jugendgefährdend indiziert wurde. Nach dem Abbruch des Gymnasiums ging Schamoni nach München, besuchte dort die Schauspielschule und arbeitete ab 1959 als Regieassistent, unter anderem bei Wilhelm Dieterle.

1965 inszenierte er seinen ersten Spielfilm Es, der die Beziehungskrise eines unverheirateten jungen Paares (Sabine Sinjen, Bruno Dietrich) auslotet. Der Film wurde bei Kritikern und Publikum ein Erfolg und gewann 1966 insgesamt fünf Bundesfilmpreise. Drei weitere sowie der „Silberne Bär“ der Berliner Filmfestspiele 1967 gingen 1967 an Alle Jahre wieder, die ironische Abrechnung Schamonis mit der bürgerlichen Doppelmoral seiner früheren Wahlheimat Münster. 1968 legte er mit Quartett im Bett ein witziges Porträt der linksalternativen Berliner Kultur- und Studentenszene nach.

Schamonis Grab in Berlin

Mit seinen inhaltlich wie formal neuartigen Filmen etablierte sich Ulrich Schamoni – ebenso wie sein Bruder Peter – als führender Vertreter des Neuen Deutschen Films. Schamoni wollte mit seinen Filmen gegen das deutsche Kommerzkino angehen und setzte sich als Unterzeichner des Oberhausener Manifests für einen neuen Realismus im Kino ein. Ab 1978 produzierte er auch Filme für das Deutsche Fernsehen. Später wandte sich Schamoni vom Film ab und wurde Medienunternehmer. 1987 gründete er den ersten privaten Berliner Radiosender Hundert,6. Schamoni war zwar FDP-Mitglied, Hundert,6 war aber eher CDU-lastig. 1992 folgte der erste Lokalfernsehsender IA Fernsehen, wo er auch einen täglichen Kommentarplatz hatte. Aus beiden Unternehmen schied er später aus.

Ulrich Schamoni starb am 9. März 1998 in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung und wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beerdigt.

Filmografie

  • 1965: Geist und ein wenig Glück (Fernsehfilm, Regie)
  • 1966: Hollywood in Deliblatzka Pescara (Regie)
  • 1966: Es (Regie/Drehbuch/Darsteller)
  • 1966: Charly May (Drehbuch)
  • 1966: Der Brief (Darsteller)
  • 1966/67: Alle Jahre wieder (Regie/Drehbuch)
  • 1967: Ein Duft von Blumen (Fernsehfilm, Darsteller)
  • 1967: Lockenköpfchen – Die Chronik des Wilfried S. oder Wie manipuliert man die Wirklichkeit? (Regie/Drehbuch)
  • 1968: Quartett im Bett (Regie/Drehbuch)
  • 1969: Für meine Kinder – von Vati (Regie)
  • 1969: Die Rückkehr (Fernsehfilm, Darsteller)
  • 1970: Wir zwei (Regie/Drehbuch/Darsteller)
  • 1971: Eins (Regie/Drehbuch/Darsteller)
  • 1972: Mein Bruder Willi (Regie/Drehbuch)
  • 1973: Im Reservat (Fernsehfilm, Darsteller)
  • 1974: Chapeau Claque (Regie/Drehbuch/Darsteller)
  • 1979: Was wären wir ohne uns (Fernsehserie, Regie/Drehbuch)
  • 1980: Das Traumhaus (Regie)
  • 1981: Die Alptraumfrau (Darsteller)
  • 1982: Der Vikar von Helmeringhausen oder Was nützt es für die Ewigkeit (Fernsehfilm über Wilhelm Schamoni, Regie)
  • 1983: Ullis Allerlei (Fernsehfilm, Regie/Darsteller)
  • 1983: Der Platzanweiser (Darsteller)
  • 1984: So lebten sie alle Tage (Fernsehserie, Regie)
  • 1985: Alles Paletti (Fernsehfilm, Darsteller)

Literatur

Weblinks

 Commons: Ulrich Schamoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ulrich Schamoni — (November 9 1939 March 9, 1998) was a German film director, screenwriter, actor and media proprietor. He began as career as an assistant director, among others for William Dieterle. His first feature film Es won five Deutsche Filmpreise. He was a …   Wikipedia

  • Schamoni — ist der Familienname folgender Personen: Albert Schamoni (1906–1945), deutscher Grafiker und Maler; Bruder von Victor Schamoni Maria Schamoni, Drehbuchautorin; geb. Vormann, 1931 Ehefrau von Victor Schamoni und Mutter von Peter, Thomas, Ulrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Schamoni — Schamoni,   1) Peter, Filmregisseur und produzent, * Berlin 27. 3. 1934, Bruder von 2). Nach Kurzfilmen wurde Schamoni mit seinem ersten Spielfilm »Schonzeit für Füchse« (1966) bekannt. Als Mitglied des Verbands Neuer Deutscher Produzenten… …   Universal-Lexikon

  • Albert Schamoni — (* 20. Oktober 1906 in Hamm; † Januar 1945 an der Ostfront vermisst) war Maler und Kunsterzieher. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Werke 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Schamoni — (* 4. Januar 1905 in Hamm in Westfalen; † 25. August 1991 in Altötting) war ein römisch katholischer Theologe, Exerzitienmeister, Begründer und bis 1980 Herausgeber der Zeitschrift Theologisches. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nationalsozialismus …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Schamoni — (* 27. März 1934 in Berlin; † 14. Juni 2011 in München) war ein deutscher Filmregisseur und produzent. Schamoni war Mitautor des Oberhausener Manifests. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Schamoni — (* 6. Dezember 1901 in Hamm; † 13. April 1942) war ein deutscher Kunsthistoriker und Cineast. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Publikationen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Scha–Schd — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Posegga — Hans Posegga Hans Posegga (* 31. Januar 1917 in Berlin; † 19. Mai 2002 in Wien) war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent. Hans Posegga wurde vornehmlich als Filmkomponist bekannt. Sein breitgefächertes kompositorisches Schaffen umfasst… …   Deutsch Wikipedia

  • Alle Jahre wieder (Film) — Filmdaten Originaltitel Alle Jahre wieder Produktionsland Deutschland …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”