- Ulrich Wegener
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Ulrich K. Wegener (* 22. August 1929 in Jüterbog) ist ehemaliger Polizeioffizier des Bundesgrenzschutzes (letzte Amtsbezeichnung: Kommandeur im BGS). Er war erster Kommandeur der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9), der Antiterrorismuseinheit des BGS (heute: GSG 9 der Bundespolizei).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wegener verteilte Anfang der 1950er Jahre im Raum Berlin Flugblätter gegen die DDR-Regierung, wurde daraufhin verhaftet und nach über einem Jahr in Gefängnissen der DDR-Staatssicherheit entlassen. Er flüchtete 1952 zunächst nach West-Berlin und machte danach in Westdeutschland Aufnahmeprüfungen sowohl für die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr als auch der Bereitschaftspolizei[1].
Im Verlauf seiner Polizeilaufbahn war er beim Bundesgrenzschutz später Hundertschaftsführer der 15./GSG 2 (15. Hundertschaft der Grenzschutzgruppe 2) in Coburg (Bayern), danach bei der NATO und später Verbindungsoffizier des BGS beim Bundesministerium des Innern, bevor er ab dem 26. September 1972 durch den damaligen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) als Kommandeur mit der Aufstellung der Grenzschutzgruppe 9 betraut wurde. 1979 gab er das Kommando über die Einheit ab und wurde zum Kommandeur des Grenzschutzkommandos West (Kommandeur im BGS) ernannt.
Ausschlaggebend für die rasche Gründung der GSG 9 war das Versagen der regulären Polizeieinheiten vor der bisher in Deutschland unbekannten Bedrohungssituation durch radikale arabische Terroristen während der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Auch die Anwesenheit einiger Hundertschaften des BGS hatte an dem katastrophalen Ende der Entführungen nichts ändern können.
Wegener galt als einer der weltweit führenden Experten zur Terrorismusbekämpfung und war Berater beim Aufbau zahlreicher Sondereinheiten anderer Länder, so u. a. nach seiner Pensionierung in Saudi-Arabien. Er lebt heute in der Nähe von Bonn und hält Vorträge. Zudem ist er Mitglied des Sicherheitsbeirates der Kötter Unternehmensgruppe.
Einsätze
Als Polizeidirektor im BGS und Kommandeur der Einheit leitete Wegener in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 den Einsatz der GSG 9 auf dem Flughafen von Mogadischu zur Befreiung der von palästinensischen Terroristen entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“. Nach eigenen Aussagen in einem Interview, das von der ARD [2] gesendet wurde, war Wegener beim Sturm auf die „Landshut“ in führender Position beteiligt und hat dabei wenigstens einen Terroristen selbst (offenbar den Libanesen Wabil Harb alias Riza Abbasi) und die Terroristin Hind Alameh alias Shanaz Gholoun mit erschossen. Deckname der Aktion war „Operation Feuerzauber“. Wegener erhielt für die erfolgreiche Beendigung das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[3].
Nach eigenen Angaben war Wegener, im Rahmen der Aufstellung der GSG 9, an der Operation Entebbe israelischer Kräfte 1976 in Entebbe beteiligt. In einem Interview [4] sagt er dazu: „Ich darf einiges noch nicht sagen, weil es noch nicht freigegeben ist. Ich kann nur so viel sagen: Ich war im Interesse der Deutschen und Israelis in Entebbe, aber schon, bevor der israelische Schlag durchgeführt wurde. Wir haben versucht, Informationen zu sammeln über den Gegner, die Terroristen wie auch über die möglichen Unterstützer, die in Uganda vorhanden waren. Wir waren sehr erfolgreich und konnten sehr viele Informationen sammeln.“
Werke
- „Esprit de Corps!“. Die Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9). In: Reinhard Günzel u. a.: Geheime Krieger. Drei deutsche Kommandoverbände im Bild. Selent: Pour le Mérite Verlag, 2006, ISBN 3-932381-29-7, S. 87-125
Literatur
- Hans-Jürgen Schmidt: Wir tragen den Adler des Bundes am Rock - Chronik des Bundesgrenzschutzes 1972 – 1992. Fiedler-Verlag, Coburg 1994 ISBN 3-923434-21-9
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit Wegener in Neue Presse, Hannover vom 26. November 2008
- ↑ ARD-TV-Dokumentation von Stefan Aust und Helmar Büchel „Die RAF - Flyer zur zweiteiligen TV-Doku von Stefan Aust“
- ↑ FOCUS Nr. 34 (1993)
- ↑ Bayerischen Rundfunk 14. November 2000
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