- Basil Rathbone
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Basil Rathbone (* 12. Juni 1892 in Johannesburg, Südafrikanische Republik; † 21. Juli 1967 in New York; eigentlich Philip St. John Basil Rathbone) war ein britisch-US-amerikanischer Schauspieler. Er gilt als einer der größten Schurkendarsteller der Kinogeschichte, war andererseits aber auch die erfolgreichste Verkörperung von Arthur Conan Doyles Detektivfigur Sherlock Holmes.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Basil Rathbone wurde durch die Darstellung unsympathischer Charaktere in historischen Filmen bekannt. In David Copperfield, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Dickens, spielte er 1935 an der Seite von W.C. Fields David Copperfields grausamen Stiefvater Mr. Murdstone. Im gleichen Jahr spielte er den rücksichtslosen Marquis St. Evremonde in Flucht aus Paris (A Tale of Two Cities), ebenfalls nach Dickens, und er trat zusammen mit Greta Garbo und Fredric March in Anna Karenina auf, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Leo Tolstoj. Basil Rathbone spielte darin den Fürsten Alexej Karenin, Anna Kareninas langweiligen und eifersüchtigen Ehemann.
Rathbone spielte oft Schurkenrollen, so an der Seite von Gary Cooper in The Adventures of Marco Polo (Die Abenteuer des Marco Polo), neben Kay Francis als Verführer in Confession sowie als klassischer Mantel-und-Degen-Bösewicht an der Seite von Errol Flynn und Olivia de Havilland in Captain Blood (Unter Piratenflagge) und in The Adventures of Robin Hood (Robin Hood, König der Vagabunden, eine seiner berühmtesten Filmrollen) oder Tyrone Power in The Mark of Zorro (Das Zeichen des Zorro). In vielen historischen Abenteuerfilmen lieferte sich Basil Rathbone packende Fechtduelle mit den Helden und galt bald als das Idealbild des eleganten Schurken. Ironischerweise war er der beste Fechter in Hollywood und gab seinen „Gegnern“ Unterricht, damit sie ihn schlagen konnten. Zweimal wurde er in der Zeit für den Oscar nominiert: 1937 für seinen Tybalt in Romeo and Juliet und 1939 für seinen König Ludwig XI. in Wenn ich König wär. Beide Male unterlag er Walter Brennan.
1939 spielte Basil Rathbone Sherlock Holmes in Der Hund von Baskerville (The Hound of the Baskervilles) an der Seite von Lionel Atwill als Dr. Mortimer und John Carradine als Diener Barrymore. Die Rolle des Dr. John Watson verkörperte Nigel Bruce. Der Erfolg des Films führte dazu, dass noch im gleichen Jahr ein weiterer Sherlock-Holmes-Streifen mit Basil Rathbone und Nigel Bruce als Sherlock Holmes und Doktor Watson sowie George Zucco als Professor Moriarty unter dem Titel Die Abenteuer des Sherlock Holmes (The Adventures of Sherlock Holmes) entstand. Er basiert auf einem Theaterstück des Schauspielers William Gillette (1853–1937), das schon mehrfach verfilmt worden war, unter anderem mit Gillette selbst in der Rolle des Sherlock Holmes. Der Hund von Baskerville und Die Abenteuer des Sherlock Holmes spielten beide im England zur Zeit der Königin Victoria.
Der Erfolg der beiden Filme führte dazu, dass zwischen 1942 und 1946 zwölf weitere Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone und Nigel Bruce entstanden. Die Filme basieren zum Teil auf Erzählungen von Arthur Conan Doyle, die Handlung wurde jedoch vom viktorianischen England in die Zeit der Entstehung der Filme verlegt, also in die 1930er und 1940er. Gleichzeitig entstand eine Serie von Radio-Hörspielen mit Rathbone als Sherlock Holmes und Nigel Bruce als Doktor Watson.
1946 ließ Basil Rathbone beide Serien einstellen, um der Rolle zu entkommen.
Seinen ersten Horrorfilm drehte Basil Rathbone unmittelbar vor The Hound of the Baskervilles. In Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn) verkörpert er Wolf von Frankenstein, dessen Vater Victor von Frankenstein einst das Monster schuf. Als er in das Schloss seiner Eltern zurückkehrt, wird Wolf von Frankenstein von Ygor gezwungen, das Monster wiederzubeleben. In weiteren Rollen sind Boris Karloff als Monster, Bela Lugosi als Ygor und Lionel Atwill als Inspektor Krogh zu sehen.
Mit Boris Karloff drehte Basil Rathbone The Tower of London (Der Henker von London), in dem er den machtbesessenen König Richard III. und Boris Karloff seinen glatzköpfigen Henker spielt. Mit Bela Lugosi drehte er später die Horrorfilme The Black Cat und The Black Sleep (Die Schreckenskammer des Dr. Thosti).
Nach dem Ende der Sherlock-Holmes-Serie erhielt Basil Rathbone weniger Rollen. In der Komödie We’re No Angels (Wir sind keine Engel) spielte er an der Seite von Peter Ustinov und Humphrey Bogart einen habgierigen Onkel, der am Ende von einer Schlange gebissen wird. Eine Parodie seines Schurken-Images lieferte er in The Court Jester (Der Hofnarr) als Widerpart von Danny Kaye ab. In dem Drama The Last Hurrah (Das letzte Hurra), bei dem John Ford Regie führte, trat er zusammen mit Spencer Tracy und John Carradine auf.
In den 1960er Jahren drehte Basil Rathbone unter anderem die Horrorfilme Tales of Terror (Der grauenvolle Mr. X), eine Edgar-Allan-Poe-Verfilmung mit Vincent Price und Peter Lorre unter der Regie von Roger Corman, sowie die Horrorkomödie The Comedy of Terrors (Ruhe Sanft GmbH) mit Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff.
Rathbone starb in New York an einem Herzinfarkt im Alter von 75 Jahren.
Filmografie (Auswahl)
Filme als Sherlock Holmes
- 1939: Der Hund von Baskerville (The Hound of the Baskervilles)
- 1939: Die Abenteuer des Sherlock Holmes (The Adventures of Sherlock Holmes)
- 1942: Die Stimme des Terrors (Sherlock Holmes and the Voice of Terror)
- 1942: Die Geheimwaffe (Sherlock Holmes and the Secret Weapon)
- 1943: Verhängnisvolle Reise (Sherlock Holmes in Washington)
- 1943: Das tödliche Ritual (Sherlock Holmes Faces Death) (Gespenster im Schloss)
- 1944: Das Spinnennest (The Spider Woman)
- 1944: Die Kralle (The Scarlet Claw)
- 1944: Die Perle der Borgia (The Pearl of Death)
- 1945: Das Haus des Schreckens (The House of Fear)
- 1945: Die Frau in Grün (The Woman in Green)
- 1945: Gefährliche Mission (Pursuit to Algiers)
- 1946: Juwelenraub (Terror by Night)
- 1946: Jagd auf Spieldosen (Dressed to Kill)
Weitere Filme
- 1929: The Last of Mrs. Cheyney
- 1935: David Copperfield
- 1935: Anna Karenina
- 1935: Unter Piratenflagge (Captain Blood)
- 1935: Flucht aus Paris (A Tale of Two Cities)
- 1936: Der Garten Allah (The Garden of Allah)
- 1937: Confession
- 1938: Wenn ich König wär (If I Were King)
- 1938: Die Abenteuer des Marco Polo (The Adventures of Marco Polo)
- 1938: Robin Hood, König der Vagabunden (The Adventures of Robin Hood)
- 1939: Frankensteins Sohn (Son of Frankenstein)
- 1939: Der Henker von London (Tower Of London)
- 1940: Im Zeichen des Zorro (The Mark of Zorro)
- 1943: Gefährliche Flitterwochen (Above Suspicion)
- 1944: Badende Venus (Bathing Beauty)
- 1944: Der Pirat und die Dame (Frenchman’s Creek)
- 1949: Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (The Adventures of Ichabod and Mr. Toad) Sprechrolle
- 1955: Wir sind keine Engel (We’re No Angels)
- 1955: Der Hofnarr (The Court Jester)
- 1958: Das letzte Hurra (The Last Hurrah)
- 1962: Pontius Pilatus – Statthalter des Grauens (Ponzio Pilato)
- 1962: Der grauenvolle Mr. X (Tales of Terror)
- 1963: Ruhe Sanft GmbH (The Comedy of Terrors)
- 1965: Voyage to the Prehistoric Planet
- 1986: Posthum Synchronsprecher des Sherlock Holmes in Basil, der große Mäusedetektiv
Autobiografie
- In and Out of Character. 278 S. Limelight Editions, New York 1997, ISBN 0-87910-119-9
Literatur (Auswahl)
- Rainer Dick: Basil Rathbone. Der aristokratische Bösewicht. In: Rainer Dick: Die Stars des Horrorfilms. Tilsner, München 1996, ISBN 3-910079-63-6, S. 129–137
- Michael B. Druxman: Basil Rathbone. His Life and His Films, New Jersey 1976
Weblinks
- Basil Rathbone in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Episodenführer der Sherlock Holmes Filme 1939–1946
- The Films of Basil Rathbone
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