- Unterstufenlehrer
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Der Unterstufenlehrer - im offiziellen Sprachgebrauch Lehrer für die unteren Klassen - war ein Lehrer, der in den Polytechnischen Oberschulen der DDR in den Klassenstufen 1 bis 4 unterrichtete.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung
Die Unterstufenlehrer wurden im Rahmen eines vierjährigen (ab 1982 fünfjährigen) Studiums ausgebildet, das in der DDR an einer Fachschule, dem Institut für Lehrerbildung, absolviert wurde. Institute für Lehrerbildung gab es in vielen Städten, beispielsweise in Berlin, Potsdam, Rostock und Radebeul. Für ein Studium an einem Institut für Lehrerbildung war der erfolgreiche Abschluss der Polytechnischen Oberschule Voraussetzung - das Ablegen des Abiturs oder eine vorhergehende Berufsausbildung waren nicht notwendig.
Ausbildungsinhalte
Jeder angehende Unterstufenlehrer erwarb im Rahmen der Ausbildung eine für die 1. bis 4. Klasse geltende Lehrberechtigung für die Fächer Deutsch und Mathematik. Neben diesen beiden Hauptfächern konnte ein Drittfach gewählt werden. Dieses Drittfach war dann entweder Schulgarten, Sport, Musik, Kunsterziehung oder Werken. Bei letztgenanntem Fach gab es die Besonderheit, dass hier eine Lehrberechtigung erteilt wurde, mit der man bis Klasse 6 unterrichten durfte, da das Fach Werken bis zur 6. Klasse gelehrt wurde.
Einen großen Teil der Ausbildung nahm die politische Schulung ein, die für einen „Pädagogen im sozialistischen Staat“ unerlässlich war. Die Ausbildung erfolgte im Rahmen des Lehrfaches „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“. Dieses Fach war die gesamten 4 bzw. 5 Ausbildungsjahre mit einer entsprechend hohen Stundenzahl Teil des Stundenplans der Lehrerstudenten.
Andere im Rahmen des Studiums gelehrten Fächer waren beispielsweise:
- Deutsche Sprache (beinhaltete das Fach Heimatkunde),
- Mathematik,
- Grundlagen der Pädagogik,
- Sprecherziehung,
- Didaktik,
- Methodik des Deutsch- bzw. Mathematikunterrichts,
- Methodik des jeweiligen Drittfachs,
- Gesundheitserziehung,
- Psychologie.
Praktika
Im Rahmen des Studiums mussten auch verschiedene Praktika absolviert werden. Hervorzuheben sind hier das kleine und das große Schulpraktikum. Letzteres bspw. fand zu Beginn des 8. Studiensemesters statt und dauerte von Schuljahresbeginn bis Weihnachten. Ab 1982 wurde dieses um ein Langzeitpraktikum im neunten und zehnten Semester erweitert, nachdem auch die Gesamtstudienzeit verlängert wurde.
Der Student wurde einer Schule zugeteilt, in der er das Praktikum zu absolvieren hatte. Ihm zur Seite stand ein Mentor der Schule - in den meisten Fällen sehr erfahrene Lehrer.
Auch von der Ausbildungsstätte wurde ein Mentor als Ansprechpartner benannt.
Besonderheit
In die Ausbildung zum Unterstufenlehrer war die „Befähigung zur außerunterrichtlichen Tätigkeit“ integriert. Dies bedeutete, dass der ausgebildete Unterstufenlehrer gleichzeitig als Erzieher im Schulhort arbeiten konnte.
Unterstufenlehrer die als Erzieher im Schulhort tätig waren, konnten neben ihrer Arbeit im Hort bis zu 6 Stunden wöchentlich unterrichten. Meist lehrten sie dann das Drittfach, zum Beispiel Musik oder Sport.
Historische Entwicklung
Bereits am 24. August 1949 beschloss der Parteivorstand der SED die sogenannten „Schulpolitischen Richtlinien für die neue demokratische Schule“. Danach sollten die Unterstufenlehrer für die Klasse 1-4 eine zweijährige Ausbildung an den so genannten Instituten für Lehrerbildung (IfL) erhalten. 1955 wurde diese Ausbildungsart auf 3 Jahr erweitert, und ab den 1970er Jahren sogar auf vier Jahre verlängert. Nach einem Beschluss des Politbüros der SED vom 18.März 1980 wurde die Ausbildungsdauer ab 1982 schrittweise auf fünf Jahre verlängert, wobei der größte Teil letzten Studienjahres einem sogenannten „großen Schulpraktikum“ vorbehalten blieb, und die künftigen Lehrer fast im gesamten Schuljahr in den Schulen eingesetzt waren.
Grundlage der Ausbildung war das „Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“ in der DDR, welches zuletzt 1965 geändert wurde.
Nach der Wende
Der Abschluss des Unterstufenlehrers wurde nur für die neuen Bundesländer anerkannt. Unterstufenlehrer mit DDR-Abschluss wurden zudem tariflich niedriger eingestuft, als Lehrer mit einem Grundschullehrer-Abschluss der alten Bundesländer. Zur Gleichstellung mussten Anpassungsseminare besucht werden.
Weblinks
- Bericht im MDR zum Gesetz in der DDR über die Ausbildung zum Unterstufenlehrer
- Uwe Sandfuchs: Schulpädagogik in der DDR und den neuen Bundesländern
siehe auch
Literatur
- Helmut Breuer, Maria Weuffen: Besondere Entwicklungsauffälligkeiten bei Fünf- bis Achtjährigen. Pädagogisch-psychologische Hinweise für Kindergärtnerinnen, Unterstufenlehrer und Horterzieher, Verlag Volk und Wissen Berlin 1988
- Adolf Kossakowski u.a.: Psychologische Hilfen für den Unterstufenlehrer, Verlag Volk und Wissen Berlin 1963
- Fernstudium der Lehrer - Unterstufe, Verlag Volk und Wissen Berlin 1960
- Nikolai Sawin: Pädagogik. Lehrbuch für Ausbildung von Unterstufenlehrern, Verlag Volk und Wissen Berlin 1976
Kategorie:- Bildung in der DDR
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