- Seifhennersdorf
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Wappen Deutschlandkarte 50.93333333333314.616666666667360Koordinaten: 50° 56′ N, 14° 37′ OBasisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Görlitz Höhe: 360 m ü. NN Fläche: 19,13 km² Einwohner: 4.182 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 219 Einwohner je km² Postleitzahl: 02782 Vorwahl: 03586 Kfz-Kennzeichen: GR Gemeindeschlüssel: 14 6 26 530 Adresse der
Stadtverwaltung:Rathausplatz 01
02782 SeifhennersdorfWebpräsenz: Bürgermeisterin: Karin Berndt (UBS) Lage der Stadt Seifhennersdorf im Landkreis Görlitz Seifhennersdorf (obersorbisch Wodowe Hendrichecy) ist eine sächsische Landstadt im Landkreis Görlitz. Sie liegt im Südosten von Sachsen in den Tälern der Mandau und des Leutersdorfer Wassers, direkt an der Grenze zu Tschechien.
Inhaltsverzeichnis
Ortslagen
Neben dem sich entlang der Mandau erstreckenden Niederhennersdorf sind die im Tale des Leutersdorfer Wassers gelegenen Ansiedlungen Seifen und Scheibe zu einem Ort zusammengewachsen, ebenso wie die unterhalb der Einmündung des Baches im Mandautal befindlichen Häuser der Läuterau. Unmittelbar an der böhmischen Grenze bei Varnsdorf (deutsch Warnsdorf) liegt die Ortslage Halbendorf.
Geschichte
Der Ort Seifhennersdorf entstand nach 1250 und wurde vermutlich von mainfränkischen Bauern als Waldhufendorf gegründet. Das Dorf, das im 14. Jahrhundert als „Henrych“, „Heinrichstorph“ bzw. „Henricivilla“ bezeichnet wurde, war Teil der Herrschaft Tollenstein. 1584 wurde das Niederdorf („Niederhennersdorf sammt den Seiffen“) durch den Stadtrat der Stadt Zittau für 16.000 Taler und 100 ungarische Gulden aufgekauft[2], während das Oberdorf („Oberhennersdorf“, heute Horní Jindřichov) im Besitz der Tollensteiner verblieb. Das reine Bauerndorf entwickelte sich zu einem Weberdorf. In der Umgebung entstanden seit dem 17. Jahrhundert kleinere Ansiedlungen böhmischer Exulanten. Zwischen 1780 und 1800 entstand der heutige Ortsname Seifhennersdorf. Im Nordosten des Ortes befand sich der „Große Teich“, in dem bis zu seinem Bruch im Jahr 1803 das Leutersdorfer Wasser gestaut wurde und der eine Fläche von 22,7 ha hatte.
Besonders ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die ortstypischen Umgebindehäuser gebaut, die heute zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Zwischen 1796 und 1798 entstand nach Plänen des Baumeisters Carl Christian Eschke an Stelle der alten Dorfkirche ein neuer Kirchenbau. Die im klassizistischen Stil errichtete Kreuzkirche bot 2.450 Menschen Platz, der Kirchensaal war mit drei umlaufenden Emporen umbaut.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden bekannte Webereien, die Konfektionsbetriebe und die „Große Schneiderei“, die Maschinenfabrik, die Holzschuh- und Pantoffelfabrik sowie andere Industriezweige. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden kleinere Braunkohlenlagerstätten erschlossen. Neben dem „Schwarzkohlenwerk am großen Teich“ befand sich in der Läuterau die „Einigkeitszeche“ und bei Halbendorf die „Heilige Dreifaltigkeit Zeche“, letztere beide wurde von den Kaufleuten Gebr. Wehnert aus Warnsdorf betrieben. Am Richterberg begann zum Ende des 19. Jahrhunderts der Abbau von Polierschiefer. 1874 erhielt Seifhennersdorf einen Eisenbahnanschluss. 1903 erfolgte die endgültige Einstellung des Kohlenabbaus.
Der Bau der genannten Fabriken, des Bahnhofs, des 190 m langen Viadukts, neuer Schulen und Straßen sowie des Gas- und Wasserwerks veränderte das Ortsbild nach 1870 merklich. Im Jahre 1900 existierten 78 Bauerngüter in Seifhennersdorf. 1925 wurde in Nachbarschaft der Kreuzkirche ein neues Rathaus errichtet. In der Nacht vom 22. zum 23. März 1935 brannte die Kreuzkirche aus. Der Wiederaufbau konnte bereits 1936 abgeschlossen werden. An Stelle der vernichteten Innenausstattung gestaltete Richard Schiffner aus Zittau das Kircheninnere neu. Während des Zweiten Weltkrieges blieb Seifhennersdorf weitgehend von Kampfhandlungen und damit einhergehenden Zerstörungen verschont. Zum Kriegsende am 8. Mai 1945 befanden sich die sowjetischen Streitkräfte im Neugersdorfer Wald und konnten somit am darauf folgenden Tag den Ort kampflos besetzen.
Im Jahr 1974 erhielt Seifhennersdorf das Stadtrecht. Am 30. August 2009 lehnten die Bewohner der Stadt die für 2011 vorgesehene Gründung einer Stadt Oberland als Zusammenschluss mit Neugersdorf und Ebersbach/Sa. mit einer Mehrheit von 65 % ab.
Ortsnamenformen
- Seifhennersdorf: 1352: Henrici villa apud Romberch, 1358: Heinrichstorf, 1384: Henricivilla prope Romberg, 1402: im Seiffen, in den Seyffen zu Heinrichsdorff, 1447: Heynerstorff am Seyffe, 1483: Hennersdorff im Seiffenn, 1584: Niederhennersdorf sammt den Seiffen, 1657: Hennersdorf in Seiffen, 1836: Seifhennersdorf
- Ortsteil Halbendorf: 1566: Klein Hennerßdorf, 1696: Halbendorf, 1719: das halbe Dorf, 1805: das Halbedorf, 1899: Halbendorf
Verwaltungszugehörigkeit
1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Großschönau, 1952: Landkreis Zittau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner[3] 1777 71 besessene Mann,
124 Gärtner,
309 Häusler,
5 Wüstungen1834 5107 1871 6309 1890 6998 1910 8116 1925 8143 1939 7850 1946 9181 1950 9508 1964 8670 1990 6874 2000 5241 2009 4300 Politik
Wappen
Der Adler links oben weist auf die ehemalige Zugehörigkeit Seifhennersdorf zu Zittau hin. Die Waage rechts oben steht als Symbol für die Gerechtigkeit. Die Spindel links unten bezeugt die ansässige Textilindustrie und die Eichenknüppel rechts unten erinnern an den ehemaligen böhmischen Grundherrn Hronovice. Das S im Zentrum steht für den Ortsnamen.
Partnergemeinden
- Świeradów-Zdrój, Polen
- Gaimersheim, Bayern
- Udvari, Ungarn
- Ünye, Türkei
Verkehr
Seifhennersdorf besitzt neben einem Haltepunkt an der Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau, welcher seit dem 12. Dezember 2010 von der Vogtlandbahn bedient wird, noch zwei Grenzübergänge zu den Nachbarstädten Rumburk (Rumburg) und Varnsdorf (Warnsdorf) in Tschechien. Des Weiteren bedient die KVG Dreiländereck die Stadt mit Busverbindungen nach Eibau, Neugersdorf, Zittau und Olbersdorf.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Auf dem 429 m hohen Burgsberg (Hrádek) direkt hinter der Landesgrenze in Warnsdorf errichtete der Architekt Möller 1904 ein luxuriöses Ausflugsrestaurant. Dieses markante Objekt auf dem Hausberg von Seifhennersdorf und Warnsdorf verfiel nach 1945 immer mehr. In den letzten Jahren erfolgte durch einen grenzüberschreitenden Förderverein eine Sanierung des zur Ruine verkommenen Bauwerkes, das bereits zu einem großen Teil in seiner alten Schönheit wieder hergestellt werden konnte.
Im Stadtgebiet befindet sich neben dem Kindererholungszentrum „KiEZ Querxenland“ das Wald- und Erlebnisbad „Silberteich“.
Museen
Das Karasek-Museum befindet sich neben dem Rathaus und ist bekannt für eine original eingerichtete Oberlausitzer Heimatstube sowie die Darstellung des Räuber- und Schmugglerunwesens am Ende des 18. Jahrhunderts mit besonderer Erwähnung des Räuberhauptmanns Johannes Karasek.
Das private Eisenbahnmuseum der Familie Frey auf der Arno-Förster-Straße wurde am 9. Juni 2001 eröffnet. Neben einer H0-Modellbahnanlage, die eine Fläche von 22 m² aufweist, umfasst die Ausstellung des Fleischermeisters Frey weitere Modelleisenbahnen sowie Blechspielzeug.
In der Ortslage Läuterau kann die Puppensammlung der Familie Büttrich besichtigt werden. Das Puppenmuseum beherbergt mit 1700 Exemplaren die größte Puppensammlung Sachsens. Auf einer Ausstellungsfläche von 90 m² sind Puppen, Teddys sowie 30 Puppenstuben zu sehen.
Gedenkstätten
Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1949 vor dem Rathaus erinnert an alle Opfer des Faschismus. Ein Gedenkstein direkt vor dem Rathaus erinnert an alle Opfer von Krieg und Gewalt. Zwei Gedenksteine in Seifhennersdorf, im Kindererholungszentrum und im Naturheilpark, erinnern an Ernst Thälmann.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Rudolph Berndt (1838–1919), Direktor der Technischen Staatslehranstalten Chemnitz, der Vorgängereinrichtung der TU Chemnitz
- Bernhard Neumann (1868–1953), Chemiker
- Bruno Paul (1874–1968), Architekt, Karikaturist im Simplicissimus, Jugendstilkünstler
- Alfred Schönberner (1882–1948), Kunst- und Heimatmaler
- Otto Jentsch (1898–1978), Ingenieur und von 1952 bis 1956 Rektor der Hochschule für Verkehrswesen Dresden
- Peter Mertens (* 1937), em. Professor für Wirtschaftsinformatik
- Rica Reinisch (* 1965), Schwimmerin, 1980 Olympiasiegerin in Moskau
Ehrenbürger
- 2000 Max-Heinz Farke (1913–2003), evangelischer Pfarrer
- 2001 Senol Yegin, türkischer Unternehmer, Firma SPEKON[4]
- 2008 Herbert Vogt, Maler
Siehe auch
- Frenzelsberg
- WOOLING.NET, Schüler- und Onlinemagazin aus Seifhennersdorf
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
- ↑ http://www.seifhennersdorf.de/stadtverwaltung_ortsgeschichte.php
- ↑ Seifhennersdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ Berliner Zeitung: Der Boss vom Bosporus, 30. Oktober 2001.
Weblinks
Commons: Seifhennersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStädte und Gemeinden im Landkreis GörlitzBad Muskau (Mužakow) | Beiersdorf | Bernstadt a. d. Eigen | Berthelsdorf | Bertsdorf-Hörnitz | Boxberg/O.L. (Hamor) | Dürrhennersdorf | Ebersbach-Neugersdorf | Eibau | Gablenz (Jabłońc) | Görlitz | Groß Düben (Dźěwin) | Großschönau | Großschweidnitz | Hähnichen | Hainewalde | Herrnhut | Hohendubrau (Wysoka Dubrawa) | Horka | Jonsdorf | Kodersdorf | Königshain | Krauschwitz (Krušwica) | Kreba-Neudorf (Chrjebja-Nowa Wjes) | Lawalde | Leutersdorf | Löbau | Markersdorf | Mittelherwigsdorf | Mücka (Mikow) | Neißeaue | Neusalza-Spremberg | Niedercunnersdorf | Niesky | Obercunnersdorf | Oderwitz | Olbersdorf | Oppach | Ostritz | Oybin | Quitzdorf am See | Reichenbach/O.L. | Rietschen (Rěčicy) | Rosenbach | Rothenburg/O.L. | Schleife (Slepo) | Schönau-Berzdorf a. d. Eigen | Schönbach | Schöpstal | Seifhennersdorf | Sohland am Rotstein | Trebendorf (Trjebin) | Vierkirchen | Waldhufen | Weißkeißel (Wuskidź) | Weißwasser/Oberlausitz (Běła Woda) | Zittau
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