Vaterland (Film)

Vaterland (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Vaterland
Originaltitel: Fatherland
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Länge: 106 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Christopher Menaul
Drehbuch: Stanley Weiser, Ron Hutchinson
Produktion: Frederick Muller, Ilene Kahn
Musik: Gary Chang
Kamera: Peter Sova
Schnitt: Tariq Anwar
Besetzung

Vaterland ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans des englischen Autors Robert Harris durch Christopher Menaul im Jahr 1994. Gedreht wurde der Film in Prag.

Der Film basiert auf dem kontrafaktischen Szenario, dass Hitler den Krieg gewonnen hat, und dass nur eine handvoll Menschen vom Holocaust wussten. Für Berlin wird in diesem Szenario angenommen, dass der Umbau in die Welthauptstadt Germania vollendet ist. Die verwendeten Kulissen entsprechen den Entwürfen Albert Speers.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ein junger Kadett der SS entdeckt in der Havel die nackte Leiche eines Mannes, die später als die des Parteifunktionärs Josef Bühler identifiziert wird.

Mit den Ermittlungen in diesem Fall wird zunächst der Kripo-Beamte SS-Sturmbannführer Xaver März betraut. Doch bald wird der Fall der Gestapo übergeben, da er die nationale Sicherheit tangiert. Offiziellen Angaben zufolge handelt es sich bei den Tätern um eine Gruppe von Kunstschmugglern, die Kontakte in die Schweiz haben.

Charlotte „Charlie“ Maguire, die zu den amerikanischen Journalisten gehört, die erstmals ins Reich dürfen, erhält von einem Unbekannten einen Umschlag gereicht. Dieser will, dass sie sich mit einem NS-Funktionär namens Stuckart in dessen Privatwohnung trifft. Als Charlie dort jedoch ankommt, findet sie den Mann tot im Bett mit einer Prostituierten auf.

Charlie wird von der SS aufs Revier gebracht, wo März sie verhört. März fährt mit Charlie zu der Wohnung des Toten, wo sie von der Gestapo überrascht werden, die März jedoch ruhighalten kann.

März trifft sich erneut mit Charlie, die ihm von dem Mann erzählt, der ihr den Umschlag gegeben hat. Darin befand sich nur ein großes Foto mit einigen Personen darauf.

Auf dem Foto erkennen die beiden ein Gebäude, das noch immer steht und nun eine Blindenanstalt für Soldaten aus dem Russlandfeldzug ist. Der Leiter der Anstalt erzählt ihnen, dass während des Krieges Heydrich das Gebäude für eine Konferenz benutze, die jedoch strengster Geheimhaltung unterliegt.

März, der eine alte Bekannte im Reichsarchiv der Partei hat, lässt sich dort die Unterlagen geben und stellt fest, dass alle Teilnehmer der Konferenz inzwischen ermordet wurden – mit Ausnahme von Franz Luther.

März bittet Charlie nach dem Besuch im Archiv, das Reich schnellstmöglich zu verlassen – zu ihrer eigenen Sicherheit.

Kurz vor der Abreise erhält Charlie jedoch im Hotel einen Strauß Rosen mit einer Karte, der für sie abgegeben wurde. Auf der Karte bittet sie Franz Luther, sich mit ihm zu einer bestimmten Uhrzeit am Humboldt-Bahnhof in einem Zug zu treffen.

Luther erzählt ihr in der S-Bahn, dass er zahlreiche Dokumente besitzt, die das größte Geheimnis des Krieges enthalten und dass alle, die in dieses Geheimnis eingeweiht waren, heimlich von der Gestapo ermordet wurden – und er der einzige noch Lebende dieses Kreises ist. Er bittet Charlie um ihre Hilfe bei der Flucht in die USA und übergibt ihr einen Umschlag, in dem alles Nötige für die Ausreisepapiere enthalten ist.

Als sie an der nächsten Station jedoch aussteigen, werden sie von der SS überrascht, die nun Luther durch den Bahnhof jagen. Als Luther in die Enge getrieben wird, zieht er eine Pistole und feuert, wird jedoch schnell von einer Kugel getroffen und stirbt.

März bringt Charlie zum Auto und will sie zum Flughafen bringen, doch diese will der Sache weiter nachgehen. März erpresst seinen Kollegen Günther (nicht Max Jäger) mit dessen Vorliebe für kinderpornographisches Material, um an die Akten über Luther aus dem Archiv zu gelangen.

Die von Luther erhaltenen Dokumente führen Charlie zu Frau von Hagen, der Geliebten Luthers, mit der Luther zusammen fliehen wollte. Indem sie behauptet, in Luthers Auftrag zu kommen, gelingt es Charlie, Beweismaterial von Frau von Hagen zu erhalten. Von ihr erfährt Charlie auch endlich das Geheimnis, das Luther ihr nicht mehr verraten konnte: Während des Krieges wurden in einer geplanten Aktion über sechs Millionen Juden ermordet.

Im Park sehen März und Charlie gemeinsam die Beweismittel durch und März, der im Krieg auf einem U-Boot stationiert war, wird mit der grausamen Wahrheit konfrontiert, sein ganzes Leben lang Verbrechern gedient zu haben. Er bittet Charlie, dem in Berlin eintreffenden Präsidenten Joseph P. Kennedy die Akten zu übergeben, und sich nach der Übergabe wieder mit ihm im Park zu treffen. März lockt mit einem Telefonanruf seine Frau aus deren Wohnung, damit er allein mit seinem Sohn sprechen kann. Er will seinen Sohn mit in die Vereinigten Staaten nehmen, doch dieser benachrichtigt heimlich die Gestapo. März kann nach deren Erscheinen schwer verletzt entkommen und versucht, mit einem gefundenen Fahrrad zum Treffpunkt zu kommen.

Charlie zeigt dem amerikanischen Botschafter die Dokumente, und es gelingt den beiden, den Konvoi von Kennedy anzuhalten und dem Präsidenten die Unterlagen persönlich zu geben. Entsetzt von deren Inhalt bricht der Präsident seinen Besuch sofort ab.

März kann sich mit Mühe und Not zu einer Telefonzelle schleppen und ein letztes Gespräch mit seinem Sohn führen, der nun die Wahrheit erkennt.

März stirbt kurz danach an seinen Verletzungen und Charlie wird im Park von der Gestapo verhaftet.

Im Schlusswort des Filmes erfährt man, dass Hitlers „Germanien“ ohne die Allianz mit Amerika schließlich zusammenbrach.

Bemerkungen

  • Einige Bilder aus dem in schwarz-weiß gedrehten Vorspann sind direkt aus dem Film übernommen, so wie z. B. die Szene, in der der Reisebus durch den Triumphbogen fährt oder in derjenigen, in der Luthers Frau von der Gestapo „abgeholt“ wird.
  • Der Film besticht durch eine für US-Produktionen große Detailfülle. So ist z. B. ein Türgriff in den Gebäuden auch wirklich als Türklinke und nicht etwa als Türknauf, wie er für gewöhnlich in den USA vorkommt, erkennbar.
  • Im Film tauchen häufig Plakate auf, auf denen Greater Germania („Großgermanien“) steht. Weshalb diese Plakate auf englisch sind, ist nicht bekannt. Des Weiteren wurde das Wort „bessere“ auf einem der auf deutsch verfassten Plakate fälschlicherweise mit Doppel-ß anstatt Doppel-s geschrieben.
  • An einer Stelle im Film läuft März an einem Plakat vorbei, auf dem die Beatles abgebildet sind. Die Existenz der Band wird im Roman nur angedeutet.
  • Charlie Maguire fährt zu einem Treffen in einem Taxi, dieses Taxi ist laut Typenkennzeichen ein „Wartburg“. Die Männer der Gestapo fahren ebenfalls Wartburg 311. Zudem ist das ostdeutsche Automobil IFA F9 öfters im Film zu sehen.
  • Für das Jahr 1964, in dem der Film spielt, sind einige Fahrzeuge, wie z. B. der Mercedes-Bus zu modern. Dieses Modell gab es erst in den 1970er Jahren und wurde z. B. durch die Fußball-WM 1974 bekannt.
  • In den Schlussszenen sieht man Hitlers Auto, einen Rolls Royce, welcher jedoch ein Mercedes-Benz-Logo trägt.
  • Statt des möglichen Drehs in einem Berliner S-Bahnwagen wurde ein tschechischer Dieseltriebwagen der Baureihe M 240 verwendet.
  • Eine S-Bahnfahrt von Humboldthain nach Gesundbrunnen führt statt durch städtisches Siedlungsgebiet durch eine typische Mittelgebirgslandschaft und dauert von der Fahrzeit deutlich länger als in der Realität.

Unterschiede zum Roman

Der Film weicht an sehr vielen Stellen von der Romanverlage ab.

  • Im Film war der Krieg gegen die Westmächte 1945 zu Ende und nicht wie im Buch 1946.
  • Das Deutsche Reich heißt im Film jetzt „Germanien“.
  • Im Buch heißt es, dass ein Kalter Krieg zwischen Deutschland und den USA herrscht, da die Amerikaner die Atombombe und die Deutschen die neuartige „V-3“-Interkontinentalrakete haben. Im Film erfährt man, dass die Deutschen jedoch ebenfalls eine Atombombe haben, mit der sie London bedrohten.
  • Charlie Maguire ist im Film gerade erst in Germanien angekommen, im Buch jedoch ist sie schon deutlich länger dort.
  • Der Wannsee-Teilnehmer Martin Luther heißt im Film Franz Luther, wegen der Namensgleichheit mit dem Reformator Martin Luther, die man hier vermeiden wollte.
  • Während im Buch Charlie die Unterlagen wohl in die USA schaffen und der Presse zuspielen kann, kommt es im Film zu einem indirekten Treffen mit Kennedy und anschließender Übergabe.
  • Xaver März stirbt im Film an seinen Verletzungen, während der Roman ein offenes Ende hat.
  • Ebenso fehlt, dass Jäger ihn verraten hatte.

Auszeichnungen

Weblinks


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