- Verbindung Rupertia
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Die Verbindung Rupertia ist eine nichtschlagende, nichtfarbentragende Studentenverbindung ohne Dachverband an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und umliegenden Hochschulen. Die Verbindung wurde am 23. Mai 1873 als Corona Francofurtensis gegründet und 1876 in Rupertia umbenannt. Die Mitglieder der Rupertia setzen sich aus Studenten verschiedener Nationalitäten, Glaubensrichtungen und Eigenheiten zusammen. Ihr Wahlspruch ist „Nec Aspera Terrent!“, was sich frei mit „Scheut keine Mühen!“ übersetzen lässt.
Inhaltsverzeichnis
Die Anfänge der Verbindung
Die Geschichte der Rupertia beginnt im Sommersemester 1872, als sich zwölf Studenten aus Frankfurt am Main (darunter neun Juden) an der Universität Heidelberg regelmäßig im Restaurant „Schwarzes Schiff“ in Heidelberg-Neuenheim trafen. Bereits im Mai 1873 beschloss diese Gruppe sich mit Statuten einen offizielleren Rahmen zu geben: Am 23. Mai 1873 wurde die Corona Francofurtensis mit den Farben Rot-Weiß-Rot (den Farben der Stadt Frankfurt a.M.) gegründet. Die Corona Francofurtensis beschloss sofort, ihre Farben in der Öffentlichkeit nicht zu tragen und somit eine sogenannte „schwarze Verbindung“ zu sein. Auch stellte die Corona keine besonderen Aufnahmebedingungen auf, wie es manche andere Studentenverbindungen tun (wie Religion, landsmännische Herkunft, politische Einstellung, etc) - sie machte „persönliche Freiheit“ und „lebenslange Freundschaft“ zu den einzigen Leitmotiven der Zugehörigkeit zur Verbindung.
So wurden die Gründungsideale von den neun jüdischen Gründern mit folgenden Worten beschrieben:
- „Wir haben die Verbindung behufs Ermöglichung eines engeren freundschaftlichen Verkehrs unter Gleichstehenden und zur Betätigung aller derjenigen idealen Gesinnungen und Ziele gegründet, welche uns über das Zufällige im Menschen: Geburt, Stand, Herkunft, Nationalität und Konfession hoch erheben müssen und sollen.“
Von der Corona Francofurtensis zur Rupertia
Die Corona Francofurtensis genoss nach ihrer Gründung einen starken Zulauf und zwar nicht nur von weiteren Frankfurtern sondern aus allen Teilen des deutschen Reiches und des Auslands. Durch den regen Zulauf reichten die Räumlichkeiten im „Schwarzen Schiff“ bald nicht mehr aus, so dass die regelmäßigen Treffen fortan im Restaurant „Bremeneck“ (dem späteren Verbindungshaus der Landsmannschaft Teutonia) abgehalten wurden. Schon 1876, also drei Jahre nach der Gründung, zählte die Corona 23 Alte Herren, weswegen die Bezeichnung „Francofurtensis“ aufgrund der Mehrheit von Nicht-Frankfurtern nicht mehr passend erschien und sich die Verbindung am 23. Januar 1876 in Rupertia umbenannte. Die Wahl des Namens geht auf den damals jüngsten Fuxen Michael Martin Lienau, der den erfolgreichen Vorschlag machte, die Verbindung nach dem Pfalzgrafen Ruprecht I. (Begründer der Universität Heidelberg) zu benennen. Die Verbindung Rupertia wurde 1878 durch den Senat der Universität Heidelberg anerkannt.
Im Jahr 1884 beschloss der BC der Rupertia, dass die Mitglieder ab sofort unbedingt satisfaktionsgebend seien. Damit wurde das „Schlagen“ offiziell in der Rupertia eingeführt, wobei es keine Pflichtmensuren gab.
Aufstieg der Rupertia
Die Verbindung Rupertia genoss rasch großes Ansehen in der Öffentlichkeit, was u.a. daran zu erkennen war, dass sich auch Größen der Lokalpolitik wie z.B. die Prinzen Maximilian und Ludwig von Baden (jeweils Conkneipanten 1887) anschlossen. Vor allem die Söhne reicher badischer Familien stießen zur Rupertia.
Wie zuvor das „Schwarze Schiff“ so konnte auch das „Bremeneck“ der stark wachsenden Verbindung bald nicht mehr genügend Raum bieten. Aus diesem Grund entschloss sich die Rupertia 1894 zu einem Hausbau am Schlossberg, welcher 1896 abgeschlossen wurde. Dieser Hausbau war nur durch die großzügigen Spenden einiger Alter Herren bzw. ihrer Väter möglich.
Die Rupertia während der Weltkriege
Während des Ersten Weltkriegs mussten 34 Verbindungsbrüder ihr Leben lassen und das Verbindungsleben kam fast vollständig zum Erliegen. Nachdem 1919 der Verbindungs- und Studienbetrieb wieder aufgenommen wurde, beteiligte sich die Rupertia an der Gründung des „Heidelberger Verbandes Schwarzer Schlagender Verbindungen“ (HVSSV) und nannte sich nun „Schwarzes Corps Rupertia“. Im selben Jahr gründete die Rupertia zusammen mit anderen Verbindungen den Miltenberger Ring.
Im Jahr 1935 wurde die Aktivitas und formell auch die Rupertia im Zuge der Gleichschaltung der Studentenverbindungen im Dritten Reich aufgelöst, lediglich die Vereinigung Alter Ruperten e.V. durfte bestehen bleiben. 1937 erfolgte eine „Fortsetzung“ der Rupertia in Form der Kameradschaft General v. Schlieffen, die bis zur Proklamation des „Totalen Krieges“ 1943 auf dem Haus den gewohnten Fechtbetrieb und ausgedehntes studentisches Treiben fortführte. 1945 wurde die Kameradschaft General v. Schlieffen schließlich auch formell aufgelöst.
Neugründung der Rupertia
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Verbindungshaus von amerikanischen Truppen beschlagnahmt, wodurch zahlreiches Inventar abhanden kam. Nach dem Abzug der Amerikaner erhielt die Vereinigung Alter Ruperten e.V. das Haus zurück. Zwischen 1947 und 1949 nutzten zwei studentische Gruppierungen auf Einladung der Altherrenschaft die Räumlichkeiten der Rupertia für ihre Treffen: Die Alpach-Gruppe (der spätere Heidelberger Kreis) und Lykeion. 1949 trat die Altherrenschaft an die Lykeion-Gruppe mit der Anfrage heran, ob diese nicht als neue Aktivitas in die Rupertia eintreten möge. Lykeion nahm an, setzte aber seinerseits einige Bedingungen durch, was u.a. zum offiziellen Aufgeben des studentischen Fechtens führte (1953). Die Rupertia wurde in ihrer heutigen Form 1963 zusammen mit allen anderen Heidelberger Studentenverbindungen von der Universität Heidelberg anerkannt. 1995 trat die Rupertia aus dem Miltenberger Ring aus und ist seitdem ohne Dachverband.
Bekannte Mitglieder
- Carl Heinrich Becker, Preußischer Kultusminister
- Prinz Maximilian von Baden
- Prinz Ludwig von Baden
- Alfred Hoche, Forensischer Psychiater
- Wolfgang Stresemann, Jurist, Buchautor, Orchesterintendant, Dirigent und Komponist
- Theodor Lewald, Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1936
- Ernst Eisenlohr, Gesandter
- Hermann Fecht, badischer Justizminister
- Oskar Hammelsbeck, 1. Rektor der PH Wuppertal
- Karl Helm, Professor der germanischen Philologie
- Dagobert Moericke, Senatspräsident am BGH
- Hermann Meinhard Poppen, Universitätsmusikdirektor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Ernst Rodenwaldt, Professor der Hygiene
- Harald Sioli, Begründer der Tropenökologie
- Aladar Skita, Professor für organische Chemie
- Friedrich II. (Baden, Großherzog), letzter Großherzog von Baden
- Felix Auerbach, Physikprofessor
- Julius von Waldthausen, Diplomat
- Hans-Otto de Boor, Professor der Rechtswissenschaften
- Eduard Dingeldey, deutscher Politiker
- Anton Dilger, Mediziner
- Hermann Holthusen, Medizinprofessor
- Otto Leers, Minister für Kultus und Unterricht, Baden
Weblinks
Literatur
- Gerhart Berger, Detlev Aurand: Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola, Heidelberger VA, Heidelberg 1986, ISBN 3-920431-63-4
Kategorien:- Schwarze Verbindung
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