Karl Helm

Karl Helm

Karl Hermann Georg Helm (* 19. Mai 1871 in Karlsruhe; † 9. September 1960 in Marburg) war ein deutscher germanistischer und skandinavistischer Mediävist und Religionswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Helm studierte deutsche Philologie und Geschichte in Heidelberg, Freiburg im Breisgau bei Hermann Paul, und in Leipzig. In Heidelberg promovierte bei Wilhelm Braune 1895 mit einer Arbeit zur Rhythmik kurzer Reimpaare des 16. Jahrhunderts. 1899 habilitierte er an der Universität Gießen bei Otto Behaghel mit einer Arbeit über die Literatur der Deutschen Ordensritter und erhielt dort 1904 eine außerordentliche Professur. Zur Universität Würzburg wechselte er 1919 und folgend 1920 an die Johann Wolfgang Goethe-Universität um 1921 dann an der Philipps-Universität Marburg die vakante Stelle als Ordinarius für Altgermanistik anzutreten. Dort hielt Helm auch nach seiner Emeritierung 1936 bis 1958 Vorlesungen.

Zeitlebens gehörte Helm politisch national-konservativen Kreisen an. 1919 war er kurzfristig für zwei Monate Mitglied in der Demokratischen Partei. Später wendete er sich der Deutschnationalen Volkspartei zu, wurde dort jedoch nie Mitglied. Politisch trat er an die Öffentlichkeit durch einige Erklärungen von Hochschullehrern zu unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Umständen von der Kaiserzeit bis hin zur nationalsozialistischen Diktatur. 1915 unterzeichnete er die sogenannte Seeberg-Adresse. 1919 erfolgte zu den Friedensverhandlungen von Versailles eine neben Helm von weiteren Akademikern unterzeichnete Erklärung. In den mittzwanziger Jahren folgte eine Erklärung zu schulgesetzlichen Belangen. 1932 unterzeichnete Helm einen Wahlaufruf von Hochschullehrern zugunsten von Franz von Papen. Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten gehörte er als Dekan der Philosophischen Fakultät in Marburg im November 1933 mit zu den 1000 Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Helm war seit 1933 Mitglied der örtlichen Unterorganisation der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde in Marburg, jedoch nie Mitglied in der NSDAP.[1]

Als Lehrer waren Helms Schwerpunkte pauschal die deutsche Literatur von den frühen Anfängen bis zum 16. Jahrhundert. Innerhalb dieser besonders die mittelhochdeutsche, höfische Dichtungen Walther von der Vogelweides und Wolfram von Eschenbach, Epik und Drama der althoch,- und mittelhochdeutschen Phase. Im sprachwissenschaftlichen Bereich lehrte er neben der althochdeutschen und mittelhochdeutschen Grammatik die altnordische, beziehungsweise altisländische und besonders die gotische Grammatik. Zu den Literar- und sprachwissenschaftlichen Lesungen kam der Schwerpunkt der Germanischen Religionsgeschichte und Altertumskunde.

Wilhelm Braune war für Karl Helm neben Otto Behagel die wesentliche wissenschaftliche Orientierungspersönlichkeit, so dass er auch dessen Hochschulpädagogischen Standardwerken zur Althochdeutschen Grammatik, des Althochdeutschen Lesebuch und zur Gotischen Grammatik in Braunes Nachfolge editierte und fortführte.

Helms Forschungen erstreckten sich über die Alt- und Mittelhochdeutsche Sprache und Literatur zur Volkskunde und der germanischen Religionsgeschichte und damit verbundenen Altertumskunde sowie über die klassische Philologie. Die Forschung zur Volkskunde führte 1901 Helm zur Mitbegründung der „Hessischen Vereinigung für Volkskunde“, sowie zu Beiträgen im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens neben denen zum Vereinsorgan. Den zeitbedingten germanentümmelden pseudowissenschaftlichen Werken mit später NS-Ideologischen Hintergründen, auch fachgelehrten Publikationen, stand Helm skeptisch gegenüber, und beharrte auf eine differenzierte an den Quellen orientierte methodische Arbeitsweise, beziehungsweise deren Auswertungen.[2]

Bei seinen Forschungen zur Germanischen Religionsgeschichte versuchte er die Entwicklungen von der frühesten Zeit her mit allen Unterschieden der germanischen Stämme und Überschichtungen bis zu deren Nachwirkungen im angenommenen Christentum herauszuarbeiten. Die germanische Frühzeit konnte er auf Grundlage der Allgemeinen Religionswissenschaft anhand von archäologischen Funden referieren, eine Gesamtdarstellung einschließlich der nordgermanischen Verhältnisse gelang ihm aufgrund seines hohen Alters jedoch nicht mehr (Nachwort Altgermanische Religionsgeschichte, Bd. 2, Teil 2). Helms Altgermanische Religionsgeschichte gilt neben der vom Niederländer Jan de Vries noch immer als Standardwerk in der Fachliteratur.

Bedeutende hochschulische Schüler Helms waren Ernst Albrecht Ebbinghaus der ihn in dessen Herausgeberschaft von Braunes Lehrbüchern nachfolgte. Karl Bischoff, Hans Kuhn, Nechama Leibowitz, Eduard Neumann und Jost Trier.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wengel: S. 714.
  2. Maier: S. 339.

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