Volkspark Mariendorf

Volkspark Mariendorf
Der Blümelteich im Volkspark Mariendorf

Der Volkspark Mariendorf ist ein Gartendenkmal und liegt im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Mariendorf und wurde mit Unterbrechungen zwischen 1923 und 1931 erbaut. Es gibt dort einen kleinen Berg („Rodelberg“ genannt) und neben dem an drei Seiten eingefassten Blümelteich noch drei weitgehend naturbelassene und umpflanzte Teiche (Dillgesteich, Kleiner Teich und Eckernpfuhl)[1].
Weiterhin gibt es einen Rosengarten und das sogenannte „Volksparkstadion Berlin“ (Zuschauerkazapität rund 10.000, fertiggestellt 1935), das siebtgrößte Stadion Berlins. Dort spielt eine Fußballmannschaft aus der 6. Liga, der Mariendorfer SV 06. Des Weiteren gibt es ein Hockeygelände.

Inhaltsverzeichnis

Nutzung

Seit 1984 findet jährlich zu Himmelfahrt der vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg veranstaltete „Internationale Kulturlustgarten“ für vier Tage mit zahlreichen Kulturveranstaltungen und Attraktionen statt. Im Jahr 2007 wurde erstmalig für die – nun mit einem Zaun gesicherte – Veranstaltung ein Eintritt von einem Euro erhoben. Der Kulturlustgarten hat eine eigene Fanpage.

Vom 15. bis 17. Juni 2007 fand außerdem im Volksparkstadion ein Spielfest für Kinder und der „Rocktreff“, das größte Amateurbandfestival in Berlin mit über 20 Bands und Lichtshow statt.

Des Weiteren ist hier der Mariendorfer Hockey-Club 1931 e. V. beheimatet. Der Kunstrasen-Hockeyplatz liegt direkt neben den Fußballplätzen, die 2006 und 2007 von Asche auf Kunstrasen umgerüstet wurden.

Geschichte

Der Volkspark bildet heute die größte zusammenhängende Grünfläche Mariendorfs und ist als geordneter Naturpark angelegt. Im ersten Bebauungsplan von 1906 war von einem Park allerdings noch gar keine Rede. Das Gebiet sollte durch Straßen erschlossen und anschließend bebaut werden.

Bereits ein Jahr später wurde vom Gemeindevorsteher Wilhelm Hugo Westphal vorgeschlagen, einen Gemeindepark zu realisieren. Ab 1908 werden die ersten Grundstücke aufgekauft, 1909 nimmt die Gemeinde eine Anleihe auf für den Grunderwerb und erwirbt die Teiche des Gasthofbesitzers Georg Freiberg. Die ersten Entwürfe für einen Park werden 1912-1914 entwickelt in der Amtszeit des Bürgermeisters Karl Prühß,[2] der Erste Weltkrieg stoppte jedoch die Umsetzung. Auch eine Bürgerinitiative aus Mariendorfer Grundbesitzern zeigte kein Interesse am Grün, sie favorisierten die Besiedlung des Terrains.

Allerdings wurde das Gelände durchaus zur Freizeiterholung genutzt. Das belegen alte Ansichtskarten, die zum Beispiel Cafe, Restaurant und sogar eine Ruderbootstation am Blümelteich zeigen. Auch ein 60 Meter hoher Rodelberg war bereits vorhanden. Er war in den Jahren 1927–1929 im Rahmen eines Notstandsprogramms durch Ablagerung von Hausmüll und Aushub vom Straßen- und U-Bahn-Bau entstanden und dann von 1952 bis 1954 durch Trümmer und Schutt um zehn Meter erhöht worden.

Gedenkstein für Friedrich Küter im Volkspark am Eckernpfuhl

Erst einige Jahre nach Kriegsende stand der Volkspark wieder auf der politischen Tagesordnung. Insbesondere der Tempelhofer Stadtrat Friedrich Küter forcierte 1922 die Planungen, der Berliner Magistrat bewilligte in diesem Jahr das erforderliche Geld zum Bau des Volks- und Sportparks. Der erste Spatenstich erfolgte am 12. Juni 1923, die Arbeiten werden (mit Unterbrechungen aus Geldmangel) als Notstandsprogramm durchgeführt. Allerdings war man sich uneinig über die Park-Gestaltung, so stießen die geplanten künstlichen Begradigungen der Teiche auf Widerstand. Auch die statt des Blümelteichs vorgesehene Badeanstalt empfand mancher Kritiker als Fremdkörper in einem Park.

Nachdem sich die Tempelhofer Bezirksversammlung im Januar 1928 für natürliche Uferlinien und den Bau des Schwimmbades (heute Sommerbad Mariendorf) am Ostrand des Parks hinter dem Sportstadion ausgesprochen hatte, begann die konkrete Verwirklichung. Erwin Barth fertigt in diesem Jahr einen Teilplan zur Erhaltung der eiszeitlichen Seerinnen an und Rudolf Fischer legt 1929 den neuen Plan auf Grundlage des Beschlusses der BVV Tempelhof und Barths Planung vor.

Am 29. Juni 1931 wurde der Volkspark durch das symbolische Anstellen eines Springbrunnens offiziell eingeweiht. Allerdings fehlten damals noch die Sportanlagen.

1931 wird auch die Rodelbahn erhöht und verlängert mit der gestalterischen Idee, ein deutsches Mittelgebirge nachzuahmen. Als Baumaterial wird der entnommene Schlamm aus dem Blümelteich verwendet. 1933 bis 1934 werden die Rosen- und Staudengärten angelegt und am Rodelberg 120.000 Stauden angepflanzt. 1935 wurde die sogenannte „Kampfbahn“, das jetzige „Volksparkstadion“ ohne überdachte Tribüne, fertiggestellt und die Sonnenuhr im Achsenkreuz der Anlage aufgestellt.

1938 wurde ein Teil des Blümelteichs als erste Berliner Strecke für Modellsegelboote freigegeben. In späteren Jahren sorgte die Aufrüstung der Boote mit knatternden Benzinmotoren allerdings für heftigen und jahrelangen Streit mit den Anwohnern. Seit 1974 geht es wesentlich ruhiger zu, da das Bezirksamt die Ruhestörung verbat und die Modellbahner ihre Wasserfahrzeuge auf Elektromotoren umstellten.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg dringend notwendige Sanierung des Parks wurde in den 1950er-Jahren durchgeführt. In dieser Zeit entstand auch das Sommerbad Mariendorf. Später wurde noch das „Volksparkstadion“ mit einer überdachten Tribüne versehen, sodass von den 10.000 Plätzen immerhin 2.000 vor den Unannehmlichkeiten des Wetters geschützt sind. Zusätzlich sorgen zwei Kunstrasenplätze mit Flutlichtanlage und ein Hockeyplatz an den Wochenenden für sportliche Betätigung und Unterhaltung.

Ein Gedenkstein für den Initiator des Volksparks, Friedrich Küter, befindet sich seit 1951 am Eckernpfuhl.

Im Juni 1999 wurde eine neue Sonnenuhr im Volkspark Mariendorf aufgestellt. Sie wurde dem Bezirk Tempelhof vom Landesdenkmalamt geschenkt und bildet eine Sonnenuhr nach, die am gleichen Platz in den 1930er-Jahren aufgebaut worden war und in den 1980er-Jahren abhanden gekommen, wahrscheinlich gestohlen worden ist. Sie ist installiert auf einer Steinsäule und in vielen Aspekten ähnlich der Sonnenuhr am Volkspark Wilmersdorf.[3]

Weil es auf der Rodelbahn an der Steilkurve zu tödlichen Unfällen kam („Mariendorfer Todesbahn“), wurde der Startpunkt der Rodelbahn Ende der 1980er-Jahre einige Meter nach unten verlegt.

Der Volkspark wird heute von verschiedenen Personengruppen besucht: Eltern mit ihren Kindern nutzen die Spielplätze. Die restlichen Flächen teilen sich Spaziergänger, Jogger, Sonnenanbeter, Sportinteressierte und Modellbootbauer.

Seit einigen Jahren wird jährlich im Mariendorfer Volkspark der sogenannte „Rocktreff“ veranstaltet, der vom 24. bis 26. Juni 2011 zum 28. Mal stattfinden wird.

Ebenso findet alljährlich der bei vielen Berlinern beliebte Kulturlustgarten statt. Seit wenigen Jahren ist diese Veranstaltung jedoch umzäunt und kostet – im Gegensatz zu früher – einen Euro Eintritt. Das bewegt einige frühere Besucher dazu, das Fest nicht mehr zu besuchen; Sicherheitskontrollen und die Abnahme von selbst mitgebrachten Getränken sind gerade für Familien und Jugendliche nicht „tragbar“.

Im Herbst 2009 erhielt der Volkspark größere mediale Aufmerksamkeit, als weiterhin unbekannte Tierquäler im Blümelteich einen Schwan[4] und mehrere Enten[5] durch Blasrohrpfeile töteten bzw. schwer verletzten.

Bildhauerwerke im Park

  • Noch aus den Jahren 1926–1928 stammt die Skulptur Kinderbrunnen von Waldemar Berger, die im Jahr 1983 saniert worden ist.[6] Ihr Standort ist an der Ecke Sumpfgarten und Lindenplatz.
  • Im Staudengarten befinden sich nord- und südwestlich die Kinder- und Tierplastiken Knabe mit dem Ziegenbock und Mädchen mit Schaf, daneben östlich als Pendant das Mädchen mit Reh und der Okarina spielende Knabe mit Hund. Anstelle der 1933–1936 von Friedrich Zuchantke geschaffenen und zerstörten bzw. verschwundenen Originale befinden seit 2001 nur noch Kopien aus Betonguss vor Ort.
  • Markant ist die von Demetros Anastasatos geschaffene Bronzeskulptur Reiher aus dem Jahr 1961, die in der Teichanlage am Eingang Mariendorfer Damm 165 aufgestellt ist.[7]
  • Von Hans Bautz aus dem Jahr 1966 stammt die aus Muschelkalkstein geformte, ungefähr 110 cm hohe Spielplastik Bär, die sich auf dem nordwestlich an der Prühßstraße gelegenen Kinderspielplatz befindet.[8]
  • Am Eingang Mariendorfer Damm auf der Mittelachse steht seit 1985 das Edelstahl-Werk Gespaltenes Dreieck[9] von Volkmar Haase.
  • Am Eingang Rixdorfer Straße Ecke Alt-Mariendorf steht die Manfred Hodapp entworfene dreiteilige Skulptur Gruppe 84[10] aus dem Jahr 1985 sowie die von Dietrich Arlt-Aeras aus dem Jahr 1984/1985 stammende Skulptur Großes Idol[11] und Trilogie[12] von Miguel Esteban Cano.


Fotos der Skulpturen im Web[13]
Kinderbrunnen Reiher Bär, Spielplastik Gespaltenes Dreieck Gruppe 84 Großes Idol Trilogie


Daten zum Volkspark Mariendorf

  • Größe: ca. 13 Hektar
  • Freizeitangebote: Liegewiese, Sport-und Festwiese, Sommerbad
  • Spielplätze: Neben Stadion, Mariendorfer Damm, Britzer Straße
  • Entstehungszeit: 1923–1931
  • Initiator: Bezirksstadtrat Friedrich Küter
  • Gartenarchitekten: Rudolf Fischer, Erwin Barth
  • Verkehrsverbindungen: U6: Alt-Mariendorf, Westphalweg, Bus: M77, 277, 181, 282, M76, 179, X76

Literatur

  • Trümmer, Bahnen und Bezirke (Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim), Eigenverlag 2002, ISBN 3-00-009839-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verordnung zum Schutz der Naturdenkmale
  2. Kommunalpolitiker, Bürgermeister von Mariendorf
  3. Jens Dengler: Sonnenuhren im Südosten Berlins. (Mit je einem Foto sowohl der alten als auch der neuen Sonnenuhr.). In: jd – Jens Denglers Homepage: „Sonnenuhren in Berlin und Umgebung“. Abgerufen am 9. März 2008.
  4. Gequälter Schwan tot B.Z. 30. September 2009
  5. Kopfschuss: Wer stoppt die Tierquäler? B.Z. 13. November 2009
  6. Marc Wellmann, Thomas Günther: Kinderbrunnen, 1926–1928. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.
  7. Marc Wellmann, Thomas Günther: Reiher, 1961. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.
  8. Marc Wellmann, Thomas Günther: Bär, Spielplastik, 1966. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.
  9. Marc Wellmann, Thomas Günther: Gespaltenes Dreieck 1972. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 28. Mai 2010.
  10. Marc Wellmann, Thomas Günther: Gruppe 84, 1985. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.
  11. Marc Wellmann, Thomas Günther: Großes Idol, 1984/85. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.
  12. Marc Wellmann, Thomas Günther: Trilogie, 1984/85. In: Bildhauerei in Berlin - Katalog. Abgerufen am 28. Mai 2010.
  13. Marc Wellmann: Bildhauerei in Berlin. Abgerufen am 8. März 2008.

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