Wagram

Wagram
Wagramkante bei Stetteldorf am Wagram
Übergang vom Tullnerfeld zum Wagram mit Pfarrkirche Hausleiten

Der Wagram ist ein bis zu 40 Meter hoher, langgestreckter Höhenzug in Niederösterreich. Er begleitet die Donau auf beiden Seiten und stellt auf ihrer Nordseite eine steile, weithin sichtbare Geländestufe aus eiszeitlichem Löß dar.

Der Name leitet sich von Wogenrain, also Grenze der Wogen (Ufer) ab.[1]

Der Höhenzug mit seinem fruchtbaren Boden gab auch dem hier traditionellen Weinbaugebiet seinen Namen. Früher als „Region Weinviertel“ bezeichnet, ab 1976 nach den Hauptorten Klosterneuburg bzw. Donauland-Carnuntum bezeichnet, heißt es seit 2007 Weinbaugebiet Wagram.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Wagram liegt beiderseits der Donau und erstreckt sich von Krems nach Osten. Südlich der Donau, wo er sich etwa bis über Traismauer (siehe auch: Wagram ob der Traisen, St. Pölten-Wagram) erstreckt, ist er weniger stark ausgeprägt als nördlich der Donau. Der Wagram bildet die Umrahmung des Tullnerfeldes, von dem er steil ansteigt, um oben in ein sanft welliges Gebiet überzugehen. Weiter östlich bei Deutsch-Wagram, dem Ort der Schlacht bei Wagram, oder Gänserndorf ist der Wagram weniger ausgeprägt, aber dennoch deutlich erkennbar. Daher wird die Landschaftsbezeichnung "Wagram" fast nur für das Gebiet nördlich der Donau verwendet (Krems–Wiener Raum).

Während des Tertiärs war das Donaubecken um Wien ein Meer, das seine Ausläufer bis Eggenburg hatte (Eggenburger Bucht). An den Abhängen des Wagrams findet man daher Meeressande (mit Muscheln), er ist also ein vorzeitlicher Meeresstrand. Darüber ist der Wagram mit einer Schicht aus Donauschotter überzogen, auf der schließlich der rezente Boden liegt. Der Kleine Wagram teilt das Tullnerfeld und das Marchfeld geologisch in die Prater- und Gänserndorfer Terrasse.

Aufgrund der sanften touristischen Nutzung und des milden Klimas, in dem Trauben, Marillen und Kirschen vorzüglich gedeihen, gilt der Wagram als der Piemont Österreichs. Besonders der Kirschbaum ist weit verbreitet und symbolhaft für den Wagram.

Orte wie Kirchberg am Wagram, Königsbrunn am Wagram, Stetteldorf am Wagram, Fels am Wagram sind an solchen Geländekanten situiert.

Entstehung

Lössformation bei Ruppersthal
Lössformation bei Ruppersthal

Der Wagram entstand zunächst aus Meeresablagerungen und später durch eiszeitliche Erosions- und Ablagerungsprozesse: Das Tullnerfeld war einst von Mäandern der Donau durchzogen, die Schotter und Sande aus den Alpen in Richtung Wiener Becken transportierte - man kann sich das Tullnerfeld als weite Schotterfläche vorstellen. Die "Wagramkante" entstand durch Ablagerung des aus dieser Schotterfläche ausgeblasenen Flugsandes auf der früher als Steilküste der Thethys und Parathethys ausgebildeten Kante.

Geschichte

Der Wagram wurde im 11. Jahrhundert von Passau besiedelt. In der Folge wurde die keltische Bevölkerung christianisiert und durch den Zuzug von Bayern verbreitete sich die deutsche Sprache, keltische Bezeichnungen und Flurnamen haben sich aber dennoch bis heute gehalten. Genauso wurden die keltischen Kult- und Kraftplätze in das christliche Inventar übernommen, beispielsweise entdeckte man bei der Kapelle am Sachsengang das Fundament einer keltischen Steinpyramide.

Größere Ansiedlungen gibt es überwiegend am Wagram, wie auch der Zusatz im Ortsnamen (Kirchberg am Wagram, Stetteldorf am Wagram, Königsbrunn am Wagram) andeutet. Diese Siedlungen konnten sich aber nur in der Nähe von Quellen (z.B. Engelmannsbrunn) oder in Tälern (Ruppersthal, Ottenthal, Thürnthal) entwickeln, da der Wagram im Sommer eher trocken ist. Bei Fels am Wagram tritt das felsige Grundgebirge des Wagrams zu Tage, was den trockenen Charakter des Wagrams und der angebauten Weine nochmals unterstreicht. Auch in den Flurnamen (Steinagrund, Felsenthal) spiegeln sich diese Gegebenheiten wider.

Am 5. und 6. Juli 1809 fand die Schlacht bei Wagram statt, wo die französische Armee unter Napoleon gegen die österreichische Armee unter Karl von Österreich einen Sieg davontrug.

Wirtschaft

Das Agrar- und Lebensmittel-System ist mit insgesamt 15 % an der regionalen Wertschöpfung beteiligt und trägt mit mehr als 1.000 Mitarbeitern rund 20 % zur Beschäftigungslage bei: Allein in der Landwirtschaft arbeiten circa 900 Menschen. Diese arbeiten überwiegend in den zahlreichen Weinbaubetrieben, im Obstbau oder in der Fischzucht. Im Bereich der Industrie zählt die Region etwa 1300 Beschäftigte, was durch das Vorhandensein kleiner und mittelständischer Betriebe ermöglicht wird, die in puncto Logistik, Marketing, Forschung und Entwicklung nicht selten gemeinsam agieren. Vom Tourismus und der Kulturwirtschaft getragen, bildet der Dienstleistungssektor mit rund 2000 Beschäftigten das Herzstück der Wirtschaft am Wagram. Besonders wichtig ist aber der Weinbau.

Weinbaugebiet

Bekannt ist der Wagram vor allem durch den Wein, für den der fruchtbare Lössboden und das günstige Klima beste Voraussetzungen bieten. Das große Weinbaugebiet am Höhenzug entlang der Donau hieß in den 1960er-Jahren „Region Weinviertel“. Später nannte man es nach dem bekannten Stift und seiner Weinbauschule „Region Klosterneuburg bzw. nach seinen beiden Endpunkten „Traismauer–Carnuntum“. Der 1985 eingeführte Markenname Donauland-Carnuntum bewährte sich wegen eines gleichnamigen Buchklubs weniger und wurde 2007 in Weinbaugebiet Wagram geändert.

Der Wagramer Höhenzug mit seiner südlichen Hangrichtung bietet zwar viel Sonne, doch sind die Lagen wegen ihrer Kleinräumigkeit und Steilheit nur schwer maschinell bearbeitbar. Seit einiger Zeit liegen daher viele Flächen brach. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Rebflächen sind mit der Rebsorte Grüner Veltliner bestockt. Oft sind die Weinkeller direkt in den Löss gegraben, wie dieses Foto zeigt.

In den Löss gegrabene Keller bei Ruppersthal
In den Löss gegrabene Keller bei Ruppersthal

Die bekanntesten Weinorte sind (von Ost nach West):

Der Wagramer Weinbau behauptet sich gegen die ebenfalls hervorragenden Weine aus der Wachau und dem unteren Kamptal. Regionale Konkurrenz herrscht auch zum Weinviertel, wo mit der Marke DAC kontrollierte Qualitätsweine vertrieben werden, und zunehmend auch zum Traisental. Wichtige Impulse zur Erhaltung der Eigenständigkeit gehen von den einheimischen Winzern Hans Diwald, Alfred Paradeiser und Karl Fritsch aus.

Siehe auch den Artikel Weinbau in Österreich.

Tourismus

Die kleinräumigen Strukturen des Wagram bieten ideale Voraussetzungen für Tourismus: Zwölf Radrouten und zahlreiche Reit- und Wanderwege führen quer durch das Land, man frönt der Fischerei und die Donauarme bei Altenwörth laden zum Baden ein. Auch das Ausleihen von Fahrrädern ist möglich. Eingebettet in die großen Tourismusregionen wie der Wachau, Wien und des Kamptals entwickeln sich die Strukturen des Fremdenverkehrs mit gebotener Gelassenheit. Nichts fürchten die Menschen am Wagram mehr als sintflutartige Besucherströme, die sich über Ihr Land ergießen und ihm die Beschaulichkeit nehmen könnten. Alles soll sich vorsichtig entwickeln, kontinuierlich, mit Herz und Hirn. Neue Impulse erhofft man sich vom vierspurigen Ausbau der Schnellstraße S5.

Neben Sport und Erholung, Weingenuss und Seminartourismus spielt auch der Kultur- und Bildungstourismus eine nicht unbedeutende Rolle. Die Region empfiehlt sich aber auch als Destination für Individualisten, für jene, die abseits der ausgetretenen Pfade die Schönheit im kleinen suchen wollen. Ein Erlebnis aus Entschleunigung und Staunen, genauso wie Schweiß und Geschwindigkeit - der Wagram bietet jedem etwas. Bemerkenswert sind auch die historischen Ortskerne, die sich in Gösing am Wagram und in Stetteldorf am Wagram erhalten haben.

Kultur

Kulturelle Zentren des Wagrams sind Kirchberg am Wagram, Stetteldorf am Wagram mit dem Schloss Juliusburg, dem Hardegg'schen Schloss als Wahrzeichen am Wagram, das Heiss'n Haus in Gösing sowie das renovierungsbedürftige Schloss Thürnthal bei Fels, in dem laufend Ausstellungen, Konzerte und Märkte stattfinden.

Einzelnachweis

  1. Wagram

Weblinks

Siehe auch

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