Wappen Litauens

Wappen Litauens
Wappen Litauens
Coat of Arms of Lithuania.svg
Details
Wappenschild Ritter

Das Wappen der Republik Litauen trägt den Namen Vytis („der Verfolger“), übertragen auch als „der weiße Ritter“, und ist eines der ältesten europäischen Wappen.

Das aktuelle Wappen ist in Artikel 15 der litauischen Verfassung festgelegt, die 1992 durch ein Referendum angenommen wurde. Die Wappenbeschreibung lautet:

Das Staatswappen zeigt einen weißen Vytis auf rotem Feld.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der im September 1991 angenommene, moderne Schild zeigt in Rot einen geharnischten silbernen Ritter mit goldenen Sporen auf einem weißen (silbernen) springenden Pferd. In der rechten Hand trägt er über dem Kopf ein silbernes Schwert mit goldenem Griff, in der linken einen blauen Schild mit einem goldenen Lothringer Kreuz. Der Verschluss der silbernen Scheide des Schwertes ist golden, Sattel und Zaumzeug des Pferdes sind blau mit goldener Verzierung.

Geschichte

Wappen der Jagiellonen

Der Vytis wurde vom litauischen Fürsten Narimantas (Sohn von Gediminas) schon Anfang des 14. Jahrhunderts verwendet, wie die Chronik von Schemaitien berichtet.

Der angreifende Ritter ist erstmals offiziell 1366 auf dem Siegel des litauischen Großfürsten Algirdas nachgewiesen. Das Symbol des angreifenden Ritters wurde an Algirdas' Sohn Władysław II. Jagiełło (litauisch Jogaila) und an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Das Doppelkreuz nahm Jogaila als angebliches Kreuz des Heiligen Ladislaus bei seiner Taufe im Jahre 1386 an. Es wurde in der Folge zum Familiensymbol der Jagiellonen und ist auch Bestandteil der Staatswappen Ungarns und der Slowakei.

Wappen des Großfürstentums Litauen

Noch im 14. Jahrhundert wurde der Vytis auch in einem heraldischen Schild dargestellt, erstmals belegt im Siegel Jogailas 1386 (oder 1387) und im Siegel Vytautas' 1401.

Schon im 15. Jahrhundert wurde der Ritter in dieser Form das Wappen des Großfürstentums Litauen und des zentralen Fürstentums Vilnius. Ältere Versionen zeigen den Reiter auch mit einer Lanze und nach links reitend, jedoch spätestens in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Schwert und Schild des Ritters und die Ausrichtung nach (heraldisch) rechts ebenso wie die Farben und die Gestalt des Schilds in der linken Hand des Ritters verbindlich.

Die Bezeichnung Vytis ist im 16. Jahrhundert erstmals belegt, vermutlich jedoch um einiges älter.

Wappen der Republik Polen-Litauen

Der angreifende Ritter war ursprünglich wohl eine Darstellung des litauischen Herrschers, im Lauf der Jahrhunderte verbreitete sich jedoch die Deutung als Ritter, der Angreifer aus seinem Heimatland vertreibt. Besonders im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war diese Interpretation populär.

Eine historische Erklärung für diese Deutung ist ein Bericht über die Schlacht von Tannenberg von 1410, in der die polnisch-litauischen Streitkräfte die Expansion des Deutschen Ordens nach Osten stoppte. Nach diesem Bericht kämpften dreißig der vierzig litauischen Regimenter unter der Fahne des Vytis.

Tor der Morgenröte in Vilnius

Mit geringen stilistischen Änderungen blieb das Wappen bis 1795 das litauische Staatssymbol. Bei der Bildung Polen-Litauens wurde der Vytis zusammen mit dem polnischen Adler im Staatswappen vereint.

Im Laufe der Zeit wurde der Vytis immer populärer und ein Teil im Wappen vieler Provinzen und Städte Litauens. Der am Osttor der Stadtbefestigung Vilnius' („Tor der Morgenröte“) angebrachte Vytis, der sich bis heute erhalten hat, symbolisierte die Stellung der Stadt als litauische Hauptstadt.

Als Litauen 1795 vom russischen Zarenreich annektiert worden war, wurde der Vytis in das russische Große Wappen integriert. Es wurde in veränderter Form für die Stadt Vilnius und das zugehörige Gouvernement weiter verwendet.

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Nach der Unabhängigkeit Litauens wurde der Vytis wieder offizielles Staatssymbol. Zahlreiche Künstler fertigten Entwürfe für das Wappen. Die populärste Version von Antanas Žmuidzinavičius zeigte die lange, dreigeteilte Satteldecke aus dem Wappen Polen-Litauens. Ein offizielles Staatswappen gab es jedoch nicht.

1929 wurde eine Kommission unter der Leitung des litauischen Zeichners Mstislav Dobuzhinsky einberufen, die aus historischen Vorlagen des 16. Jahrhunderts ein Staatssymbol entwickeln sollte. Der Vorschlag dieser Kommission, der im Übrigen auf die Fürstenkrone in der Helmzier verzichtete, wurde allerdings nie offiziell angenommen.

Nach der Okkupation durch die Sowjetunion 1940 wurde der Vytis verboten, die Verwendung des Symbols stand unter Strafe und konnte unter Stalin mit Gefängnis oder Deportation bestraft werden. Zu Ostblockzeiten gab es nur zwei öffentlich sichtbare Abbildungen des Vytis, und zwar am "Tor der Morgenröte" in Vilnius und auf dem gekachelten Abbild des Fürstenzugs in Dresden unter den Worten "Fr. August D.Gerechte" und den Jahresangaben "1763-1827". Die Litauische SSR erhielt ein Wappen nach dem Vorbild anderer sowjetischer Wappen, das bis 1990 gültig war.

1988–2007

Erst 1988 wurde der Vytis wieder gesetzlich verankert und am 11. März 1990 wieder das offizielle Nationalsymbol des Landes. Das Design basierte auf der Gestaltung des litauischen Bildhauers Juozas Zikaras von 1925, die dieser für die litauischen Litas-Münzen entworfen hatte. Dies war ein deutliches Zeichen der Anknüpfung an das unabhängige Litauen der Jahre 1918–1940.

Am 10. April 1990 wurde vom Obersten Sowjet der Republik Litauen das Staatsemblem wieder offiziell in Funktion gesetzt und sein Gebrauch festgelegt, am 4. September 1991 wurde das Design nach Empfehlungen einer Heraldiker-Kommission modifiziert, wobei auch die Farben des Vytis aus den historischen Vorlagen wieder verbindlich wurden.

2004 führte der Seimas eine Staatsflagge ein, die das Staatswappen auf rotem Grund zeigt, wie sie bereits 1918–1940 verwendet wurde. Diese Flagge ersetzt nicht die litauische Trikolore, wird aber von staatlichen Institutionen bei besonderen Anlässen und Jubiläen gehisst. Kürzlich wurde auch eine große Version des Wappens vorgeschlagen, die ein Spruchband mit einem Vers aus der litauischen Nationalhymne („Vienybė težydi“ - „möge die Einheit blühen“) zeigt.

2007 plant man Vytis im roten Phon als Staatsflagge zu verankern und die gelb-grün-rote Fahne als nationale Fahne anzuerkennen. Damit würden die Traditionen von Polen-Litauen fortgesetzt, mit Blick auf die osteuropäische wirtschaftliche, kulturelle und politische Zusammenarbeit mit Polen (in der EU), Weißrussland und der Ukraine als mögliches gemeinsames Zeichen.

Die Rote Fahne mit Vytis wurde 1918 als Staatsfahne nach der Erklärung der Unabhängigkeit deswegen nicht deklariert, da man möglichst wenige Assoziationen mit Bolschewiken und deren Revolution 1917 haben wollte. Im historischen und modernen Kontext würde die rote Farbe das Blut symbolisieren, das für den Kampf der Freiheit des Großfürstentum Litauen, der Befreiungsbewegungen während der Aufstände von 1830–1833 und 1860–1863 im ehemaligen Territorium von Polen-Litauen und der Befreiungsbewegungen während der sowjetischen Besatzung steht und deshalb in dem Wappen zu verankern wäre.

Herkunft des Wortes Vytis

Der Ursprung des Wortes Vytis ist nicht völlig geklärt. Zum ersten Mal ist es 1846 bei dem litauischen Historiker Simonas Daukantas nachgewiesen, der damit Ritter und Reiter bezeichnete.

Einige Linguisten glauben, dass Daukantas das Wort als Übersetzung des polnischen Wortes pogoń schuf, indem er aus dem litauischen Verb vyti („verfolgen“) in Analogie zu ähnlichen Bildungen das Nomen vytis bildete (vgl. pykti („erzürnen“) und pyktis („Zorn“), krypti („neigen“) und kryptis („Richtung“)). 1884 ist in der Zeitung Aušra das Wort erstmals als Beschreibung des Wappens belegt.

Ähnliche Wappen

Unter dem weißrussischen Namen Pahonia (Паго́ня) ist der Vytis auch ein historisches Symbol Weißrusslands. In den Jahren 1991–1995 war es das weißrussische Staatswappen. Hier trägt der Reiter auf dem Schild ein Patriarchenkreuz.

Auch verschiedene Familien der polnischen Szlachta verwendeten den Vytis, der in Polen unter dem Namen Pogoń bekannt ist, in ihren Wappen. Die heutigen Wappen der Bezirke Vilnius und Panevėžys zeigen ebenfalls Varianten des Vytis. Einige litauische Städte verwenden den Vytis in geteilten Wappen, z. B. Liudinavas.

Ein besonders häufiges Wappenmotiv in Osteuropa ist der Heilige Georg, der auf einem Pferd reitend, den Drachen tötet und Nationalheiliger Litauens ist. Manche sehen in diesem Symbol eine christianisierte Version des Vytis. Das Wappen des Kreises Dithmarschen zeigt ebenfalls einen Reiter.

Weblinks

Quellen


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