Weiße Flotte (Stralsund)

Weiße Flotte (Stralsund)
Altes und neues Verwaltungsgebäude der Weißen Flotte in Stralsund

Die Weiße Flotte GmbH ist ein Reedereiunternehmen mit Sitz in Stralsund, das Personen- und Autofährverkehr sowie Ausflugsfahrten insbesondere entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns anbietet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Jahr 1945 zunächst unter der Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft Binnenschiffahrt Körperschaft des öffentlichen Rechts“ mit Sitz in Berlin in einem bescheidenen Umfang die Schifffahrt durch private Schiffseigner wieder aufgenommen. Am 27. Oktober 1949 entstand dann das staatliche Unternehmen „Deutsche Schiffahrts- und Umschlagsbetriebs-Zentrale“ (DSU) mit der Hauptniederlassung in Stralsund. Diesem Unternehmen wurde der gesamte Gütertransport einschließlich des Personenverkehrs auf den Binnenwasserstraßen der DDR übertragen.

Am 1. Januar 1957 gegründet, sollte der VEB Fahrgastschiffahrt Stralsund „Weiße Flotte“ mit Sitz in Stralsund den überwiegenden Teil des Ausflugs- und Linienverkehr entlang der gesamten Ostseeküste übernehmen. Mit zunächst elf Angestellten und weiteren 17 Mitarbeitern sowie zehn Motorschiffen, die 1511 Plätze boten, arbeitete dieses Unternehmen im ersten Jahr.

Im Laufe der Jahre wurden entlang der Ostseeküste Zweigstellen eingerichtet, die Schiffe wurden modernisiert und das Personal aufgestockt. Zu den damaligen Linien und Ausflugsfahrten gehörten unter anderem Ausflüge nach Gedser, Fehmarn und Møn, Rundfahrten um Rügen und Hiddensee, Hochseefahrten und Hafenrundfahrten. Nach umfangreichen Modernisierungen auf den Schiffen der „Weißen Flotte“ 1958/59 und der Aufnahme des Fährverkehr nach Altefähr, z.B. mit dem Stralsunder, wuchs der Schiffsbestand Anfang 1959 auf 17 Schiffe mit zusammen 2488 Plätzen an. Drei Jahre später wuchs der Bestand an Fahrgastschiffen durch die Übernahme der Genossenschaftsreederei Hiddensee GmbH Vitte auf 23 an. Nun waren insgesamt 3251 Plätze verfügbar. 1961 kamen aus Roßlau an der Elbe zwei Tragflügelboote TF 10-1 und TF 10-2 zur „Weißen Flotte“, die zwischen Warnemünde und Rostock-Kabutzenhof eingesetzt wurden. Ende 1963 fuhren 36 Fahrgastschiffe mit 4740 Plätzen und zwei Frachter auf insgesamt 44 Linien der „Weißen Flotte“.

Im Jahr 1974 wurde die „Weiße Flotte“ durch den Kauf von drei Tragflügelbooten vom Typ Kometa-M weiter modernisiert. Die in der UdSSR auf der Werft Poti (Grusinische SSR) gebauten Boote waren für den Schnellverkehr auf der Linie Stralsund - Sassnitz - Stettin bzw. Rostock - Wismar bestimmt. Mit einer Geschwindigkeit von 32 Knoten (60 km/h) brauchten diese Boote z. B. für die Strecke Stralsund - Sassnitz - Swinemünde nur rund vier Stunden und waren damit weitaus schneller als die langsameren Seebäderschiffe.

Mit einer Flotte von drei Tragflügelbooten, 31 Fahrgastschiffen, sieben Fährschiffen, zwei Frachtern und einer Fährschubeinheit für Schwerlasttransporte beförderte die „Weiße Flotte“ 1989 4,7 Millionen Fahrgäste auf 85 Routen.

1990 wurde die „Weiße Flotte“ privatisiert und durch den Reedereiverbund Förde Reederei Seetouristik aus Flensburg übernommen. Der Traditionsname „Weiße Flotte“ blieb dabei erhalten. Sämtliche alten Schiffe wurden verkauft und gegen neue, modernere und komfortablere Schiffe ausgetauscht.

Die Präsidentin des Kreistages Rügen, Gesine Skrepski, eröffnete 1994 den neuen Anleger für die Wittower Fähre.

Im Jahr 1995 wurde die Reederei Hiddensee als Tochterunternehmen der Weißen Flotte gegründet. Die Reederei Hiddensee betreibt den gesamten Linienverkehr von Zingst, Wiek, Stralsund und Schaprode in Richtung Insel Hiddensee. Durch die Gründung der „Reederei Hiddensee“ verlagerte sich das Aufgabengebiet der „Weißen Flotte“ auf den Fährverkehr (Glewitz - Stahlbrode, Warnemünde - Hohe Düne, Wittow Nord - Wittow-Süd) und den Ausflugsverkehr auf der Ostsee.

Durch Investitionen in den Bau von Fahrgastschiffen wurde die Schiffsflotte um zahlreiche Boddenkreuzer (MS „Insel Hiddensee“, MS „Gellen“, MS „Schaprode“, MS „Hansestadt Stralsund“) erweitert, außerdem wurden zwei Taxiboote für den Transport von je bis zu 20 Personen für den Schnellverkehr zwischen dem Festland, der Insel Rügen und der Insel Hiddensee zum Einsatz gebracht.

Eine erneute Modernisierung und Erweiterung der Schiffsflotte wurde 1996 vorgenommen. Die „Weiße Flotte“ stellte ein Passagierschiff für den Stralsunder Hafen mit dem Namen MS „Altefähr“ für den Fährverkehr Stralsund - Altefähr, Hafenrundfahrten und Charterfahrten und den modernsten Hochseekatamaran Deutschlands in Dienst. Der Katamaran erhielt den Namen „Hanse Jet“. Mit diesem Neubau bot sich die Gelegenheit, nach Dänemark, Usedom, Polen und Fehmarn zu fahren. 1997 kam ein weiterer Hochseekatamaran mit dem Namen „Baltic Jet“ hinzu. Außerdem wurde in diesem Jahr die Autofährverbindung Schmarl - Oldendorf in Betrieb genommen.

Mit der „Flying Adler-Line Weiße Flotte“ wurde 1998 ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das Ausflugsfahrten auf der Strecke Sassnitz - Swinemünde anbot. Nach dem Auslaufen der Duty-free-Regelungen bei Reisen innerhalb der EU im Juli 1999 fuhr der Katamaran „Baltic Jet“ nun nicht mehr auf der Route Warnemünde - Gedser, sondern von Warnemünde nach Kopenhagen.

2000 wurden die beiden Fahrgastschiffe MS „Gellen“ und der MS „Schaprode“ umgebaut und dabei um 8 Meter verlängert. Zusätzlich erhielt die MS „Schaprode“ eine gehobenere Ausstattung. Im Jahr 2000 wurde die MS „Hansestadt Stralsund“ der Reederei Hiddensee vom ADAC mit dem Testurteil „sehr gut“ unter 30 getesteten Reedereien innerhalb Deutschlands ausgezeichnet. 2003 dann wurde das Fahrgastschiff „MS Altefähr“ ebenfalls umgebaut und dabei um sechs Meter verlängert und die Leistung des Motors von 100 KW auf 289 KW gesteigert. Dadurch können 36 weitere Personen befördert werden.

Schiffe/Linien

Die „Weiße Flotte“ betreibt mehrere Auto- und Personenfähren entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns.

Autofähren

  • Autofähre: Warnemünde - Hohe Düne
Die beiden Fährschiffe, die „Breitling“ und die „Warnow“, die zwischen dem Ostseebad Warnemünde und dem Ortsteil Hohe Düne pendeln, wurden 1994 und 1995 auf der Oderwerft Eisenhüttenstadt gebaut. Die technischen Daten der Schiffe sind identisch. Die Schiffe haben eine Länge von 38 m und eine Breite von 11,60 m. Sie bieten Platz für 150 Personen und 25 PKW. Die Motoren bringen eine Leistung von 3 x 186 kW, mit der eine Geschwindigkeit von 7,5 kn gefahren werden kann.
  • Autofähre: Stahlbrode - Glewitz
Auf der Strecke zwischen Stahlbrode und Glewitz (Greifswalder Bodden) verkehren drei Autofähren, die „Glewitz“, die „Stahlbrode“ und die „Stralsund“. Die Fähren „Glewitz“ und „Stahlbrode“ wurden im Jahr 1965 auf der Varvet-Werft in Schweden gebaut. Sie haben eine Länge von 58,30 m und eine Breite von 12,20 m. Sie können 300 Personen sowie 45 PKW transportieren. Mit der Maschinenleistung von 3 x 110 kW erreichen Sie eine Geschwindigkeit von 7 kn. Die „Stralsund“, 1963 ebenfalls auf der Varvet-Werft gebaut, ist 41 m lang und 11,40 m breit. Sie bietet Platz für 50 Personen und 30 PKW. Die beiden Maschinen haben je eine Leistung von 144 kW. Das Schiff kann eine Geschwindigkeit von 7 kn erreichen.
  • Autofähre: Wittow Nord - Wittow Süd
Die Strecke auf Rügen, die als „Wittower Fähre“ bezeichnet wird, wird von einem Fährschiff, der Fähre „Wittow“, bedient. Die Fähre wurde im Jahr 1996 auf der Oderwerft Eisenhüttenstadt gebaut. Sie hat eine Länge von 38 m sowie eine Breite von 12 Metern und kann 150 Personen sowie 45 PKW transportieren. Die Motoren erzeugen eine Leistung von 3 x 186 kW, wodurch das Fährschiff eine Geschwindigkeit von 7,5 kn erreichen kann.

Personenfähren

  • Personenfähre: Stralsund - Altefähr
Diese Personenfähre mit dem Namen „Altefähr“ wurde 1996 auf der WBG Werft Berlin gebaut. Sie besitzt eine Länge von 21,50 m und eine Breite von 5,50 m. Auf ihr finden 225 Personen Platz. Mit einer Maschinenleistung von 187 kW erreicht die Fähre eine Geschwindigkeit von 11 kn.
Mit dem Schiff werden auch Hafenrundfahrten in Stralsund angeboten.

Weblinks


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