Wilhelm Anton Souchon

Wilhelm Anton Souchon

Wilhelm Anton Souchon (* 2. Juni 1864 in Leipzig; † 13. Januar 1946 in Bremen) war Admiral der kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg. Er wurde bekannt als Befehlshaber der Mittelmeerdivision, die im August 1914 durch ihr Einlaufen in die Dardanellen und ihre Übergabe an die Türkei erheblich zum Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf Seite der Mittelmächte beitrug.

Inhaltsverzeichnis

Vorkriegszeit

Als Seekadett nahm Souchon, wie auch der spätere Admiral Franz Hipper, als Besatzungsmitglied der Kreuzerfregatte SMS Leipzig bei der Flaggenhissung und offiziellen Inbesitznahme der Kolonie Deutsch-Südwestafrika am 7. August 1884 bei dem Fort Vogelsang in Angra Pequena („Lüderitzbucht") teil.

Mittelmeerdivision

Als im August 1914 mit dem Ausbruch von Feindseligkeiten zu rechnen war, führte Konteradmiral Souchon seine beiden Schiffe, den Schlachtkreuzer SMS Goeben und den Kleinen Kreuzer SMS Breslau aus der Adria ins westliche Mittelmeer, beschoss nach Kriegsausbruch die Hafenanlagen von Bône und Philippeville in Algerien, entzog sich danach erfolgreich Versuchen der britischen Royal Navy, ihn zu stellen und lief schließlich am 10. August 1914 in die Dardanellen ein. Nach mehrtägigen Verhandlungen führte er sein kleines Geschwader nach Konstantinopel, wo es am 12. August offiziell in die türkische Marine übernommen wurde.

Am 15. August kündigte die Türkei ihr Marineabkommen mit Großbritannien und verwies die britische Marinemission unter Admiral Limpus bis zum 15. September des Landes. Die Dardanellen wurden mit deutscher Hilfe befestigt, der Bosporus durch die in Yavuz Sultan Selim umbenannte Goeben gesichert, und beide Meerengen wurden am 27. September 1914 offiziell für die internationale Schifffahrt gesperrt. Am 29. Oktober griff Souchon unter osmanischer Flagge russische Ziele an, während fast zeitgleich britische Einheiten vor Smyrna (Izmir) türkische Handelsschiffe angriffen. Am 2. November erklärte Russland der Türkei und am 12. November 1914 die osmanische Regierung der Triple Entente den Krieg.

Osmanische Marine

Souchon wurde zum Oberbefehlshaber der osmanischen – nach dem Kriegseintritt Bulgariens auch der bulgarischen – Kriegsmarine ernannt und führte bis 1917 verschiedene Kampfhandlungen gegen die russische Marine und russische Hafen- und Küstenanlagen im Schwarzen Meer durch. Er wurde zum Vizeadmiral befördert und erhielt am 29. Oktober 1916 den Orden Pour le Merite. Während seiner Zeit im Osmanischen Reich war er, wie aus seinen Tagebüchern hervorgeht, über den Genozid an der armenischen Bevölkerung nicht nur wohl informiert, sondern befürwortete dieses Vorgehen auch stillschweigend.[1]

Kieler Matrosenaufstand

Im September 1917 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er vom 4. September 1917 bis zum 12. August 1918 das Vierte Schlachtgeschwader der Hochseeflotte befehligte. Dann wurde er „zur Allerhöchsten Verfügung" gestellt, ehe er im Oktober 1918 zum Chef der „Marinestation der Ostsee“ in Kiel und Gouverneur von Kiel ernannt wurde. Beim Ausbruch des Matrosenaufstands in Kiel versuchte er zunächst (am 3. November 1918), die Lage durch Gewaltanwendung unter Kontrolle zu bringen; dabei wurden mindestens acht Menschen getötet. Schon am folgenden Tag sah Souchon sich gezwungen, mit Karl Artelt und anderen Mitgliedern der Kieler Soldatenräte und Vertretern der SPD und USPD zu verhandeln und die inhaftierten Matrosen freizulassen. Entgegen seiner Absprache mit Artelt ließ Souchon auswärtige Truppen zur Niederschlagung des Aufstands in Kiel einmarschieren, die aber entweder umkehrten oder sich den Aufständischen anschlossen. Der SPD-Reichstagsabgeordnete Gustav Noske, der noch am Abend des 4. November in Kiel eingetroffen war, löste Admiral Souchon am 7. November als Gouverneur von Kiel ab.

Wilhelm Souchon wurde 1919 pensioniert.

Sein Neffe Hermann Souchon war der Mörder von Rosa Luxemburg.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Gust: Der Völkermord an den Armeniern 1915/16. Dokumente aus dem Politischen Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Verlag zu Klampen, 2005, ISBN 3-934920-59-4

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