Wilhelm Börger

Wilhelm Börger
Wilhelm Börger

Wilhelm Heinrich Börger (* 14. Februar 1896 in Kray; † 29. Juni 1962 in Heidelberg) war ein deutscher NS-Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Börger das Schlosserhandwerk und war anschließend als Geselle auf der Zeche Dahlbusch in Rotthausen tätig. Von Januar 1915 bis November 1918 nahm Börger als Soldat der Marine am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende kehrte Börger als Elektriker zur Zeche Dahlbusch zurück. Er stand vermutlich der KPD nahe, was er später als seine Jugendsünde zu bezeichnen pflegte. In den folgenden Jahren war in verschiedenen Fabriken in Neuss und seit 1925 bis 1930 als Betriebssekretär bei der Stadt Neuss tätig.

Seine politische Entwicklung wurde durch Ernst Ellenberger und Ernst Graf zu Reventlow beeinflusst.

Seit 1920 engagierte sich Börger politisch in der Öffentlichkeit. 1924 kandidierte er für die „Völkische Freiheitsbewegung“ für den Preußischen Landtag. Seit 1928 gehörte er der NSDAP an, war ab 1929 Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Neuss und ab 1930 NS-Kreisleiter. Bei der SS hatte Börger zuletzt den Rang eines SS-Brigadeführers. Ab September 1930 gehörte Börger dem Reichstag für den Wahlkreis 22 (Düsseldorf Ost) an. Sein Mandat behielt er auch nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im dann funktionslosen Reichstag.

Wilhelm Börger wurde von der NSDAP als Redner eingesetzt und fand in dieser Funktion großen Anklang. Auch zu seinen späteren Vorlesungen kamen nicht nur Studenten. Seine Reden waren ausgesprochen antisemitisch, wobei der bibelfeste Börger, der aus einer gläubigen evangelischen Familie stammte, seine Beispiele dem Alten Testament entnahm. Gleichzeitig war Börger antikapitalistisch eingestellt und fand viel Anklang bei KPD- und SPD-Mitgliedern.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt Börger im Mai 1933 einen Lehrauftrag für „Deutschen Sozialismus“ an der Universität Köln. Gefördert wurde seine Tätigkeit durch Prof. Erwin Geldmacher, dem damaligen Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Die tatsächliche Arbeit übernahm sein Assistent Franz Horsten, als sich herausstellte, dass Börger überfordert war. Gleichzeitig wurde Börger zum „Treuhänder der Arbeit“ (Rheinland) und zum Preußischen Staatsrat ernannt. Im April 1934 wurde er Reichsbeamter. Am 16. Juli 1935 erhielt er eine Honorarprofessur.

1938 wechselte er als Ministerialdirektor in das Reichsarbeitsministerium.

Börger gehörte dem Zentralausschuss der Reichsbank und dem „Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik“ des Reichsministeriums des Innern an.

Nach Kriegsende

Börger wurde inhaftiert und in das Lager Hessisch Lichtenau verbracht, dann nach Nürnberg verlegt, wo Robert W. Kempner vergeblich versuchte, ihn als Zeuge zu verwenden. In der Haft entwickelte er einen Hass auf Hitler, besonders als er erfuhr, dass zwei seiner Töchter Bombenangriffen zum Opfer gefallen waren. Ende 1948 wurde er entlassen. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er zunächst in die Kategorie III ("Minderbelastete"), später in die Kategorie IV ("Mitläufer") eingestuft.

Später nahm er seinen Wohnsitz in Essen und wurde Vertreter für Farben, Lacke und Arbeitshandschuhe. Er klagte ohne Erfolg auf das Aufleben seiner Verbeamtung. Er führte Gespräche mit dem protestantischen Pfarrer Hermann Blanke in Essen-Rüttenscheid und besuchte die Gottesdienste der Gemeinde, ohne der Kirche wieder beizutreten.

Literatur

  • Joachim Lilla u.a. (Bearb.): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch, Düsseldorf 2004, S. 49 f.
  • Manfred Müller: Den Weg zur Freiheit bahnen! Um Sozialismus und Sozialpolitik: NS-Arbeiteragitator W.Börger. Verlag Heitz und Höffkes, Essen 1991, ISBN 3-926650-83-4.

Weblinks


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