- Nationalsozialistische Freiheitspartei
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Die Nationalsozialistische Freiheitspartei (NSFP, auch NF) war eine faschistische deutsche Partei aus Deutschvölkischen und Nationalsozialisten in der Weimarer Republik, die nur kurzfristig in den Jahren 1924/25 und als Listenvereinigung bzw. Fraktionsgemeinschaft existierte.
Sie wurde im Anschluss an die Niederschlagung des Hitlerputsches aus Deutschvölkischer Freiheitspartei (DVFP) und der nach dem Putschversuch verbotenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zu den Reichstagswahlen 1924 gegründet.
Auf diesem Weg erlangte die NF bei der Reichstagswahl am 4. Mai insgesamt 32 Sitze. Es zogen damit erstmals NSDAP-Mitglieder, 11 an der Zahl (Blume, Dietrich, Feder, Frick, Gansser, Jacob, Mergenthaler, Kriebel, Röhm, Tittmann und Vahlen), in den Reichstag ein. Im Oktober wurde der Zusammenschluss von DFVP und NSDAP dann formal unter dem Namen Nationalsozialistische Freiheitsbewegung (NSFB bzw. NF) und der Ägide von Erich Ludendorff, Albrecht von Graefe und Gregor Strasser vollzogen. Der zu dieser Zeit noch in Festungshaft verbliebene Adolf Hitler lehnte die Verbindung strikt ab.[1] Während der zweiten Wahlperiode stießen zudem zwei Abgeordnete der Deutschsozialen Partei zur NF, Stock und Kurth.[2]
Bei der nächsten Reichstagswahl am 7. Dezember erreichte die NSFB nur noch weniger als die Hälfte dieser Mandatzahl und löste sich im Februar 1925 faktisch wieder auf, indem Ludendorff, Graefe und Strasser die Führung niederlegten; Hitler war am 20. Dezember entlassen worden. Am 14. Februar 1925 gründete sich die NSFP jedoch als Deutschvölkische Freiheitsbewegung (DVFB) unter Graefes Führung neu; die DFVB stand fortan in Konkurrenz zur ebenfalls im Februar 1925 neugegründeten NSDAP und war im Reich bis 1926 (im Mai erhielt sie ein letztes mal starken Zulauf durch Übertritt der sich auflösenden Deutschsozialen Partei) ähnlich stark wie diese. Ab 1928 spielte sie nur noch eine marginale Rolle.[1]
Im Reichstag löste sich die NF-Fraktion (mittlerweile unter dem Namen „Völkische Arbeitsgemeinschaft“ fungierend) in der dritten Wahlperiode auf, ihre Mitglieder wechselten einerseits zur NSDAP (Dietrich, Feder, Frick, Kube, Reventlow, Stöhr, Strasser), andererseits zur „Völkischen Arbeitsgemeinschaft (Völkisch-nationaler Block)“ (Graefe, Henning, Ramin, Schröder, Weidenhöfer). Seiffert und der zuvor noch als Gast von der DNVP zur Völkischen Arbeitsgemeinschaft gewechselte Best wechselten zur Volksrechtpartei, Ludendorff blieb fraktionslos.[3]
Liste der NF-Reichstagsabgeordneten
In der nachfolgenden Liste werden eventuelle frühere oder spätere Mandate anderer Fraktionen nicht berücksichtigt.
- Georg Ahlemann (2. Wahlperiode)
- Georg Best (3. Wahlperiode, Gast)
- Heinrich Blume (2. Wahlperiode)
- Arno Chwatal (2. Wahlperiode)
- Hans Dietrich (2. und 3. Wahlperiode)
- Karl Fahrenhorst (2. Wahlperiode)
- Gottfried Feder (2. und 3. Wahlperiode)
- August Fleck (2. Wahlperiode)
- Wilhelm Frick (2. und 3. Wahlperiode)
- Theodor Fritsch (2. Wahlperiode)
- Emil Gansser (2. Wahlperiode)
- Albrecht von Graefe (2. und 3. Wahlperiode)
- Wilhelm Henning (2. und 3. Wahlperiode)
- Hans von Heydebreck (2. Wahlperiode)
- Hans Jacob (2. Wahlperiode)
- Hermann Kriebel (2. Wahlperiode)
- Wilhelm Kube (2. und 3. Wahlperiode)
- Hans Kurth (2. Wahlperiode)
- Erich Ludendorff (2. und 3. Wahlperiode)
- Christian Mergenthaler (2. Wahlperiode)
- Paul Rahl (2. Wahlperiode)
- Jürgen von Ramin (2. und 3. Wahlperiode)
- Ernst zu Reventlow (2. und 3. Wahlperiode)
- Christian Roth (2. Wahlperiode)
- Hanns Ruckdäschel (2. Wahlperiode)
- Ernst Röhm (2. Wahlperiode)
- Konrad Schliephacke (2. Wahlperiode)
- Paul Schröder (2. Wahlperiode)
- Paul Seiffert (3. Wahlperiode)
- Hans Stelter (2. Wahlperiode)
- Gregor Strasser (3. Wahlperiode)
- Friedrich Stock (2. Wahlperiode)
- Franz Stöhr (2. und 3. Wahlperiode)
- Fritz Tittmann (2. Wahlperiode)
- Theodor Vahlen (2. Wahlperiode)
- Georg Weidenhöfer (2. und 3. Wahlperiode)
- Reinhold Wulle (2. Wahlperiode)
Wahlergebnisse
Ergebnisse der Nationalsozialistischen Freiheitspartei bei den Reichstagswahlen 1924[4] Wahlkreis Mai 1924 Dezember 1924 Deutschland Vereinigte Listen* 1.918.329 6,6% 907.242 3,0% 1 Ostpreußen Völkischsozialer Freiheitsblock 87.822 8,6% 62.236 6,2% 2 Berlin Deutschvölkische Freiheitspartei 39.930 3,6% 17.807 1,6% 3 Potsdam II Deutschvölkische Freiheitspartei 56.597 6,5% 26.273 2,9% 4 Potsdam I Deutschvölkische Freiheitspartei 50.873 5,8% 25.751 2,8% 5 Frankfurt an der Oder Deutschvölkische Freiheitspartei 40.578 5,0% 26.524 3,2% 6 Pommern Deutschvölkischer Wahlverband Pommern 65.630 7,3% 38.229 4,2% 7 Breslau Deutschvölkische Freiheitspartei 37.905 4,0% 13.649 1,4% 8 Liegnitz Deutschvölkische Freiheitspartei 8.885 1,5% 9.078 1,5% 9 Oppeln Deutschvölkische Freiheitspartei 11.865 2,6% 8.200 1,5% 10 Magdeburg Völkischsozialer Freiheitsblock 43.184 4,9% 27.292 3,0% 11 Merseburg Völkischsozialer Block 62.098 8,7% 31.424 4,3% 12 Thüringen Völkischsozialer Block 110.604 9,9% 60.317 5,4% 13 Schleswig-Holstein Völkischsozialer Block 55.417 7,4% 20.513 2,7% 14 Weser-Ems Völkischsozialer Block 48.993 7,4% 33.072 4,8% 15 Ost-Hannover Völkischsozialer Block 43.437 8,6% 22.200 4,4% 16 Südhannover-Braunschweig Völkischsozialer Block 77.068 7,6% 34.019 3,4% 17 Westfalen Nord Völkischsozialer Block 37.167 3,5% 13.646 1,3% 18 Westfalen Süd Völkischsozialer Block 19.109 1,5% 14.317 1,1% 19 Hessen-Nassau Völkischsozialer Block 66.604 5,6% 29.086 2,5% 20 Köln-Aachen Völkischsozialer Block 13.322 1,5% 5.241 0,6% 21 Koblenz-Trier Völkischsozialer Block 6.987 1,3% - - 22 Düsseldorf Ost Völkischsozialer Block 38.274 4,0% *** 16.614 1,6% 23 Düsseldorf West Völkischsozialer Block 19.791 2,6% **** 7.259 0,9% 24 Oberbayern-Schwaben Völkischer Block 164.565 17,0% ***** 55.777 4,8% 25 Niederbayern Völkischer Block 46.246 10,2% ***** 16.748 3,0% 26 Franken Völkischer Block 230.010 20,7% ***** 94.336 7,5% 27 Pfalz Völkischer Block 21.071 5,7% 8.229 1,9% 28 Dresden-Bautzen Völkischsozialer Block 43.807 4,5% 15.153 1,5% 29 Leipzig Völkischsozialer Block 55.336 7,9% 13.212 1,8% 30 Chemnitz-Zwickau Völkischsozialer Block 70.717 7,7% 39.338 4,2% 31 Württemberg Völkischsozialer Block ** 50.786 4,1% 25.275 2,1% 32 Baden Völkischsozialer Block 45.049 4,8% 19.160 1,9% 33 Hessen-Darmstadt Völkischsozialer Block 17.893 2,9% 8.212 1,3% 34 Hamburg Völkischsozialer Block 37.757 6,0% 14.479 2,3% 35 Mecklenburg Deutschvölkische Freiheitspartei 92.952 20,8% 54.576 11,9% * Vollständige Bezeichnung: Vereinigte Listen der Deutschvölkischen Freiheitspartei und der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei.** Vollständige Bezeichnung: Völkischsozialer Block (Deutsche Arbeiterpartei, Nationalsozialistische Arbeiterpartei, Deutschvölkische Freiheitspartei).*** Im Wahlkreis 22 (Düsseldorf Ost) angetreten als Völkischsozialer Block (Nationalsozialistische Freiheitsbewegung).**** Im Wahlkreis 23 (Düsseldorf West) angetreten als Völkischsozialer Block.***** In den Wahlkreisen 24 (Oberbayern-Schwaben), 25 (Niederbayern) und 26 (Franken) angetreten als Der Völkische Block, Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands.Einzelnachweise
- ↑ a b Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen «Machtergreifung» in Berlin und Brandenburg 1926-1934. Technische Universität Berlin 2005, S. 24, 43.
- ↑ Verhandlungen des Reichstages, Band 383, Anlage Nr. 583 (Ergänzung zu Nr. 3)
- ↑ Verhandlungen des Reichstages, Band 422, Anlage Nr. 4229 (Ergänzung zu Nr. 3)
- ↑ Wahlergebnisse bei www.gonschior.de: Mai 1924, Dezember 1924.
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