Wilhelm Wetekamp

Wilhelm Wetekamp

Wilhelm Wetekamp (* 4. September 1859 in Lippstadt; † März 1945 in Berlin) war ein deutscher Reformpädagoge und Politiker (Freisinnige Volkspartei). Von 1894 bis 1903 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Er war ein Pionier des Naturschutzes in Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schulreformer

Er studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, der Universität Jena und Universität Breslau.

Als Lehrer am Realgymnasium zum Heiligen Geist in Breslau begann er sich für eine Schulreform zu engagieren. Er wurde Mitglied des Vereins für Schulreform und Schriftführer seiner Breslauer Ortsgruppe und plädierte dafür, die humanistischen und Realgymnasien zusammenzufassen und erst in der Mittel- und gymnasialen Oberstufe spezielle Zweige für Sprachen und Naturwissenschaften vorzusehen. Außerdem sollte in der Oberstufe ein Kurswahlsystem eingeführt werden. Auf seine Initiative hin wurden in Breslau eine Volkshochschule und studentische Arbeiterkurse gegründet.

Ab 1903 baute er das Werner-Siemens-Realgymnasium (WSRG) nach dem reformpädagogischen Frankfurter Lehrplan in Schöneberg auf. Ab 1906 war er dessen Direktor. Er legte Wert auf die Selbstbetätigung der Schüler und führte am WSRG als erster Schule in Preußen eine Schülervertretung ein. 1903 gehörte er zu den Begründern der Esperanto-Gruppe in Berlin, bot an seiner Schule fakultativen Esperanto-Unterricht an.

Er gehörte zu den Begründern des Bund für Schulreform ab 1908. 1919 wechselte er in das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung, wo er die Leitung des Dezernats für Schülerselbstverwaltung übernahm.

Politiker

Er war Mitbegründer des Waldeck-Vereins in Breslau. 1893 und 1898 wurde Wetekamp für die Freisinnige Volkspartei (FVp) im Wahlkreis Breslau 4 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Am 30. März 1898 forderte er in einer Plenardebatte die Einrichtung von Staatsparks. Die Gebiete sollten nach dem Vorbild US-amerikanischer Nationalparks dazu dienen, „gewisse Boden- und Landschaftsformen zu erhalten, andererseits der Flora und Fauna Zufluchtsorte zu gewähren, in denen sie sich halten“. Damit wurde Wetekamp einer der Begründer der deutschen Naturschutzbewegung.

1906 wurde als erste Naturschutz-Behörde die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen eingerichtet. Wetekamp war von 1908 bis 1923 Geschäftsführer der Brandenburgischen Provinzialkommission für Naturdenkmalpflege, befasste sich dort mit der Kartierung von Findlingen.

Er war über 50 Jahre lang mit Anna Wetekamp, geb. Michaelis verheiratet.

Auszeichnungen

Das Deutsche Reich zeichnete Wetekamp mit dem Titel Geheimrat aus. Außerdem war er Ehrenmitglied der Brandenburgia.

Werke

  • Schulreformen und Schulreformbestrebungen in den skandinavischen Ländern. Druck v. Grass, Barth & C., Breslau 1897
  • Volksbildung – Volkserholung – Volksheime. Neue Wege zu ihrer Förderung. R. Gaertner, Berlin 1900
  • Selbstbetätigung und Schaffensfreude in Erziehung und Unterricht: Mit besonderer Berücksichtigung des ersten Schuljahres. Teubner, Leipzig 1908

Literatur

  • Wetekamp, Karl. In: Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus: 1867–1918. Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 414
  • Reinhold Kockjoy: Die Schulen und ihre Lehrer in ... Schöneberg und Friedenau. o.O. 1958
  • Arne Andersen: Heimatschutz. Naturschutzbewegung. In: F.-J. Brüggemeier und Th. Rommelspacher: Besiegte Natur. Geschichte der Umwelt im 19. und 20. Jahrhundert. Beck, München 1986, S. 143–157
  • Reinhard Piechocki: Der Staatliche Naturschutz im Spiegel ihrer Wegbereiter. Band I: Wilhelm Wetekamp (1859–1945). Feind jeder Verweichlichung und Verpimpelung. In: Natur und Landschaft. Band 81, Heft 1, S. 46–47

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