- Wilhelm Wilmanns
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Franz Wilhelm Wilmanns (* 14. März 1842 in Jüterbog; † 29. Januar 1911 in Bonn) war ein deutscher Germanist.
Inhaltsverzeichnis
Schule, Studium und wissenschaftliche Laufbahn
Der Sohn des Königlich Preußischen Baurats Franz Wilmanns wuchs als Kind in Jüterbog auf. Um 1847 wurde sein Vater nach Berlin versetzt[1], wo Wilhelm ab 1852 das Gymnasium zum Grauen Kloster besuchte. 1860 nahm er das Studium der klassischen Philologie und Germanistik an der Universität Berlin auf. Seine akademischen Lehrer waren unter anderem August Boeckh, Johann Gustav Droysen, Moriz Haupt und Friedrich Adolf Trendelenburg, vor allem aber Karl Victor Müllenhoff und Emil Hübner. 1864 verfasste Wilmanns seine Dissertation über das Thema "De Didascaliis Terentianis", mit der er promoviert wurde.
Zunächst war Wilmanns drei Jahre lang Hauslehrer und als solcher auch in England. Danach erhielt er eine Anstellung als Gymnasiallehrer am Grauen Kloster. 1874 erhielt Wilmanns einen Ruf als Professor der deutschen Sprache an die Universität Greifswald und wurde schließlich 1877 Nachfolger von Karl Joseph Simrock an der Universität Bonn, wo er 1897 / 1898 das Amt des Rektors innehatte. Seine Antrittsrede hielt er zum Thema "Geschichte der deutschen Sprachgemeinschaft".
Hauptforschungsgebiete
Das Forschungsgebiet von Wilmanns war zunächst die mittelalterliche Dichtung. Dazu hat er unter anderem 1873 eine Publikation zur Kudrundichtung veröffentlicht. In weiteren Werken hat er sich mit der Geschichte des Nibelungenlieds (1877) und des Eckenlieds (1871) auseinander gesetzt. Von nachhaltiger Wirkung in der Sprachwissenschaft war und ist seine Arbeit zum Leben und Dichten von Walter von der Vogelweide, die 1869 erstmals erschienen ist und danach in mehreren Auflagen, zuletzt 1924 bearbeitet von Victor Michels herausgegeben wurde. [2]
Deutsche Rechtschreibung
Wilmanns spielte bei der Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung eine maßgebende Rolle. Bereits als Gymnasiallehrer am Schwarzen Kloster wurde er zusammen mit anderen Kollegen auf Empfehlung von Hermann Bonitz, der damals Direktor des Gymnasiums war, vom Verein der Gymnasiallehrer und Realschullehrer mit der Ausarbeitung der sogenannten "Berliner Orthografie" betraut. Weiter hat Wilmanns in dieser Zeit eine Schrift mit dem Titel "Kommentar zur preussischen Schulorthographie" verfaßt, die 1887 unter dem Titel "Die Orthografie in den Schulen Deutschlands" neu herausgegeben wurde.
Unter anderem aufgrund dieser Vorarbeiten erhielt Wilmanns neben Rudolf von Raumer, Daniel Sanders, Wilhelm Scherer und Konrad Duden einen Ruf als Teilnehmer an der Ersten Orthografischen Konferenz von 1876. Wilmanns gehörte bei dieser Konferenz neben Duden und Raumer zum „phonetisch gemäßigten Lager“, das eine behutsame Veränderung der bestehenden Orthografie plädierte.[3] Da bei dieser Konferenz keine reichsweite Einigung erzielt werden konnte, schufen einige der deutschen Bundesstaaten eigene Regelwerke. Für die preußischen Schulen wurde das entsprechende Regelbuch von Kultusminister Robert Viktor von Puttkamer und von Wilhelm Wilmanns verfasst und 1880 herausgegeben.
Bei der II. Orthografischen Konferenz, die 1901 in Berlin stattfand, war Wilhelm Wilmanns beteiligt. [4] und neben Konrad Duden der einzige Sprachwissenschaftler, der schon bei der ersten Konferenz 1876 mitgewirkt hatte.[5] Dabei hatte er wesentlichen Anteil an des letztlich vereinbarten Regelwerks und wurde damals vielfach als dessen Verfasser bezeichnet.[6]
Wilmanns schrieb auch eine "Deutsche Schulgrammatik" (7. Aufl., Berl. 1887, 2 Tle.) und hatte hervorragenden Anteil an der vom preußischen Unterrichtsministerium festgestellten deutschen Rechtschreibung, zu welcher er einen Kommentar (2. Aufl., Berl. 1887) veröffentlichte.
Familie
Wilhelm Wilmanns stammte aus einer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie. Sein Vater war Baurat im preußischen Staatsdienst und hatte zeitweise unter Karl Friedrich Schinkel gearbeitet.[7] Der Jurist und Reichstagsabgeordnete Karl Wilmanns und der Althistoriker Gustav Heinrich Wilmanns waren seine Brüder. Sein Sohn Wolfgang Wilmanns war Professor für Landwirtschaftliche Betriebslehre. Der Psychiater Karl Wilmanns und der Chemiker Gustav Wilmanns waren Söhne seines Bruders Franz Rudolph Florenz. Der Sohn seines Bruders Hilmar Franz Günther war der Historiker und Geschichtsdidaktiker Ernst Wilmanns.[8]
Literatur
- Franck, Johannes: Wilhelm Wilmanns. Zeitschrift für deutsche Philologie 43:435-449. 1911 ||| [4]
- Schröder, Edward: Wilhelm Wilmanns - Gedächtnisrede. Geschäftliche Mitteilungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1:89-95. Göttingen 1911.
- Kremers, Hermann, Johannes Franck und Leopold Ellerbeck: Wilhelm Wilmanns, geboren am 14.März 1842 in Jüterbog, gestorben am 29.Januar 1911 in Bonn : Ansprache bei der Trauerfeier am 1. Febr. 1911.
- Wagner, Wilhelm: Wilhelm Wilmanns. 47 S. Hamborn am Rhein 1914
- Munske, Horst Haider: Lob der Rechtschrei: warum wir schreiben, wie wir schreiben. München Beck 2005. ISBN: 978-3-406-52861-3
- Kocks, Harald: Konrad Duden und sein Beitrag zur Konstituierung der deutschen Orthografie. München : GRIN Verlag GmbH 2010. ISBN:978-3-640-58727-8.
Schriften
- Die Entwickelung der Kudrundichtung. Halle 1873
- Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenlieds. Halle 1877
- Zur Geschichte des Eckenlieds (in den Altdeutschen Studien von Jännicke, Steinmeyer und W., Berlin 1871
- Quellenstudien zu Goethes Götz. Berlin 1874
- Die Reorganisation des Kurfürstenkollegiums durch Otto IV. und Innocenz III. Berlin 1873
- Leben und Dichten Walthers von der Vogelweide. Bonn 1882
- Beiträge zur Geschichte der ältern deutschen Litteratur. Bonn 1885-1888
- Mundart und Schriftsprache. Wiss. Beihefte zur ZfvglSpr 4,27.
- Deutsche Grammatik für die unteren und mittleren Lehranstalten 1887
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Kocks 2010:16
- ↑ [3]
- ↑ Kocks 2010:22
- ↑ Munske 2005:140
- ↑ http://www.wilmanns.de/genealogie/wil3.html
- ↑ Direkte Stammfolge von Peter Gustav Wilmanns
Weblinks
Wikisource: Wilhelm Wilmanns – Quellen und Volltexte
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