Wilhelm von Preußen (1906–1940)

Wilhelm von Preußen (1906–1940)
Wilhelm (rechts) mit Vater und Großvater (1927)
Wilhelm als Kleinkind mit seiner Mutter

Wilhelm Friedrich Franz Joseph Christian Olaf Prinz von Preußen (* 4. Juli 1906 im Marmorpalais in Potsdam; † 26. Mai 1940 in Nivelles) war der älteste Sohn von Prinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen (1882–1951), Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, und von dessen Gemahlin Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin (1886–1954).

Inhaltsverzeichnis

Leben

An seinem zehnten Geburtstag wurde Wilhelm traditionsgemäß als Leutnant in das 1. Garde-Regiment zu Fuß eingestellt und erhielt von seinem Großvater den Schwarzen Adlerorden verliehen. Die Prinzen des königlichen Hauses waren geborene Mitglieder des Ordens. Ab 1918, nach der Abdankung seines Großvaters als Kaiser und dem Thronverzicht seines Vaters lebte Wilhelm in Potsdam und besuchte gemeinsam mit seinem Bruder Louis Ferdinand das städtische Realgymnasium.

Ab 1925 studierte Wilhelm Jura an den Universitäten in Königsberg, München und Bonn. Er wurde Mitglied des Corps Borussia Bonn (1926) und Corpsschleifenträger der Saxo-Borussia (1928).[1]

Im Jahre 1926 löste Wilhelm durch Teilnahme an einer Übung des Infanterieregiment Nr. 9 der Reichswehr, das die Tradition „seines“ 1. Garde-Regiments fortführte, unbeabsichtigt einen politischen Skandal aus. Der Chef der Heeresleitung, Generaloberst Hans von Seeckt, musste zurücktreten, weil er Wilhelm erlaubt hatte, während der Übung Uniform zu tragen.

Am 3. Juni 1933 heiratete er Dorothea von Salviati (* 10. September 1907 in Bonn; † 7. Mai 1972 in Bad Godesberg), eine Ehe, die nach dem hohenzollerschen Hausgesetz als nicht ebenbürtig eingestuft wurde. Wilhelm verzichtete daher auf seine Erstgeborenenrechte.

Von 1935 an lebte er mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern, Felicitas und Christa, auf Schloss Klein Obisch in Schlesien (bei Glogau).

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahm Wilhelm als Oberleutnant der Reserve mit der 1. Infanterie-Division der Wehrmacht am Frankreichfeldzug teil. Bei den Kämpfen um Valenciennes wurde er am 23. Mai 1940 schwer verwundet und starb am 26. Mai 1940 in einem Feldlazarett im belgischen Nivelles.

Die Trauerfeier fand in der Potsdamer Friedenskirche, die anschließende Beisetzung im Antikentempel im Park von Sanssouci statt.

Sein Tod und die Reaktion der deutschen Öffentlichkeit darauf veranlasste die nationalsozialistische Führung zur Verkündung des sogenannten Prinzenerlasses, der den Angehörigen der früheren deutschen Herrscherhäuser zunächst den Fronteinsatz und ab 1943 den Dienst in der Wehrmacht untersagte.

Kinder

  • Felicitas Cecilie Alexandrine Helene Dorothea Prinzessin von Preußen (* 7. Juni 1934 in Bonn; † 1. August 2009 in Wohltorf)
  • Christa Friederike Alexandrine Viktoria Prinzessin von Preußen (* 31. Oktober 1936 in Klein Obisch)

Der falsche Prinz

Für deutschland- und europaweites Aufsehen und großes Gelächter sorgte 1926/1927 der Fall des Hochstaplers Harry Domela. Der staaten- und arbeitslose Deutschbalte gab sich im November 1926 in Thüringen gut zwei Wochen lang als Wilhelm Prinz von Preußen, den ältesten Sohn des Kronprinzen, aus und narrte mit seiner intelligenten und kultivierten Art Honoratioren und Adelige u.a. in Erfurt[2], Weimar[3] und Gotha. Im Dezember flog der Schwindel jedoch auf, Domela floh und wurde im Januar 1927 verhaftet. Unter reichsweitem Medienecho wurde ihm der Prozess gemacht und er zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Während der Haftzeit schrieb er seine Memoiren Der falsche Prinz. Leben und Abenteuer des Harry Domela, die mit über 120.000 verkauften Exemplaren ein enormer Erfolg wurden.[4] Die literarische Prominenz des Reiches, darunter Thomas Mann, Kurt Tucholsky[5] und Carl von Ossietzky, feierte ihn, er trat in Theatern und Revuen auf. Zeitschriften und Zeitungen brachten unzählige Artikel über Domela und seine „Köpenickiade“, die dem in großen Teilen noch immer monarchistisch gesinnten, obrigkeitshörigen Bürgertum den Spiegel vorhielt.[6] Der Malik-Verlag warb auf dem Schutzumschlag der Memoiren mit einem Porträt des echten Wilhelm von Preußen, bis ihm dies im Januar 1928 nach einer Klage des Prinzen gerichtlich untersagt wurde.[7]

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 9, 1013; 66, 1460
  2. Steffen Raßloff: Der falsche Prinz. Harry Domela zu Gast im „Erfurter Hof“ 1926. In: Das Erfurter Gipfeltreffen 1970 und die Geschichte des „Erfurter Hofes“. Jena 2007, S. 137–145
  3. Jens Kirsten: Nennen Sie mich einfach Prinz. Das Lebensabenteuer des Harry Domela. Weimar 2010
  4. http://www.verbrannte-buecher.de/t3/index.php?id=91&uid=48
  5. Ignaz Wrobel: Mit Rute und Peitsche durch Preußen-Deutschland. In: Die Weltbühne. Nr. 34, 23. August 1927, S. 293
  6. Werner Liersch: Der Mann, der sich verschwinden ließ. Die Jahrhundertgeschichte des Harry Domela. In: Berliner Zeitung. 30. April 2004
  7. http://www.chroniknet.de/daly_de.0.html?year=1928&month=1&day=26

Weblinks

 Commons: Wilhelm von Preußen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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