- Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth
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Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen (* 3. Juli 1709 in Potsdam; † 14. Oktober 1758 in Bayreuth) war die älteste überlebende Tochter des Königs Friedrich Wilhelm I. und dessen Gattin Sophie Dorothea sowie durch Heirat spätere Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die am 3. Juli geborene Wilhelmine wurde am 12. Juli getauft. Ihre Taufpaten waren die im Rahmen des Dreikönigstreffens anwesenden Monarchen, August der Starke von Sachsen sowie König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen.
Wilhelmine wuchs am spartanisch geführten Hof des Soldatenkönigs in einer lieblosen Umgebung auf, die von seelischer und körperlicher Grausamkeit geprägt war. Anfangs hatte sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Vater, was sich am Inhalt ihrer vielen Briefe an ihn erkennen lässt. Dennoch litt sie unter den Launen ihres Vaters, der nur selten bei seiner Familie war. Zu ihrem jüngeren Bruder Friedrich, mit dem sie ihr Interesse für die Musik und die Wissenschaft teilte, hatte sie eine außergewöhnlich enge Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhalten sollte. Für einige Jahre jedoch wurde diese außergewöhnliche Freundschaft der Geschwister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Bezug auf Erbschaft der Töchter des Generals von der Marwitz beeinträchtigt. Diese ging aufgrund der Heirat der Wilhelmine von der Marwitz (spätere Gräfin Burghaus) ins feindliche Ausland (Österreich).
Detailliert schilderte sie in ihren mit 35 Jahren niedergeschriebenen Erinnerungen auch Ereignisse mit ihrer italienischen Erzieherin Leti: „Es verging kein Tag, an dem sie [die Erzieherin] nicht die gefürchtete Kraft ihrer Fäuste an mir erprobte“. Bereits mit drei Jahren wurde sie von Leti erzogen, einem Fräulein zweifelhafter Herkunft (ihr Vater war ein entsprungener italienischer Mönch), die schön, blenderisch, kokett, boshaft und ränkesüchtig war. Unter ihr hatte das Kind fast genauso zu leiden wie an den Eltern, die sich mehr und mehr verabscheuten und ihren Rosenkrieg auf dem Rücken der Kinder austrugen. Wilhelmine vermutete, dass die Frau sie aufgrund ihres italienischen Geistes piesackte, doch es gab einen triftigeren wahren Grund, die Frau war von zwei der Ministern des Königs, Friedrich Wilhelm von Grumbkow und Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, bestochen worden, die beide gegen die Ehepläne, die Sophie Dorothea und ihr Vater König Georg I. schmiedeten, negativ eingestellt waren und auch Wilhelmines Vater in dieser Richtung beeinflussten. Die Leti versuchte das Kind für eine Ehe mit dem Markgrafen Friedrich von Schwedt zu erwärmen, einem Neffen des Alten Dessauers und horchte es aus über die Gespräche ihrer Eltern und als das Kind schließlich, beauftragt von ihrer Mutter, diesbezüglich nur noch auswich, sie hätte nicht auf deren Unterhaltung geachtet, wurde sie tagtäglich mehr oder weniger verprügelt. Niemandem wagte sie sich anzuvertrauen und brach schließlich mit einer Gallenkolik zusammen, mit nachfolgender Gelbsucht, an der sie monatelang laboriert. Die Mutter scheint von den Qualen ihres ältesten Kindes nichts gemerkt zu haben und diese waren erst zu Ende, als sich Madame de Roucoulles, eine Erzieherin der Prinzen der Mutter auf den Kopf zusagte, dass Wilhelmine wahrscheinlich eines Tages ganz zum Krüppel geschlagen würde, erst dann wurde die Leti durch Fräulein von Sonsfeld ersetzt, der es gelang das Vertrauen des Kindes zu erlangen und die jahrzehntelang loyal zu der ihr Anvertrauten stand.[1] Wilhelmine wurde schon als Kind zum Spielball der politischen Ambitionen ihrer Eltern. Ihre Mutter strebte eine engere Verbindung mit dem englisch-hannoveranischen Königshaus an und arrangierte eine Verlobung Wilhelmines mit ihrem Neffen Friedrich Ludwig von Hannover, dem 15. Prince of Wales, während ihr kaisertreuer Vater eine Annäherung an das Haus Habsburg präferierte.
Nach dem missglückten Fluchtversuch ihres Bruders mit Hans Hermann von Katte wurde Wilhelmine der Mitwisserschaft verdächtigt. Ihr Vater drohte ihr mit Festungshaft in Spandau und mit der Hinrichtung ihres Bruders. Minister Grumbkow hatte Fräulein von Sonsfeld zu informieren, ihren Schützling in der Richtung zu bearbeiten, dass sie dem väterlichen Befehl Folge leiste. Sonsfeld selber wurde angedroht, gelänge es ihr nicht, Wilhelmine zu überreden, diese im Spinnhaus für öffentliche Huren einzukerkern. So beugte sich Wilhelmine des Vaters Heiratsplänen, der sich plötzlich entschieden hatte, sie solle Friedrich von Brandenburg-Bayreuth heiraten. Der zwei Jahre Jüngere war allerdings bereits Sophie, einer jüngeren Schwester Wilhelmines versprochen.[2]
Wilhelmine heiratete am 20. November 1731 Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, den Erbprinzen des Fürstentums Bayreuth. Obwohl die Hochzeit arrangiert war, hatten Wilhelmine und Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis. Nach dem Tod ihres Schwiegervaters hatte die Markgräfin wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. Ihre rege Bautätigkeit, bekannt als Bayreuther Rokoko lässt sich heute noch erkennen. Als Juwel gilt das 1748 anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth eingeweihte Markgräfliche Opernhaus.
Wilhelmines Leibarzt Daniel de Superville, den sie ihrem Vater für zwei Lange Kerls „abgekauft“ hatte, wurde später der Rektor der vom Markgrafenpaar gegründeten Friedrichs-Universität. In dessen Nachlass fanden sich auch die Memoiren der Markgräfin. Sie widmete sich wissenschaftlichen Studien und führte mit Voltaire einen Briefwechsel über philosophische Themen.
Auch ihre musischen Talente entwickelte sie weiter. Ihr Lautenspiel vervollkommnete sie als Verehrerin und Schülerin von Silvius Leopold Weiss zur Perfektion. Unter ihrem Patronat erlebte die Laute ihre letzte Blüte: Sie berief die Lautenisten Adam Falckenhagen, Charles Durant und Bernhard Joachim Hagen an ihren Hof. Die von ihr komponierte Oper „Argenore“ wurde 1740 zum Geburtstag des Markgrafen aufgeführt. Diese Oper stellt auch eine Aufarbeitung der problematischen Beziehung der Geschwister Wilhelmine und Friedrich zu ihrem Vater dar.
In den folgenden Jahren kühlte die Liebe des Markgrafen zu Wilhelmine ab. Er nahm Wilhelmine von der Marwitz spätere Gräfin Burghaus, die aus Berlin mitgebrachte Erste Hofdame seiner Frau, zur Mätresse.
Österreichische Diplomaten versuchten, über den Bayreuther Hof Einfluss auf Preußen zu nehmen. Im September 1745, während des Schlesischen Krieges traf sich Wilhelmine mit Maria Theresia von Österreich. Daran zerbrach fast das innige Verhältnis zu ihrem Bruder.
1750 hielt sich Wilhelmine mehrere Wochen am preußischen Hof auf und begegnete dort berühmten Zeitgenossen wie Voltaire, Maupertuis und La Mettrie. Im Juni 1754 sahen sich die Geschwister zum letzten Mal. Danach schrieb Friedrich an Wilhelmine: „Mein Ich verlässt Sie, aber Ihnen bleibt das Herz dessen, der bis an sein Ende verbleiben wird Ihr getreuer Diener“.
Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758. Am gleichen Tag erlitt ihr Bruder in der Schlacht von Hochkirch eine empfindliche Niederlage, bei der sein Freund, der Feldmarschall James Keith, starb. Zu ihrem zehnten Todestag ließ Friedrich II. in Sanssouci einen Freundschaftstempel errichten.
Nachkommen
Die einzige Tochter des Paares war Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (* 30. August 1732; † 1780), die von Giacomo Casanova als das schönste Mädchen Deutschlands bezeichnet wurde. Sie heiratete 1748 Herzog Karl Eugen von Württemberg. Das Paar trennte sich nach einigen Jahren, ließ sich aber nicht scheiden. Sie lebte fortan in Bayreuth. Ihr Sarg wurde neben ihren Eltern in der Bayreuther Hofkirche aufgebahrt und ist dort heute noch zu sehen.
Autobiografie
Mit ungefähr 35 Jahren begann sie die Erlebnisse ihrer traumatischen Kindheit niederzuschreiben, wobei sie ausdrücklich betonte, dass dies keinesfalls veröffentlicht werden sollte. 52 Jahre nach ihrem Tod wurde ihre Autobiografie erstmals in deutscher Sprache publiziert. Vorerst wurde dies für eine plumpe, antimonarchistische Fälschung gehalten, da die Beschreibung des Berliner Hofes zu haarsträubend schien. Allerdings tauchte 1848 durch Zufall das französische Original auf und alle Zweifel wandelten sich in fassungslose Überraschung über die Zustände am preußischen Hof.[3]
Werke
Wilhelmines Memoiren
Französische Originalversion:
- Mémoires de Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bayreuthe, soeur de Frédéric le Grand, depuis L'année 1709 jusqu'a 1742, écrit de sa main. .., Mercure de France, Paris 1967
Deutsche Übersetzung:- Ingeborg Weber-Kellermann (Hg.): Wilhelmine von Bayreuth, eine preußische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Aus dem Französischen von Annette Kolb. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-458-32980-3
Kompositionen
- die Oper Argenore, in der sie das Verhältnis zu Ihrem Vater, dem Soldatenkönig, aufarbeitet
- ein Cembalokonzert, nach neuesten Forschungen wird Wilhelmine als Urheberin angezweifelt. Vielmehr soll es sich um ein Werk von Johann Gotthilf Jänichen handeln.[4]
- verschiedene weitere Musikstücke
Literatur
- Literatur von und über Wilhelmine von Preußen (1709–1758) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Schnitter, Helmut: Die ungleichen Schwestern, in: Ders. (Hrsg.): Gestalten um Friedrich den Großen. Biographische Skizzen, Bd. 1, Reutlingen 1991, S. 67-82.
- Thea Leitner: Skandal bei Hof. Frauenschicksale an europäischen Königshöfen, Piper, München 2003, ISBN 3-492-22009-6
- Uwe A. Oster: Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen, Piper, München, 2005, ISBN 3-492-04524-3
- Dr. Josef Focht: Die musische Aura der Markgräfin Wilhelmine, Kunstverlag Peda, Passau, 1997, ISBN 3-89643-090-4 bzw. 978-3-89643-090-8
Einzelnachweise
- ↑ Thea Leitner: Skandal bei Hof, S.133-146 Ueberreuter, 1993, ISBN 3800034921
- ↑ Thea Leitner: Skandal bei Hof, S.160-161 Ueberreuter, 1993, ISBN 3800034921
- ↑ Thea Leitner: Skandal bei Hof, S.133-143 Ueberreuter, 1993, ISBN 3800034921
- ↑ Dr.Frank Piontek: Cembalokonzert nicht von Wilhelmine, Nordbayerischer Kurier, 30.12.2008, S. 15
Weblinks
- Website zu Wilhelmine von Bayreuth und ihrer Oper Argenore bei MUGI Musik und Gender im Internet (Hochschule für Musik und Theater Hamburg)
- WDR-Reportage zum 250. Todestag von Wilhelmine von Bayreuth
- Website zum Doppeljubiläum Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth
Personendaten NAME Wilhelmine von Preußen ALTERNATIVNAMEN Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, Wilhelmine von Bayreuth KURZBESCHREIBUNG preußische Königstochter, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth GEBURTSDATUM 3. Juli 1709 GEBURTSORT Potsdam STERBEDATUM 14. Oktober 1758 STERBEORT Bayreuth
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