Zahir Muhsein

Zahir Muhsein

Zuhair Muhsin (arabischزهير محسن‎ Zuhair Muhsin, DMG Zuhayr Muḥsin; * 1936 in Tulkarm; † 15. Juli 1979) war ein palästinensischer Politiker, der von 1971 bis 1979 die syrisch-kontrollierte PLO-Gruppierung as-Sa'iqa anführte und 1979 einem Attentat zum Opfer fiel.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund und Weg zur as-Sa'iqa-Führung

Muhsin wurde in Tulkarm im damaligen palästinischen Mandatsgebiet geboren; die Familie musste ihre Heimat während des Arabisch-Israelischen Krieges von 1948 verlassen. Als Flüchtling in Jordanien war Muhsin in der Ba'ath-Partei aktiv und arbeitete als Lehrer. Er verließ das Land, als er wegen seiner politischen Aktivitäten in das Interesse der jordanischen Behörden geriet. Nachdem er in Katar und Kuwait gelebt hatte, siedelte er 1967 nach Syrien über. Er wurde schnell in den Machtkampf im syrischen Arm der Baath-Partei verwickelt und schlug sich auf die Seite von Hafiz al-Assad.

Nach Assads „Corrective Revolution“ im Jahre 1970, als der frühere Präsident Salah Dschadid und seine Anhänger aus der Partei ausgeschlossen wurden, wurde er zum Oberhaupt der Organisation as-Sa'iqa, die von den syrischen Behörden einige Jahre zuvor gebildet worden war, um in Syrien lebende palästinensische Flüchtlinge aufzunehmen.

Muhsin führte as-Sa'iqa in den frühen Jahren des libanesischen Bürgerkriegs an, wobei er sich eng mit der Armee Syriens abstimmte. Er hatte seine Basis in West-Beirut und erwarb sich schnell einen Ruf, politisch korrupt zu sein. Er fiel am 15. Juli 1979 in Cannes (Frankreich) beim Verlassen eines Kasinos einem Attentat zum Opfer.

Der Nahostbeobachter Thomas L. Friedman beschrieb ihn als:...einen Lehnstuhlrevolutionär, wenn er das überhaupt war. Er war in Beirut als Mr. Carpet bekannt, wegen all der Perserteppiche, die seine Männer während des libanesischen Bürgerkrieges gestohlen hatten. Wenn die Belastungen durch die Führung der Revolution für ihn zuviel wurden, wechselte Mohsen in ein Apartment, das er an der berühmten Promenade La Croisette in Cannes unterhielt, womöglich den teuersten Streifen von Immobilien an den französischen Riviera.[1]

Einige Quellen besagen, dass Muhsin Anfang 1976 den Angriff von palästinensischen Milizen auf die libanesische Stadt Damur anführte, der zu dem Massaker an christlichen Einwohnern führte.[2]

Beziehungen mit Syrien

Zuhair Muhsin wird generell als eine syrische Marionette beurteilt, da as-Sa'iqa sowohl gegründet, finanziert als auch durch Damaskus als der palästinensische Zweig der syrischen Baath-Partei geleitet wurde. Es handelt sich nicht um eine unabhängige Organisation, sondern sie wird weitgehend als Sprachrohr Syriens verstanden. Die Loyalität der Organisation zu Syrien war so weitreichend, dass auf den Befehl von Damaskus as-Sa'iqa während des libanesischen Bürgerkrieges sogar die PLO attackierte. In ihren politische Verlautbarungen hat die Gruppierung stets die syrische Position eingenommen, auch in der Zeit, in welche Muhsin Generalsekretär der Gruppierung war.

Muhsin wies die Instrumentarisierung der PLO in dem Konflikt als „palästinensisch“ anstelle einer panarabischen Führung der palästinensischen Bewegung durch Syrien zurück. Hafiz al-Assad schlug Zuhair Muhsin mehrfach als einen Kandidaten für die Führung der PLO vor, speziell in Zeiten des Konfliktes mit Yasir Arafat. Als al-Sa'iqa 1976 an einer syrischen Militäroffensive während des libanesischen Bürgerkrieges gegen die PLO teilnahm, wurde das Haus seiner Familie in Tulkarm im Westjordanland von aufgebrachten Palästinensern verwüstet.

Unter den Palästinensern und innerhalb der PLO gab es wenig Unterstützung für Muhsins Politik. Sein Einfluss war hauptsächlich auf die militärische Stärke von as-Sa'iqa gestützt und von syrischer Unterstützung abhängig. Die PLO war allerdings, obwohl er davon zeitweise ausgeschlossen war, scheinbar immer bereit, Muhsin wieder in ihre Reihen aufzunehmen, da seine Teilnahme eine Bedingung für die Kooperation Syriens war. As-Sa'iqa war im Vergleich zu anderen palästinensischen Gruppierungen gut bewaffnet, und Muhsin leitete die wichtige Abteilung der militärische Angelegenheiten innerhalb des Exekutivkomitees der PLO.

Interview in der niederländischen Zeitung Trouw

Zuhair Muhsin wurde allgemein bekannt, als er im März 1977 die folgende Äußerung in einem Interview mit der niederländischen Zeitung Trouw machte:

Ein palästinensisches Volk existiert nicht. Die Schaffung eines Palästinenserstaats ist nur ein Mittel, um unseren Kampf gegen den Staat Israel zugunsten unserer arabischen Einheit fortzusetzen. In Wirklichkeit gibt es heute keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Nur aus politischen und taktischen Gründen sprechen wir heute über die Existenz eines palästinensischen Volkes, weil arabische nationale Interessen verlangen, daß wir die Existenz eines bestehenden „palästinensischen Volkes“ setzen, um dem Zionismus entgegenzustehen.[3]

Aus taktischen Gründen kann Jordanien, was ein souveräner Staat mit definierten Grenzen ist, nicht Ansprüche auf Haifa und Jaffa stellen, während ich, als ein Palästinenser, zweifelsfrei Haifa, Jaffa, Beerscheba und Jerusalem beanspruchen kann. Allerdings, in dem Moment, in welchem wir unser Recht auf ganz Palästina reklamieren, werden wir mit der Vereinigung von Palästina und Jordanien nicht eine Minute warten.

Dies war übereinstimmend mit dem Panarabismus der Baath-Partei, deckte sich aber nicht mit der Charta der PLO, und mehrere pro-israelische Beobachter haben deswegen die Frage nach der Rechtmäßigkeit des palästinensischen Nationalismus (und damit der Notwendigkeit eines palästinensischen Staates) aufgeworfen. Tatsächlich reflektiert Muhsins Meinung nur einen extremen, von einer Minderheit in der PLO und der palästinensischen Gesellschaft angenommen Standpunkt, namentlich den von as-Sa'iqa, der allerdings mit dem Syriens übereinstimmt.

Quellen

  1. Friedman, From Beirut to Jerusalem (englisch) (HarperCollins Publishers, 1998, 2. Auflage), S. 118
  2. www.cedarland.org/damour.html
  3. Scan des Artikels von James Dorsey für de Trouw mit Auszügen des Interviews mit Zuheir Mohsen, (im Artikel "Zoehair Mohsen" geschrieben, Archiv des Trouw, Jacob Bontiusplaats 9, Amsterdam, 1977-03-31

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