Zahnradbahn Honau–Lichtenstein

Zahnradbahn Honau–Lichtenstein
Zahnradbahn Honau–Lichtenstein
Streckennummer: 4620
Streckenlänge: 2,15 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 100 
Zahnstangensystem: System Riggenbach
Bundesland: Baden-Württemberg
Verlauf
Legende
   
Echazbahn von Reutlingen
   
11,03 Honau (Württ)
   
Beginn Zahnstange
   
Ende Zahnstange
   
13,18 Lichtenstein (Württ)
   
Schwäbische Albbahn nach Schelklingen
Honau mit der Zahnradbahn (Postkarte von 1905)

Die Zahnradbahn Honau–Lichtenstein ist ein früherer Eisenbahn-Albaufstieg. Sie war ein Teilstück der regelspurigen Nebenstrecke ReutlingenMünsingenSchelklingen(–Ulm) und verknüpfte die Echazbahn (Reutlingen–Honau) mit der Schwäbische Albbahn (Lichtenstein–Schelklingen).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Nebenbahn wurde in den Jahren 1891 bis 1901 erbaut und in folgenden Teilstrecken eröffnet: Reutlingen–Honau am 2. Juni 1892, Honau–Münsingen (und damit der Zahnstangenabschnitt) am 1. Oktober 1893 und Münsingen–Schelklingen am 1. August 1901. Mit ihr entstand die lange gewünschte direkte Verbindung zwischen Reutlingen und Ulm.

Daten

Auf dem Zahnstangenabschnitt überwand die Bahn mit einer Maximalsteigung von 1:10 auf einer Länge von 2,15 km einen Höhenunterschied von 179 Metern. Sie war die erste Zahnradstrecke für den Personenverkehr in Württemberg und eine der steilsten Eisenbahnstrecken Deutschlands.

Zur Bewältigung der Steilstrecke wurde ein Zahnradantrieb mit einer „Riggenbach'schen Leiterzahnstange der Bauart Bissinger-Klose“ verwendet. Die Triebfahrzeuge hatten ein zwischen den Rädern liegendes Zahnradtriebwerk.

Ausgangspunkt der Steilstrecke war der Bahnhof Honau im Echaztal. Fast in der Falllinie führten die Gleise auf die Hochfläche der Schwäbischen Alb, teilweise direkt entlang der Bundesstraße 312, der sogenannten Honauer Steige.

Endpunkt der Steilstrecke war die Haltestelle Lichtenstein, die ihren Namen damals nicht einem Ort, sondern dem in der Nähe gelegenen Schloss Lichtenstein (bekannt durch den Roman Lichtenstein von Wilhelm Hauff) verdankt.

Verkehrsbedeutung

Die Bedeutung der Bahn lag vor allem beim Personenverkehr. Einerseits nutzten die Einpendler nach Reutlingen und Pfullingen die Bahn, andererseits spielte der Ausflugsverkehr – vor allem am Wochenende - eine große Rolle. Sie erschloss ein sehr beliebtes Ausflugsgebiet am Albtrauf. Anziehungspunkte waren neben Schloss Lichtenstein die Nebelhöhle, Olgahöhle und die Karlshöhle (heute Bärenhöhle), die Echazquelle sowie die Aussichtspunkte Traifelberg und Schönberg.

Der Güterverkehr erreichte auf diesem steilen und kurzen Abschnitt nie eine besondere Bedeutung, da die Teilstücke der Nebenbahn unterhalb des Zahnstangenabschnitts von Reutlingen und oberhalb von Ulm aus bedient werden konnten. Bereits 1951 gab es nur noch einen Stückgut-Kurswagen.

Mit dem Aufkommen der Motorisierung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Beförderungszahlen immer mehr ab, so dass angesichts des sehr aufwändigen Zahnradbetriebs der Betrieb 1969 beendet und dieses Teilstück abgebaut wurde, ebenso später die Verbindung zwischen Reutlingen-Süd und Honau. Das Teilstück zwischen Kleinengstingen und Schelklingen wird seit 2005 wieder im Schüler- und Touristenverkehr betrieben.

Triebfahrzeuge

  • Dampflokomotiven Klasse Fz, spätere Baureihe 97.3
  • Dampflokomotiven Klasse Hz, bzw. Baureihe 97.5 ab 1922. Von den vier gebauten Maschinen sind drei erhalten geblieben:

Ab September 1961 übernahmen Zahnrad-Schienenbusse der Baureihe VT 97 den Betrieb auf der Gesamtstrecke der Schwäbischen Albbahn. Nach entsprechenden Anpassungen der Bahnübergänge und der Weichen konnten diese von Schelklingen aus auf der Donautalbahn bis Ulm durchfahren. Der VT 97 war aus der Baureihe VT 98 abgeleitet und um einen Zahnradantrieb ergänzt. Von dieser Baureihe existierten insgesamt acht Stück, von denen sechs auf der Zahnradbahn Honau−Lichtenstein eingesetzt wurden.

Wagen

Ehemaliges Fahrzeug der Zahnradbahn im Gomadinger Bahnhof

Als Personenwagen kamen hauptsächlich die in Württemberg üblichen zweiachsigen Nebenbahnwagen zum Einsatz. Bei den Gepäckwagen gab es eine dreiachsige Sonderbauart mit einem Bremszahnrad auf der mittleren Achse.

Die zur Beschleunigung und Vereinfachung des Nebenbahnbetriebs in den 1950er/1960er Jahren beschafften Schienenbusse der Baureihe VT 98 kamen auch zwischen Reutlingen und Ulm zum Einsatz. Zur Überwindung der Steilstrecke wurden sie von den noch im Betrieb stehenden Zahnrad-Dampflokomotiven bergwärts geschoben bzw. talwärts abgebremst.

Literatur

  • Schwäbisches Wanderbuch. Herausgegeben von der Generaldirektion der K. Württb. Staatsbahnen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1899
  • Mühl/Seidel: Die Württembergischen Staatseisenbahnen. Konrad-Theiss-Verlag Stuttgart und Aalen, 1970
  • Rudolf P. Pavel: Nebenbahn Reutlingen−Schelklingen. Verlag Bleiweis, 2. Auflage 1999

Weblinks


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