- Zarin
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Zar (v. bulg. und serb. цар oder russ. царь anhören?/i; aus dem altbulg. «цѣсарь» und «кесар», das auf lat. Caesar zurück geht) war der höchste Herrschertitel in Bulgarien, Serbien und Russland. Der erste Herrscher, der diesen Titel trug, war der bulgarische Zar Simeon I..
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Er ist besonders durch die neuzeitlichen Monarchen Russlands bekannt, galt aber schon im Mittelalter in Bulgarien und Serbien. Die Bezeichnung entwickelte sich, wie das gotische kaisar (4. Jahrhundert n. Chr.), aus dem etablierten Herrschertitel Roms, letztlich zurückzuführen auf den berühmten römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar. Dieses slawische Derivat distanzierte sich bewusst vom lateinischen Ursprung wegen der Rivalität mit dem Byzantinischen Reich, soll aber die imperialen Ansprüche des Titelträgers bekräftigen. Die weibliche Form von „Zar“ ist deutsch Zarin („Kaiserin“, bulgarisch, serbisch und russisch Zariza = царица). Der russische Thronfolger, in der Regel der Sohn des Zaren, trug während der Regentschaft seines Vaters den Titel Zarewitsch, die Töchter Zarewna“.
Bulgarien
Der Titel ist zum ersten Mal in Bulgarien im 10. Jahrhundert für Simeon I. und seinen Sohn Peter I. durch eine Grabinschrift historisch belegt – Simeon I. trug seit 917 nach byzantinischem Vorbild den griechischen Titel βασιλεύς „Basileus aller Bulgaren und Griechen“. Offiziell scheint der Titel „Zar“ schon vom Herrscher Boris I. Michail verwendet worden zu sein. Die nachfolgenden bulgarischen Herrscher trugen ihn bis zum letzten bulgarischen Zaren Iwan Schischman am Ende des 14. Jahrhunderts und wieder seit 1908: Ferdinand I., Boris III. und Simeon II., obwohl letztere drei im Westen als „Könige“ tituliert wurden. 1945 wurde Bulgarien Volksrepublik.
Serbien
In Serbien krönte sich im Jahre 1346 Stefan Uroš IV. Dušan in der damaligen Hauptstadt des serbischen Reiches Skopje zum ersten Zaren der Serben und Griechen. Sein Sohn Stefan Uroš V. trug auch den Titel. Im 16. Jahrhundert regierte ein selbsternannter Zar Jovan Nenad im Gebiet der heutigen Wojwodina. Die serbischen Könige der Neuzeit trugen den Titel „kralj“.
Russland
Die Kiewer Rus bezeichneten insbesondere den byzantinischen Basileus als Zaren; die kaiserliche Residenzstadt Konstantinopel trägt in altruss. Quellen den Namen Car'grad (Kaiserstadt). Später bezog sich der Titel auf mongolische Großkhane, Khane der Goldenen Horde und auf Herrscher tatarischer Nachfolgekhanate.
Russische Fürsten führten den Zarentitel zunächst nicht. Er wurde nur in wenigen Ausnahmefällen verwendet, um nach dem Tod einer Person auf ihre besonderen Verdienste oder ihre Frömmigkeit hinzuweisen. Dies änderte sich im 15. Jahrhundert, als die Moskauer Großfürsten (russ. Welikij Knjas) vor allem gegenüber dem Ausland einen Anspruch auf den Zarentitel zu erheben begannen. Der erste Herrscher, der zum Zaren gekrönt wurde, war Iwan IV. (1547).
Im Russischen Reich wurde der Zarentitel von 1547 bis 1721 verwendet. Peter I. nahm 1721 den Titel „Imperator“ an, doch blieb der Zarentitel in der vollständigen Herrschertitulatur erhalten, und zwar in Bezug auf die ehemals tatarischen Zarentümer Kasan, Astrachan und Sibirien.
Der Großfürsten-Titel wurde in der Neuzeit für alle nicht regierenden Mitglieder der Zarenfamilie (außer dem Zaren und/oder der Zarin) verwendet, wobei der jeweilige Thronfolger seit 1797 den Titel Zarewitsch bzw. Zarewna trug. Seit der dynastischen Hausordnungsreform des Zaren Alexander III. (1881–1894) durften nur noch jüngere Zarensöhne und deren jeweilige eigene Kinder den Titel eines „Großfürsten“ oder einer „Großfürstin“ tragen, weitere Verwandte wurden zu „Fürsten“ bzw. „Fürstinnen“ herabgestuft.
1917 wurde mit der Februarrevolution die Herrschaft der russischen Zaren gewaltsam beendet, 1918 folgte die Ermordung der Zarenfamilie.
Siehe auch
Literatur
- Detlef Jena: Die russischen Zaren in Lebensbildern. Weltbild, Augsburg 2003. ISBN 3-8289-0545-5
- Lexikon des Mittelalters
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