Zeche Auguste Victoria

Zeche Auguste Victoria
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Auguste Victoria
Fördergerüste über Schacht 1 und 2 in Marl-Hüls (2006)

Fördergerüste über Schacht 1 und 2 in Marl-Hüls (2006)
Andere Namen Verbundbergwerk Auguste Victoria/Blumenthal
Abbau von Steinkohle
Abbautechnik Strebbau
Flözname G
Mächtigkeit 1,50dep1
Gangname William-Köhler-Gang
Größte Tiefe 1,240 m
Gesamtlänge 103.000 m
und
Abbau von Blei
Flözname Zollverein 5
Mächtigkeit 1,45dep1
und
Abbau von Zink
Flözname F/E
Mächtigkeit 2,3dep1
Flözname D/C
Mächtigkeit 2,10dep1
Flözname Zollverein 2/3
Förderung/Jahr 3100000 t
Förderung/Gesamt 5500000 t Blei-Zink-Erz
Betreibende Gesellschaft RAG Aktiengesellschaft
Betriebsbeginn 1899
Geografische Lage
Koordinaten 51° 41′ 7″ N, 7° 6′ 38″ O51.6851388888897.1105555555555Koordinaten: 51° 41′ 7″ N, 7° 6′ 38″ O
Auguste Victoria (Regionalverband Ruhr)
Auguste Victoria
Lage Auguste Victoria
Gemeinde Marl
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p2

Das Bergwerk Auguste Victoria (kurz AV) ist ein Steinkohlenbergwerk in Marl und Haltern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bei Schürfbohrungen stießen die Düsseldorfer August Stein (Kommerzienrat) und Julius Schäfer (Ingenieur und Fabrikbesitzer) auf Steinkohle. Sie gründeten 1899 die bergrechtliche Gewerkschaft Auguste Victoria, benannt nach der Königin von Preußen und letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, die die 1898 konsolidierten Grubenfelder Hansi I und Hansi II erwarb. An der Victoriastraße in Hüls begann man mit den Abteufarbeiten von Schacht 1 für das neue Bergwerk. 1900 begann man einige Meter weiter, Schacht 2 zu teufen. Im Jahre 1901 wurde die Arbeit wegen harter Mergelschichten und Wasserzuflüssen bei 40 m Teufe eingestellt. 1902 wurde die Arbeit an Schacht 2 mit dem Gefrierverfahren wieder aufgenommen, Schacht 1 wurde jedoch vorerst aufgegeben. Die Nummerierung der Schächte wurde aus diesem Grund umgekehrt: Schacht 2 wurde in Schacht 1 umbenannt. 1903 wurde der erste Schacht, nun Schacht 2, weitergeteuft. Schacht 1 erreichte 1904 bei circa 580 m Teufe das flözführende Karbon, Schacht 2 ein Jahr später bei etwa 591 m Teufe. 1905 und 1906 gingen die beiden Schächte in Betrieb.

Am 1. Juli 1903 übernahm Paul Stein, der Sohn August Steins, als generalbevollmächtigter Direktor die Geschicke der Zeche. Nach 36 Jahren schied er am 1. Juli 1939 aus, um in den Grubenvorstand der Zeche zu wechseln. 1907 erwarb das Chemieunternehmen BASF aus Ludwigshafen das Bergwerk Auguste Victoria. Die Jahresförderung betrug 156.000 t. Zum Ende des Jahres ging eine Kokerei in Betrieb.

Im Jahr 1923 begann man etwa 2,5 km nördlich von Schacht 1/2 mit den Teufarbeiten für den Schacht 3. Geplant war eine Doppelschachtanlage. Wegen der Ruhrbesetzung mussten die Arbeiten jedoch bis 1925 eingestellt werden. Ein Jahr später erreichte der Schacht bei circa 680 m das Karbon. Kurz vor der Inbetriebnahme des Schachtes brachen am 24. Juli 1927 Schwimmsande ein und verschütteten fünf Bergleute. Die Arbeit an Schacht 3 wurde daher vorerst eingestellt. Im Jahr 1928 begann man im Stadtteil Drewer, etwa zwei Kilometer südwestlich der Schachtanlage 1/2, mit den Teufarbeiten für Schacht 4, der ein Jahr später in Betrieb ging. Unweit von Schacht 4 wurde von 1930 bis 1931 Schacht 5 abgeteuft.

1934 begannen die Aufwältigungsarbeiten von Schacht 3, der 1937 in Betrieb gehen konnte. Westlich von Schacht 3 entstanden die Chemischen Werke Hüls. 1938 erreichte die Jahresförderung von Auguste Victoria 1,5 Millionen t, in der Kokerei wurden 521.000 t Koks produziert. Im gleichen Jahr begann auf Schacht 4/5 der Abbau der 1930 zufällig entdeckten Blei-Zink-Erzvorkommen im „William-Köhler-Gang“. 1945 wurde die Schachtanlage 1/2 bei einem Luftangriff schwer beschädigt, die Jahresförderung an Kohle betrug nur 502.000 t.

1950 wurde Schacht 6, am westlichen Rand des Waldgebietes Die Haard, etwa zwei Kilometer östlich von Schacht 3 geteuft. 1951 erreichte er bei 714 m Teufe Kohle und ging im folgenden Jahr in Betrieb. In den 1950er Jahren wurden ca. 20 % der deutschen Erzproduktion auf Auguste Victoria abgebaut. Allein 1956 wurden von den 1.478 Beschäftigen des Erzabbaubetriebes 349.000 t Erz gefördert. Der Erzabbau wurde jedoch unwirtschaftlich, so dass er 1962 aufgegeben wurde. Bis dahin wurden von etwa insgesamt 5,5 Millionen t Blei-Zink-Erz und etwa 400 t Silber abgebaut. Die Schachtanlage 4/5 diente fortan als Wetterschacht.

Schacht 7 wurde ab 1957 in unmittelbarer Nähe von Schacht 3 geteuft und ging 1960 in Betrieb. Schacht 7 wurde als Förderschacht des Bergwerks mit einer Skipanlage ausgerüstet. Die entstandene neue Doppelschachtanlage übernahm 1966 die Förderung von der Schachtanlage 1/2, Letztere wurde mitsamt der Kokerei stillgelegt. Schacht 5 wurde 1968 verfüllt und der Förderturm abgerissen.

A-Fördergerüst über Schacht 8 in Haltern-Lippramsdorf (2006)

1963 wurde Schacht 8 im Feld Lippramsdorf, etwa drei Kilometer nördlich der Schachtanlage 3/7 am nördlichen Ufer der Lippe als Wetterschacht für das nordöstliche Grubenfeld abgeteuft. 1972 wurden die Grubenfelder 3/7 und 8 verbunden. Im Rahmen der Vergrößerung und Ausdehnung des Grubenfeldes wurde die Anlage 1978 als Seilfahrts- und Materialförderschacht ausgebaut und bis 1980 auf ungefähr 1330 m weitergeteuft. Im Jahre 1982 wurde die neue Schachtanlage durch den damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, Johannes Rau, feierlich eröffnet.

1987 begannen vier Kilometer nördlich von Schacht 8 die Teufarbeiten für einen Seilfahrt- und Materialförderschacht. Dieser Schacht 9 erreichte ein Jahr später eine Teufe von 1200 m und ging 1990 in Betrieb.

Am 1. Januar 1991 verkaufte der BASF-Konzern das Bergwerk Auguste Viktoria an die Ruhrkohle AG (heute RAG Aktiengesellschaft), die Eingliederung in den Konzern dauerte jedoch noch bis 1997. Im Jahr 2000 förderte das Bergwerk mit 4003 Beschäftigten 3,54 Millionen t Kohle.

Im Jahr 2001 wurde das Bergwerk Auguste Victoria mit dem Bergwerk Blumenthal/Haard, einem Verbundbergwerk aus der Zeche General Blumenthal (Recklinghausen) und dem Bergwerk Haard, der früheren Zeche Ewald Fortsetzung (Oer-Erkenschwick), zum neuen Verbundbergwerk Auguste Victoria/Blumenthal zusammengelegt. Ein Teil des Haltern-Feldes und die Schachtanlage Haltern 1/2 wurden dem Bergwerk Auguste Victoria angeschlossen, die übrigen Anlagen von General Blumenthal/Haard wurden abgeworfen.

Das Bergwerk Auguste Victoria/Blumenthal produziert noch; an den Standorten Schacht 3/7 und Schacht 8 wird noch Steinkohle abgebaut. Insgesamt sind dort circa 3800 Menschen beschäftigt. Nachdem das Haltern-Feld abgedämmt ist und die beiden Schächte Haltern 1 und 2 verfüllt sind, heißt das Bergwerk seit dem 1. Januar 2007 wieder Bergwerk Auguste Victoria.

Folgenutzung

Auf dem Gelände von Schacht 1/2 befindet sich die Ausbildung von Auguste Victoria. Die Schächte wurden 2007 verfüllt, den Fördertürmen wurden die Seile abgenommen. Schacht 6 dient seit einigen Jahren nur noch als Wetterschacht.

Das Fördergerüst über Schacht 4 wurde erhalten und 1995 in die Denkmalliste aufgenommen. 2005 wurde im Maschinenhaus von Schacht 4 ein lokales Bergbaumuseum eröffnet.

Lage

Trivia

  • In der Folge „Entführt“ der RTL-Serie Alarm für Cobra 11 wird ein junges Mädchen in Schacht 7 der Auguste Victoria-Zeche gefangen gehalten.

Galerie

Literatur

  • Gewerkschaft Auguste Victoria GmbH, Marl (Hrsg.): Das AV Buch. Rudolf Winkelmann, Recklinghausen 1997, ISBN 3-921052-59-9.

Weblinks


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