- Zisterzienserinnenkloster Saarn
-
Kloster Mariensaal Lage Saarn Koordinaten: 51° 24′ N, 6° 53′ O51.402956.88164Koordinaten: 51° 24′ 11″ N, 6° 52′ 54″ O Gründungsjahr um 1200 zisterziensisch seit 1214 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1808 Mutterkloster Kloster Kamp Tochterklöster Das Kloster Saarn ist eine gut erhaltene und restaurierte Klosteranlage der Zisterzienserinnen in Mülheim an der Ruhr im Stadtteil Saarn, direkt an der Bundesstraße 1. Die Klostergebäude weisen Baubestandteile vom 13. bis zum 19. Jahrhundert auf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kloster wurde nach archäologischen Befunden um 1200 gegründet. Über die Gründer dieser Zeit und die ersten Frauen im Kloster weiß man sehr wenig.
Einige Jahrzehnte später, in einer zweiten Gründungsphase, wurde Erzbischof Engelbert I. von Köln (reg. 1220–1225) im Rahmen seiner politischen Aktivitäten als Erzbischof, Herzog von Berg und zugleich Reichsverweser und Erzieher des minderjährigen Königs Heinrichs VII. (reg. 1220–1235) − als Stichworte seien genannt: Förderung von Reformorden (hier: Zisterzienser), Entvogtung, Abwehr konkurrierender Landesherren − auf Kloster Saarn aufmerksam.
Engelbert sorgte wahrscheinlich für die Aufnahme der Saarner Nonnen in den Zisterzienserorden und die Einführung einer strengen Klausur, außerdem für eine umfangreiche Privilegierung des Klosters durch den Papst und das Reich. Das Leben der Nonnen und die Existenz des Klosters wurden damit auf eine neue, dauerhafte rechtliche und materielle Grundlage gestellt. Sein Schützling Heinrich wurde - vermutlich auf Veranlassung Engelberts - von den Nonnen in ihrem Memorienbuch als „fundator“ (Gründer) geehrt. Der Abt von Kamp erhielt die Aufgabe, über das Zisterzienserinnenkloster die Aufsicht zu führen und die Nonnen geistlich zu betreuen.
Im 15. und ab dem 17. Jahrhundert gab es Tendenzen der Umwandlung des Klosters in ein Damenstift.
Säkularisation
Kloster Saarn wurde 1808 im Zuge der Säkularisation der Kirchengüter von der französischen Regierung des Großherzogtums Berg aufgehoben.
In den Liegenschaften wurde bald darauf eine Gewehrfabrik durch Sylvester Trenelle errichtet. Er erhielt die königlich-preußische Genehmigung am 6. Januar 1815 erteilt. In Hattingen wurde ein Schmiedehammer und die Bohrwerke zur Herstellung der Gewehrläufe betrieben. 1840 wurde der Vertrag mit Trenelle gekündigt und die Werke unter staatlicher Aufsicht weitergeführt, weil man mit der Qualität nicht zufrieden war. 1858 wurde die Produktion von Saarn und Hattingen nach Erfurt verlegt. Beim Bau der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1) die direkt neben dem Kloster verläuft, wurden einige Wirtschaftsgebäude abgerissen. Die Stadt Mülheim an der Ruhr übernahm 1936 das Kloster und ließ Wohnungen für ältere Mitbürger dort einrichten.
Heutige Nutzung
Während der Jahre 1979–1989 wurde die verbliebene Klosteranlage als Baudenkmal restauriert und wird heute als Begegnungsstätte mit Bürgersaal, Cafeteria und Versammlungsraum genutzt. Erwähnenswert sind die große Pfarrbibliothek und das im Oktober 2008 eröffnete Klostermuseum mit Fundstücken aus Ausgrabungen in den Jahren 1979 bis 1989, mit denen das Klosterleben und die Besiedlung der Umgebung über 1200 Jahre hinweg veranschaulicht wird. Seit Herbst 2010 wird das Klostermuseum durch einen Kloster- / Kräutergarten ergänzt.
In der Klosterkirche gibt es regelmäßig anspruchsvolle geistliche Konzerte (Reihe „Musik im Kloster Saarn“ zu der auch die jährlich stattfindenden Saarner Orgeltage gehören).
Kirche und Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt werden von Mitgliedern der Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales betreut.
Heute gehört das Kloster Saarn zur Route der Industriekultur (Themenroute 12 − Geschichte und Gegenwart der Ruhr).
Äbtissinnen
Äbtissinnen von St. Maria SaalName Amtszeit Todestag Anmerkungen Wolberna 1214–1237? Aleidis um 1250 Wird lediglich als zweite Äbtissin ohne Datum erwähnt Guda von Elberfeld um 1280 Berta um 1300 Isentrudis um 1305 Margareta um 1310 Agnes von Rheinheim um 1345 Sophia von Issum 1351–1365? Vrederunis um 1370 Lieveradis von Issum 1383–1407 Adelheid van den Vorst 1410–1413? Elisabeth Alstaden um 1413 Sophia von Winkelhausen 1414–1420 Eva von der Horst 1441–1448 Sibilla von Süverlich um 1475 Margarete von der Heiden 1481–1491 17. November Katharina von Gysenberg 1495?–1514 Mechtildis von Schirp 1515–1532 Resigniert Katharina Sobbe von Grimberg 1532–1546? 16. Mai 1546/47 Eva Schilling von Gustorf 1547–1570 14. Oktober 1570 Clara von Virmond 1570–1574 Asswera von Wittenhorst 1574–1578 Margarete von Kalkum 1584–1600 7. Mai 1600 Anna von Baexen 1600–1607? Margareta von Holtrop 1608–1619 1619 abgesetzt durch Abt Reiner vom Kamp Anna von Deutz 1619–1641 23. April 1675 1641 auf Betreiben des Abts des Klosters Kamp abgesetzt durch den päpstlichen Legaten Fabio Chigi, dem späteren Papst Alexander VII. Agnes von Hillen 1642–1652 Anna Gertrud von Hillen 1652–1676 Gertrud Mechthild von Bronsfeld 1676–1688 29. Oktober 1688 Anna Maria von der Voord 1688–1691 18. September 1691 Maria Magdalena von Brempt 1691–1720 14. Oktober 1720 Maria Theresia von Reuschenberg zu Selikum 1720–1741 16. September 1743 Bauherrin des Kreuzgangs und des Äbtissinnenhauses Johanna Wilhelmina von Bentinck zu Obbicht 1741–1773 19. Oktober 1773 Maria Theresia von Brederode 1773–1796 29. Mai 1796 Josepha von Nagel 1796–1798 16. Mai 1798 Agatha von Heinsberg 1798–1808 29. April 1822 Literatur
- Hans Fischer: Das Zisterzienserinnenkloster in Saarn, Mülheim a. d. Ruhr 1981.
- Leo Werry, Margot Klütsch u. Hans Fischer: Kloster Saarn, Kunst- und Kultgegenstände aus der Klosterkirche, Ausst. Kat., Mülheim a. d. Ruhr 1983.
- Kurt Ortmanns: Die ehemalige Zisterzienserinnenabtei Saarn in Mülheim an der Ruhr. Rheinische Kunststätten, Heft 280. Köln 1983.
- Günter von Roden: Die Zisterzienserinnenklöster Sarn, Duissern, Sterkrade (Germania Sacra N. F. 18. Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Erzbistum Köln 4), Berlin-New York 1984.
- Kurt Ortmanns: Kloster Saarn: Baugeschichte 1214-1979. Hrsg. von der MüGa Landesgartenschau 1992 GmbH. Sonderdruck aus der Veröffentlichung "KLOSTER SAARN". Edition Werry, Mülheim an der Ruhr 1992.
- Ralf Lommerzheim: Mariensaal in Saarn. Ergrabene Geschichte: Die Geschichte des Klosters der Zisterzienserinnen in Mülheim an der Ruhr nach den Befunden der archäologischen Forschung mit Beiträgen von C. B. Oesterwind über das Alltagsleben in mittelalterlichen Klöstern, Mülheim an der Ruhr 1998.
- Rolf-Achim Mostert: „Herr Henricus ist Fundator unser Kirchen gewest, und hat uns vill guts gethan“. - Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte des Zisterzienserinnenklosters Saarn in Mülheim an der Ruhr. In: Romerike Berge 55, 2005/H. 3, S. 2-14.
- Nicola Antonia Peczynsky: Das Zisterzienserinnenkloster Mariensaal in Mülheim-Saarn. In: Zeugen der Stadtgeschichte - Baudenkmäler und historische Orte in Mülheim an der Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2008.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Zisterzienserinnenkloster Saarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Klosterbeschreibung der Stadt Mülheim an der Ruhr
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
- Webseite der Oblaten des hl. Franz von Sales
- Museum im Kloster Saarn
Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | per Rad
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Saarn — Stadtteil 7 von Mülheim an der Ruhr Lage … Deutsch Wikipedia
Kloster Saarn — Ansicht von Osten Westseite … Deutsch Wikipedia
Zisterzienserkloster Saarn — Ansicht von Osten Westseite … Deutsch Wikipedia
Mülheim-Dümpten — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia
Geschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr — Dieser Artikel bietet eine chronologische Übersicht zur Geschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr und ihrer eingemeindeten Stadtteile. Die Geschichte der Stadt ist zwar eng verbunden mit der Herrschaft und dem Schloss Broich, das um 883 als… … Deutsch Wikipedia
Oberhausen-Sterkrade — Wappen der ehemaligen Stadt Sterkrade Sterkrade ist ein Stadtbezirk von Oberhausen, der sich in die Stadtteile Biefang, Buschhausen, Holten, Königshardt, Schmachtendorf, Schwarze Heide, Sterkrade und Walsumermark gliedert. Er grenzt im Nordwesten … Deutsch Wikipedia
Mülheim an der Ruhr — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia
Liste der Klöster und Stifte in Nordrhein-Westfalen — Diese Liste enthält die Klöster und Stifte im deutschen Bundesland Nordrhein Westfalen. Verzeichnis Bezeichnung Gemeinschaft Ort Gründung Aufhebung Bemerkungen Bild Benediktinerinnenkloster Aachen Benediktinerinnen Aachen 1511 1794 … Deutsch Wikipedia
Liste der Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal — Die Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal an der etwa 221 km langen Ruhr werden durch die Route der Industriekultur (insbesondere Geschichte und Gegenwart der Ruhr), den Ruhrhöhenweg, den RuhrtalRadweg, aber auch die Kaiser Route erschlossen. Hierzu… … Deutsch Wikipedia
Sterkrade — Stadtbezirk von Oberhausen Wappen Karte … Deutsch Wikipedia