Benicio del Toro

Benicio del Toro
Del Toro bei den 61. Filmfestspielen von Cannes (2008)

Benicio del Toro (* 19. Februar 1967 in Santurce) ist ein puerto-ricanischer Schauspieler.

Für seine Rolle des Javier Rodríguez in Steven Soderberghs Traffic – Macht des Kartells erhielt er 2001 einen Oscar als Bester Nebendarsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Benicio del Toro kam als zweiter Sohn von Gustavo del Toro und Fausta Sánchez-del Toro zur Welt. Seine Eltern waren wohlhabende Anwälte in Puerto Rico, wo del Toro auch den größten Teil seiner Kindheit verbrachte. Als er neun war, starb seine Mutter an Hepatitis. Zunächst kümmerte sich seine Patentante Sarah Del Torres, ebenfalls eine Anwältin, mit um ihn. Auf der katholischen Schule, in die er ging, war er als lebhafter Schüler bekannt.

Nachdem sein Vater eine neue Ehe einging, ging del Toro mit 13 Jahren auf ein Internat in Pennsylvania, USA. Del Toro war hier zunächst auf sich allein gestellt, da er das erste Mal von seiner Familie getrennt war und anfangs nur wenig Englisch sprach. Er fand aber vor allem über das Basketballspielen Kontakt und Freunde. Im Jahr 1985 schloss er die Schule ab, zu seinem Abschlussjahrgang gehörte auch Michael Davies, der später das amerikanische Wer wird Millionär? produzierte.

Mit 18 Jahren ging del Toro nach San Diego auf die dortige University of California, er schrieb sich im Hauptfach für Wirtschaftswissenschaften ein. Eigentlich sollte er der Familientradition folgen und Anwalt werden, auch er selber hat eine Karriere als Schauspieler vorher nie in Betracht gezogen. An der Universität aber bewarb er sich erfolgreich für eine Rolle in einem Theaterstück. Da die Regeln für die Besetzung des Stücks besagten, dass man entweder mindestens im zweiten Studienjahr sein musste oder in drama, also Theaterwissenschaften, eingeschrieben sein musste, änderte del Toro sein Hauptfach kurzerhand in drama um. Seiner Familie erzählte er davon erst später. Als offensichtlich wurde, dass del Toro es mit dem Schauspielern ernst meint, unterstützte ihn seine Familie zunächst auch nur zögernd. Sein älterer Bruder Gustavo, der an der University of California in Los Angeles (UCLA) Physik studierte, gewährte del Toro aber während seiner Zeit dort Unterkunft.

Zu der Ansicht seiner Eltern und Patentante, dass die Schauspielerei nichts Ernsthaftes sei, nichts, was einen ernähren könne, sagte er: „I didn’t see it that way. I saw it as a marriage“. Zwar hätte er nichts dagegen gehabt, Anwalt zu werden, er sehe sogar gewisse Parallelen zwischen dem Beruf des Anwalts und dem des Schauspielers. In der Schauspielerei aber meinte er, seine Berufung gefunden zu haben, auch wenn er damit der Einzige seiner Familie sei, der einen künstlerischen Beruf anstrebe. [1]

Benicio del Toro ging nach New York an die Schauspielschule Circle in the Square, die direkt am Broadway liegt. Nach nicht allzu langer Zeit kehrte er nach Kalifornien zurück, er erhielt ein Stipendium für die Stella Adler Academy of Acting in Los Angeles und studierte dort einige Jahre. Del Toro sagte, er habe Stella Adler, die 1992 starb, sehr viel zu verdanken.

Filmisches Schaffen

Erste Auftritte als Gegner von Crockett und Bond

Zwei Jahre nach seinem Schulabschluss in Mercersburg ergatterte del Toro nach der Mitwirkung in mehreren Theaterprojekten seinen ersten Auftritt im Film, wenn auch erst einmal im Fernsehen. Er wurde in der Krimiserie Miami Vice für eine Nebenrolle besetzt. Nach der Folge Showbusiness (Everybody’s in Showbiz) im Frühjahr 1987 gab es noch mehrere kleine Rollen für ihn im Fernsehen. Del Toro hatte allerdings nicht viel übrig für die Arbeit im TV, sie war ihm zu oberflächlich und zu rasch, ihm fehlte dabei die Zeit, den Charakter der jeweiligen Figur zu entwickeln.

Arbeit bei Kinoproduktionen ist zunächst selten und nur in geringem Umfang für ihn zu haben. Zwischen 1988 und 1994 spielte er in mehreren Filmen kleinere und größere Nebenrollen, die ihn aber noch nicht bekannt machen. Eine der wichtigsten dieser Rollen für ihn war jene als Dario, ein sadistischer Handlanger des Gegenspielers von James Bond in Lizenz zum Töten im Jahr 1989. Während dieser Zeit, del Toro war Anfang bis Mitte Zwanzig, spielte er schon Nebenrollen in Filmen mit Sean Penn (Indian Runner), John Cusack (Money for Nothing), Javier Bardem (Huevos de Oro), Rosie Perez (Fearless – Jenseits der Angst) und Ed Harris (China Moon). Mit der italienischen Schauspielerin Valeria Golino spielte er in zwei Produktionen zusammen (Big Top Pee Wee und Indian Runner), von 1988 bis 1992 waren die beiden miteinander verlobt.

Die üblichen Verdächtigen

Sein eigentlicher Start seiner Filmkarriere war die Rolle in Die üblichen Verdächtigen. Hier spielte del Toro als einer der fünf besagten Verdächtigen den Fred Fenster, neben, unter anderem, Kevin Spacey und Gabriel Byrne. Als „Fenster“ mimt er einen Außenseiter unter den Gangstern, der im feinen Anzug und mit überheblicher Miene ein sehr eigenes Englisch spricht, welches selbst seinen Kumpanen kaum verständlich ist. Seine mit Eigenheiten gespickte Interpretation eines vom Drehbuch her eher eindimensionalen Kriminellen bringt ihm die erste wirkliche Anerkennung in Hollywood. Der Film hat Erfolg an den Kinokassen und erlangt einen gewissen Kultstatus.

Filmrollen vor dem Oscar

In den Jahren 1995 und 1996 hatte del Toro zunächst viel zu tun, er spielte bei vier Produktionen innerhalb eines Jahres mit und drehte selber einen Kurzfilm namens Submission. Dieser Rhythmus war ihm zu schnell, er vermisste die Zeit, die er benötigte, um sich in die Figuren wirklich einzufinden. Unter den Filmen, in denen er mitspielte, ist eine Produktion mit Wesley Snipes und Robert De Niro (Der Fan), sowie eine Biographie über Jean-Michel Basquiat, einen Künstler mit Hang zur Selbstzerstörung, der im Umfeld Andy Warhols im New York der Achtziger lebte. Im Folgenden drosselte del Toro das Tempo und spielte an der Seite von Alicia Silverstone auf ihren Wunsch als Entführer wider Willen in Ärger im Gepäck. Dies war zwar eine erste größere Rolle in einem verhältnismäßig teuren Film, ein Kassenerfolg war der Film aber nicht.

Für seine Rolle des Dr. Gonzo an der Seite von Johnny Depp in Fear and Loathing in Las Vegas legte er 1998 mehr als 20 Kilo Körpergewicht zu, um der von Oscar Zeta Acosta inspirierten Rolle des Anwalts eine gewisse Feistheit verleihen zu können.

Im Jahr 2000 kamen wieder mehrere Filme mit del Toro in die Kinos. Unter der Regie Guy Ritchies spielte er in Snatch – Schweine und Diamanten eine Nebenrolle als Gangster mit Hang zu Glücksspiel und schicken Klamotten. In der ersten Regiearbeit von Christopher McQuarrie, The Way of the Gun, spielte er wiederum einen Kriminellen. An der Seite von Ryan Phillippe kidnappte er eine hochschwangere Leihmutter, um Geld von ihren reichen Auftraggebern zu erpressen. McQuarrie schrieb schon das Drehbuch für Die üblichen Verdächtigen.

Erfolg mit Traffic

Der dritte Film im Jahr 2000 mit del Toro, der noch Ende Dezember in New York und Los Angeles gezeigt wurde, entwickelte sich zu einem Höhepunkt seiner Filmografie. Die Wahl des Starttermins ermöglichte, den Film noch für das Filmjahr 2000 als Vorschlag in die Academy Awards im März 2001 eingehen zu lassen.

In Traffic spielte del Toro einen eher zynischen, aber nicht unsympathischen Drogenfahnder in Mexiko, der versucht, sich zwischen der eigentlich erforderlichen beruflichen Integrität und der ihn umgebenden Korruption und Gefahr treu zu bleiben.

Benicio del Toro wurde für seine Darstellung des Javier Rodriguez als Bester Nebendarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet. Drei weitere Oscars gehen an den Film, einer davon an Regisseur Steven Soderbergh. Weitere Auszeichnungen an del Toro, neben vielen anderen, beinhalten einen Silbernen Bären auf der Berlinale 2001 und einen Golden Globe Award.

Filme nach dem Oscar

Seit 2001 hat del Toro in weiteren Filmen mitgewirkt, darunter 2003 in 21 Gramm, dem zweiten Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu. Del Toro spielte eine tragende Nebenrolle als depressiver Ex-Häftling, der große Schuld auf sich lädt, als er einen Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern überfährt. Für seine Darstellung war er 2004 erneut als Bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert, musste die Trophäe aber Tim Robbins überlassen. In der Comicverfilmung von Sin City von Robert Rodriguez spielte er 2005 die Nebenrolle des brutalen Polizisten Rafferty, dessen Tod fast den Bruch eines Waffenstillstandes zwischen Mafia, Polizei und Prostituierten zur Folge hat.

Sein Erfolg bei Kritik und Publikum hat del Toro einige Angebote für Hauptrollen eingebracht, was sich erst mit einiger Verzögerung niederschlägt. An der Seite von Halle Berry hatte er eine größere Rolle in dem Drama Things We Lost in the Fire übernommen, der in Deutschland im Juni 2008 in die Kinos kam. In einem Filmprojekt von Steven Soderbergh namens Che über den lateinamerikanischen Revolutionär Che Guevara übernahm del Toro die Titelrolle. Die Filmbiografie umfasst zwei Spielfilme, Che – Revolución hat die frühen Jahre, Che – Guerrilla die Jahre bis zu Guevaras Tod in Bolivien 1967 zum Thema. Die Premiere der Filme fand im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes im Mai 2008 statt, wo del Toro für seine Rolle mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde.

2010 war del Toro mit Wolfman im Kino zu sehen. In der Neuverfilmung des Horrorklassikers aus dem Jahr 1941 übernahm er die Titelrolle. Im selben Jahr wurde er in die Wettbewerbsjury der 63. Filmfestspiele von Cannes berufen.

Auszeichnungen (Auswahl)

Filmografie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview mit Del Toro 1997, abgerufen am 8. Januar 2008 (englisch)

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