Benno Chajes

Benno Chajes

Benno Chajes (* 14. November 1880 in Danzig; † 3. Oktober 1938 in Ascona) war ein deutscher Mediziner, Hochschullehrer für Sozial- und Gewerbehygiene und zeitweise preußisches Landtagsmitglied der SPD und Eugeniker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Chajes stammte aus einem bürgerlichen jüdischen Elternhaus. Nach dem Gymnasium in Danzig studierte Chajes Medizin in Freiburg im Breisgau und Berlin. 1903 promovierte er in Freiburg. Verheiratet war er mit einer Stieftochter von Eduard Bernstein.

Seit 1903 war er niedergelassener Arzt und seit 1911 praktizierte Chajes als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie für Urologie in Berlin. Außerdem war er zwischen 1903 und 1908 Assistenzarzt zunächst an der Charité und danach an einer privaten Klinik.

Im Ersten Weltkrieg war Chajes Kriegsteilnehmer. Während der Novemberrevolution war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates für den Regierungsbezirk Frankfurt. Im Dezember 1919 war er Delegierter auf dem ersten Reichsrätekongress. Zwischen 1915 und 1920 war Chajes Stadtverordneter in Berlin-Schöneberg. Außerdem gehörte er zwischen 1928 und 1932 dem preußischen Landtag an.

Seit 1919 war Chajes ordentlicher Dozent und seit 1930 Honorarprofessor für Gewerbehygiene und soziale Hygiene an der technischen Hochschule in Berlin. Seit 1931 übernahm er nach dem Tod von Alfred Grotjahn das Institut für Sozialhygiene und war seit 1932 außerordentlicher Professor an der Universität in Berlin. Für die Wahl als Institutsleiter sprachen sich die Gewerkschaften aus und auch Ministerpräsident Otto Braun hat Chajes unterstützt.

Chajes war Herausgeber oder Redakteur etwa der Zeitschrift für soziale Hygiene, Fürsorge und Krankenhauswesen (1919–1923), dem Zentralblatt für Gewerbehygiene und Unfallverhütung, der Zeitschrift für Schulgesundheitspflege und soziale Hygiene. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche medizinische und sozialhygienische Schriften. Darunter war der Grundriß zur Berufskunde und Berufshygiene (1919), Lehrbuch der Gewerbehygiene (1921) und das Kompendium der sozialen Hygiene (1931).

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte Chajes zunächst in die Schweiz. Von dort ging er im März 1933 in die Türkei und wanderte von dort aus nach Palästina aus. Dort war er maßgeblich am Aufbau sozial- und gewerbehygienischer Einrichtungen sowie des Krankenkassen- und Krankenshauswesens beteiligt.[1] Er verstarb während einer Reise in die Schweiz 1938.

Einzelnachweise

  1. Wolfram Fischer (Hrsg.): Exodus von Wissenschaften aus Berlin. Walter de Gruyter, 1994, ISBN 3110139456, S. 461 (Digitalisat)

Literatur

  • Heinrich Weder: Sozialhygiene und pragmatische Gesundheitspolitik in der Weimarer Republik am Beispiel des Sozial- und Gewerbehygienikers Benno Chajes (1880–1938). Matthiesen Verlag, Husum 2000 (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Band 87), ISBN 978-3-7868-4087-9

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