École normale supérieure

École normale supérieure
Logo der École Normale Supérieure

Die Écoles normales supérieures sind (im Gegensatz zu den Écoles normales, die früher Kindergarten- und Grundschullehrer und -lehrerinnen ausbildeten) im Prinzip Ausbildungsstätten für Lehrende im gymnasialen und universitären Bereich. Sie zählen zu den so genannten Grandes écoles, den zugangsbeschränkten französischen Elitehochschulen. Insgesamt gibt es in Frankreich vier Écoles normales supérieures: zwei in Paris bzw. in Cachan bei Paris und zwei in Lyon, wobei jeweils eine mehr geistes- und humanwissenschaftlich und eine mehr naturwissenschaftlich ausgerichtet ist.

Die ENS (Rue d'Ulm)

Fenster in der Eingangstür

Die älteste und prestigereichste, und in den Augen der Franzosen die École normale supérieure schlechthin, ist die 1794 gegründete in der Rue d'Ulm (dt. Ulmer Straße) im Pariser Quartier Latin. Sie wird auch ENS Paris, ENS Ulm oder einfach die ENS genannt.

Mit Aufnahme in die (wie auch in die anderen) ENS erhalten die Studierenden einen beamtenähnlichen Status samt Gehalt, und sie haben, sofern sie nicht, was kaum je vorkommt, bei den Abschlussprüfungen scheitern, eine Anwartschaft auf lebenslange Beschäftigung im Staatsdienst als höhere Beamte im Bildungs-, Kultur- und Medienbereich, in wissenschaftlichen Instituten oder als Universitätsdozenten. Viele Ehemalige wechseln, nach der vertraglich festgelegten Mindestdauer von 10 Jahren im Staatsdienst, auf gut bezahlte Posten in der Privatwirtschaft.

Wie an anderen Grandes écoles erfolgt die Aufnahme in die ENS nicht unmittelbar nach dem Abitur (Baccalauréat). Vielmehr müssen die Interessenten zwei daran anschließende weitere Schuljahre in sogenannten Vorbereitungsklassen (Classe préparatoire) absolvieren, die von bestimmten renommierten Gymnasien angeboten werden und auf das extrem selektive Auswahlverfahren (Concours) der ENS hin ausgerichtet sind. Jedes Jahr werden dann aus ca. 6000 mit einem beachtlichen Arbeitspensum vorbereiteten Bewerbern 100 Naturwissenschaftler und 100 Geisteswissenschaftler ausgewählt und aufgenommen. Die nicht Aufgenommenen versuchen es im Jahr danach noch einmal oder wechseln gleich an eine Universität, wo ihnen die beiden Vorbereitungsjahre ganz oder weitestgehend als Grundstudium angerechnet werden und wo sie nicht als Versager gelten, sondern als die potenziell besten Studierenden ihres Jahrgangs und Fachs.

Trotz der vermeintlich objektiven Auslese über schriftliche und mündliche Prüfungen stammt der größte Teil der „Eleven“ (so die bewusst elitäre Bezeichnung der Studierenden) aus demselben bildungsbürgerlichen Milieu; zuweilen ist das Studium an der ENS über mehrere Generationen hinweg Familientradition. Ursache hierfür ist, dass Eltern mit dem entsprechenden Ehrgeiz von Anbeginn an darauf achten, dass ihre Kinder die „richtige“ Grundschule, das „richtige“ Gymnasium und die „richtigen“ Vorbereitungsklassen besuchen und darüber hinaus die „richtigen“ Denk- und Verhaltensweisen erlernen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Grandes écoles war und ist die ENS im Kern ein Internat bzw. Stipendiatenwohnheim. Die Eleven beginnen nach erfolgter Aufnahme einen Studiengang ihrer Wahl an einer der Pariser Universitäten. Sie werden jedoch zusätzlich gefördert durch die ausgezeichnete Bibliothek der ENS, Praktika an Forschungseinrichtungen u. ä., Auslandsaufenthalte, Vorträge und sonstige kulturelle Veranstaltungen sowie durch ein anregendes Diskussions- und Lernklima und das gemeinsame Bewusstsein, einer Elite anzugehören.

Erst seit den 70er Jahren gibt es in den Naturwissenschaften Studiengänge, die hauptsächlich an der ENS selbst stattfinden (magistère interuniversitaire). Nach einem verkürzten Grundstudium und einem Auslandsaufenthalt können die Studenten Module aus den Vorlesungen verschiedener DEA-Programme anderer Pariser Universitäten belegen um die Maîtrise zu erreichen.

Im Zuge des Bologna-Prozesses erhalten die Absolventen zusammen mit dem Diplom der ENS auch einen Master (Magister), der gemeinsam mit einer Pariser Universität verliehen wird und international anerkannt ist.

Der homogene soziale und intellektuelle Hintergrund, die relative Sicherheit der Lebensplanung und nicht zuletzt der Wohnheimbetrieb begünstigen, seitdem die Zahl der weiblichen Eleven stark zugenommen hat, einen hohen Grad an Endogamie; viele Paarbeziehungen Ehemaliger gehen auf ihre Zeit in der ENS zurück.

Berühmte ehemalige Studenten (anciens élèves)

(der ENS Rue d'Ulm und der ehemaligen École nationale supérieure de jeunes filles in Sèvres, die 1985 fusioniert wurden. In Klammern das Jahr der Aufnahme.)

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