ÜHIIIs

ÜHIIIs
ÜHIIIs 123 in Salzburg
Detailaufnahme im Depot
Die Fensterseite

Der ÜHIIIs – seltener auch ÜH III s oder ÜH IIIs geschrieben – ist ein deutscher Oberleitungsbus-Typ. Er wurde in den 1950er-Jahren durch ein Joint-Venture der Waggonfabrik Uerdingen und der Henschel-Werke produziert. Die Typenbezeichnung setzt sich aus den Herstellernamen Uerdingen und Henschel, der Normgröße III für elf bis zwölf Meter lange Fahrzeuge und dem Hinweis auf die selbsttragende Karosserie zusammen. Henschel war dabei für das Fahrwerk zuständig, während Uerdingen den Aufbau produzierte.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der dreitürige ÜHIIIs basiert auf dem etwas kürzeren zweitürigen Vorgänger-Typ ÜHIIs, der jedoch in nur zehn Exemplaren produziert wurde. Konstruktiv haben beide Typen große Ähnlichkeiten mit dem Uerdinger Schienenbus, insbesondere mit dessen Prototypen. Außerdem besteht eine enge Verwandtschaft zu den parallel hergestellten Omnibussen der Bauart Büssing-Uerdingen 6500 T. Alle genannten Fahrzeuge basieren auf dem Konzept der selbsttragendenden Stahlleichtbauweise, diese kommt ohne Fahrgestell aus. Der 2500 Millimeter breite und 3500 Millimeter hohe ÜHIIIs wurde in vier Varianten produziert:

  • 10,935 Meter lang (zwei Fenster, einfache Mitteltür, drei Fenster)
  • 10,935 Meter lang (drei Fenster, einfache Mitteltür, zwei Fenster – Sonderausführung für Bremen)
  • 11,165 Meter lang (zwei Fenster, doppelte Mitteltür, zwei Fenster)
  • Vorführwagen für Mexiko-Stadt (zwei Fenster, einfache Mitteltür, drei Fenster, einfache Hecktür, Heckfenster)

Die doppelte Mitteltür wurde erstmals 1954 bei den nach Brasilien exportierten Wagen angewendet, später gehörte sie zur Serienausstattung. Tatsächlich handelte es sich um zwei verschiedene Türen mit unabhängigen Druckluftkreisen, sie waren durch einen mittigen Türpfosten voneinander getrennt.[1] Es gab sowohl ÜHIIIs mit Polsterbestuhlung als auch mit Durofol-Sitzen. Dabei standen – je nach Variante – 30 bis 36 Sitzplätze und 58 bis 72 Stehplätze zur Verfügung.

Auch die elektrische Ausrüstung variierte, sie wurde je nach Einsatzbetrieb von AEG, BBC, Kiepe oder SSW zugeliefert. Als einer der weltweit ersten Obus-Typen verfügte ein Teil der ÜHIIIs über einen zusätzlichen Hilfsantrieb. Hierbei handelte es sich um einen je nach Variante 18,4 kW (25 PS) beziehungsweise 22 kW (30 PS) starken Volkswagen-Einbaumotor aus der VW Käfer-Serienfertigung. Dieser trieb einen Generator mit einer Gleichspannung von 150 Volt und 14 kW an.[2] Im Gegensatz dazu stattete BBC einen Teil seiner Wagen mit einer Batterie-Notfahreinrichtung aus. Die reguläre Motorleistung betrug – abhängig vom Einsatzbetrieb – zwischen 85 und 105 kW. Typischerweise wurden die ÜHIIIs auch mit Anhängern eingesetzt. Außerdem waren sie für den Fahrgastfluss-Betrieb von hinten nach vorne ausgelegt.

Einsatzbetriebe

Fahrzeuge des Typs ÜHIIIs wurden erstmals Anfang 1952 an den Oberleitungsbusbetrieb in Siegen ausgeliefert. Später entwickelte er sich zu einem Standardfahrzeug und war seinerzeit in zahlreichen westdeutschen Oberleitungsbusbetrieben anzutreffen. Die letzten planmäßigen Einsätze eines ÜHIIIs gab es 1980 in Esslingen am Neckar.

Insgesamt produzierten die beiden Unternehmen 211 Fahrzeuge,[3] davon wurden 54 ins Ausland exportiert. Die Gesamtproduktion verteilte sich dabei auf 23 Verkehrsbetriebe, davon drei im Ausland. Zusätzlich erhielten die Kölner Verkehrs-Betriebe und der Oberleitungsbus Kapfenberg später je einen gebrauchten ÜHIIIs:

Stück Betrieb Nummern Bemerkungen
62 Oberleitungsbus Solingen 1 bis 62
50 São Paulo 3030 bis 3079
20 Oberleitungsbus Rheydt 51 bis 70
13 Oberleitungsbus Siegen 51 bis 63
11 Straßenbahn Moers–Homberg 151 bis 161
08 Oberleitungsbus Baden-Baden u. a. 224 bis 227
05 Oberleitungsbus Aachen 14 bis 18
05 Oberleitungsbus Esslingen am Neckar 11 bis 15
05 Oberleitungsbus Gummersbach 33 bis 37 1962 nach Aachen abgegeben, neue Nummern 23 bis 27
05 Oberleitungsbus Minden 1 bis 5 davon vier 1965 nach Solingen abgegeben, neue Nummern 76 bis 79
03 Oberleitungsbus Gießen 16 bis 18
03 Städtische Straßenbahn Hildesheim 21, 28 und 30
03 Oberleitungsbus Kaiserslautern 108, 110 und 111
03 Oberleitungsbus Marburg 6 bis 8
03 Kreis Moerser Verkehrsbetriebe 104 bis 106
03 Oberleitungsbus Salzburg 131 bis 133 ab 1. Januar 1965 Nummern 121 bis 123
02 Elektrische Bahnen der Stadt Bonn 221 und 222 beide 1970 als Ersatzteilspender nach Kaiserslautern abgegeben
02 Bremer Straßenbahn 314 und 315 1961 nach Esslingen am Neckar abgegeben, neue Nummern 29 und 30
01 Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen 5 1959 nach Solingen abgegeben, neue Nummer 63
01 Duisburger Verkehrsgesellschaft 1
01 Oberleitungsbus Krefeld 503 1964 nach Kapfenberg abgegeben, neue Nummer 19
01 Oberleitungsbus Pirmasens 8
01 Oberleitungsbus Mexiko-Stadt [1] unbekannt 1955 nach Köln abgegeben, neue Nummer 206 – später 297;
1959 nach Duisburg abgegeben, neue Nummer 2;
1967 nach Rheydt abgegeben, neue Nummer 70

[1] = Bei diesem Wagen handelte es sich um einen Vorführwagen der Waggonfabrik Uerdingen

Nachfolger

Um 1959 beendeten die beiden Hersteller ihre Zusammenarbeit bei der Obus-Herstellung. Henschel produzierte ersatzweise den Nachfolgetyp HS 160 OSL, dessen erste Vorserienfahrzeuge 1958 erschienen. Die Produktion dauerte bis 1963; In diesem Jahr stieg Henschel schließlich ganz aus dem Obus-Bau aus. Uerdingen entschied sich für eine Zusammenarbeit mit der Büssing AG und produzierte einige Jahre lang ersatzweise den Typ ÜBIVs.

Prototypen und verwandte Bauarten

Vor Beginn der ÜHIIIs-Serienfertigung produzierte Uerdingen in Eigenregie – das heißt ohne Beteiligung von Henschel – zwei Prototypen. Hierbei handelte es sich um die Krefelder Wagen 501 und 502, sie wurden 1949 und 1950 gebaut.

Ferner hatten die Henschel/Uerdingen-Obusse 205, 206 und 209 bis 218 der Stadtwerke Münster Uerdinger-Aufbauten auf Henschel II 6500-Fahrgestellen, waren somit jedoch ebenfalls keine ÜHIIIs. Ähnliche Wagen verkehrten auch beim Oberleitungsbus Offenbach am Main.

Erhaltene Fahrzeuge

Der Solinger Museumswagen 59 auf Fahrschulfahrt
Heckansicht des Solinger Wagens 1 im East Anglia Transport Museum
Solingen 1 East Anglia Transport Museum, betriebsbereit und zugelassen
Solingen 40 East Anglia Transport Museum, betriebsbereit und zugelassen,
von 2007 bis 2012 mit der Nummer 123 als Leihgabe in Salzburg
Solingen 59 seit 1999 beim Obus-Museum Solingen e. V., betriebsbereit und zugelassen
Kaiserslautern 111 seit 1977 beim Hannoverschen Straßenbahn-Museum,
nicht betriebsbereit und nicht zugänglich
Baden-Baden 224 East Anglia Transport Museum, betriebsbereit und zugelassen
Esslingen 13 seit Juli 2001 als ausgeschlachteter Torso auf einem Spielplatz im Esslinger Stadtteil Sankt Bernhardt[4]
Esslingen 14 seit 2000 beim East Anglia Transport Museum,
Ersatzteilspender für Solingen 1 und 40 sowie Baden-Baden 224

Darüber hinaus überlebten noch zwei weitere ÜHIIIs ihr Einsatzende deutlich. Wagen 29 aus Esslingen, respektive Wagen 314 aus Bremen, stand über dreißig Jahre lang auf einem Schrottplatz in Reichenbach an der Fils und wurde erst im März 2003 zerlegt.[5] Wagen 6 aus Marburg wurde nach seinem Einsatzende im Februar 1968 an einen Campingplatz in Kernbach verkauft. Später kam er zu den Omnibusfreunden Marburg, konnte dort jedoch wegen seines schlechten Zustands nicht instandgesetzt werden. 2001 gaben diese ihn an das Obus-Museum Solingen ab. Dort wurde er im März 2008 als Ersatzteilspender für den Solinger Wagen 59 ausgeschlachtet und anschließend abgewrackt.

Einzelnachweise

  1. Beschreibung des Esslinger O-Busses 15 auf www.obus-es.de
  2. Obusse in der Epoche 3
  3. Obusse in der Epoche 3
  4. Der ehemalige Obus 13 auf dem Spielplatz in St. Bernhardt
  5. Endstation Schrottplatz auf www.obus-es.de

Weblinks


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