Fleur-de-Lys

Die heraldische Lilie ist in der Heraldik eine gemeine Figur, bestehend aus drei stilisierten Blättern, die von einem Band zusammengehalten werden. Das mittlere Blatt ist oben und unten zugespitzt, die äußeren Blätter hängen herab und sind oben nach außen umgebogen. Das Zeichen ist eine stilisierte Schwertlilie (Iris).

Das Unicodesymbol der heraldischen Lilie ist U+269C (9884) .

Inhaltsverzeichnis

Grundformen

Mit „Band“ um die Blumenblätter (Normaldarstellung) ist sie umgürtet, fehlt es, ist die Lilie eine nicht umgürtete. Verschiedene Formen der Lilie haben eigenständigen Namen erhalten oder sind besonders abgewandelt.

Biologie und Farbsymbolik

Die Lilie ist zumeist golden oder silbern tingiert.

Bis heute gilt die weiße Lilie (Madonnen-Lilie, Lilium candidum) als Symbol für Reinheit, Mildtätigkeit und Keuschheit, und als Attribut der Jungfrau Maria, die gelbe Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) als ritterlich – der blau-purpurne Kulturformenkreis der „Ritter-Schwertlilie“ (Deutsche Schwertlilie, Iris × germanica) ist in Wappen seltener dargestellt. Die weisse bis bläuliche „Dalmatinische Iris“ (Bleiche Schwertlilie Iris pallida), die, ebenso wie die Albinoform „Florentiner Schwertlilie“ (Iris germanica var. florentina), als Veilcheniris, Veilchenwurz oder Violwurtz zur Herstellung des Veilchenparfüms (Antiodorant der Antike) genutzt wird, dient als Emblem des Wohlstands und des Reichtums durch Handel. Diese Lilien werden nach Zuchtvarianten auch rot dargestellt, selten auch schwarz.

Variationen

Fleur-de-Lys

In der französischen Heraldik ist die Lilie unter dem Namen Fleur-de-Lys, Fleur de lys, auch Fleur de Lis bekannt, französisch für „Lilienblume“, „Lilienblüte“ bezeichnet diese heraldische Lilie mit speziellem Bezug zu Frankreich.

Wappen des Königreichs Frankreich (1376–1789) sowie bis heute Wappen der Île-de-France

Der Merowinger König Chlodwig I. soll sich nach seiner Bekehrung zum Christentum Lilien als Wappenzier erwählt haben. Sie soll ihm durch einen Engel verliehen worden sein. Um den geheimnisvollen Nimbus weiter auszubauen, tauchte eine Legende auf, in der die Fleur-de-Lis im 5. Jahrhundert dem merowingischen König Chlodwig von der Jungfrau Maria überreicht wurde. Die katholische Kirche bekräftigte die Legende später durch die Assoziation Marias mit diesem Symbol.

Seit 1179 schmückte sie das Wappen der Könige von Frankreich – drei goldene Lilien in blauem Feld. Sie sollten seine Läuterung durch die Taufe zeigen. Seitdem diente die Lilie den fränkischen Königen als Zeichen der Königswürde. Aber schon die königlichen Insignien der Franken waren mit Lilien verziert. Es wurde von König Philippe I. von Frankreich im 11. Jahrhundert angenommen. Sein Enkel Louis VII. war der Erste, der die Azure semé-de-lis Or (ein blauer Schild mit einem dichten Muster von kleinen, goldenen Lilien) als sein Abzeichen wählte und bald wurde dieses sehr eng mit seinem Land in Verbindung gebracht. 1376 wurde das Emblem von Charles V. von Frankreich in drei goldene Lilien auf blauem Grund geändert. Um das 14. Jahrhundert wurde die Lilie so eng mit der Herrschaft über Frankreich in Verbindung gebracht, dass der englische König Edward III. sein Abzeichen mit der Lilie schmückte, um seinen Anspruch auf die französische Krone zu bekräftigen. Sie wurde erst 1801 entfernt, als George III. den Anspruch auf den französischen Thron aufgab. Sie ist das bekannteste Symbol der französischen Monarchie. In der napoleonischen Kaiserzeit sind in Frankreich die Lilien durch die bonapartischen Bienen ersetzt worden.

Das Lilienbanner

Standarte der königlichen Familie Frankreichs bis 1789 sowie zwischen 1814/15 und 1830

Der Name „Lilienbanner“ für mit drei heraldisch stilisierten goldenen Lilien auf weißer Flagge des Hauses Bourbon hat sich eingebürgert.

Die drei goldenen Lilien auf blauem Grund blieben die französische königliche Flagge, mit weißem Hintergrund war sie Nationalflagge bis zur französischen Revolution (1789), als sie durch die blau-weiß-rote Trikolore abgelöst wurde. 1814 wurde die Fleur-de-Lis wieder in die Flagge aufgenommen, aber nach der Julirevolution gegen Charles X. 1830 wieder entfernt. Bis heute ist sie aber Bestandteil der Flagge der kanadischen Provinz Québec.

In Frankreich wird sie auch manchmal als ein nationales Symbol, vor allem in monarchistischen und konservativen Kreisen, genutzt.

Florentinische Lilie

Florentiner Lilie (Lilie mit Staubfäden)
Wappen von Florenz

Die Bezeichnung „Florentiner-Lilie“ ist gebräuchlich für eine aus Florenz bekannt gewordene Variante. Sie unterscheidet sich durch die zwei Staubfäden (Blütenstände) und zeigt gebartete oder gekrauste Blütenblattspitzen.

Zu finden ist sie etwa im Castelfranco di Sopra, einer toskanische Gemeinde in der Provinz Arezzo. Ein weiterer Nachweis ist die Porta Campana, die mit der florentinischen Lilie geschmückt ist.

Sie befindet sich im Wappen der Familie Giunta (Buchdrucker). Auch die Akademische Verlag- und Druckanstalt in Graz verwendet diese Marke. Im Vereinzeichen des AC Florenz ist es nur ein Symbol.

Gleve

Wird der Teil einer Lilie unterhalb des Gürtels durch andere Formen ersetzt, ist es eine Gleve. Die Gleve war einer Stangenwaffe und der Hellebarde ähnlich.[1]

Glevenkranz, Glevenrad (Lilienhaspel)

Schwarze Lilienhaspel in Silber
Wappen von Hamminkeln

Auch können mehrere Lilien zu einem Kreis angeordnet werden, wobei je nach Ausführung des Mittelblattes z. B. ein Glevenkranz oder Glevenrad (mit Nabe) entstehen.

Die Lilienhaspel war ursprünglich eine Schildversteifung und Zier gewesen. Sie war in der Form eines Ringes mit acht Lilienstäben auf dem Schild als Schildbuckel aufgenietet und strahlenartig zum Schildrand zur Befestigung geführt worden. Die ornamentierten Stäbe wurden Buckelreis genannt.

Die französische Bezeichnung escarboucle beschreibt die geschmückte Form des Glevenrades. Hier war mittig ein Karfunkelstein als Schmuck eingesetzt. Dieses Bild ging dann in das Wappen über, und wir dann „Rad“ bzw. „Haspel“ genannt. Es lässt sich um 1300 im Klever Wappen nachweisen. Geführt wurde es von Dietrich VII. (mit aufgelegtem Schildchen) und seinem Bruder Dietrich, genannt Louf (mit Turnierkragen). Vorher und danach war der Löwe im Wappen. Viele Glever-Siegel zeigen die Lilienhaspel mit mittig gelegtem Schildchen - so jenes von Herzog Wilhelm V. aus dem Jahr 1572. Selbst im Kurbrandenburgischem Wappen war das Klever Wappen mit einem Smaragd in der Mitte eingefügt.[2]

Weitere Abwandlungen

Doppelte Lilie in einem polnischen Wappen

Die Lilie bestimmt auch viele Namen anderer Heroldsbilder oder gemeinen Figuren:

  • Lilienkreuz (Lilienendenkreuz, Glevenkreuz), auch als Steckkreuz als Jakobskreuz
  • Kreuzlilie (mit einem durch ein Kreuz ersetztes Mittelblatt), auch Kreuzblume, sowie mit Ersatz durch Pfeil oder andere Symbole
  • Die Rautenlilie ist Abwandlungen der Lilie als Zeichen der Pfadfinder
  • Lilienkrone
  • Lilienzepter
  • Lilienschnitt
  • Lilienhermelin als Pelzwerk
  • In der schottischen Heraldik ist ein Lilienbord verbreitet, oft rot tingiert wie im Wappen Schottlands.
  • Bei einer doppelten Lilie ist der obere gleich dem unteren Teil gestaltet[1]
  • Auch gibt es die unterhalbe Lilie, eine halb dargestellte Lilie
  • Bei der Rochlilie ist der untere Teil als Turm ausgebildet (Roch „Schachturm“)
  • Eine naturalistische Lilie kam ins Wappen von Bad Düben nach dem 30-jährigen Krieg um 1705. Dann bezeichnet sie der Heraldiker mit Gartenlilie.

Beispiele für die Variationen (Galerie)


Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Mannheim-Wien-Zürich 1984, Leipzig (DDR) 1985, ISBN 3-411-02149-7, Seite 102
  2. Landes- und Wappenkunde der Brandenburg-Preuß. Monarchie I, Gritzner

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