Biała (Stadt)

Biała (Stadt)
Biała / Zülz
Wappen von Biała
Biała / Zülz (Polen)
DEC
Biała / Zülz
Biała / Zülz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Landkreis: Prudnik
Fläche: 14,71 km²
Geographische Lage: 50° 22′ N, 17° 36′ O50.36666666666717.67Koordinaten: 50° 22′ 0″ N, 17° 36′ 0″ O
Einwohner: 2.605 (30. Juni 2008)
Postleitzahl: 48-210
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OPR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PrudnikPrószków
Nächster int. Flughafen: Breslau, Kattowitz
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Fläche: 195,82 km²
Einwohner: 11.439 (30. Juni 2008)
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Arnold Hindera
Adresse: Rynek 10
48-210 Biała
Webpräsenz: www.biala.gmina.pl
Neustädter Turm

Biała, deutsch Zülz, ist eine Stadt in Polen. Sie liegt acht Kilometer nordöstlich von Prudnik (Neustadt) am Zülzer Wasser (Biała) und gehört dem Powiat Prudnicki, Woiwodschaft Oppeln an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Südwesten ihres Herrschaftsbereiches hatten die Herzöge von Oppeln am Zülzer Wasser die Burg Bela errichtet, die Sitz eines Kastellans war. Unterhalb der Burg entstand als Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung der Wälder an der Grenze zu Mähren ein deutsches Pfarrdorf Bela, das im Jahre 1225 erstmals nachweisbar ist. Von Bela aus wurden weitere Orte gegründet, wie Kostenthal (1225, heute: Gościęcin) und Kasimir (1240, heute: Kazimierz) bei Oberglogau.

Etwa um 1270 wurde zwischen dem Dorf und der Burg Bela eine Stadt Bela alias Czolz mit deutschem Recht gegründet. Ihre Anlage erfolgte in regelmäßiger Bebauung um einen Marktplatz, sie war ummauert und besaß zwei Stadttore. Schon bald wurde die Stadt als Zolez und später Zülz bezeichnet, für das vier Kilometer östlich gelegene gleichnamige Dorf bürgerte sich die Bezeichnung Alt Zülz (Solec) ein und das Dorf Bela wurde Altstadt genannt. Dessen Kirche wurde zur Filialkirche der 1400 neu errichteten Stadtkirche. In den Vorstädten entstanden zwei Kapellen und Parochialschulen. 1311 wurde Zülz zum Sitz eines Vogtes; ab 1335 war in dem Städtchen, das ein Besitztum der Herzöge von Oppeln war, ein Archipresbyterat ansässig. Nach dem Tode des letzten Oppelner Piastenherzogs Johann gelangte die Stadt an die Habsburger, die den Besitz verpfändeten. Unter den verschiedenen Inhabern der Kammerherrschaft Zülz erlangten die Freiherren von Proskau, denen ab 1565 zunächst die Stadt und seit 1602 auch die neun Dörfer umfassende Herrschaft gehörte, besondere Bedeutung. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts hatten sich vor allem in der Neisser Vorstadt zahlreiche Juden angesiedelt. Unter den Freiherren von Proskau blieb Zülz neben Glogau die einzige schlesische Stadt, aus der zum Ende des 16. Jahrhunderts die Juden nicht vertrieben wurden. 1601 verlieh Kaiser Rudolf II. auf ein Gesuch der Herren von Proskau hin den Zülzer Juden ein Schutzprivileg.

Während des Dreißigjährigen Krieges brach in dem Ackerbürgerstädtchen eine Pestepidemie aus, die 1633 die Einwohnerschaft fast vollständig auslöschte. Zur Erinnerung daran wurde eine Pestkapelle errichtet. Das 1699 verliehene Handelsprivileg erlaubte den Juden aus Zülz den Handel in Schlesien, Böhmen und Polen, damit erlangten sie die gleichen Rechte wie christliche Kaufleute. Wegen dieser Rechte erfolgte im 18. Jahrhundert ein starker Zuzug von Juden in die Stadt. Aus dieser Zeit stammt auch die umgangssprachliche Bezeichnung Judenzülz für die Stadt, während die jüdischen Bewohner auch den hebräischen Namen Makom Zadik (Ort des Gerechten) gebrauchten.

Bei der Teilung Schlesien im Vorfrieden von Breslau fiel Zülz 1742 an Preußen. In Folge des von Friedrich Wilhelm III. am 11. März 1812 im Zuge der preußischen Reformen erlassenen Emanzipationsediktes, das die Zweitklassigkeit der Juden in Preußen aufhob und ihnen auch andernorts die Ansiedlung als freie Kaufleute ermöglichte, verließen die meisten Juden bald das Städtchen und zogen in die großen Städte. Diese Abwanderung war so stark, dass im Jahre 1914 die jüdische Gemeinde in Zülz ihre Auflösung beschloss.

1727 erfolgte unter den Freiherren von Proskau der Umbau des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schlosses mit seinem architektonisch wertvollen Kreuzgang. 1748 wurde Bartolomäus von Oderfeld neuer Besitzer der Kammerherrschaft Zülz, ihm folgten 1756 die Grafen Matuschka, bis 1841 die Teilung der Herrschaft begann. Die Stadt kaufte danach das Schloss, das zwischen 1874 bis 1923 als Präparandenanstalt und von 1875 bis 1925 gleichzeitig als Lehrerbildungsseminar genutzt wurde. Von 1926 bis 1934 befand sich darin eine Mädchenschule, seit deren Schließung wird das Gebäude als städtisches Gymnasium genutzt.

Am 22. Oktober 1896 erhielt Zülz, das seit 1816 dem Landkreis Neustadt O.S. angehörte, mit der Inbetriebnahme der 11 km langen ersten Teilstrecke der Neustadt-Gogoliner Eisenbahn-Gesellschaft von Neustadt einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Am 4. Dezember 1896 war auch der Bau des 31 km langen zweiten Teilstückes der Bahn, das von Zülz in das nordöstlich gelegene Gogolin führte, abgeschlossen.

Am 18. März 1945 wurde Zülz von der Roten Armee besetzt und als Biała Teil Polens. Es wurde aber nicht die gesamte deutsche Bevölkerung vertrieben, so dass sich in der Gemeinde Biała eine große deutsche Minderheit halten konnte. Ihr gehört auch der Bürgermeister der Stadt- und Landgemeinde an und bei der letzten Volkszählung in Polen 2002 bezeichneten sich 42.74% der Gemeindebevölkerung als Deutsche und 4.70% als „Schlesier“.[1] Seit 2006 ist die Gemeinde offiziell zweisprachig, 2008 führte sie zweisprachige Ortsbezeichnungen ein.

1991 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke PrudnikKrapkowice eingestellt und 1992 die Strecke gänzlich stillgelegt.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen der Stadt Biała / Zülz nach dem jeweiligen Gebietsstand (spätere Zahlen ohne Gmina):[2]

Jahr Einwohner davon Juden
1780 2.036 1.001
1782 2.022 1.061
1787 2.408 1.156
1807 2.267
1825 2.462 1.109
1834 2.613 912
1845 2.684 591
1885 2.812
1905 2.816
Jahr Einwohner
1910 2.842
1933 3.744
1939 3.784
1961 2.832
1971 3.100
1980 2.900
1995 2.909
2000 2.831
2005 2.679

Söhne und Töchter der Stadt

Partnerstädte

Gmina

Die Stadt- und Landgemeinde Biała umfasst ein Gebiet von 195,82 km², auf denen rund 11.500 Einwohner leben. Dazu gehören die Ortschaften:

  • Biała / Zülz
  • Browiniec Polski / Probnitz (1936–45: Proben)
  • Brzeźnica / Bresnitz (1936–45: Brese)
  • Chrzelice / Schelitz
  • Czartowice / Schartowitz (1936–45 Fichtenwalde O.S.)
  • Dębina / Dambine (1936–45: Klein Eichen)
  • Gostomia / Simsdorf
  • Górka Prudnicka / Ernestinenberg
  • Grabina / Grabine (1936–45 Gershain)
  • Józefów / Josefsgrund mit
    • Józefówek / Neuhof
  • Kolnowice / Kohlsdorf
  • Krobusz / Krobusch (1936–45: Krähenbusch) mit
    • Żabnik / Ziabnik (1936–45: Froschweiler)
  • Laskowiec / Haselvorwerk
  • Ligota Bialska / Ellguth
  • Łącznik / Lonschnik (1936–45: Wiesengrund O.S.)
  • Miłowice / Mühlsdorf
  • Mokra / Mokrau (1936–45: Nassau O.S.)
  • Nowa Wieś Prudnicka / Neudorf
  • Ogiernicze / Legelsdorf
  • Olbrachcice / Olbersdorf
  • Otoki / Ottok (1936–45: Auenwalde)
  • Pogórze / Pogosch (1936–45: Brandewalde) mit
    • Frączki / Fronzke (1936–45: Frankhäuser)
  • Prężyna / Groß Pramsen
  • Radostynia / Radstein
  • Rostkowice / Rosenberg
  • Solec / Altzülz
  • Śmicz / Schmitsch (1936–45: Lößtal)
  • Wasiłowice / Waschelwitz (1936–45: Tiefengrund)
  • Wilków / Wilkau (1936–45: Willenau)

Die Ortschaft Czyżowice (Zeiselwitz) wurde in den 1990er Jahren aus der Gemeinde Biała in die Gemeinde Prudnik ausgegliedert.

Literatur

  • Johannes Chrząszcz: Geschichte von Zülz (Sonderabdruck aus der Zeitschrift Oberschlesische Heimat) (djvu-Datei)
  • Johannes Chrząszcz: Geschichte der Stadt Zülz in Oberschlesien; von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (Mitautoren: Hanke, Israel Rabin; Herausgeber: Magistrat Zülz, 1926)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. http://www.dat.prosilesia.net/cms/news/detail.php?nr=671&kategorie=news
  2. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1780, 1782, 1807, 1834, 1845: [1] – 1885: [2] – 1910: [3] – 1933, 1939: [4] – 1971: Heinz Rudolf Fritsche: Schlesien Wegweiser. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996 – 1980: Encyklopedia Powszechna PWN – 1995, 2000, 2005: [5]

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