- Rudolf Till
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Rudolf Till (* 8. April 1911 in Freystadt; † 6. Juni 1979 in Buckenhof)[1] war ein deutscher Altphilologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Das Studium von Latein, Griechisch und Geschichte in Breslau und München schloss er 1933 mit dem Staatsexamen ab. Kurz zuvor war er der NSDAP, dem NSDStB und der SA beigetreten.[1][2] 1934 wurde er in München mit der Dissertation Die Sprache Catos promoviert und war danach als Assistent tätig. Um sich zu habilitieren, ging er 1936 nach Marburg, was er dort mit der Schrift Die Redenfragmente des M. Porcius Cato tat, und bekam im selben Jahr eine Stelle als Privatdozent, wechselte dann jedoch an die Universität Berlin.[3] Das Bestreben des Münchner Dekans Walther Wüst, Till als Vertretung auf einen Lehrstuhl zu berufen, hatte 1937 Erfolg, doch die Berufung als Professor wurde zunächst durch die Vertreter der Fakultät verhindert. Die Fakultät hatte den renommierten Altphilologen Friedrich Klingner als Nachfolger für den vakanten Lehrstuhl gewünscht. Erst 1947, zwei Jahre nach der Absetzung Tills, wurde Friedrich Klingner auf den Münchner Lehrstuhl berufen.
Nachdem Wüst schon seit 1937 die Aufnahme Tills in das Ahnenerbe der SS anstrebte hatte[2] und dieser im Februar 1938[4] Leiter der Forschungsstätte für klassische Philologie und Altertumswissenschaft des SS-Ahnenerbe geworden war,[1] bat Wüst im März 1938 den Reichsführer-SS Heinrich Himmler um Unterstützung und noch im März erhielt Till eine planmäßige außerordentliche Professur für klassische Philologie[5] und den unbesetzten Lehrstuhl seines Doktorvaters Johannes Stroux. Für diese Berufung war Till sogar bereit gewesen, in die SS einzutreten,[2] bei der er 1940 Obersturmführer wurde.[1]
Nach Ende des Krieges wurde Till, nun Professor zur Wiederverwendung, zunächst Lehrer und ab 1949 Unterrichtsleiter der Internatsschule Birklehof in Hinterzarten. 1958 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber an die Universität Erlangen.[6][7] Unter seinen Erlanger Studenten war in den 60er Jahren gerüchteweise bekannt, dass Rudolf Till eine gewisse Nähe zu Heinrich Himmler gepflegt hatte, doch Genaueres wusste man nicht und kam auch während der Studentenrevolte nicht ans Tageslicht. Erst 2006, 27 Jahre nach Rudolf Tills Tod, wurden Details zu seiner akademischer Karriere im Dritten Reich bekannt, als Elisabeth Kraus das Werk "Die Universität München im Dritten Reich" herausgab.
Obwohl er 1976 emeritiert wurde, blieb er bis 1979 ordentlicher Professor.[8]
Schriften (Auswahl)
- Die Sprache Catos. Dieterich, Leipzig 1935 (zugl. Dissertation, München 1934)
- Die Redenfragmente des M. Porcius Cato. Marburg 1937 (zugl. Habilitations-Schrift, Marburg 1936)
- Handschriftliche Untersuchungen zu Tacitus Agricola und Germania : Mit e. Photokopie d. Codex Aesinas. Ahnenerbe-Stiftung Verlag, Berlin 1943
- Römische Elegiker : Tibull, Properz, Ovid, Copa. Kerle, Heidelberg 1957
- Das Leben des Julius Agricola / Tacitus. Akademie-Verlag, Berlin 1961
- Historiarum libri / Cornelius Tacitus. Kerle, Heidelberg 1963
- Einführung in Leben und Werk des Tacitus. Klett, Stuttgart 1968
Literatur
- Inge Auerbach: Catalogus professorum academiae Marburgensis. Zweiter Band: 1910 bis 1971. Marburg 1979, S. 619–620
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945?. Fischer, 2003, ISBN 3100393090
- Elisabeth Kraus, Hans-Michael Körner: Die Universität München im dritten Reich. Herbert Utz Verlag GmbH, 2006, ISBN 3831606390
Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Till im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Klee, 2003, S. 626
- ↑ a b c Kraus, Körner, 2006, S. 216 ff.
- ↑ Gnomon. Kritische Zeitschrift für die gesamte klassische Altertumswissenschaft. 1936, Band 12, S. 672.
- ↑ Michael H. Kater: Das "Ahnenerbe" der SS 1935-1945: Ein Beitrag zur Kulturpolitik des dritten Reiches. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006, ISBN 3486579509, S. 457.
- ↑ Gnomon. Kritische Zeitschrift für die gesamte klassische Altertumswissenschaft. 1938, Band 14, S. 400.
- ↑ Gnomon. Kritische Zeitschrift für die gesamte klassische Altertumswissenschaft. 1959, Band 31, S. 96.
- ↑ Ab 1. Dezember 1958: Personen- und Vorlesungsverzeichnis WS 1970/71, S. 56 ff.
- ↑ Personen- und Vorlesungsverzeichnis WS 1978/79, S. 66.
Erster Lehrstuhl (Griechische Philologie I): Friedrich Ast (1826–1841) | Ernst von Lasaulx (1844–1847) | Leonhard Spengel (1847–1874) | Conrad Bursian (1874–1983) | Rudolf Schöll (1885–1893) | Iwan von Müller (1893–1906) | Albert Rehm (1906–1936) | Richard Harder (1941–1945) | Friedrich Klingner (1947–1963) | Carl Becker (1963–1973) | Ernst Vogt (1975–1999) | Oliver Primavesi (seit 2000)
Zweiter Lehrstuhl (Griechische Philologie II): Friedrich Thiersch (1826–1859) | Karl von Prantl (1859–1864) | Wilhelm von Christ (1863–1903) | Otto Crusius (1903–1918) | Eduard Schwartz (1919–1929) | Rudolf Pfeiffer (1929–1937) | Franz Dirlmeier (1938–1945) | Rudolf Pfeiffer (1951–1957) | Kurt von Fritz (1958–1968) | Uvo Hölscher (1970–1982) | Hellmut Flashar (1982–1997) | Martin Hose (seit 1997)
Dritter Lehrstuhl (Lateinische Philologie): Karl Felix Halm (1856–1882) | Eduard Wölfflin (1880–1905) | Friedrich Karl Vollmer (1905–1923) | Johannes Stroux (1924–1935) | Rudolf Till (1938–1945) | Franz Egermann (1951/62–1970) | Werner Suerbaum (1970–2001) | Claudia Wiener (seit 2003)
Vierter Lehrstuhl (Klassische Philologie/Fachdidaktik): Carl Weyman (1905–1931) | Wilfried Stroh (1976–2005) | Markus Janka (seit 2007)
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