- Blutalkoholkonzentration
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Die Blutalkoholkonzentration (BAK) ist ein Maß für die Menge von Alkohol im Blut und wird üblicherweise in Gewichtsanteilen als g/kg (Promille) angegeben. Sie wird verwendet, um Aussagen über die Einschränkung der Konzentrations- und Zurechnungsfähigkeit durch Alkohol abzuleiten. Die BAK kann in einer Blutprobe gemessen, aus der Atemalkoholkonzentration geschätzt oder durch Näherungsformeln über den Alkoholkonsum abgeschätzt werden. Die Entnahme einer Blutprobe kann erzwungen werden (In Österreich nicht erzwingbar - jedoch folgt rechtlich die gleiche Konsequenz, als ob man stark alkoholisiert gewesen wäre). Zur Bestimmung der BAK an Leichen darf das Blut nur aus der Leistenvene entnommen werden. Alternativ kann Augenkammerwasser verwendet werden. Blutalkohol wird in deutschen Laboren entweder in Gramm pro Liter (g/l) oder in Promille (‰) gemessen (1 ‰ = 1 g/kg ≙ 1,06 g/l und 1 g/l ≙ 0,94 g/kg = 0,94 ‰).
Inhaltsverzeichnis
Faktoren mit Einfluss auf die BAK
Aufnahme
Obwohl Alkohole durchaus auch eingeatmet, über die Haut aufgenommen oder intravenös verabreicht werden können, spielt in der Praxis vor allem die orale Aufnahme alkoholischer Getränke eine Rolle. Die Aufnahme des Ethanols geschieht dabei über die Schleimhäute des Verdauungstraktes. Obwohl es sich um einen reinen Diffusionsvorgang handelt, wird fälschlicherweise auch in der Fachliteratur meist von einer Resorption gesprochen. Ethanol wird überwiegend im oberen Dünndarm, je nach Verweildauer auch zu etwa 10 bis 20 % im Magen aufgenommen. Aus den Schleimhäuten gelangt Ethanol über die Pfortader zur Leber und über die untere Hohlvene zur rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf, von wo er sich über die linke Herzkammer im Körper verteilt.
Abbau
Ethanol wird überwiegend in der Leber über die Alkoholdehydrogenase (ADH) abgebaut. Dieses Enzym, das sich aus mehreren Isoenzymen unterschiedlicher Aktivität zusammensetzt, findet sich in geringen Mengen auch in anderen Geweben wie den Schleimhäuten der Lunge oder des Magen-Darm-Bereichs. Die Abbaurate liegt bei alkoholgewöhnten Erwachsenen oberhalb einer BAK von 0,1 Promille bei 0,1 bis 0,2 Promille, d.h. im Mittel 0,15 g/kg, pro Stunde. Geschlechtsspezifische Unterschiede wie beim Verteilungsvolumen sind für den Alkoholabbau nicht gesichert. Bei Blutalkoholspiegeln über 2 Promille kann die Ethanolelimination schneller ablaufen, da dann auch das MEOS am Alkoholabbau beteiligt ist.[1][2][3] Bei Ethanolspiegeln um 0,1 g/kg ist im Körper nicht mehr ausreichend Ethanol vorhanden, um das ADH-System vollständig zu sättigen.[4] Der Verlauf der Blutalkoholkurve in Abhängigkeit von der Zeit ist unterhalb dieser BAK-Werte nicht mehr linear.[5][6] Neben dem Abbau werden geringe Mengen Ethanol auch unverändert ausgeschieden. Die Lunge ist an der Ausscheidung mit etwa 3 %, die Niere mit rund 1 bis 2 % beteiligt.
Trinkverhalten
Das Trinkverhalten, die Art des Getränkes und die Magenfüllung bestimmt maßgeblich die Verweildauer der Alkohols im Magen. Süße, kohlensäurehaltige und warme Getränke passieren den Magen schneller als kalte und bittere Getränke.[7] Ein gefüllter Magen erhöht die Verweildauer alkoholischer Getränke. Dies gilt vor allem nach fettreichen Mahlzeiten. Da die Magenschleimhaut eine größere Diffusionsbarriere für Ethanol darstellt als die Schleimhäute des Dünndarms, führt eine längere Verweildauer im Magen zu einem flacheren Verlauf der BAK Kurve. Möglicherweise wird dabei bereits ein Teil des Alkohols durch die Enzyme in der Magenschleimhaut abgebaut, sodass er nicht zur BAK beitragen kann. Da die Aufnahme des Ethanols ein Diffusionsvorgang ist, spielt auch die Konzentration des aufgenommen Getränkes bzw. seine Verdünnung durch den Mageninhalt eine Rolle, da sie den Diffusionsgradienten beeinflusst.
Individuelle Faktoren
Die Höhe der BAK nach dem Konsum alkoholischer Getränke wird durch eine Vielzahl von individuellen Faktoren wie unter anderem Körpergewicht, Körpergröße, Geschlecht und die Zusammensetzung der Isoenzyme der Alkoholdehydrogenase bestimmt. Da Ethanol hydrophil und lipophob ist, verteilt er sich nach der Aufnahme vor allem im Körperwasser, während das Fettgewebe nur geringe Mengen Alkohol aufnimmt. Bei der Berechnung der BAK wird der individuell unterschiedliche Wasseranteil durch Berücksichtigung z. B. des Body-Mass-Index oder durch alters- und geschlechtsspezifische Faktoren berücksichtigt. Da Frauen im Mittel einen höheren Körperfettanteil als Männer haben, schlägt sich dies beispielsweise in einem kleineren Widmarkfaktor nieder. Weicht ein Individuum zum Beispiel durch Über- oder Untergewicht stark von seiner Referenzgruppe ab, führt dies unter Umständen zu einer Fehlberechnung der BAK.
Resorptionsdefizit
Meist sind die Erwartungswerte, die man aus den konsumierten Alkoholmengen berechnet, höher als die gemessenen Blutspiegel. Dieses Defizit bezeichnet man auch als Resorptionsdefizit. Bei leerem Magen kann dieses Defizit bis etwa 10 % der aufgenommenen Alkoholmenge ausmachen. Bei zeitgleicher Nahrungsaufnahme oder gefülltem Magen und großen Trinkmengen kann es jedoch erheblich höher ausfallen.
Berechnung der BAK
Die Alkoholkonzentration im Blut hängt ab von:
- der Menge des konsumierten Alkohols
- der Resorptionsrate des Alkohols im Körper
- der Menge des Körperwassers, in dem sich der Alkohol verteilt
- der Abbaurate des Alkohols im Blut.
Widmark-Formel
Der schwedische Chemiker Erik M. P. Widmark hat folgende Formel[8] zur Bestimmung der theoretischen maximalen BAK entwickelt:
wobei:
- c die Alkoholkonzentration im Blut in Gramm pro Kilogramm Blut,
- A die aufgenommene Masse des Alkohols in Gramm (g),
- r den Reduktions- oder Verteilungsfaktor im Körper,
- Männer: 0,68–0,70,
- Frauen/Jugendliche: 0,55–0,60,
- Säuglinge/Kleinkinder: 0,75–0,80,
- m die Masse der Person in Kilogramm (kg) ist.
Um bei einem Getränk die Masse A des Alkohols herauszufinden, muss das Volumen V des Getränkes (gemessen in Milliliter, damit das Ergebnis in Gramm vorliegt) mit dem Alkoholvolumenanteil e (auf dem Getränkebehälter zu finden, z. B. Bier: 0,05) und der Dichte von Alkohol (ρ ≈ 0,8 kg/l bzw 0,8 g/ml) multipliziert werden: Hat beispielsweise ein Liter (also 1000 ml) Bier einen Volumenanteil von 0,05 (d. h. 5 %) Alkohol, so entsprechen die 50 ml Alkohol einem Gewicht von 40 g.
Ein Beispiel: Trinkt also ein ca. 80 kg (m=80 kg) schwerer Mann (r≈0,70) eine 0,5 l-Flasche Bier (A=20 g Alkohol), so ergibt das in die Widmark-Formel eingesetzt folgende BAK:
- ‰
Von der errechneten Blutkonzentration müssen zwischen 10 % und 30 % abgezogen werden, da der Alkohol nicht vollständig resorbiert wird. Als stündlicher Abbauwert ist ein Wert zwischen 0,1 ‰ und 0,2 ‰ anzunehmen. In der forensischen Literatur geht man auch von einer Abbaurate von ca. 0,15 ‰ aus.
Der Reduktionsfaktor spiegelt den Anteil des Körpers wider, in dem sich der Alkohol verteilt. Neben der historisch ersten und heute noch gängigen Formel von Widmark werden im Folgenden weitere Berechnungsverfahren, die neben dem Körpergewicht und Geschlecht auch die Körperlänge und das Alter berücksichtigen, beschrieben.
Berechnung nach Seidl
Nach Seidl[9] ergeben sich die Reduktionsfaktoren für Frauen (RW) und Männer (RM) unter Berücksichtigung von Körpergewicht in kg und von Körperlänge in cm:
- RW = 0,31233 − 0,006446 · Körpergewicht + 0,004466 · Körperlänge
- RM = 0,31608 − 0,004821 · Körpergewicht + 0,004432 · Körperlänge
Berechnung nach Ulrich
Ulrich[10] schlug für Männer (RU) folgende Beziehung vor:
- RU = 0,715 − 0,00462 · Körpergewicht + 0,0022 · Körperlänge
Watson-Formel
Eine weitere Formel lieferte Watson.[11] Er ermittelte empirisch die Abhängigkeit des Verteilungsfaktors r von Geschlecht, Körpermasse m (kg), Körpergröße h (cm) und Alter t (in Jahren).
Über eine Abschätzung des im Körper enthaltenen Wassers (Gesamtkörperwasser GKW (Liter)) kann der Verteilungsfaktor r genauer bestimmt werden.
Eine von Axel Eicker stammende Modifikation bei Frauen enthält eine Altersabhängigkeit. Hier ist ein Parameter allerdings nur dreistellig, was zu einem deutlichen Genauigkeitsverlust führen muss:
r ergibt sich nun wie folgt (ρBlut = Dichte des Blutes, durchschnittlich 1,055 ):
Der Faktor 0,8 gibt den Anteil des Wassers im Blut an. Setzt man dies in die Widmark-Formel ein, so erhält man:
Messung der BAK
Die BAK kann durch unterschiedliche Verfahren bestimmt werden. Gängige Verfahren sind das ADH-Verfahren und die gaschromatographische Bestimmung. Beide Verfahren werden in der Regel nicht auf Vollblut, sondern auf Serum angewandt. Dazu werden die festen Blutbestandteile durch Zentrifugieren vom Blutserum getrennt. Seit den späten 1990er Jahren bestehen Bestrebungen, die BAK aus der Atemalkoholkonzentration (AAK) zu errechnen.
Für rechtliche Belange muss die BAK in Deutschland mittels zweier unterschiedlicher Verfahren in Doppelbestimmung ausgeführt werden. Die vier Einzelwerte dürfen nicht mehr als 10 % vom Mittelwert abweichen.
ADH-Methode
In einer Pufferlösung wird Ethanol durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd oxidiert. Das Aldehyd wird durch Semicarbizid gebunden. Der freiwerdende Wasserstoff wird an NAD gebunden. Das gebildete NAD-H unterscheidet sich von NAD durch eine deutliche Absorptionsbande im Ultraviolettbereich von 340 nm. Dadurch kann auf entsprechend geeichten Geräten durch Extinktionsmessung auf den Ethanolgehalt einer Probe geschlossen werden.[12]
Gaschromatographische Bestimmung
Ein Verfahren zur gaschromatographischen Bestimmung von Ethanol im Serum ist die Methode mit innerem Standard. Dazu wird die verdünnte Serumprobe mit einer definierten Menge tert.-Butanol vermischt. Über das Verhältnis der Peakhöhen oder Peakflächen des inneren Standards und des Ethanolpeaks der Probe kann der Ethanolgehalt der Probe errechnet werden.[13]
Atemalkoholkonzentration
Für die Atemalkoholbestimmung existieren eine Reihe von Verfahren. Das ursprünglich für die polizeiliche Praxis entwickelte Messverfahren verwendet ein mit tiefgelbem Kaliumdichromat beschicktes Prüfröhrchen. Beim Durchleiten alkoholhaltiger Atemluft (1 Liter Blasvolumen) wird das Röhrchen durch Bildung von Cr(III) grün gefärbt, wobei die Länge der grün gefärbten Zone ein Maß für den Alkoholgehalt der Atemluft darstellt. Ein Markierungsring zeigt bei Überschreitung eine Alkoholisierung von mehr als 0,8 Promille an. Seit 1995 setzt die deutsche Polizei elektronische Geräte mit einem elektrochemischen Sensor ein, der in einer digitalen Anzeige die gemessene Atemalkohol-Konzentration (AAK) in mg/l anzeigt. Typischerweise handelt es sich dabei um das Dräger Alcotest 7410-Gerät, welches bei polizeilichen Kontrollen oder bei Unfallaufnahmen auf der Straße eingesetzt wird.
Die beiden genannten Verfahren sind nicht als Beweis vor Gericht zugelassen. Sie dienen daher lediglich als Vortest. Grundlegende Prüfungen von elektronischen Atemalkoholtestverfahren wurden 1981 vom damaligen Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes veröffentlicht.[14] Abhängig vom Testergebnis wird entweder eine Blutentnahme angeordnet, oder eine beweissichere AAK-Messung durchgeführt. Dazu steht seit Ende der 90er Jahre mit dem Alcotest 7110 Evidential MK III ein weitaus aufwändigeres Messgerät zu Verfügung, das durch die Verwendung zweier unterschiedlicher Messverfahren (Brennstoffzelle und Infrarot-Sensor) in Doppelbestimmung die rechtlichen Anforderungen erfüllt. Die Vergleichbarkeit von AAK und BAK wird allerdings diskutiert.[15]
Laut § 24a StVG entsprechen 0,5 Promille Blutalkoholkonzentration 0,25 mg/l Atemalkoholkonzentration.[16]
Rechtliche Bedeutung
Im Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht spielt die BAK des Täters vor allem bei der Beurteilung seiner Schuldfähigkeit eine Rolle. Zudem setzen bestimmte Straftatbestände eine Alkoholisierung des Täters bzw. Opfers voraus. Zivilrechtlich kann eine Alkoholisierung zur Nichtigkeit von Willenserklärungen führen (§ 105 BGB).
Berechnung des Blutalkoholgehalts zur Tatzeit auf Grund der Trinkmengen
Wurde eine Blutprobe nicht entnommen, muss in der Regel eine Berechnung der Blutalkoholkonzentration zur Tatzeit nach Trinkmengen vorgenommen werden. Anhand der Trinkmenge, des Körpergewichts und des Körperbaus wird mit Hilfe von Tabellenwerken, die auch Auskunft über die Alkoholgehalte vieler Getränke geben, zunächst die Blutalkoholkonzentration festgestellt, die theoretisch erreicht worden wäre, wenn die gesamte Alkoholmenge auf einmal in den Körper gelangt wäre (Theoretische Konzentration). Von diesem Wert ausgehend ist folgende Berechnung anzustellen:
- Höchstmögliche Blutalkoholkonzentration
- Theoretische Konzentration
- minus Resorptionsdefizit 10 %
- Abbau je Stunde 0,1 ‰
- Niederstmögliche Blutalkoholkonzentration
- Theoretische Konzentration
- minus Resorptionsdefizit 30 %
- Abbau je Stunde 0,2 ‰
- Sicherheitsabschlag einmalig 0,2 ‰
Die Aufnahme des Alkohols samt Promillegehalt im Körper ist abhängig vom Körpergewicht:
Trinkt ein 70 kg schwerer Mann innerhalb einer Stunde 1 Liter Bier mit 5 % Alkoholgehalt, erreicht er etwa 0,5 Promille, trinkt er aber 1 Liter Rotwein mit 14 % Alkohol, erlangt er rund 2 Promille. Durch eine Mahlzeit kann die Aufnahme des Alkohols etwas verlangsamt werden.
Berechnung des Blutalkoholgehalts zur Tatzeit aufgrund einer später entnommenen Blutprobe
Wurde eine Blutprobe entnommen, gelten nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs Grundsätze, die auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, allgemein gültig sind und dem Zweifelssatz gerecht werden (BGHSt 37, 231 = NJW 1991, 852; individuelle Abbauwerte erkennt die Rechtsprechung nicht an). Über diese Grundsätze darf sich auch ein Sachverständiger nicht hinwegsetzen. Nach diesen Grundsätzen ist die Tatzeitblutalkoholkonzentration nach Blutprobe wie folgt zu berechnen:
- Höchstmögliche Blutalkoholkonzentration
Zugunsten des Angeklagten ist von abgeschlossener Resorption auszugehen. Abbau je Stunde 0,2 ‰; Sicherheitszuschlag einmalig 0,2 ‰ von der ersten Stunde an.
- Niederstmögliche Blutalkoholkonzentration
Abbau je Stunde 0,1 ‰, nach beendeter Resorption. Diese kann bis zu zwei Stunden dauern. Deshalb bleiben für die Rückrechnung zwei Stunden nach Trinkende außer Betracht (BGHSt 25, 246, 250 = NJW 1974, 246).
Liegen lediglich „Alcotest Handmessgerät“-Testergebnisse über die Atemluftkonzentration vor, dürfen diese wegen der noch bestehenden Mess-Ungenauigkeiten nicht zum Nachteil des Angeklagten verwertet werden. Einer Verwertung zugunsten des Angeklagten steht aber nichts entgegen (BGH NStZ 1995, 96). Die Messwerte sind dann ebenso zurückzurechnen wie Blutprobenergebnisse (BGH NStZ 1995, 96).
Je länger die Tat zurückliegt, umso problematischer wird die Rückrechnung der BAK zum Tatzeitpunkt, insbesondere wegen des sog. Nachtrunks. Trinkt der Täter nach der Tat – etwa beim Eintreffen der Polizei oder während der Fahrt zur Wache – in kurzer Zeit größere Mengen Alkohol (Flachmann mit Hochprozentigem im Handschuhfach) wird die nachträgliche Bestimmung der BAK zum Tatzeitpunkt in der Regel nicht mehr möglich sein. Unter bestimmten Umständen kann zum Ausschluss eines Nachtrunks die Begleitalkoholanalyse beitragen.
Mit der erweiterten Widmark-Formel kann man dies auch approximativ berechnen:
mit (S. z. T. o.!):
- x = Zeit [h]
Grenzwerte
Siehe auch Promillegrenzen im Straßenverkehr in Europa
Deutschland
Das Führen eines Kraftfahrzeugs in nicht fahrtüchtigem Zustand ist verboten.
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat 1953 einen für die Gerichte in der Bundesrepublik Deutschland verbindlichen Blutalkoholspiegel von 1,5 Promille festgelegt, ab dem im Straßenverkehr jeder Kraftfahrer als absolut fahruntüchtig zu gelten hat. Dieser Wert wurde durch den BGH 1966 auf 1,30 Promille und 1990 auf 1,10 Promille reduziert. Seit 1973 werden Alkoholfahrten von Kraftfahrern ab 0,8 Promille, seit 1998 ab 0,5 Promille auch als Ordnungswidrigkeiten geahndet.[17]
Für Fahranfänger in der Probezeit gilt mit der Einführung des neuen § 24c StVG in Deutschland ab 1. August 2007 zusätzlich auch ein absolutes Alkoholverbot. Ordnungswidrig handelt, wer in der Probezeit nach § 2a StVG oder vor Vollendung des 21. Lebensjahres als Führer eines Kraftfahrzeugs im Straßenverkehr alkoholische Getränke zu sich nimmt oder die Fahrt antritt, obwohl er unter der Wirkung eines solchen Getränks steht. Die nachfolgenden Werte sind überwiegend nicht gesetzlich festgelegt, sondern als ständige Rechtsprechung das Ergebnis jahrelanger Justizpraxis.
BAK in ‰ Rechtliche Bedeutung 0,0 Absolutes Alkoholverbot für Fahranfänger in der Probezeit oder vor Vollendung des 21. Lebensjahres. Diese Ordnungswidrigkeit wird als schwerwiegende Zuwiderhandlung eingestuft und nicht nur mit einer Geldbuße von 250 € geahndet. Zusätzlich erhält man auch 2 Punkte im Verkehrszentralregister in Flensburg, was nach § 2a Abs. 2 StVG zur Anordnung der Teilnahme an einem besonderen Aufbauseminar und zur Verlängerung der Probezeit um 2 Jahre führt.
0,3 „Relative Fahruntüchtigkeit“: wenn typische Ausfallerscheinungen, Fahrfehler oder konkrete Gefährdungen hinzutreten, ist dies nach § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr) strafbar und kann zum Entzug der Fahrerlaubnis führen. Die Fahreignung ist nicht mehr gegeben. 0,5 Die „0,5 Promille-Grenze“: Unerlaubtes Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr, auch ohne Ausfallerscheinungen (in der Regel aufgrund entsprechender Alkoholgewöhnung): Ordnungswidrigkeit gem. § 24a StVG (erster Verstoß: 1 Monat Fahrverbot, 500 € Bußgeld, 4 Punkte; zweiter Verstoß: 3 Monate Fahrverbot, 1000 € Bußgeld, 4 Punkte; weitere Verstöße: 3 Monate Fahrverbot, 1500 € Bußgeld, 4 Punkte im Verkehrszentralregister in Flensburg. Nach der zweiten entdeckten Alkoholfahrt wird – unabhängig von der Höhe der BAK – in der Regel eine MPU gefordert, um die Fahreignung zu überprüfen. 1,1 „Absolute Fahruntüchtigkeit“ beim Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr. Straftat gem. § 316 StGB. Entzug der Fahrerlaubnis für etwa 9 Monate (unterschiedlich geregelt), Strafbefehl mit Geldstrafe von mindestens 40 bis 60 Tagesgehalt-Sätzen oder Freiheitsstrafe bei fahrlässiger Gefahrenverursachung, 7 Punkte in Flensburg, Schadensersatzansprüche Dritter. 1,3 „Absolute Fahruntüchtigkeit“ beim Führen eines Motorsportboots auf dem Bodensee (OLG Karlsruhe als Schifffahrtsobergericht, Urteil vom 18. Januar 2001 – Ns 1/00: Nr. 78). 1,6 Anordnung einer MPU zur „Begutachtung der Fahreignung“ sowie „absolute Fahruntüchtigkeit“ auch beim Führen nichtmotorisierter Fahrzeuge im Straßenverkehr (vor allem Fahrräder). Die Frist zur Durchführung beträgt normalerweise 2 Monate, bei Nichtvorlage eines positiven Gutachtens folgt der Entzug der Fahrerlaubnis. 1,8 „Absolute Fahruntüchtigkeit“ beim Führen von Schiffen. 2,0 Verminderte Schuldfähigkeit gem. § 21 StGB ist möglich (außer bei Tötungsdelikten). 2,2 Verminderte Schuldfähigkeit gem. § 21 StGB bei Tötungsdelikten ist möglich (Verringerung der Hemmschwelle). 2,5 Verminderte Schuldfähigkeit gem. § 21 StGB ist wahrscheinlich. Schuldunfähigkeit gem. § 20 StGB (und damit auch actio libera in causa) ist möglich. 3,0 Schuldunfähigkeit gem. § 20 StGB ist (sehr) wahrscheinlich (außer bei Mord). Ein regelmäßiges Vorliegen von Schuldunfähigkeit wird nach neuester Rechtsprechung des BGH nicht mehr angenommen (aber die Indizwirkung bleibt). § 323a StGB Vollrausch möglich, wenn § 20 StGB nicht ausschließbar. 3,3 Schuldunfähigkeit des Mörders ist (sehr) wahrscheinlich („Sicherheitszuschlag“, höhere Hemmschwelle) 3,5 Hier endet die Vernehmungsfähigkeit (§ 136a StPO). Das hat Bedeutung für die Verwertbarkeit der Aussage und eine mögliche Strafbarkeit des Vernehmenden. > 3,0 Der Wert der letalen Dosis wird in Fachliteratur mit 3 bis 4 Promille beschrieben. Allerdings sind Fälle mit einer überlebten BAK um 4 Promille nicht außergewöhnlich. Es sind extreme Fälle bekannt, die diese Werte deutlich überschreiten (siehe Weblinks). Im Schiffsverkehr gilt im Gültigkeitsbereich der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung für den Führer eines Fahrzeuges und Personal mit Tätigkeit im Brücken-, Decks- oder Maschinendienst ein BAK-Grenzwert von 0,5 ‰. (§ 3 Abs. 4 SeeSchStrO)
Haftung und Versicherungsschutz
Alkoholisierung wirkt sich bei Gerichtsverfahren nach einem Straßenverkehrsunfall regelmäßig negativ auf die Schuld-Zumessung zwischen den Unfallbeteiligten aus. Sie kann auch bei relativ klaren Unfallsituationen dazu führen, dass einem alkoholisierten Geschädigten aufgrund verminderter Reaktionsfähigkeit für Ausweich- oder Bremsmanöver eine (Mit-)Schuld zugesprochen bzw. dessen Unfallgegner von einer (Mit-)Schuld befreit wird. Nur in Ausnahmefällen[19][20] kommt es zu anderslautenden Urteilen.
Zugleich hat die Trunkenheit des Fahrzeugführers auch Auswirkungen auf üblichen Versicherungsschutz: „Ist der Alkohol eindeutig für den Unfall verantwortlich greift in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung die Trunkenheitsklausel. Sie befreit den Versicherer von seiner Leistungspflicht. (…Zwar) reguliert die Kfz-Haftpflichtversicherung den Schaden. Anschließend nimmt sie den Fahrer jedoch in Regress. Maximal 5.000 € kann sie sich vom Schädiger zurückholen.“[21]
Beschuldigte können in Zweifelsfällen vom beteiligten Arzt eine zweite Blutprobe abnehmen und diese in einem unabhängigen und qualitätskontrollierten gerichtsmedizinischen Institut untersuchen lassen, um einen Gegenbeweis zu ermöglichen. Nur damit sind Widersprüche und insbesondere mögliche Probenverwechslungen bei der Analyse gerichtsfest zu klären.
Grundlegende Gutachten und Monografien
- Gutachten des Bundesgesundheitsamtes zur Frage: Alkohol bei Verkehrsstraftaten. Bearbeitet von: P. V. Lundt und E. Jahn, herausgegeben vom: Bundesminister der Justiz sow. Bundesminister für Verkehr. Kirschbaum Verlag, Bad Godesberg. Herstellung: Presse-Druck GmbH, Bielefeld 1966, Herst.-Nr.: 480.
- Ergänzende Stellungnahme zu den bisher vorgelegten Gutachten des Bundesgesundheitsamtes zur Frage Alkohol bei Verkehrsstraftaten. Bearbeitet von: P. V. Lundt und E. Jahn, herausgegeben vom: Bundesminister der Justiz sw. Bundesminister für Verkehr. Kirschbaum Verlag, Bad Godesberg. Herstellung: Presse-Druck GmbH, Bielefeld, Oktober 1967, Herst.-Nr. 575
- Harald Schütz: Alkohol im Blut – Nachweis und Bestimmung, Umwandlung, Berechnung. Verlag Chemie, Weinheim 1983. ISBN 3-527-26094-3.
- Bestimmung von Ethanol im Serum – Durchführung und Interpretation im klinisch-chemischen Laboratorium. Für die DFG bearbeitet von: H. J. Gibitz u. H. Schütz, Mitteilung XX der Senatskommission für klinisch-toxikologische Analytik, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1993. ISBN 3-527-27555-X.
Siehe auch
Wiktionary: BAK – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: Blutalkoholkonzentration – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWeblinks
- ALEX - Das Alkohollexikon, www.alkohol-lexikon.de
- Promillegrenze nach Widmark, www.koelschwasser.eu
- www.blutalkohol-homepage.de
- Alkohol und Strafrecht – kleiner Online-Crashkurs, www.juraquick.de
- § 24 a StVG, juris, bundesrecht.juris.de
- § 24 c StVG Gesetzentwurf, vom Bundestag angenommen am 24. Mai 2007, Drucksache 16/5398 (PDF; 451 kB), dip.bundestag.de
- § 20 StGB, juris
- § 21 StGB, juris
- § 316 StGB, juris
- § 323 a StGB, juris
- Mann überlebte mit 8,1 Promille Alkohol im Blut, www.aida-selbsthilfe.de
- Stern.de: Mann mit 7,67 Promille aufgegriffen, www.stern.de
Promille-Rechner
- ALEX-Promillerechner, Promillerechner des Alkohollexikons ALEX
- TüV Süd Promillerechner, www.tuev-sued.de
- Alkoholrechner der Süddeutschen Zeitung (mit: Getränketyp, -menge, Körpergewicht, Geschlecht), www.sueddeutsche.de
- Java-Applet zur Berechnung der BAK aus Trinkmengenangaben (mit engem Bezug zu den Formeln in diesem Artikel).
Literaturnachweise
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- ↑ M. Wolf, N. Wiens: Zum Verlauf der Blutalkoholkurve im niedrigen Konzentrationsbereich. Beiträge zur gerichtlichen Medizin 40, 63–67 (1982)
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- ↑ R. Iffland, H. Käferstein: Diskussinonsbemerkungen zum Arbeitskreis III „Atem- und Blutalkoholmessung auf dem Prüfstand“. Blutalkohol 49. 2009. S. 84–88.
- ↑ „§ 24a 0,5 Promille-Grenze“
- ↑ G. Berghaus, H. Grass: Fahrsicherheit unter Alkoholwirkung. In: B. Madea, B. Brinkmann: Handbuch gerichtliche Medizin. Springer Verlag, Berlin – Heidelberg – New York 2003. S. 885–925.
- ↑ www.infrastructure.gov.au Seite 54, Gliederungspunkt 5.4.1. Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Gutachterlich festgestelle Unvermeidbarkeit trotz Trunkenheit: LG Landstuhl, Urteil vom 4. Juni 2007, Aktenzeichen 1 O 806/06
- ↑ Mitschuld trotz schwerer Trunkenheit des Gegners: OLG Stuttgart, Urteil vom 26. Oktober 2006, Aktenzeichen 13 U 74/2006
- ↑ Die Menge macht´s HUK-Coburg, 2. Februar 2011
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