- Bomlitz (Fluss)
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Bomlitz Das Bomlitztal im Erholungsgebiet Eibia-Lohheide bei Bomlitz
Daten Lage Niedersachsen, Deutschland Flusssystem Weser Abfluss über Böhme → Aller → Weser → Nordsee Quelle Stichter See bei Neuenkirchen (Lüneburger Heide)
53° 0′ 32″ N, 9° 41′ 52″ O53.0088888888899.697777777777876Quellhöhe ca. 76 m ü. NN Mündung bei Uetzingen (Bomlitz) in die Böhme 52.8838888888899.634722222222233Koordinaten: 52° 53′ 2″ N, 9° 38′ 5″ O
52° 53′ 2″ N, 9° 38′ 5″ O52.8838888888899.634722222222233Mündungshöhe ca. 33 m ü. NN Höhenunterschied ca. 43 m Länge 22 km Einzugsgebiet 71 km² Abflussmenge MQ: ca. 0,7 m³/s Linke Nebenflüsse Riesbach Durchflossene Seen Stichter See Kleinstädte Soltau (Ortsteil Woltem) Gemeinden Bomlitz Einwohner im Einzugsgebiet ca. 6000 Die Bomlitz ist ein rechtsseitiger, knapp 22 km langer Nebenfluss der Böhme im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen.
Inhaltsverzeichnis
Name
Die Bomlitz heißt mundartlich Bommelse, von ursprünglich Bamlina in der Bedeutung von Kleiner Baumfluss als dem Hauptnebenfluss der Böhme, ursprünglich Bama, Bumen in der Bedeutung Baumfluss. Der heutige Name leitet sich vom Ort Bomlitz her, dessen Name wiederum von der Örtlichkeit am rechtwinkligen Talknick, dem Bommel-Etz, hergeleitet wird.
Verlauf
Die Bomlitz entspringt zwischen Neuenkirchen und Soltau im Stichter See, dem während der letzten Kaltzeit als Schlatt (in diesem Raum: Flatt) entstandenen, heute großenteils verlandenden, um 1900 aber mit gut 6 ha noch größten natürlichen See der Lüneburger Heide (kleiner Naturstrand).
Im weiteren Verlauf durch die fast siedlungsleere Riensheide verliert der grabenartige Bach wiederholt Wasser in den durchlässigen Untergrund und an den Grundwasserstrom, der hier zum nördlich benachbarten, 20 Meter tiefer fließenden Hahnenbach gerichtet ist.
Südlich der querenden Amerikalinie bildet das allmählich tiefer werdende Bomlitztal im Bereich der Ortschaften Frielingen und Woltem (Stadt Soltau), sowie Bommelsen und Kroge (Gemeinde Bomlitz) ein lehrbuchhaft typisches Beispiel für die einstige Kulturlandschaft im Naturraum der Fallingbosteler Lehmplatten. Eine Folge ufernaher Einzelhöfe und Weiler liegt jeweils an Querwegen zwischen den beiderseits die Talsohle begleitenden Landstraßen. Die teils gut erhaltenen, auch historische Treppenspeicher umfassenden Hofanlagen sind in kleine, alte Laubwaldbestände eingebettet, denen mit zunehmender Hofentfernung Ackerflächen und Grünland folgen. Die Äcker waren früher durch aufgebrachte Plaggen aus den randlich liegenden Heideflächen zu ertragreicheren Eschfluren kultiviert worden. Die oft anmoorigen Heideflächen sind heute weitgehend bewaldet.
Oberhalb von Bomlitz verengt sich das Tal. Dort mäandert die Bomlitz in naturnahem Auwald durch einstige Anstauflächen, die für die frühere Bommelser Papiermühle (ab 1691) und die späteren Pulverfabriken (ab 1815) angelegt worden waren. Sie durchquert dann den alten Bomlitzer Gutsbereich und anschließend über zwei Kilometer die Werksteile von Dow Wolff Cellulosics, einem der größten und ältesten Standorte der Chemischen Industrie Niedersachsens. Das Werksgebiet ist durch bewaldete Steilhänge gegliedert. Das flächige Siedlungsgebiet von Bomlitz zieht sich hier den linken Hang hinauf, ähnlich wie etwas unterhalb am rechten Hang das Siedlungsgebiet von Benefeld.
Unterhalb der Brücke der Werkbahn Wolff erhöht sich das Gefälle, und der Bach durchquert das einstige Sperrgebiet und heutige Naherholungsgebiet der Lohheide. Die Reste der zwischen 1938 und 1945 betriebenen Munitionsfabrik Eibia sind teilweise noch erkennbar, teils als eingehügelte Trümmerfelder, teils als Wälle und Böschungen, mit denen die über 250 Gebäude in das bewegte Gelände integriert waren. Die Bomlitz bildet hier einen für das norddeutsche Tiefland ungewöhnlichen, gut ausgeprägten Talmäander mit bis 20 Meter hohen Steilhängen. Die früheren schmalen Talwiesen sind bis auf wenige vernässte Reste einem Erlenbruchwald gewichen. Der Bachlauf ist seit etwa 1850 kanalisiert, wurde aber stellenweise renaturiert. Im Dreieck der Orte Walsrode, Bad Fallingbostel und Bomlitz mündet der Bach in die Böhme, überragt von den Resten einer teilweise gesprengten Eisenbahnbrücke.
Wasserqualität
Oberhalb von Bomlitz war und ist die Bomlitz gering bis mäßig belastet. Bis zum Bau der von der Firma Wolff (heute: Industriepark Walsrode) und der Gemeinde Bomlitz gemeinschaftlich betriebenen Großkläranlage mit 210.000 Einwohnergleichwerten galt die Bomlitz dagegen unterhalb des Werkes Wolff als eines der am stärksten belasteten Fließgewässer Niedersachsens. Drei kleine mechanische Kläranlagen konnten nicht verhindern, dass die Bomlitz merklich erwärmtes, trübes, grüngraues Wasser führte, das nur bakteriellen Lebensformen Raum gab, und dessen stark chemischer Geruch einen Aufenthalt am Ufer erschwerte. In den Jahrzehnten vor 1945 führte eine wechselnde Säurebelastung mehrfach zu Fischsterben in der Böhme, vereinzelt auch der Aller.
Bis zum Bau der Großkläranlage war sie in den Gewässergütekarten mit der höchsten Belastungsstufe gekennzeichnet. Seitdem liegt ihre Gewässergüte nach dem Sauerstoffgehalt bei der Klasse II-III,[1] nach anderen Parametern auch ungünstiger. Geruch und Aussehen sind im allgemeinen unauffällig, so dass ihr reizvolles enges Tal inzwischen stark von Erholungsuchenden frequentiert wird.
Einzelnachweise
Literatur
- Geowissenschaftliche Karte des Naturraumpotentials von Niedersachsen und Bremen 1: 200.000, CC 3118, Teil 4 - Grundwasser-Grundlagen, Hannover, 1981
- Topographische Karte 1:25.000, Blätter 2924 Neuenkirchen, 3024 Dorfmark, 3123 Walsrode und 3124 Fallingbostel (Hrsg.: Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen), Hannover ISBN 3-89435-220-5
- Matthiesen, H.: Geheime Reichssache Eibia, Walsrode, 1987
- Mußmann, O.: Selbstorganisation und Chaostheorie in der Geschichtswissenschaft: Das Beispiel des Gewerbe- und Rüstungsdorfes Bomlitz 1680-1930. Leipzig, 1998
- Seedorf, H.H.: Walsrode, Fallingbostel und das mittlere Böhmetal im Jahre 1778. Erläuterungen zum Blatt 89 Walsrode der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts (Vertr..: Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen), Hannover, 1986
- Stuhlmacher, H.: Heimatbuch des Kreises Fallingbostel. Magdeburg, 1935
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