Botho von Hülsen

Botho von Hülsen

Botho von Hülsen (* 10. Dezember 1815 in Berlin; † 30. September 1886 ebenda) war Theaterintendant der königlich-preußischen Schauspiele und Präsident des Deutschen Bühnenvereins.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hülsen war ein Sohn des preußischen Generalmajors Hans von Hülsen (1776–1849) und dessen Ehefrau Karoline von Klüchtzner (1778–1830). Über seine Mutter war Hülsen mit dem Geschlecht der Eulenburgs verbunden; der Schriftsteller Hans von Hülsen war ein entfernter Verwandter.

Seine Erziehung erfuhr Hülsen ab 1825 im Kadettenkorps in Potsdam. In der Armee machte er dann auch Karriere; 1833 kam er als Fähnrich zum Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 und wurde dort bald auch Regimentsadjutant. Zwischen 1841 und 1843 war er in Königsberg stationiert und lernte dort u.a. über das Theater die Schauspielerin Sophie Schröder-Devrient kennen. Ab 1844 wurde er mit der Aufführung kleinerer Theaterstücke zur Truppenbetreuung in Berlin betraut.

Im Jahr 1848 nahm Hülsen am Feldzug in Schleswig teil und war 1849 an der Niederschlagung des Maiaufstandes in Dresden beteiligt. In dieser politisch schwierigen Zeit (Revolution 1848/49) ernannte ihn König Friedrich Wilhelm IV. zum Generalintendanten der Hofmusik. In diesem Jahr heiratete Hülsen in Blankenfelde die Schriftstellerin Helene (1829–1892), eine Tochter des Grafen Eduard von Haeseler. Mit ihr hatte u.a. die Söhne Dietrich und Georg.

Als Nachfolger Theodor von Küstners wurde Hülsen 1851 auf Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. zum Generalintendanten der Königlichen Schauspiele zu Berlin (Berliner Hoftheater, Staatsoper Unter den Linden) ernannt. 1852 ernannte man ihn zum Kammerherrn. 1866 werden mittels königlichem Dekret auch die Hoftheater in Kassel, Hannover und Wiesbaden unter seine Leitung befohlen.

1883 gründete Hülsen die Hülsen-Stiftung, um damit bedürftige oder in Not geratene Ensemble-Mitglieder zu unterstützen. In dieser Zeit fungierte er auch einige Zeit als Präsident des deutschen Bühnenvereins. Als solcher setzte er die heute üblichen Theater-Ferien durch und war maßgeblich an der Abschaffung der Zwischenakt-Musik beteiligt.

Sechs Wochen vor seinem 71. Geburtstag starb Botho von Hülsen am 30. September 1886 in Berlin und fand dort auch seine letzte Ruhestätte.

Rezeption

Für seinen doch kunstnahen Beruf brachte Botho von Hülsen keinerlei Voraussetzung mit. Um den Hof und dessen eher konservativen Einstellung nicht gegen sich aufzubringen, setzte er mehr auf althergebrachte Klassiker und lehnte moderne Inszenierung meistens ab. Obwohl er als Intendant immer wieder für prunkvolle Aufführungen sorgte, konnte er Schauspielern wie Paula Conrad, Ludwig Dessoir, Theodor Döring, Friedrich Haase, Hermann Hendrichs oder Arthur Vollmer oft nicht ihrer Leistung entsprechend einsetzen. Große Konkurrenz entstand ihm durch die regelmäßigen Gastspiele der Meininger und auch gegen das Deutsche Theater konnte er kaum ankommen.

Richard Wagner, dem er seine Beteiligung an der 1848er Revolution in Dresden nachtrug, die er militärisch bekämpft hatte, setzte er nur widerstrebend auf den Spielplan; die Uraufführung seines Rings in Berlin musste Wagner deshalb außerhalb der Hofoper selbst organisieren. Auch Verdi wurde kaum gepflegt.

Zitat

Max Martersteig nannte Hülsen „...der personifizierte soldatische Geist in der Hoftheaterleitung“. Hülsen gilt als ein typischer Repräsentant der preußischen Kulturpolitik nach 1848.

Literatur

  • Karl Frenzel: Berliner Dramaturgie. 2 Bände. Rümpler, Hannover 1877.
  • Friedrich Haase: Was ich erlebte. Bong, Berlin 1899.
  • Helene von Hülsen: Unter zwei Königen. Erinnerungen an Botho von Hülsen, General-Intendant der königlichen Schauspiele; 1851-1886. Eckstein, Berlin 1889.
  • Charlotte Klinger: Das königliche Schauspielhaus in Berlin unter Botho von Hülsen. 1869-1886. Dissertation. Freie Universität Berlin 1954.
  • Max Martersteig: Das deutsche Theater im 19. Jahrhundert. Eine kulturgeschichtliche Darstellung. 2. Auflage. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1924.
  • Paul Schlenther: Botho von Hülsen und seine Leute. Eine Jubiläumskritik über das Berliner Hofschauspiel. Gerstmann, Berlin 1883.

Weblinks


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