Braunwurzgewächse

Braunwurzgewächse
Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa)
Systematik
Eudikotyledonen Kerneudikotyledonen Asteriden Euasteriden I Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales) Familie: Braunwurzgewächse
Wissenschaftlicher Name
Scrophulariaceae
Juss.

Die Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae), früher auch Rachenblütler genannt, bilden eine Familie in der Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida). Es gibt weltweit etwa 1700 Arten.

Beschreibung

Es sind überwiegend krautige Pflanzen, aber es gibt auch verholzende Arten. Die Laubblätter sind meistens gegenständig.

Blütendiagramm von Verbascum.

Die Blüten stehen häufig in traubigen Blütenständen zusammen. Die vier- oder fünfzähligen Blüten sind meist zygomorph. Die je vier oder fünf Kelch- und Kronblätter sind meist untereinander verwachsen. Bei einigen Arten ist das vordere Kronblatt „maskiert“ oder es kommt ein Nektarsporn oder eine Aufwölbung am Eingang zur Kronröhre vor; dadurch sind nur kräftige Insekten wie z. B. Hummeln in der Lage an den Pollen zu kommen. Es ist nur ein Staubblattkreis vorhanden, und die Anzahl der Staubblätter beträgt meist vier oder fünf. Der Fruchtknoten ist oberständig.

Die Blütenformel lautet: $\downarrow K_{(5)} \; [C_{(5)} \; A_{5-4-2}] \; G_{\underline{(2)}}$

Sie bilden Kapselfrüchte, in denen meist viele Samen enthalten sind. Es kann viel bis kein Endosperm vorhanden sein.

Systematik und Verbreitung

Als gültige Erstveröffentlichung der Familie der Scrophulariaceae unter dem „Scrophulariae“ Antoine Laurent de Jussieu: Genera Plantarum, 1789, S. 117-118. Der Name Scrophulariaceae wurde schon 1782 von Jean Francois Durande in Notions Élémentaires de Botanique, ..., S. 265 veröffentlicht. Typusgattung ist Scrophularia L..

Die Familie Scrophulariaceae ist in neun Tribus gegliedert, hier vollständig mit den 52 bis 65 Gattungen ^[1], ^[2] und etwa 1700 Arten (hier jeweils mit Verbreitungsgebiet und Anzahl der Arten):

• Tribus Aptosimeae (Benth.) Benth.: Mit drei Gattungen und etwa 40 Arten:
  • Anticharis Endl.: Mit etwa 14 in Afrika.
  • Aptosimum Burch. ex Benth.: Mit etwa 20 Arten in Afrika.
  • Peliostomum E.Mey. ex Benth.: Mit sieben Arten tropischen und südlichen Afrika.

• Tribus Buddlejeae Juss. (Syn.: Buddlejaceae K.Wilh.): Mit drei (bis fünf) Gattungen und etwa 110 Arten:
  • Sommerflieder (Buddleja L., inklusive Chilianthus): Mit etwa 98 bis 125 Arten: davon 63 in der Neotropis, zehn Arten in Südafrika und 25 Arten in Asien.
  • Emorya Torr.: Mit nur zwei Arten in Texas und Mexiko.
  • Gomphostigma Turcz.: Mit nur zwei Arten in Südafrika.
  • Nicodemia Ten. (gehört vielleicht zu Buddleja)

Freylinia tropica

• Tribus Freylinieae Barringer: Mit ein bis vier Gattungen und etwa acht Arten:
  • Antherothamnus N.E.Br.: Mit nur einer Art im zentralen und südlichen Afrika.
  • Freylinia Colla: Mit vier Arten tropischen und südlichen Afrika.
  • Manuleopsis Thell. ex Schinz: Mit nur einer Art im südwestlichen Afrika.
  • Phygelius: Mit nur zwei Arten in Südafrika.

Alonsoa warscewiczii

• Tribus Hemimerideae Benth.: Mit sechs Gattungen und etwa 134 Arten:
  • Alonsoa Ruiz & Pav.: Mit etwa 16 Arten im tropischen Amerika und Südafrika.
  • Colpias E.Mey. ex Benth.: Mit nur einer Art in Südafrika.
  • Diascia Link & Otto: Mit etwa 38 bis 50 Arten in Südafrika.
  • Diclis Benth.: Mit zehn Arten im tropischen bis südlichen Afrika und auf Madagaskar.
  • Hemimeris L. f.: Mit vier Arten in Südafrika.
  • Elfenspiegel (Nemesia Vent.): Mit etwa 65 Arten im tropischen bis südlichen Afrika.

Leucophyllum revolutum

• Tribus Leucophyleae Miers.: Mit zwei Gattungen und 17 Arten:
  • Eremogeton Standl. & L.O.Williams: Mit nur einer Art von Mexiko bis Guatemala.
  • Leucophyllum Humb. & Bonpl.: Mit zwölf Arten im südwestlichen Nordamerika.

Hebenstreitia dentata

• Tribus Limoselleae Dum. (Syn.: Manuleeae Hilliard, Selagineae): Mit 27 bis 28 Gattungen und etwa 566 Arten ^[3]:
  • Barthlottia Eb.Fisch.: Mit nur einer Art auf Madagaskar.
  • Camptoloma Benth.: Mit drei Arten in Somalia und Sokotra.
  • Chaenostoma Benth. (Die Arten waren eine Weile in Sutera Roth eingegliedert, aber die Gattung Chaenostoma wurde reaktiviert damit die Gattung Sutera monophyletisch wurde.) ^[3]
  • Chenopodiopsis Hilliard: Mit nur drei Arten in Südafrika.
  • Cromidon Compton: Mit zwölf Arten in Südafrika.
  • Dischisma Choisy: Mit etwa elf Arten von SW Cape bis Namibia.
  • Glekia Hilliard: Mit nur einer Art in Südafrika.
  • Globulariopsis Compton: Mit etwa sieben Arten in Südafrika.
  • Glumicalyx Hiern: Mit sechs Arten vom südlichen bis zum südöstlichen Afrika.
  • Gosela Choisy: Mit nur einer Art in Südafrika.
  • Hebenstretia L. (Hebenstreitia L. orth. var.): Mit etwa 25 Arten im tropischen Südamerika.
  • Jamesbrittenia Kuntze: Mit etwa 83 Arten in Südafrika.
  • Limosella L.: Mit etwa elf Arten mit kosmopolitische Verbreitung, beispielsweise:
    • Schlammling (Limosella aquatica)
  • Lyperia Benth.: Mit etwa sechs Arten in Südafrika.
  • Manulea L.: Mit etwa 73 Arten in Südafrika.
  • Manuleopsis Thell. ex Schinz: Mit nur einer Art im südwestlichen Afrika.
  • Melanospermum Hilliard: Mit etwa sechs Arten in Südafrika.
  • Microdon Choisy (Syn.: Agathelpis Choisy): Mit sieben bis neun Arten im Südwest-Kap.
  • Phyllopodium Benth.: Mit etwa 26 Arten im Südwest-Kap.
  • Polycarena Benth.: Mit etwa 17 Arten im Südwest-Kap.
  • Pseudoselago Hilliard (manchmal in Selago L.): Mit etwa 28 Arten im westlichen Südafrika.
  • Reyemia Hilliard: Mit nur zwei Südafrika.
  • Selago L.: Mit über 190 Arten im tropischen bis südlichen Afrika und Madagaskar.
  • Strobilopsis Hilliard & B.L.Burtt: Mit nur einer Art in Südafrika.
  • Sutera Roth: Mit etwa 49 Arten in Südafrika.
  • Tetraselago Junell: Mit vier Arten in Südafrika.
  • Trieenea Hilliard: Mit neun Arten im Südwest-Kap.
  • Zaluzianskya F.W.Schmidt: Mit 55 Arten im westlichen Südafrika.

Myoporum sandwicense

• Tribus Myoporeae (sensu Chinnock): Mit etwa sieben Gattungen und etwa 236 Arten:
  • Androya H.Perrier: Mit nur einer Art auf Madagaskar.
  • Bontia L.: Mit nur einer Art auf den Karibischen Inseln und im tropischen Südamerika.
  • Calamphoreus Chinnock: Mit nur einer Art.
  • Diocirea Chinnock: Mit vier Arten in Australien
  • Emusträucher (Eremophila R.Br.): Mit etwa 214 Arten in Australien (einer Art in Neuseeland).
  • Glycocystis Chinnock: Mit nur einer Art in Australien.
  • Myoporum Sol. ex Forster: Mit etwa 30 Arten in Australien, Neuseeland, Pazifische Inseln und östlichen Asien.
  • Pentacoelium Zucc.: Mit nur einer Art in Australien.

• Tribus Scrophularieae Dum.: Mit fünf Gattungen und etwa 564 Arten:
  • Antherothamnus N.E.Br.: Mit nur einer Art im zentralen bis südlichen Afrika.
  • Nathaliella B.Fedtsch.
  • Oreosolen Hook. f.: Mit nur drei Arten im Himalaya.
  • Braunwurzen (Scrophularia L.): Mit 200 Arten im nördlichen temperierten bis tropischen Amerika
  • Königskerzen (Verbascum L., inklusive Staurophragma Fisch. & C.A.Mey. und Celsia L.): Mit etwa 360 Arten in Eurasien und östlichen Afrika.

• Tribus Teedieae (G.Don): Mit drei bis fünf Gattungen und sechs Arten:
  • Oftia Adans.: Mit drei Arten in Südafrika.
  • Ranopisoa J.-F.Leroy: Mit nur einer Art in Madagaskar.
  • Teedia Rudolphi: Mit nur zwei Arten in Südafrika.
  • Dermatobotrys Bolus: Mit nur einer Art in Südafrika.

Gattungen, die heute anderen Familien zugeordnet sind

Früher zu den Braunwurzgewächsen, heute zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) gerechnet werden folgende Gattungen:

• Lochschlund (Anarrhinum)
• Löwenmaul (Antirrhinum)
• Capraria: Mit vier Arten in Amerika.
• Orant (Chaenorhinum)
• Cheilophyllum: Mit acht Arten auf den Karibischen Inseln.
• Zimbelkraut (Cymbalaria)
• Fingerhüte (Digitalis)
• Alpenbalsam (Erinus)
• Gnadenkraut (Gratiola)
• Heben (Hebe)
• Tännelkraut (Kickxia)
• Leinkraut (Linaria)
• Büchsenkraut (Lindernia)
• Mänderle (Paederota)
• Ehrenpreis (Veronica)
• Kühtritt (Wulfenia)

Früher zu den Braunwurzgewächsen, heute zu den Sommerwurzgewächsen (Orobanchaceae) gerechnet werden folgende Gattungen:

• Alpenhelm (Bartsia)
• Augentrost (Euphrasia)
• Schuppenwurzen (Lathraea)
• Wachtelweizen (Melampyrum)
• Zahntrost (Odontites)
• Gelbe Bartsie (Parentucellia)
• Läusekraut (Pedicularis)
• Klappertopf (Rhinanthus)
• Alpenrachen (Tozzia)

Früher zu den Braunwurzgewächsen, heute zu den Gauklerblumengewächsen (Phrymaceae) gerechnet wird folgende Gattung:

• Gauklerblumen (Mimulus)

Taxa der früheren Familien Bontiaceae Horan., Buddlejaceae K.Wilh., Caprariaceae Martynov, Hebenstretiaceae Horan., Limosellaceae J.Agardh, Myoporaceae R.Br.. Oftiaceae Takht. & Reveal. Selaginaceae Choisy, Spielmanniaceae J.Agardh nom. illeg. und Verbascaceae Bercht. & J.Presl sind heute in die Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) eingegliedert.

Quellen

• Die Familie Scrophulariaceae bei der APWebsite. (Abschnitt Systematik und Beschreibung)

Literatur

• Richard G. Olmstead, Claude W. de Pamphilis, Andrea D. Wolfe, Nelson D. Young, Wayne J. Elisons & Patrick A. Reeves: Disintegration of the Scrophulariaceae, in: American Journal of Botany 88, 2001, S. 348-361 (zum Originalartikel).
• Richard G. Olmstead: Whatever happened to the Scrophulariaceae?, in: Fremontia 30, 2002, S. 13-22 (Allgemeinverständliche Darstellung der neuen Systematik als PDF-Datei ; 678 KB).
• Bengt Oxelman, Per Kornhall, Richard G. Olmstead & Birgitta Bremer: Further disintegration of Scrophulariaceae, in Taxon, Volume 54, Number 2, 2005, S. 411-425.

Einzelnachweise

1. ↑ Eintrag bei GRIN.
2. ↑ Richard G. Olmstead: Liste der Tribus mit ihren Gattungen mit Verbreitung und Anzahl der Arten.
3. ↑ ^{a b} Per Kornhall & Birgitta Bremer: New circumscription of the tribe Limoselleae (Scrophulariaceae) that includes the taxa of the tribe Manuleeae, in Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 146, Issue 4, 2004, S. 453–467.

Weblinks

 Commons: Braunwurzgewächse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Die Familie Scrophulariaceae im noch alten Umfang bei DELTA.
• Eintrag in der Western Australian Flora.