Burg Nordeck

Burg Nordeck
Burg Nordeck
Südseite (2008)

Südseite (2008)

Entstehungszeit: um 1100
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Allendorf (Lumda)
Geographische Lage 50° 41′ 33,4″ N, 8° 50′ 34,1″ O50.69268.8428305Koordinaten: 50° 41′ 33,4″ N, 8° 50′ 34,1″ O
Höhe: 305 m ü. NHN
Burg Nordeck (Hessen)
Burg Nordeck

Die Burg Nordeck befindet sich in Nordeck, einem Stadtteil von Allendorf an der Lumda im Landkreis Gießen. Die in ihrer Entstehung auf das 12. Jahrhundert beurkundete Burg prägt noch heute das Bild von Nordeck. Sie wechselte häufig die Besitzer, ist heute im Besitz der Grafen von Schwerin zu Friedelhausen und beherbergt seit 1925 das Landschulheim Burg Nordeck. Der Bergfried kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das eigentliche Alter der Burg kann aus den Abmessungen ihrer Kapelle zurückgeschlossen werden, da es keine Urkunden über ihre Bauphase gibt: Der „römische Fuß“, der ihren Abmessungen zugrunde liegt, wurde bis zum 11. Jahrhundert verwendet. In dieser Zeit wurde die Kapelle mit der Hauptanlage der Burg aus Basalt und Lungstein erbaut.

Der erste urkundliche Hinweis auf einen Burgherrn ist aus späterer Zeit und nennt einen Adolf von Nordeck 1222. Als Siedlung wird Nordeck an der Lumda jedoch schon 1093 erwähnt. Das Dorf setzt aber die Burg voraus, also kann die Erbauung vor 1100 als sicher angenommen werden. Zunächst als Stammsitz der von Nordecks angelegt, war die Burg seit dem 13. Jahrhundert Eigentum der Landgrafen von Hessen. Sie fungierte einst als wichtige Sperre der Straße von Mainz nach Amöneburg.

Im Jahre 1328 erhielt Hermann der Ältere (* nach 1305; † zwischen 1368 und 1370), der jüngste Sohn des Landgrafen Otto I., nach dem Herrschaftsantritt seines ältesten Bruders Heinrich II. (* vor 1302; † 1376) in der Landgrafschaft Hessen die Burg Nordeck als Paragium.

Burgkapelle

Nordseite mit Bergfried (2008)

Die Burgkapelle liegt in der Vorburg, deren Mauern einen Teil des am Hang liegenden Ortes umschlossen. Sie steht nahe der inneren Festungsmauer und gehörte zur ehemaligen Vorburg. Einst war ihr Grundriss ein Rechteck aus zwei fast quadratischen Teilen, der eine als Chorraum mit Altar, der andere nur ein wenig größer, für die Besucher.

Das romanische Kreuzgratgewölbe über dem Chor wird von "Eckvorlagen" getragen. An einer dieser Eckvorlagen entdeckte man bei der Renovierung Anfang der 1950er Jahre ein originelles Fresko unbekannten Alters. Es zeigt einen rotbraunen Teufelskopf, der in den Altarraum starrt. Die Malerei wurde später auf Wunsch der Gemeinde übertüncht, weil das Bild manchen Besucher beunruhigte.

Ob der große Bogen, der die beiden alten Raumteile trennt, einstmals rund war und erst später zugespitzt wurde, ist nicht sicher. Einen größeren Eingriff hat das Gebäude im Jahre 1708 erfahren. Dach und Decke wurden erneuert, ebenso Portal und Fenster. Eine Empore wurde eingebaut und ein Dachreiter mit Glockenstuhl aufgesetzt. Drei runde Holzstützen tragen diese Konstruktion. Außerdem wurde der Gemeinderaum durch einen höher gelegenen Bereich nach Norden erweitert.

Die Herren von Nordeck hatten vermutlich die Absicht, ihre Kapelle für eine ständige Benutzung zum Sonntagsgottesdienst umzugestalten. Davor haben nur Gottesdienste für die Burgbewohner, aber kaum Gemeindegottesdienste hier stattgefunden. Auf Beschwerde der Patronatsfamilie verfügt das Marburger Kirchenkonsistorium in den Jahren 1733 und 1780 einen regelmäßigen Turnus für Winnen und Nordeck. Doch schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert war die Kapelle wieder verfallen und wurde rund 40 Jahre nicht genutzt. In der Zwischenzeit wurde eine Renovierung von der Kirchenleitung abgelehnt mit dem Argument, die Kapelle sei Privateigentum. Erst 1842 wurde sie wiederhergestellt, aber auch danach fanden keine regelmäßigen Gottesdienste statt. Der damalige Pfarrer lehnte sie mit der Begründung ab, die Kirchengemeinde Winnen würde dadurch in zwei Gemeinden auseinandergerissen.

Dennoch ist die Kapelle unter Einsatz freiwilliger Mitarbeiter 1933/34 aufwändig renoviert worden. Sie war wiederum seit 30 Jahren nicht mehr benutzt worden und diente als Rumpelkammer. Trauungen und Taufen sollten dort gehalten werden können; dieser Gebrauch hat sich aber erst 1952 durchgesetzt.

Bei dieser Renovierung ersetzte man das Kopfsteinpflaster im Altarraum durch Sandsteinplatten. Es entstanden der heutige Altar und das Patronatsgestühl auf der Empore. Auf Gestühl und Brüstung sieht man die Wappen derer von Schwerin, Eulenburg und Nordeck.

Dem Schriftenmaler Rudolf Koch, der damals auf der Burg zu Gast war, wurde erlaubt, die heute noch sichtbaren Schriftzüge an die Ostwand des Chorraums zu setzen. Ohne Vorzeichnung und in 20 Minuten schrieb er in gotischen Lettern en Vers Psalm 103,13 (Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die in fürchten) und Jesaja 40,31 (Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler). Auch das Taufbecken und die Altargeräte sind nach Kochs Entwürfen in der ortsansässigen Kunstschmiede Schönwandt hergestellt worden. Besonders das Altarkreuz, wurde hervorgehoben: Es besteht aus einem Holzkern mit glänzender Messingauflage, entworfen ebenfalls von Rudolf Koch. An seinen vier Enden trägt das Kreuz die Namen der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Kanten sind mit runden Nietköpfen verziert. Die Basis bildet eine Stufenpyramide. Über die Mitte der Stufen sind wellenförmige Streifen eingraviert wie fließendes Wasser. Darunter stehen die Namen der Flüsse, die dem Paradies entströmen (Gen 2,10-14): Pischon, Gihon, Tigris, Euphrat. In der Mitte auf der Pyramide thront das Kreuz als Christussymbol.

Anlage

Die kleine, aber gut erhaltene Anlage ist eine Hangburg mit Halsgraben, Schildmauer und rundem Bergfried (12./13. Jahrhundert) an der Angriffsseite. Gebäude des 14. bis 17. Jahrhundert umstehen an drei Seiten einen engen Burghof mit altem Brunnen. Auch beinhaltet sie eine Burgkapelle.

Literatur

  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 260.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Hrsg. vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 S. 11, ISBN 3-89214-017-0

Weblinks


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