- Burkhard Christoph von Münnich
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Burkhard Christoph Graf von Münnich (* 9. Maijul./ 19. Mai 1683greg. in Neuenhuntorf, Vogtei „Wüstenland“ der Grafschaft Oldenburg; † 16. Oktoberjul./ 27. Oktober 1767greg. in Sankt Petersburg) war ein deutschstämmiger Ingenieur, Generalfeldmarschall und Politiker in russischen Diensten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wurde als Sohn des in den dänischen Adelsstand erhobenen Offiziers und Deichgrafen in Neuenhuntorf, Anton Günther von Münnich geboren. 1699 trat er in Straßburg als Ingenieur in die französische Armee ein. Bei Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges 1701 wechselte er als Hauptmann erst in hessen-darmstädtische, 1705 dann in hessen-kasselsche Dienste. Als Teil der hessischen Hilfstruppen nahm er am Entsatz von Turin teil. Die Truppen wurden aber noch im selben Jahr wieder zurückbeordert. 1708 marschierten die Truppen zur Unterstützung nach Holland. Dort kämpfte er in der Schlacht von Oudenarde. Er machte die Belagerung von Russel und Dornick mit. Er kämpfte in der Schlacht bei Malplaquet und nahm an den folgenden Belagerungen von Mons, Douay, Bethune, Aire, Bouchain und Quesnoy teil. Für seine Leistungen wurde er zum Major befördert. In der Schlacht von Denain am 24. Juli 1712 wurde er aber schwer verletzt und geriet in französische Gefangenschaft. Nach seiner Genesung wurde er auf Ehrenwort entlassen und zum Oberstleutnant befördert. Nach dem Frieden von Utrecht am 15. April 1713 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.
1713 setzte er Kanalbaupläne des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel bei Karlshafen um. 1716 trat er als Oberst in kursächsische Dienste. Ab 1716 verantwortete er den Bau des Mniszech-Palastes in Warschau. Er wurde Oberst in der Leibgarde des Königs und bald Generalleutnant. 1720 duellierte er sich mit dem Oberst Bonafour. Der Oberst starb und von Münnich musste sich verantworten. So ging er im Februar 1721 als Ingenieurgeneral in den Dienst der russischen Armee, in dem er zunächst den Bau des Ladogakanals, des Hafens von Kronstadt und der Festungswerke von Riga leitete.
Nachdem ihn bereits Peter I. zum Generalleutnant befördert hatte, ernannte ihn Peter II. am 7. Mai 1727 zum General en Chef und erhob ihn am 28. Februar 1728 in den russischen Grafenstand. Er wurde zum Träger des St. Andreas-Ordens und des Alexander-Newski-Ordens. 1729 wurde er Gouverneur und Statthalter von Sankt Petersburg. Unter Zarin Anna I. gewann er gemeinsam mit Ernst Johann von Biron und Heinrich Johann Friedrich Ostermann erheblich an Einfluss. So war er von 1731 bis 1740 Kabinetts-Minister. Außerdem wurde er am 26. Februar 1731 Generalfeldzeugmeister. Am 24. Januar 1732 wurde er zum Präsidenten des Kriegskollegiums ernannt und am 24. Februar 1732 zum Generalfeldmarschall ernannt. Graf von Münnich reorganisierte das russische Landheer und errichtete auch 1732 das adlige Kadettenkorps sowie das erste russische Kürrasierregiment.
1734 eroberte er Danzig, schlug die Unruhen in Warschau nieder und übernahm in der Ukraine den Oberbefehl gegen die Türken. Im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg verwüstete er 1736 die Krim, im gleichen Jahr wurde er mit den Weißen-Adler-Orden ausgezeichnet. 1736 wurde er zudem Generalissimus aller russischen Armeen. Er nahm 1737 Otschakiw im Sturm und schlug 1739 die Türken bei Stăuceni. Nach der Eroberung der Festung Chotyn kam es am 18. September 1739 zum Frieden von Belgrad. Im selben Jahr wurde er Oberstleutnant der Preobraschenskischen Garde, der Leibgarde.
1740 stürzte Graf von Münnich den Vormund des Thronfolgers Iwan VI., Herzog Ernst Johann Biron von Kurland. Er ließ sich zum Premierminister ernennen und bemühte sich um ein Bündnis mit Preußen. Da die Regentin aber Österreich und Sachsen bevorzugte, wurde er im Mai 1741 verabschiedet. Im Dezember desselben Jahres wurde er bei der Thronbesteigung der Zarin Elisabeth I. verhaftet und zum Tod verurteilt. Auf dem Schafott begnadigt, wurde er seiner Güter für verlustig erklärt und nach dem sibirischen Pelym verbannt. 1762 rehabilitierte ihn Peter III. Nach dessen Sturz ernannte ihn Katharina die Große zum Generaldirektor der baltischen Häfen.
Sein Leiche wurde in der Familiengruft in der Kirche von Neu-Huntorf bestattet.
Familie
Münnich war ab dem 8. Mai 1705 in erster Ehe mit Christina Lucretia von Witzleben (* 25. August 1685; † 10. Februar 1727) verheiratet, Tochter des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Kammerjunkers und Landeshauptmannes Hans Heinrich von Witzleben († 1693) und der Anna Deborah von Seebach. Christina Lucretia von Witzleben war Hofdame am Hof in Hessen-Darmstadt, wo ihre Mutter nach dem Tode des Vaters Oberhofmeisterin geworden war. Münnichs Ehefrau folgte ihrem Mann auf seinen Feldzügen und gebar 14 Kinder, von denen vier erwachsen wurden.
Nach ihrem Tod heiratete Münnich am 28. September 1728 die Witwe Gräfin Barbara Eleonora von Soltikow, aus dem Hause Wolde stammende Freiin von Maltzahn.[1]Die Gräfin war bereits zweimal Witwe. Ihren ersten Mann Heinrich Leopold von Malzan († 3. Februar 1712) heiratete sie 27. Dezember 1708, ihr zweiter Mann war der russische Graf Michail Alexejewitsch Saltykow (in deutschen zeitgenössischen Quellen auch Michael Alexiewitz von Soltikow), der nach kurzer Ehe starb. Aus diesen Ehen hatte sie drei Töchter, aus der Ehe mit Münnich gingen keine Kinder hervor, die das Erwachsenenalter erreichten.
- Ernst Johann von Münnich (1707–1788) russischer Diplomat und Begründer der Eremitage ∞ Anna Dorothea von Mengden
- Sophie Anna Louise (*1709) ∞ Albrecht Hermann von Maltzan
- Christina Elisabeth (1711–1775) ∞ 9. März 1728 Johann Heinrich von Mengden
- Luise Dorothea (* 30. September 1710; † 23. Dezember 1775)
- ∞ 24. Oktober 1730 Johann Wilhelm von Schaumberg (* 28. Oktober 1681; † 30. November 1737)
- ∞ 1739 Graf Friedrich Ludwig zu Solms u.Tecklenburg (* 2. September 1708; † 27. August 1789)
- Beate († 1738)
- Stiefkinder
- Juliana Dorothea (* 7. Mai 1710; † Oktober 1763) ∞ 1732 Oberst Hans Karl von Winterfeldt (1707–1757)
- Jaconina Henriette Augusta (* 30. Mai 1713; † 12: August 1766 ) ∞ Burchard Christoph von Wildemann (* 9. Juni 1710; † 15. Februar 1780)
- Anna (* 26. Dezember 1723; † Mai 1737)
Literatur
- Burkhard Christoph v. Münnich: Ebauche pour donner une idée de la forme du gouvernement de l'empire de Russie. Kopenhagen 1774 (s.u. Francis Ley, m. verk. Text).
- M. Gottlieb Schlegel, Johann Friedrich Hartknoch (Verf. 2. Aufl.): Lob und Denkschrift auf den weyland Rußisch-Kayserlichen Generalfeldmarschall, Herrn Burchard Christoph des Rußischen und H. Röm. Reichs Grafen von Münnich. 2. u. verb. Aufl., Riga 1770.
- Gerhard Anton von Halem: Lebensbeschreibung des Russisch-Kaiserlichen Generalfeldmarschalls Burchard Christoph von Münnich. Oldenburg 1803.
- August Mutzenbecher: Münnich, Burchard Christoph Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 19–21.
- Melchior Vischer: Münnich: Ingenieur – Feldherr – Hochverräter. Frankfurt a. M. 1938.
- Thora Thyselius: Wille und Werk: Leben des Burchard Münnich, Sohn eines norddeutschen Deichgrafen, Erbauer des Ladogakanals zur Zeit Peters des Großen in Rußland, russischer Premierminister, Verbannter in Sibirien. Jever (Oldb) 1968.
- Francis Ley: Maréchal de Münnich: Ebauche du Gouvernement de l'Empire de Russie. commentaires et notes de Francis Ley – Geneve 1989.
- Brigitta Berg: Burchard Christoph von Münnich – Die Beurteilung, Darstellung und Erforschung seines Wirkens in Rußland in der deutschen und russischen Historiographie. Der Versuch einer Perspektivenuntersuchung anhand von Beispielen. Oldenburg 2001
- Ulrich Wilke: Von der Hunte an die Newa – Burchard Christoph von Münnich. Niebüll 2005
- Ulrich Wilke (Hg.): Reprint von Arved Jürgensohn: „Die Memoiren des Grafen Ernst von Münnich.“ (Stuttgart 1896), Neukirchen 2006.
- Ulrich Wilke (Hg.): Reprint von Gerhard Anton von Halem: „Lebensbeschreibung des Kaiserlich-Russischen General-Feldmarschalls B.C. Grafen von Münnich“ (Oldenburg 1803), Neukirchen 2008
- Geschichte des Geschlechts von Witzleben Digitalisat
- Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten, welche sich an den europäischen Höfen zugetragen. Band 76, S. 228ff Digitalisat.
- Stammtafeln in Die Memoiren des Grafen Ernst von Münnich S. 218 Digitalisat
- Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands Mitteilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands. Band 3, S. 371ff Digitalisat, Lebensgeschichte und Testament
Einzelnachweise
- ↑ Fortgesetzte Neue Genealogisch-Historische Nachrichten…. 160. Teil, Johann Samuel Heinsius, Leipzig 1776, S. 269 (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Burkhard Christoph von Münnich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie
Vorgänger Amt Nachfolger Johann Christoph von Naumann Kgl.-Poln. Direktor des Bauamts
1716–1720Joachim Daniel von Jauch
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