Böhmisch Aicha

Böhmisch Aicha
Český Dub
Wappen von Český Dub
Český Dub (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Liberecký kraj
Bezirk: Liberec
Fläche: 2256 ha
Geographische Lage: 50° 40′ N, 15° 0′ O50.65888888888914.996666666667325Koordinaten: 50° 39′ 32″ N, 14° 59′ 48″ O
Höhe: 325 m n.m.
Einwohner: 2.773 (2005)
Postleitzahl: 463 43
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 15
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Jiří Miler
Adresse: nám. Bedřicha Smetany 1
463 43 Český Dub
Website: www.cdub.cz

Český Dub (deutsch Böhmisch Aicha, 1943-45 Aicha (Sudeten)) ist eine Stadt mit 2.698 Einwohnern (1. Januar 2004) in Tschechien. Sie liegt südlich des Jeschken und 12 km von Liberec entfernt. Die in 325 m ü.M. befindliche Stadt gehört dem Okres Liberec an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte von Český Dub reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. 1109/1115 gründete Herzog Vladislav I. an Stelle der heutigen Stadt eine Burg namens Vladislavice mit einer Pfarrkirche. Die Gründung lag am Handelsweg von Prag in die Lausitz. Einige Güter im Süden des Burgbezirkes schenkte Vladislav I. dem neu gegründeten Benediktiner-Kloster Kladruby. Die Besitzungen fielen um 1170 an die nahe Zisterzienser-Gründung Hradiště. Die Benediktiner erhielten zur Entschädigung die Burg selbst und umliegende Ländereien. Aus dem Bezirk entwickelte sich eine große Grundherrschaft, zu der etwa 53 mittelalterliche und 9 neuzeitliche Siedlungen und 11 Adelssitze gehörten.

Die Mönche von Kladruby verkauften die Güter 1237 an Marquart Gabel von Lämberg. Dieser übergab den Besitz in den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts an den Johanniterorden, der hier eine Kommende einrichtete. Der Ritterorden richtete ein Spital ein und sorgte für den Ausbau von Český Dub zur Stadt. Als Gründungsjahr gilt 1291. Die heilige Zdislava, Gattin Marquarts Gabel von Lämberg, wurde in der Klosterkirche begraben, fand ihre letzte Ruhestätte aber in der Laurentiuskirche von Deutsch Gabel.

1425 und 1429 wurde die Kommende durch die Heerzüge der Hussiten unter Prokop dem Kahlen stark in Mitleidenschaft gezogen und löste sich schließlich auf. Ihr Besitz ging in adlige Hände über. Zur Verteidigung gegen die böhmischen Ketzer legten die Oberlausitzer Stände eine Besatzung nach Český Dub.

1490 besaßen die Brüder Fabian und Hans von Tschirnhaus die Herrschaft. Nach dem Tode von Fabian und Hans verkaufte 1501 deren Bruder Michael von Tschirnhaus die „Pfandschaft Aicha“ an Ulrich Gotsch.

1512 war der Oberste Burggraf von Böhmen, Johann von Wartenberg, Besitzer von Aicha. Er legte die Neustadt an und erbaute für sich selbst ein Herrenhaus. Nach dem böhmischen Ständeaufstand von 1547 entzog König Ferdinand I. den Wartenbergern die Herrschaft. 1552 erwarb Jan von Oppersdorf Český Dub und gestaltete das Kloster und die spätgotische Burg zu einem repräsentativen Renaissanceschloss um. In den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts wurde auch ein Rathaus errichtet; der Ort erhielt eine Reihe von Privilegien. Český Dub gelangte 1591 unter die Herrschaft der Familie Smiřický von Smiřice und 1622 in den Besitz Wallensteins.

Nach Wallensteins Tod 1634 bekam Johann Ludwig Hektor von Isolani die Herrschaft als Belohnung für seine Erfolge als General. Nach seinem Tode 1640 trat seine Witwe Anna Maria Elisabeth Isolani das Erbe an, die 1648 starb. Weitere Erbin war ihre Schwester Regina, die 1653 dem Kloster der Wiener Augustiner Chorherren beitrat und die Herrschaft dem Kloster als Mitgift schenkte. 1782 wurde das Kloster durch Kaiser Joseph II. im Zuge der Säkularisation aufgelöst.

Im 19. Jahrhundert entstanden mehrere Textilbetriebe. Der Industrielle Franz von Schmitt und seine Familie spielten dabei die wichtigste Rolle. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Fremdenverkehr. Zur Zeit der ersten Tschechoslowakischen Republik wurde neben der deutschen auch eine tschechische Schule eröffnet. Český Dub erhielt eine Bibliothek und ein Kino.

Durch die Okkupation des Sudetenlandes 1938 und die Vertreibung der deutschen Einwohner Böhmisch Aichas (seit 1943 Aicha (Sudeten)) im Jahr 1945 wurde die Entwicklung des Städtchens stark behindert.

Wichtigster Wirtschaftszweig der Gemeinde ist der Tourismus. Vor allem als Wintersportort hat Český Dub Bedeutung.

Ortsteile

Zur Stadt Český Dub gehören die Ortschaften Bohumileč (Bohumilitz), Hoření Starý Dub (Ober Altaicha), Kněžičky (Kneschitz), Libíč (Liebitsch), Loukovičky (Loukowitschek), Malý Dub (Kleinaicha), Modlibohov (Nudelbaum, früher Modlitbow), Smržov (Smrzow), Sobákov (Sobaken), Sobotice (Katharinsfeld) und Starý Dub (Altaicha).

Der Kernstadt gliedert sich in die Stadtteile Český Dub I, Český Dub II, Český Dub III und Český Dub IV.

Sehenswürdigkeiten

Podještědské Muzeum Karoliny Světlé

Blick in die unterirdischen Räume der Kommende

Das 1919 gegründete Regional-Museum ist dem Leben und dem Werk der tschechischen Schriftstellerin Karolína Světlá (1830-1899) gewidmet. Es beherbergt eine landeskundliche und historische Sammlung, zu der auch der literarische Nachlass der Dichterin zählt. Seit 1993 ist das Museum für die Verwaltung der Räumlichkeiten der Johanniter-Kommende verantwortlich.

Grabungsstelle der Johanniter-Kommende

Die Anlage aus den Jahren 1240-1250 wurde am Ende des 15. Jahrhunderts mit einem Renaissance-Schloss so „überbaut“, dass die ursprünglichen Räumlichkeiten unter dem neuen Bauwerk erhalten blieben. Nach einem Brand 1859 entstand auf dem Grundstück ein Mietshaus, und erneut blieben die Räume der Kommende unbeschädigt und unentdeckt. Bei einer Bauuntersuchung 1991 fand man hinter einer Wand des Mietshauses den Zugang zum zweistöckigen Komplex der Kommende mit einer Reihe von Zimmern, einem großen romanisch-gotischen und einem kleineren Konventssaal und einer romanischen Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht war. Die Kapelle wurde 2001 neu geweiht. Die spätgotischen Kellerräume sind bisher nicht öffentlich zugänglich.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Rudolf Anděl u. Svatopluk Technik: Český Dub. 1291 - 1991. Ústí nad Labem 1991.
  • Tomáš Edel: Příběh ztraceného kláštera. Česká expedice 1993.
  • Tomáš Edel: Českodubsko v památkách 12.–20. stoleti. Podjěštědské muzeum Český Dub 2006, ISBN 80-239-6186-1

Weblinks


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