Adolf Rosenthal

Adolf Rosenthal
Die von Adolf Rosenthal geschaffenen Bronzelöwen vor der Freitreppe der Universität Hannover

Adolf Rosenthal (* 1838; † 1866) war ein deutscher Bildhauer,[1] der in Osnabrück tätig war.[2]

Inhaltsverzeichnis

Werke

Bronzelöwen

„Wollt Ihr wohl arbeiten!“

Hannover

Ursprünglich sollten für das Welfenschloss Skulpturen eines Löwen und eines Einhorns geschaffen werden,[3] wie dies beispielsweise in dem königlich-hannoverschen Wappen über dem Eingang des benachbarten Marstalls beim Welfenschloss ausgeführt wurde.[4] Nachdem man sich jedoch für zwei Löwen entschieden hatte, wurden die beiden männlichen Bronzelöwen, die sich heute an der Freitreppe der Universität Hannover befinden, 1861 in Auftrag gegeben[5] und 1862 von der Hof-Bronzgießerei Bernstorff & Eichwede gegossen.[6] Sie sollten anfänglich neben der Ehrentreppe im Innenhof des Welfenschlosses aufgebaut werden und flankierten erst später den Eingang der Universität,[1] nachdem das ursprünglich als Schloss geplante Gebäude für die Technische Hochschule umfunktioniert wurde.[3]

Die Firma Bernstorff und Eichwede präsentierte einen der Löwen auf der Weltausstellung London 1862 und gewannen damit eine Medaille. Dazu vermerkte der „Amtliche Bericht über die Industrie- und Kunstausstellung zu London im Jahre 1862“: „Dieser Guß war in jeder Hinsicht vortrefflich zu nennen“.[7]

Nach dem Deutschen Krieg 1866 und der Annexion des Königsreichs Hannover durch Preußen sollten die Löwen noch einmal in größerem Rahmen ausgestellt werden, auf der Weltausstellung 1873 in Wien. Auf Anraten des Oberpräsidenten unterblieb dies jedoch, „da man fürchtete, der ehemalige König von Hannover, Georg V., könne anläßlich der öffentlichen Ausstellung dieser Objekte seine Besitzansprüche anmelden“.[8]

„Ihr arbeitet ja doch nicht!“

Der unterschiedliche Gesichtsausdruck der beiden Löwen provozierte Auseinandersetzungen. So berichtete der ehemalige Hochschul-Absolvent und spätere Industrielle Johannes Körting, wie der Professor für Mechanik, Wilhelm Keck, seinen Studenten die unterschiedliche Mimik der beiden Löwen erläuterte: Der drohend, finster dreinblickende Löwe würde „Wollt ihr wohl arbeiten!“ sagen, der etwas gemütlichere und etwas entsagend schauende Löwe würde „Wir arbeiten ja doch nicht!“ entgegnen.[9]

1935 legte der Hannoversche Kurier die gleiche Geschichte, jedoch mit einer anderen Nuance, dem Professor für Maschinenbau, Wilhelm Riehn, in den Mund: „Der eine Löwe, meine Herren, sieht Sie drohend an: Wollt Ihr wohl arbeiten! Der andere schaut resigniert drein: Ihr arbeitet ja doch nicht!“[10][11]

Schon 1899 waren die Löwen reif für eine Restaurierung, da sie sich gerade auch bei Kindern großer Beliebtheit erfreuten: „Hier ist durch das fast ununterbrochene Besteigen durch Kinder, durch Rutschen und Betatscheln das goldglänzende Metall an Flanken und Schenkeln zutage getreten“.[12] Doch erst Anfang 2002 wurden die Löwen in einer Spezialwerkstatt in Holzminden restauriert und im Juli des selben Jahres wieder vor der Universität aufgestellt.[13]

München

1880 wurden die Löwenfiguren in Hannover durch das Hannoversche Guß- und Walzwerk in Bronze abgegossen. 1889 wurden die Modelle für das bayerische Landesdenkmal auf dem Schlachtfeld von Wörth wiederverwendet; ferner dienten sie auch als Vorlagen für die Marmorlöwen vor der Feldherrnhalle in München. Rosenthals Gipsmodelle standen lange Zeit im Vestibül von Schloss Osnabrück. 1931 wurden sie angeblich durch ein umstürzendes Baugerüst zerstört. In der Osnabrücker Zeitung vom 3. Februar 1931 wurde allerdings der Verdacht ausgesprochen, dass nicht ein Baugerüst, sondern Vandalismus schuld an der Zertrümmerung der Löwenfiguren gewesen war.[2]

Weitere Werke

Literatur

  • I. Lindemann, Über den Bildhauer Adolf Rosenthal (1838-1866) und die Entstehung der Modelle zu den Löwenplastiken vor dem alten Welfenschloß in Hannover, in: OM 91 (1986), S. 247-261
  • Rita Seidel: Bilder, Figuren, Denkmäler / Das Welfenschloss, in: Sid Auffarth, Wolfgang Pietsch (Hrsg.): Die Universität Hannover / Ihre Bauten / Ihre Gärten / Ihre Planungsgeschichte, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003, ISBN 3-935590-90-3, S. 105ff.; hier: S.107ff.

Weblinks

 Commons: Adolf Rosenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Volz: Herrenhausen: die Königlichen Gärten in Hannover, S. 268; online:
  2. a b Inge Jaehner: Zufallsnutzung und Zerfall. Der Bedeutungsverlust des Schlosses seit 1802, in: Frank Joachim Verspohl (Hrsg.): Das Osnabrücker Schloss. Stadtresidenz, Villa, Verwaltungssitz (in der Reihe Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 5), Bramsche 1991, S. 279-300; hier: S. 296; auf der Seite der Associazione Culturale Chronos a Roma / Kulturverein Chronos Anmerkungen (Nr. 53) online:
  3. a b Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  4. siehe [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eduard_Heldberg_Marstall_beim_Welfenschloss_K%C3%B6niglich-Hannoversches_Wappen_mit_L%C3%B6we_und_Einhorn,_darunter_Jahr_1865_und_Uhr.jpg#.7B.7Bint:filedesc.7D.7D dieses Foto:
  5. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Welfengarten 1, in: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, / Handbuch und Stadtführer, 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 216f.
  6. siehe dieses Foto:
  7. Amtlicher Bericht üb. d. Industrie- und Kunstausstellung zu London i. J. 1862, Berlin 1864; Maike Buß: Uni-Löwen als EXPOnat, in: Universität Hannover intern, Heft 1, 2000, S. 8; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  8. Maike Buß: Uni-Löwen als EXPOnat, in: Universität Hannover intern, Heft 1, 2000; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  9. Johannes Körting: Erinnerungen aus der Studentenzeit an der Polytechnischen Schule Hannover, Hannover 1931, S. 17; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  10. Geschichten um Denkmale, Beilage zum Hannoverschen Kurier Nr. 127 vom 16. März 1935; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  11. Anm.: Hiervon abweichend wird dieses Zitat in Hannover / Kunst- und Kulturlexikon... (s. Literatur) wiederum Professor Wilhelm Keck zugeschrieben.
  12. Universitätsarchiv Hannover, Akten betreffend das Sachsenross vor der Technischen Hochschule, 1899 bis 1922; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  13. Die Löwen wachen wieder, in: Neue Presse Nummer 21 vom 5. Juli 2002; Rita Seidel: Bilder, Figuren... (s. Literatur)
  14. http://ora-web.swkk.de/archiv_online/gsa.Person_Info?id=42953



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Adolf Hofrichter (Oberleutnant) — Adolf Hofrichter (* 20. Januar 1880 in Reichenau (Böhmen); † 29. Dezember 1945 als Adolf Richter in Wien)[1][2][3] war ein k.u.k Oberleutnant, der in einem Militärstrafgerichtsverfahren wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf — (entstanden aus dem got. Ataulf), 1) A. von Nassau, deutscher König, Sohn des Grafen Walram von Nassau, geboren um 1255, gest. 2. Juli 1298, ein tapferer und gebildeter Ritter, ward nach dem Tode Rudolfs von Habsburg von den Kurfürsten 5. Mai… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Adolf Lehnert — Grabengel (Galvanoplastik) nach einem Modell von Adolf Lehnert …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf von Berlichingen — Carl Friedrich Götz Gustav Adolf Freiherr von Berlichingen, Pseudonym: Klemens Adolf (* 30. Mai 1840 in Stuttgart; † 3. Mai 1915 in Bad Kissingen, Unterfranken) war ein deutscher katholischer Theologe, Jesuit, Schriftsteller, Dichter, Philologe,… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf von Nassau — Kleines Thronsiegel Adolfs von Nassau aus dem Jahre 1298.[1] Adolf von Nassau (* vor 1250; † 2. Juli 1298 bei Göllheim) aus dem Adelsgeschlecht der Nassauer (Walramische Linie) war von 1292 bis 1298 römisch deutscher König …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf — I Adolf   [aus althochdeutsch Adalwolf, eigentlich etwa »edler Wolf«], Herrscher:    Heiliges Röm. Reich:    1) Adolf von Nạssau (1292 98), * um 1250 oder 1255, ✝ (gefallen) bei Göllheim 2. 7. 1298, aus dem …   Universal-Lexikon

  • Kloster Rosenthal (Pfalz) — Kloster Rosenthal Kloster Rosenthal Lage Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Rosenthal — Infobox chess player playername = Samuel Rosenthal birthname = Samuel Rosenthal country = POL FRA datebirth = birth date|1837|9|7 placebirth = Suwałki Poland datedeath = death date and age|1902|9|12|1837|9|7 placedeath = Neuilly sur Seine France… …   Wikipedia

  • Gustav Adolf Daumiller — (* 10. November 1876 in Memmingen; † 16. Januar 1962 in München) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Leo Rosenthal — (* 25. August 1884 in Riga; † 28. Oktober 1969 in New York) war ein deutscher Fotograf, der vor allem durch seine in den 1920er bis 1930er Jahren entstandenen Bilder aus Gerichtssälen bekannt wurde. Leo Rosenthal wurde als Sohn einer wohlhabenden …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”