Almirante Latorre

Almirante Latorre
Flagge
Almirante Latorre in den 30er Jahren
Almirante Latorre in den 30er Jahren
Geschichte Flagge
Typ Schlachtschiff
Bauwerft

Armstrong, Whitworth & Co., Elswick, BauNr.845

Kiellegung 1. Mai 1912
Stapellauf 27. November 1913
Indienststellung 30. September 1915
als HMS Canada
Verbleib Rückgabe an Chile April 1920
2. Dienstzeit Flagge
Indienststellung 20. Februar 1921
Außerdienststellung 27. Februar 1958
Verbleib 1958 an Mitsubishi Heavy Industries in Japan verkauft und abgewrackt
Technische Daten
Verdrängung

Standard: 28.000 t
Maximal: 32.300 t

Länge

Lpp: 190,5 m
Lü.a.: 201,5 m

Breite

28 m
ab 1929: 31,4 m

Tiefgang

8,5 m

Besatzung

1167 Mann
ab 1929: 1175 Mann

Antrieb
  • 21 Yarrow-Kessel (ab 1929: Ölfeuerung)
  • 2 Turbinensätze bestehend aus je 1 Brown-Curtis-Hochdruck- und 1 Parsons-Niederdruckstufe (ab 1929: 4 Parsons-Turbinen) auf 4 Wellen
  • 37.000 PS
Geschwindigkeit

22,7 kn

Reichweite

4400 sm bei 10 kn

Bewaffnung
  • 10 x 14"/45 BL Mk. I[1]
  • 16 x 6"/50 BL Mk. XVII[2]
    (ab 1916: 14)
  • 2 x 12-Pdr 3"/45 20cwt QF HA Mk. I[3] [A 1]
    dafür ab 1930:
    4 x 4"/45 QF Mk. V[4]
  • 4 x 3-pdr 1.85"/50 QF Mk. I/II[5]
  • 4 x 21"-Torpedorohre

ab 1935 zusätzlich:

  • 2 x Vickers 2-Pdr 1.575"/39 Mk. II[6]
  • 2 x MG

dafür zuletzt:

Panzerung
  • Gürtel: 4 - 9 in
  • Längsschotten: 3 - 4½ in
  • Barbetten: 4 - 10 in
  • Turmfronten: 10 in
  • Kommandostand: 11 in
  • Decks: 1 - 4 in
Bunkermenge

3300 t Kohle und 520 t Heizöl
ab 1929: 4300 t Heizöl

Die Almirante Latorre war ein chilenisches Schlachtschiff (Buque capital, spanisch: „Riesenschiff“, oder auch als acorazado „gepanzert“ bezeichnet), das am 27. November 1911 bei der Firma Armstrong in Elswick, Großbritannien, in Auftrag gegeben wurde. Nach Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurde das Schiff von Großbritannien angekauft und diente als HMS Canada. 1920 wurde es von Chile zurückgekauft. Es stand bis 1958 in Dienst und wurde anschließend in Japan abgewrackt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Entstehung

Formal wurde der Bauauftrag im Kontext des 100. Jahrestags der chilenischen Unabhängigkeit vergeben, tatsächlich erfolgte er aufgrund des argentinisch-brasilianischen Wettrüstens. Als Argentinien die Rivadavia und die Moreno in den USA in Auftrag gab, war die chilenische Regierung der Auffassung, dass Chile zum Kräfteausgleich ebenfalls zwei moderne Schlachtschiffe benötige. Ursprünglich sollten die Schiffe nach den beiden größten Städten Chiles, Santiago und Valparaíso, benannt werden, dann wurde Libertad (Freiheit) erwogen. Nach dem Tod des Admirals Juan José Latorre (1846-1912), entschied man sich im Juli 1912 das Schiff nach ihm zu benennen. Latorre war als Kommandant einer der Helden des Krieges gegen Peru 1879 (Salpeterkrieg) und trug wesentlich zu Eroberung des heutigen Museumschiffes der chilenischen Marine, Huáscar, bei. 1886 bis 1887 war er Oberbefehlshaber der chilenischen Marine und von 1898 bis 1899 Außenminister Chiles. Die Konstruktion der beiden Schiffe die zuletzte die Namen chilenischen Seehelden Almirante Latorre und Almirante Cochrane erhalten sollten, war an die britische Iron Duke-Klasse angelehnt. Neben den beiden Schlachtschiffen bestellte Chile in Großbritannien noch sechs große Zerstörer (Flottillenführer) vom Typ Almirante Lynch/Faulknor und zwei Unterseeboote.

Der Vertrag zum Bau zweier Schlachtschiffe wurde mit Armstrong Whitworth am 25. Juli 1911 [7] geschlossen. Nach Vorlage der Bauvorstellungen wurde die Almirante Latorre am 2. November bestellt und die offizielle Kiellegung des bis dahin größten bei Armstrong in Elswick zu bauenden Schiffes erfolgte am 27. November 1911 [8]. Die Taufe und der Stapellauf der Almirante Latorre fand am 27. November 1913 [9] statt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die bereits in Ausrüstung befindliche Almirante Latorre von Großbritannien am 9. September 1914 [9] angekauft. Anders als bei den in der Fertigstellung befindlichen türkischen Schlachtschiffen Reshadieh and Sultan Osman I, die von Militäreinheiten beschlagnahmt wurden, wurde Chile als "freundliche" neutrale Nation behandelt. Die in HMS Canada umbenannte Almirante Latorre wurde am 15. Oktober 1915 in Dienst gestellt.

Das Schwesterschiff Almirante Cochrane wurde 1917 immer noch auf den Helgen liegend von Großbritannien gekauft und 1924 als Flugzeugträger HMS Eagle in Dienst gestellt.

Dienst als HMS Canada

Während ihrer Dienstzeit in der Royal Navy war HMS Canada Teil des 4.Schlachtgeschwaders der Grand Fleet und nahm zusammen mit HMS Royal Oak, Superb, Skagerrakschlacht teil. Während der Schlacht verschoss sie 42 Granaten ihrer schweren Artillerie in sieben Salven, wurde aber selbst nicht getroffen. Die beiden ersten Salven wurden gegen 18:40 auf die bewegungsunfähige SMS Wiesbaden abgegeben, die anderen fünf folgten beim Zusammentreffen der Flotten gegen 19:20 [10]. Ihre 152 mm-Geschütze feuerten ab 19:11 auch 109 Schuss auf deutsche Torpedoboote [11][9]. Am 12. Juni 1916 wurde die Canada im Rahmen eines größeren Schiffstausches zum 1.Schlachtgeschwader versetzt. 1918 erhielt sie Startplattformen für Flugzeuge auf den Türmen B und Y.

Im März 1919 stellte die HMS Canada außer Dienst und wurde der Reserve zugeordnet[9].

Dienst in der chilenischen Flotte

Die Almirante Latorre

Die Briten versuchten bei Kriegsende, überzählige Schiffe zu verkaufen. Die Chilenen waren aber nicht an älteren Schiffen interessiert sondern bestanden auf ihren relativ modernen Vorkriegsbestellungen. Am Ende erwarb Chile im April 1920 die Canada, die drei verbliebenen Zerstörer der vor dem Krieg bestellten Faulknor-Klasse [12] und einen Schlepper. Die fünf Schiffe kosteten zusammen weniger als ein Drittel des Preises, den Chile 1914 für die Almirante Latorre zahlen wollte. Canada erhielt wieder den alten Namen und wurde am 27. November 1920 Chile wieder übergeben [9]. Am selben Tag verließ sie Plymouth mit den beiden Zerstörern Almirante Riveros (ex HMS Faulknor, ursprünglich Almirante Simpson) und Almirante Uribe (ex HMS Botha, ursprünglich Almirante Goni) [13] unter dem Kommando von Admiral Luis Gomez Carreño. Am 20. Februar 1921 traf der Verband in Chile ein, wo er vom Präsidenten Arturo Alessandri begrüßt wurde. Almirante Latorre wurde das neue Flaggschiff der Chilenischen Marine an Stelle des Panzerkreuzers O’Higgins. Mit Indienststellung der Almirante Latorre konnte Chile einen Kräfteausgleich mit der argentinischen Marine herstellen; der peruanischen war sie nun eindeutig überlegen. Zu diesem Zeitpunkt war das Schlachtschiff das größte Kriegsschiff, das je eine lateinamerikanische Marine besessen hatte.

1929 wurde die Almirante Latorre zum Devonport Dockyard zur Modernisierung geschickt. Sie verließ Chile am 15. Mai und lief durch den Panamakanal nach Port of Spain, wo sie am 28. Mai Treibstoff aufnahm. Sie lief weiter über die Azoren und traf am 24. Juni [14] in Plymouth ein. Die Brücke wurde modernisiert und die Feuerleitanlage erneuert. Zwischen dem dritten und vierten Turm wurde ein weiterer Mast eingebaut. Die Turbinenanlage wurde verändert und erneuert und völlig auf Ölfeuerung umgestellt. Dazu erhielt das Schiff Torpedowulste ähnlich der britischen Queen-Elizabeth-Klasse und eine moderne Flugabwehrbewaffnung [9]. Fast zwei Jahre nach dem Beginn der Modernisierung begann die Almirante Latorre am 5. März 1931 die Rückreise nach Valparaíso, wo sie am 12. April eintraf. Auf der Rückreise transportierte sie zwei 33 ts-Schlepper an Deck, die in Punta Arenas und Valparaíso eingesetzt werden sollten [14].

Am 1. September 1931 fand an Bord der Almirante Latorre, dem Panzerkreuzer O’Higgins, sieben Zerstörern und einigen U-Booten eine Meuterei statt, die durch den Einsatz von Flugzeugen der chilenischen Luftwaffe (Fuerza Aérea de Chile) niedergeschlagen werden sollte. Der Luftangriff wurde jedoch abgewehrt.

1933 wurde die Almirante Latorre in Talcahuano deaktiviert, um die Regierungsausgaben zu reduzieren [15] und es blieb nur eine Wartungsmannschaft an Bord. 1937 wurde sie in Talcahuano überholt und ab 1939 für Sicherungsfahrten eingesetzt [9]. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im Pazifik wollten die USA das Schiff für die U.S. Navy ankaufen, doch lehnte die chilenische Regierung dies ab.
Almirante Latorre blieb bis 1951 aktiv. Dann gab es einen Unfall im Maschinenraum mit drei Toten. Am Pier in Talcahuano als Lager für Treiböl [14]genutzt.

Nach seiner Außerdienststellung am 27. Februar 1958 wurde es nach Japan an Mitsubishi Heavy Industries zum Abwracken verkauft. Ein Teil der noch vorhandenen Ausrüstungsgegenstände wurde in das japanische Panzerschiffsmuseum für die Mikasa übergeben.

Südamerikanische Schlachtschiffe

nach Brassey's Naval Annual (1915)

Weitere Schiffe mit dem Namen Almirante Latorre

Die Chilenische Marine hatte noch drei weitere Schiffe mit diesem Namen :

  • von 1971 bis 1984 den Kreuzer Almirante Latorre, die ehemals schwedische Göta Lejon, ein Kreuzer der Tre Kronor-Klasse, der 1986 abgebrochen wurde;
  • von 1986 bis 1998 der Zerstörer Almirante Latorre, die ehemals britische HMS Glamorgan der County-Klasse; sie sank 2006 auf dem Weg zum Abbruch
  • ab 2005 die Fregatte Almirante Latorre, die ehemals niederländische Jacob van Heemskerck (F812), Typschiff der Jacob-van-Heemskerck-Klasse

Literatur

  • R.A. Burt: British Battleships of World War One, Naval Institute Press, Annapolis (1986), ISBN 0-87021-863-8.
  • Alexander Bredt (Hg.): Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten, XXXVI. Jg. 1943/44, München/Berlin 1944, 3. Neuaufl. Bonn 1996, S. 94 u. 372.
  • Adrian J. English: The Armed Forces of Latin America. Their Histories, Development, Present Strength and Military Potential, 2. Aufl. London 1985, S. 38f.
  • Seward W. Livermore: Battleship Diplomacy in South America 1905–1925, The Journal of Modern History 16: no. 1 (1944),S.31–44 JSTOR 1870986
  • Robert L. Scheina: Argentina" und "Chile" in Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921, hrg. von Robert Gardiner, Randal Gray, Naval Institute Press, Annapolis (1984), ISBN 0-87021-907-3
  • Robert L. Scheina: Latin America: A Naval History 1810–1987, Naval Institute Press, Annapolis (1987), ISBN 0-87021-295-8
  • Bruno Weyer: Taschenbuch der Kriegsflotten, XV. Jg. 1914, München 1914, Reprint Koblenz 1983, S.26,170
  • M.J. Whitley: Battleships of World War Two: An International Encyclopedia, Naval Institute Press, Annapolis (1998), ISBN 1-55750-184-X

Weblinks

 Commons: Schlachtschiff Almirante Latorre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_14-45_mk1.htm
  2. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_6-50_mk17.htm
  3. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_3-45_mk1.htm
  4. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_4-45_mk5.htm
  5. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_3pounder_V_mk1.htm
  6. http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_2pounder_m2.htm
  7. Livermore, S.42
  8. Scheina, Naval History,S.322; "Chile",S.408
  9. a b c d e f g Burt, S.240
  10. Campbell, S.157, 206f.
  11. Campbell,S.210
  12. Livermore,S.48
  13. Chile's War Fleet Sails, NYT 28. November 1920
  14. a b c Whitley, S.33
  15. "Chile Lays Up All Battleships in Drastic Economy Measure, NYT 19. Januar 1933
  16. a b Scheina, Naval History,S.82
  17. Vanterpool:The Riachuelo,S.140
  18. Scheina: "Argentina",S.401

Anmerkungen

  1. QF ist die Abkürzung für "quick fire" und bedeutet, dass Granate und Kartusche miteinander verbunden waren, was die Ladezeit verkürzte. HA steht für "high angle" und bedeutet, dass ein solches Geschütz auf einer hohen Sockellafette montiert ist und dadurch auch (zur Flugabwehr) in einen steilen Winkel gerichtet werden kann.

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