Andreas Kasper

Andreas Kasper

Andreas Kasper (* 10. Mai 1975 in Hannover)[1] ist ein Jurist und ehemaliger Politiker der CDU. Von 2008 bis 2010 war er Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Kasper studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Göttingen, Genf und Lausanne und legte 2000 das erste juristische Staatsexamen ab. Während seines Referendariats arbeitete er am Landgericht Bielefeld und absolvierte ein Ergänzungsstudium an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. In den Jahren 2000 bis 2002 erwarb er an der University of Wales den Abschluss MBA. Außerdem besitzt er einen LL.M. in Steuerrecht. 2003 bestand der das zweite Staatsexamen, 2004 wurde er an der Universität Göttingen mit einer Arbeit zum Thema Sozialsponsoring[2][3] promoviert. Zweitgutachter – nach Axel Freiherr von Campenhausen – war Jürgen Costede.[4]

Berufstätigkeit

Ab 2004 arbeitete Kasper zunächst als persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers beim Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen. Von Dezember 2006 bis September 2008 war Kasper im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit tätig, u. a. als Referatsleiter und Büroleiter der Ministerin Mechthild Ross-Luttmann.[4] Im Juni 2008 wurde Kasper für acht Jahre zum Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe gewählt. Neben dieser hauptamtlichen Tätigkeit saß Kasper seit den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2009 für die CDU im Kreistag des Kreises Lippe. Außerdem war er als dessen Vertreter für die Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe nominiert, trat dieses Amt jedoch nicht mehr an.[5]

Wirken als Verbandsvorsteher

In Kaspers Amtszeit realisierte der Landesverband 2009 den bundesweit beachteten Beitrag zum ortsübergreifenden (Detmold, Kalkriese, Haltern) Ausstellungsprojekt „2000 Jahre Varusschlacht" im Lippischen Landesmuseum unter dem Titel „Mythos“. Zu den Maßnahmen, mit denen der Landesverband unter Kaspers Ägide seine Position als Kulturdienstleister stärkte, gehören die Fusion der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche mit der Lippischen Landesbibliothek Detmold [6], sowie eine Vereinbarung mit dem Kreis Lippe über weitere Kulturaufgaben: Dafür dass der Landesverband vom Kreis Anteile des Kreises am Weserrenaissance Museum im Schloss Brake und der Nordwestdeutschen Philharmonie sowie den Jugendkulturring übernommen hat, hat der Verband im Gegenzug seinen Anteil an dem defizitären Betrieb des Naherholungszentrums Schiedersee GmbH an den Kreis Lippe abgegeben. [7]

Kasper hat die Aufwertung der touristischen Attraktionen des Landesverbandes Lippe vorangetrieben, etwa in dem er die Einrichtung von Info-Zentren an Hermannsdenkmal und Externsteinen vorbereitet hat [8], [9]. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsbad Meinberg GmbH hat er die Umgestaltung des Thermal-Mineralbades in Bad Meinberg und des Kurgastzentrums im historischen Kurpark, sowie die Übertragung der Betriebsführung an einen privaten Dienstleister angestoßen.

Nach Ansicht der Medien hat sich Andreas Kasper insbesondere deshalb lange unbeschadet im Amt halten können, weil seine Arbeit im Interesse Lippes und seine positive Amtsführung im Landesverband Lippe parteiübergreifend anerkannt waren. Am 15. Februar 2010, nach dem Bekanntwerden, dass Kasper auf sein Amt verzichten wollte, war in einer lippischen Publikation dazu zu lesen: „Erst mit Andreas Kasper ist der Landesverband aus seiner Muffzeit endgültig herausgetreten, wurde mit frischen Ideen mit all seinen Institutionen der Öffentlichkeit präsentiert, attraktiv und transparent gemacht. … Ein Nachfolger, wie er auch immer heißen wird, muss sich an den vergangenen Monaten der Ägide Kasper messen lassen.“[10]

Plagiatsaffäre

2008 fanden Wissenschaftler der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer in Kaspers Dissertation eine Reihe von abgeschriebenen Stellen, die nicht als Zitat gekennzeichnet waren. Die Universität Göttingen entschied im Juni 2009, Kasper den Doktorgrad abzuerkennen, nachdem sie Kaspers Dissertation als Plagiat bewertet hatte.

Zusätzlich leitete die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Urheberrechtsgesetz ein. Dabei berief sie sich auf ein besonderes öffentliches Interesse an der Strafverfolgung, da Kasper ein hohes Amt bekleidete. Im Januar 2010 wurde gegen Kasper ein Strafbefehl in Höhe von 90 Tagessätzen (9.000 Euro) erlassen, wogegen er keinen Einspruch erhob.[2]

Ein Verfahren wegen weiterer Plagiate für Beiträge in Fachzeitschriften stellte die Staatsanwaltschaft in Detmold im Juni 2010 gegen Zahlung einer Geldbuße von 10.000 Euro ein.[11]

Abwahl

Infolge der Affäre verlor Kasper im Mai 2010 sein Amt als Verbandsvorsteher.[12][4] Einen Rücktritt hatte er mit der Begründung, der Doktortitel sei keine Voraussetzung seiner Wahl zum Verbandsvorsteher gewesen, abgelehnt. Eine Entlassung durch den nordrhein-westfälischen Innenminister auf dienstrechtlichem Wege hatte dieser abgelehnt. Daraufhin wählten ihn die Verbandsversammlung des Landesverbands Lippe einstimmig ab.[13]

Privatleben

Kasper ist verheiratet und Vater zweier Söhne.

Schriften

  • Sozialsponsoring. Eine rechtliche Bewertung unter besonderer Berücksichtigung des Sponsorings kirchlicher Werke und Einrichtungen. (= Schriften zum Staatskirchenrecht, 22) Lang, Frankfurt 2004, ISBN 3631530404
  • Kommunale Steuern. Grundlagen des Gemeindesteuerrechts (alle Bundesländer). Kohlhammer/Deutscher Gemeindeverlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-555-01377-0

Weblinks

  • Hermann Horstkotte, „Plagiator mit Doktorwürde. Wie wird man einen Spitzenbeamten los?“ Spiegel Online, 6. April 2010. spiegel.de, abgerufen 27. Februar 2011.
  • Gordon Repinski, „Schummeldissertationen in der Union. Gestern Kasper, heute Guttenberg.“ die tageszeitung, 23. Februar 2011, taz.de, abgerufen 27. Februar 2011.
  • Gordon Repinski, „Kasper. Guttenberg.“ die tageszeitung, 24. Februar 2011, taz.de, abgerufen 27. Februar 2011.
  • Sebastian Wolfertstetter „Plagiatsaffäre Guttenberg: Falscher Doktor, harte Strafe – der Fall Kasper.“ stern, 25. Februar 2011, stern.de, abgerufen 27. Februar 2011.

Einzelnachweise

  1. Kasper, Andreas (PDF). Peter Lang - Internationaler Verlag der Wissenschaften. Abgerufen am 27. Februar 2011.
  2. a b Hubertus Gärtner: Parallelen zu Guttenberg: Andreas Kasper verlor nach Plagiatsvorwürfen sein Amt als Landesverbandsvorsteher. In: Lippische Landes-Zeitung online, 17. Februar 2011. Abgerufen am 27. Februar 2011. 
  3. Guttenberg II – mit zweierlei Maß. In: Kontraste, Das Erste, 24. Februar 2011. Abgerufen am 27. Februar 2011. 
  4. a b c Hubertus Gärtner und Bernhard Hänel: Andreas Kasper: Der Absturz eines Überfliegers. In: Neue Westfälische, 8. Juni 2009. Abgerufen am 27. Februar 2011. 
  5. Thomas Reineke, „Kasper sitzt wieder am Schreibtisch. Scheidender Vorsteher des Landesverbandes informiert Mitarbeiter persönlich – Frist für die Jobsuche.“ Lippische Landeszeitung, 16. Februar 2010. lz-online.de, abgerufen 27. Februar 2011.
  6. http://www.lippische-landeskirche.de/2237-0-1
  7. http://www.kreis-lippe.de/Service/Pressemitteilungen/Seiten/VertragsabschlussmitdemLandesverband.aspx
  8. http://www.lippe-news.de/index.php?textid=19488&layout=detail&content=archiv&root=&suche=kasper
  9. http://www.lz.de/lokales/hbm_schlangen/3235736_Schutz_hat_hoechste_Prioritaet.html
  10. http://www.lippe-news.de/index.php?textid=20841&layout=detail&content=archiv&root=&suche=kasper
  11. Noch eine Geldbuße für den Ex-Büroleiter. In: HNA.de, 28. Juni 2010. Abgerufen am 27. Februar 2011. 
  12. Hubertus Gärtner: LEMGO: Andreas Kasper soll abgewählt werden. In: Neue Westfälische, 18. Mai 2010. Abgerufen am 27. Februar 2011. 
  13. LEMGO: Erst Doktor-Titel weg, nun auch der Job. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 26. Mai 2010. Abgerufen am 27. Februar 2011. 

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