Angelika Neuwirth

Angelika Neuwirth

Angelika Neuwirth (* 4. November 1943 in Nienburg/Weser) ist eine deutsche Geistes- und Kulturwissenschaftlerin. Sie ist Universitätsprofessorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Arabistik an der Freien Universität Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Sie studierte 1963 persische Sprache und Literatur an der Universität Teheran, dann von 1964–1967 Orientwissenschaften (Semitistik und Arabistik) und Klassische Philologie in Göttingen. Von 1967–1970 studierte sie an der Hebräischen Universität Jerusalem Arabistik und Islamwissenschaft. Sie schloss ihr Studium 1970 mit einem Magister Artium an der Hebräischen Universität Jerusalem ab. 1972 wurde sie an der Universität Göttingen zum Dr. phil. promoviert. Von 1972–1975 erhielt sie ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1977 habilitierte sie sich an der Universität München in Arabistik und Islamwissenschaft. Nach ihrer Habilitation lehrte Neuwirth sechs Jahre lang Arabische Philosophie an der Universität von Jordanien in Amman. Von 1981–1983 leitete sie eine Sektion an der Royal Academy for Islamic Civilization, Amman. Nach einigen Lehrstuhlvertretungen und Gastprofessuren übernahm sie 1991 den Lehrstuhl für Arabistik an der Freien Universität Berlin. Von 1994–1999 war sie Direktorin des Orient-Instituts der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Beirut und Istanbul. 1999 kehrte sie zu ihrem Lehrstuhl in Berlin zurück. Sie ist Ko-Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin.[1]

Forschungsschwerpunkte

Der Forschungsschwerpunkt von Angelika Neuwirth liegt einerseits auf der der klassisch-arabischen Literatur, insbesondere dem Koran und dessen spätantiken Kontext, und andererseits auf der modernen Literatur der Levante und der Literatur des israelisch-palästinensischen Konflikts. Sie leitet Forschungsprojekte an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, am SFB "Ästhetische Erfahrung" der Freien Universität Berlin, am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seit 2007 ist sie Leiterin des Forschungsvorhabens Corpus Coranicum, dessen Ziel es ist, eine historisch-kritische Dokumentation des Korantextes samt literarkritischem Kommentar zu erstellen.

Auszeichnungen

2009 bekam Neuwirth an der Universität Bamberg im Rahmen der Eingliederung der Katholischen Theologie in die Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften die Ehrendoktorwürde verliehen.[2] 2008 wurde sie von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als Mitglied in die Sektion Kulturwissenschaften gewählt.[3] 2006 erhielt sie im Rahmen der Initiative "Pro Geisteswissenschaften" einen Förderpreis der Fritz Thyssen Stiftung und der VolkswagenStiftung.[4] 1996 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um die kulturelle Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Libanesischen Republik verliehen. Am 19. April 2011 wurde sie zum Foreign Honorary Member der American Academy of Arts and Sciences ernannt.[5]

Publikationen (Auswahl)

Monographien und Sammelbände

  • Der Koran: Handkommentar mit Übersetzung. Band 1: Poetische Prophetie. Frühmekkanische Suren. Frankfurt am Main 2011.
  • Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang. Frankfurt am Main 2010.
  • Arabic Literature. Postmodern Perspectives. Hrsg. mit Andreas Pflitsch und Barbara Winckler. München 2004. Nachdruck als Paperback, London 2010.
  • The Qurʾān in Context. Historical and Literary Investigations into the Qurʾānic Milieu. Hrsg. mit Nicolai Sinai und Michael Marx. Leiden 2009.
  • "Im vollen Licht der Geschichte". Die Wissenschaft des Judentums und die Anfänge der kritischen Koranforschung. Hrsg. mit Dirk Hartwig, Walter Homolka und Michael Marx. Berlin 2008.
  • Studien zur Komposition der mekkanischen Suren, die literarische Form des Koran - ein Zeugnis seiner Historizität?, 2., erweiterte Auflage, Berlin 2007.
  • Ghazal as world literature. 2 Bände. Hrsg. mit Thomas Bauer, Michael Hess, Judith Pfeiffer und Börte Sagaster. Würzburg 2005-6.
  • Kulturelle Selbstbehauptung der Palästinenser. Survey der modernen Palästinensischen Dichtung. Hrsg. mit Birgit Embaló und Friederike Pannewick. Würzburg 2001 (Beiruter Texte und Studien 71).
  • Studien zur Komposition der mekkanischen Suren. Berlin 1981 (Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islamischen Orients 10) (überarbeitete Fassung der Habilitation, München 1976).
  • ʿAbd al-Laṭīf al-Baġdādī's Bearbeitung von Buch Lambda der aristotelischen Metaphysik. Wiesbaden 1976 (Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur 27) (überarbeitete Fassung der Dissertation, Göttingen 1972).

Aufsätze

  • "Zeit und Ewigkeit in den Psalmen und im Koran (Ps 136 und Sure 55)", in: Reinhard Kratz und Hermann Spieckermann (Hrsg.): Zeit und Ewigkeit als Raum göttlichen Handelns. Religionsgeschichtliche, theologische und philosophische Perspektiven. Berlin, New York 2009, S. 319-342 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, 390).
  • "Vexierbilder. Mahmud Darwish zwischen hebräischem und arabischem Literaturkanon", in: Akzente. Zeitschrift für Literatur, 56/5 (2009), S. 411-431.
  • "La transmission de l’Ecrit céleste", in: Religions & Histoire. Aux Origines du Coran. Dijon Jan.-Fév. 2008, S. 44-51. (franz.)
  • "Biblische Bücher in Arabischer Dichtung. Mahmud Darwishs Palästinensische Lektüre der biblischen Bücher Genesis, Exodus und Hohelied", in: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge 13 (2005), Sonderheft: Steffen Martus/Andrea Polaschegg (Hrsg.): Das Buch der Bücher – gelesen. Lesarten der Bibel in den Wissenschaften und Künsten, S. 157-182.
  • "Emblems of Exile. Layla and Majnun in Egypt, Palestine, Israel and Lebanon", in: Mélanges´de l'Université Saint-Joseph 58 (2005), S. 163-190.
  • "Zur Archäologie einer Heiligen Schrift. Überlegungen zum Koran vor seiner Kompilation", in: Christoph Burgmer (Hrsg.): Streit um den Koran. Die Luxenberg-Debatte. Standpunkte und Hintergründe. Berlin 2004, S. 82-97.
  • "Du texte de récitation au canon en passant par la liturgie. A propos de la génèse de la composition des sourates et de sa redissolution au cours du développement du culte islamique", in: Arabica 47/2 (2000), S. 194-229 (franz.)
  • "Miḥnat al-adab al-muzmina: Qiyam man yajib an tasūd fī l-mujtama‘? Al-Qaḍiyya llatī taṭraḥuhā l-maqāma al-Ramliyya li-Abī Muḥammad al-Qāsim al-Ḥarīrī" (Die endlose Malaise der Literaten: Wessen Werte sollen die Gesellschaft bestimmen? Der von der Maqama von Ramleh aufgeworfene Rechtsfall), in: al-Adab, Beirut, 9-10 (1997), S. 70-75 (arabisch)
  • "Ha-roman ‘Al-Mutasha’il’ me’et Emil Habibi ke-nisayon le-demitizatsiya shel ha-historiya" (Emil Habibis Roman 'Der Peptimist' als Versuch einer Entmythisierung von Geschichte), in: Ha-Mizrah he-hadash. Jerusalem, 35 (1993), S. 88-101. (hebräisch)[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Mitarbeiter, Prof. Dr. Angelika Neuwirth (abgerufen am 6. Juni 2010).
  2. Bericht zum Festakt auf einer Internetseite der Universität Bamberg (abgerufen am 11. August 2010).
  3. FU Berlin, Pressemitteilung Nr. 391/2008 vom 17. Dezember 2008 (abgerufen am 6. August 2010).
  4. FU Berlin, Pressemitteilung Nr. 142/2006 vom 6. Juli 2006 (abgerufen am 6. August 2010).
  5. Ernennung zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, April 2011
  6. Siehe für eine ausführlichere Bibliographie FU Berlin, Seminar für Semitistik und Arabistik, Publikationen von Angelika Neuwirth (abgerufen am 6. August 2010).

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