Ausbesserungswerk Görlitz

Ausbesserungswerk Görlitz

Das Ausbesserungswerk Görlitz (ursprünglich Bahnbetriebswerk Schlauroth) lag im Westen der Stadt Görlitz im Ortsteil Schlauroth an der Bahnstrecke Dresden-Görlitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis 1920

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde zur Entlastung des überlasteten Görlitzer Bahnhofs im westlich der Stadt gelegenen Schlauroth ein Rangier- und Güterbahnhof, sowie das Bahnbetriebswerk errichtet. Die Einweihung des Komplexes fand am 1. November 1909 statt. Ein Kuriosum des Baus war, dass der westliche Teil von der sächsischen und der östliche Teil von der preußischen Staatsbahn genutzt und verwaltet wurde, da sich im damals preußischen Görlitz sächsische und preußische Bahnen trafen. Den Lokschuppen trennte eine Wand und teilte ihn in etwa ein Drittel sächsischen und zwei Drittel preußischen Teil. Jede Seite verfügte über eine eigene Schiebebühne, einen Wasserkran, eine Bekohlungsanlage, sowie Sozial- und Verwaltungsgebäude. Diese Teilung der Anlage dauerte bis kurz nach dem Ende des 1. Weltkrieges an.

Zwischen 1920 und 1945

Mit dem in Kraft treten des Staatsvertrags zur Gründung der Deutschen Reichseisenbahnen am 1. April 1920 ging die gesamte Anlage zur damaligen Reichsbahndirektion Breslau über. Mit der Beendigung der Elektrifizierungsarbeiten zwischen Görlitz und Lauban auf der schlesischen Gebirgsbahn am 1. September 1923 wurde in den Jahren 1923/24 ein hochmodernes Bahnbetriebswerk für Elektrolokomotiven an deren Endpunkt errichtet. Stationiert waren im Schlaurother Werk folgende E-Lokbaureihen: E 17, E 21.0, E 42, E 50, E 91 und E 94. Auch mehrere Dampflokomotiven waren hier beheimatet: Baureihe 03.10, Baureihe 17.10, Baureihe 38.10, Baureihe 41, Baureihe 50, Baureihe 57.10, Baureihe 58.10, Baureihe 64, Baureihe 74, Baureihe 86, Baureihe 91.3 und Baureihe 92.5.[1]

1945 - Wendezeit

Eingangstor des RAW

Mit der Sprengung des Neißeviadukts 1945, den als Reparationsleistung für die Sowjetunion abgebauten Oberleitungen sowie den nun unter polnischer Verwaltung stehenden Gebiete östlich der Neiße (also auch der schlesischen Gebirgsbahn) brach die Hauptaufgabe des BW Schlauroth weg und es musste nach einer neuen Aufgabe gesucht werden. Anfangs diente das Gelände als Lokbahnhof für das BW Görlitz und die neugebildete Lokabteilung besserte auch die in Görlitz beheimateten Loks aus. Am 1. Januar 1950 wurde aus der Lokabteilung das Reichsbahn-Ausbesserungswerk Deutsch-Sowjetische Freundschaft Görlitz gebildet, dessen Hauptaufgabe die Ausbesserung der Schmalspurlokomotiven der DR waren. Mit der Zeit kamen jedoch auch andere Aufgaben hinzu, z.B. das Schmalspur-Rekonstruktionsprogramm (stellvertretend seien sä. IV K, VI K genannt), der Lokomotivenneubau und die Betreuung der Miniaturdampfloks der Pioniereisenbahnen in Dresden und Leipzig.

Eine wiederum neue Aufgabe kam ab dem 1. Januar 1978 hinzu, die Fertigung von Balkengleisbremsen in Form der FEW-Dreikraftbremse. Diese Zusatzaufgabe machte eine verstärkte Umschulung der Mitarbeiter erforderlich, da für diese Zusatzaufgabe mehr Zerspanungsfacharbeiter (Dreher und Fräser) als Schlosser benötigt wurden. Bei der Fertigung kamen auch Industrieroboter zum Einsatz.

Nachwendezeit - Schließung

Die verfallenen Gebäude des Raw

Mit dem Rückgang der Fertigung der Dreikraftbremsen gewann die Ersatzteilfertigung, sowie die Haupt- und Teilinstandsetzung der Bremsen an Bedeutung. Nach der Wende kamen auch verstärkt Regelspurdampflokomotiven (z.B. 52 8029 und 52 5933), aber auch weiterhin Schmalspurlokomotiven (z.B. 99.77-79) zur Instandsetzung in das Görlitzer Werk. Die letzte aufgearbeitete Regelspurdampflok war 03 204 aus Cottbus. Mit einer Umstrukturierung der Werke innerhalb der Deutschen Bahn AG kam es Ende des Jahres 1996 zur endgültigen Schließung des Werks. Die Aufarbeitung der Schmalspurlokomotiven übernahm nun das Dampflokwerk Meiningen. Einige Mitarbeiter waren noch am Rückbau des Werkes beteiligt.

Heutige Nutzung

Nach dem großflächigen Rückbau der Gleisanlagen, siedelte sich die Firma Brunel GmbH Railmotive auf dem Gelände an. Diese wurde 2008 vom TÜV Süd aufgekauft. Der Standort Görlitz wurde in die Tochter TÜV SÜD Rail integriert. Der TÜV führt hier unter anderem Crashprüfungen an Waggons, dynamische und statische Festigkeitsprüfungen, sowie Sicherheitsprüfungen gegen Entgleisen durch.[2]

Einzelnachweise

  1. Siegfried Bufe: Ostdeutsche Eisenbahngeschichte 4. 1 Auflage. Egglham : Bufe-Fachbuchverlag, 1989, ISBN 3-922138-37-3, S. 155.
  2. tuev-sued.de: Standort Görlitz. Abgerufen am 1. August 2010.
51.15133314.942733

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