DRG-Baureihe 03

DRG-Baureihe 03
DRG-Baureihe 03
03 001 zum Dampflokfest in Dresden
Nummerierung: 03 001–298
Anzahl: 298
Bauart: 2'C1' h2
Gattung: S 36.17 (03 001–122)
S 36.18 (03 123–298)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 23.905 mm
Höhe: 4550 mm
Leermasse: 90,4 t (03 001–162)
91,0 t (03 163–298)
Dienstmasse: 99,6 t (03 001–122)
100,3 t (03 123–298)
Reibungsmasse: 53,0 t (03 001–122)
54,3 t (03 123–298)
Radsatzfahrmasse: 17,7 t (03 001–162)
18,1 t (03 163–298)
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h (03 001–162)
130 km/h (03 163–298)
rückwärts 50 km/h
Indizierte Leistung: 1.450 kW
Kuppelraddurchmesser: 2.000 mm
Treibraddurchmesser: 2.000 mm
Laufraddurchmesser vorn: 850 mm (03 001–162)
1.000 mm (03 163–298)
Laufraddurchmesser hinten: 1.250 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 570 mm, bei 03 001–003
ursprünglich 600 mm
Kolbenhub: 660 mm
Kesselüberdruck: 16,0 bar
Anzahl der Heizrohre: 85
Anzahl der Rauchrohre: 20
Heizrohrlänge: 6.800 mm
Rostfläche: 3,97 m² bei Kupferfeuerbüchse,
3,89 m² bei Stahlfeuerbüchse
Strahlungsheizfläche: 16,1 m² bei Kupferfeuerbüchse,
15.9 m² bei Stahlfeuerbüchse
Rohrheizfläche: 185,86 ² bei Kupferfeuerbüchse,
187,25 m² bei Stahlfeuerbüchse
Überhitzerfläche: 70,00 m² bei Kupferfeuerbüchse,
72,22 m² bei Stahlfeuerbüchse
Verdampfungsheizfläche: 201,96 m² bei Kupferfeuerbüchse,
203,15 m² bei Stahlfeuerbüchse
Tender: 2'2 T30/32/34
Wasservorrat: 30/32/34 m³
Brennstoffvorrat: 10 t Kohle
Bremse: selbsttätig wirkende Einkammer-Druckluftbremse Bauart Knorr bis 03 162
Kuppel- und Drehgestellräder einseitig, ab 03 163
Kuppelräder beidseitig und Schleppradsatz einseitig abgebremst
Zugheizung: Dampf
Steuerung: außenliegende Heusinger Steuerung
Besonderheiten: einige Maschinen waren für 140 km/h zugelassen

Die Dampflokomotiven der Baureihe 03 waren Einheits-Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn, welche konstruktiv der Baureihe 01 ähnlich waren, aber über eine geringere Radsatzlast von maximal 18 t verfügten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

03 204, Altbaukessel mit Mischvorwärmer und neuem, geschweißten Stehkessel[1]
03 150 (Ursprungsausführung mit Oberflächenvorwärmer) am 7. August 1952 in Halle

Die Fahrzeuge der Baureihe 03 wurden zwischen 1930 und 1938 als Schnellzuglokomotive für Strecken gebaut, die nur für Radsatzlasten bis 18 t geeignet waren. Von der konstruktiv an die Baureihe 01 angelehnten Lokomotivgattung sind 298 Exemplare durch die Firmen Borsig, Krupp, Henschel, und Schwartzkopff gebaut worden.

Das geringere Gewicht der Maschinen im Vergleich zur Baureihe 01 erzielte man durch einen leichteren Barrenrahmen, einen kleineren Kessel und kleinere Zylinder. Ab der Betriebsnummer 03 123 verlegte man die Pumpen in der Fahrzeugmitte und ab der Betriebsnummer 03 163 hatten die Lokomotiven größere vordere Laufräder mit 1.000 mm statt 850 mm Durchmesser.

Die Lokomotiven der Baureihe 03 zeichneten sich durch einen niedrigen spezifischen Dampfverbrauchswert von 6,32 kg/PSh in Bezug auf die indizierte Leistung aus. Auch im Kohlenverbrauch wiesen die Maschinen mit 0,86 kg/PSih niedrige Werte auf (zum Vergleich: P 8 0,96 kg/PSih, Baureihe 01 0,93 kg/PSih sowie S 3/6 0,88 kg/PSih).[2]

Die Lok 03 154 wurde mit einer parabolischen Rauchkammertür, einem windschnittigen Führerhaus und einer Verkleidung des Triebwerks ausgestattet. Die 03 193 erhielt eine weinrote stromlinienförmige Vollverkleidung und einen Tender 2'3 T 37 St, um im Betriebsdienst eine annähernd gleichwertige Ersatzmaschine zu den beiden Exemplaren Baureihe 05 zu haben. Durch die strömungsgünstige Lokverkleidung konnte die Zughakenleistung bei hohen Geschwindigkeiten mit bis zu 48 % (Lok 03 193) beachtlich gesteigert werden.

Ferner erhielten 03 204 und 03 205 versuchsweise eine Triebwerksverkleidung. Die Loks 03 175 und 03 207 hatten ebenfalls versuchsweise eine Lentz-Ventilsteuerung. Die Lokomotiven dieser Baureihe hatten Schlepptender der Bauart 2'2 T 30, 2'2' T 32 und 2'2' T 34.

Bis 1959 waren bei der Deutschen Bundesbahn 145 Lokomotiven der Baureihe 03 im Einsatzbestand, davon 62 Maschinen (03 005 bis 03 122) mit Luft- und Speisepumpe an der Rauchkammer, kleinen Vorlaufrädern (850 mm Durchmesser) und einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, 16 Maschinen (03 127 bis 03 160) mit Luft- und Speisepumpe zwischen dem mittleren und hinteren Treibradsatz, kleinen Vorlaufrädern (850 mm Durchmesser) und einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h sowie 67 Maschinen (03 164 bis 03 296) mit Luft- und Speisepumpe zwischen dem mittleren und hinteren Treibradsatz, Scherenklotzbremsen, größeren Vorlaufrädern (1.000 mm Durchmesser) und einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h.

1968 waren bei der DB noch 45 Exemplare der nun als Baureihe 003 bezeichneten Lokomotiven im Einsatzbestand. Sie waren in folgenden Betriebswerken beheimatet: zwei im Bahnbetriebswerk Braunschweig, sechs in Bremen Hbf, 13 im Bw Hamburg-Altona, eine im Bw Husum, 16 im Bw Mönchengladbach und sieben im Bahnbetriebswerk Ulm.

Die letzten zehn Lokomotiven der Baureihe 003 der DB wurden ab 1971 von Ulm aus eingesetzt, 1972 wurden als letzte 003 088, 003 131 und 003 268 z-gestellt.

Die Deutsche Reichsbahn (DR) hatte 86 Maschinen im Bestand. Ab dem Jahr 1960 stattete die Reichsbahn bei Ausbesserungen nach Schadgruppe L4 ihre Fahrzeuge mit Mischvorwärmern und Hinterkesseln in Schweißkonstruktion aus. Im Gegensatz zur DB wurde die Baureihe 03 bei der DR nicht Anfang der 1970er Jahre ausgemustert, sondern weiterhin im Reisezugdienst eingesetzt. Zu den mehr als zehn Stationierungs-Betriebswerken gehörten unter anderem Berlin Osb, Frankfurt (Oder), Halle P und Leipzig Süd wie auch Leipzig West.

PKP Pm2-34 in Thorn, Polen, 1976

Im Zuge der Ausmusterung der Baureihe 22 rekonstruierte man zudem zwischen 1969 und 1975 insgesamt 55 Stück der Baureihe 03 unter Verwendung der nur einige Jahre alten Verbrennungskammerkessel Typ 39 E der ausgemusterten Baureihe 22. Die rekonstruierten 03 unterschieden sich äußerlich zur Ursprungsausführung augenfällig dadurch, dass auf dem Kessel nur der Sandkasten und ein Dampfdom aufgebaut waren. Einige wenige Maschinen wurden auch mit fabrikneuen Kessel des gleichen Typs ausgestattet. Letztlich sind bis auf die Lok 03 001 alle DR-Maschinen zumindest mit Mischvorwärmer und neuen Hinterkesseln ausgestattet worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten rund 40 Maschinen zur polnischen Staatsbahn PKP, sie wurden bei dieser als Baureihe Pm 2 geführt.

Konstruktive Merkmale und Leistungsvermögen der Ursprungsausführung

Die Baureihe 03 führte man mit einem allseits bearbeiteten Barrenrahmen aus, dessen Wangen nur 90 statt 100 mm bei der Baureihe 01 dick waren. Im Bereich des Schleppgestells wurde die Wangenstärke auf 40 mm verringert.

Der genietete, für die Einheitslokomotiven typische Langrohrkessel wurde bis zur Lok 03 122 mit kupferner, danach mit stählerner Feuerbüchse ausgeführt. Der Kessel war in der Lage, stündlich 12 t Dampf zu erzeugen. Als Speisevorrichtungen verwandt man eine Dampfstrahlpumpe sowie eine Kolbenspeisepumpe mit Oberflächenvorwärmer.

Das Zweizylinder-Heißdampf-Triebwerk wurde mit Antrieb auf den zweiten Kuppelradsatz als Treibradsatz ausgeführt. Die Heusinger-Steuerung erhielt Hängeeisen. Als Druckausgleicher verwendete man anfangs Eckventile, später Nicolai- oder Karl-Schulz-Schieber.

Beim Laufwerk wurden Kuppelradsätze fest im Rahmen gelagert, die Spurkränze an den Radreifen des Treibradsatzes allerdings um 15 mm geschwächt. Das vorlaufende Drehgestell erhielt insgesamt 100 mm seitliche Verschiebbarkeit, das als Adamsachse ausgeführte Schleppgestell insgesamt 160 mm.

Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit der Lokomotiven betrug zunächst 120 km/h, nach Verstärkung der Bremsen und Vergrößerung der Laufradsatz-Raddurchmesser auf 1.000 mm ab Lok 03 163 dann 130 km/h. Einige Maschinen wurden in den 1930er Jahren auch für die Auslegungsgeschwindigkeit der Konstruktion von 140 km/h[3] zugelassen.

Die Lokomotiven der Baureihe 03 konnten in der Ebene einen Schnellzug mit einer Wagenzugmasse von 430 t mit 120 km/h und einen solchen mit einer Masse von 790 t mit 100 km/h befördern. Auf einer Steigung von zehn Promille konnten noch 480 t mit 50 km/h bewegt werden.

Konstruktive Merkmale der rekonstruierten Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn

DR-Baureihe 03 (Rekolok)
Dienstmasse: 101,363 t
Reibungsmasse: 56,536 t
Radsatzfahrmasse: 18,85 t
Indizierte Leistung: circa 1.544,5 kW[4]
Anzahl der Heizrohre: 112
Anzahl der Rauchrohre: 36
Heizrohrlänge: 5.700 mm
Rostfläche: 4,23 m²
Strahlungsheizfläche: 21,3 m²
Rohrheizfläche: 185 m²
Überhitzerfläche: 83,8 m²
Verdampfungsheizfläche: 206,3 m²
Tender: 2'2' T 34
Wasservorrat: 34 m³
Brennstoffvorrat: 10 t Kohle
nur abweichende Daten zur Ursprungsausführung

Bei der Rekonstruktion der Baureihe 03 durch die Deutsche Reichsbahn (DDR) wurde der ebenfalls bei den Baureihen 41 bzw. 22 verwendete vollständig geschweißte Neubaukessel Typ 39 E mit Verbrennungskammer verwendet. Dieser konnte bei Nennleistung mit 14 Tonnen Dampf je Stunde zwei Tonnen Dampf mehr als der Kessel der Ursprungsausführung liefern. Zur Speisung des Kessel wurden neben einer Dampfstrahlpumpe ein Kolbenverbundmischpumpe mit Mischvorwärmer eingebaut.

Am Rahmen der Lokomotiven musste zum Einbau des Rekokessels nur die Stehkesselauflage verbreitert werden. Lauf- und Triebwerk der Maschinen blieben unverändert. Der Steuerbock wurde nicht mehr am Kessel, sondern auf dem Rahmen befestigt, ferner kamen Druckausgleich-Kolbenschieber Bauart Trofimoff zur Anwendung. Neben weiteren kleineren Änderungen wie den Einbau eines Schiebedaches im Führerhaus war die abgesehen von der anderen Dom-, Sandkastenanordnung und dem trapezförmigen Mischvorwärmerkasten oben auf der Rauchkammer wohl sichtbarste Änderung die aufgrund des breiteren Stehkessels notwendig gewordenen neuen Führervorderwände mit schmaleren Stirnfenstern (mit Klarsichtapparaten).

Literatur

  • Horst Troche: Die Baureihe 03, EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 978-3-88255-133-4
  • Gustav Nagel: Baureihe 03. Im Führerstand. In: LOK MAGAZIN. Nr. 248/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 52-55.
  • Horst Troche: Mit der 03 unterwegs, Zwischen Nordsee und Alpen. EK-Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-88255-383-3
  • Manfred Weisbrod, Hans Müller, Wolfgang Petznick: Dampflokarchiv, Band 1. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1976, S. 35 ff., S. 248 f.
  • Hansjürgen Wenzel: Die Baureihe 03. Band 8 der Reihe „Deutsche Dampflokomotiven“. 2. Auflage, Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg 1977, ISBN 3-88255-103-8

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jan Reiners: Kleine Typenkunde deutscher Museumsdampfloks. Transpress, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-71187-7, S. 14
  2. Autorenkollektiv Johannes Schwarze, Werner Deinert, Lothar Frase, Heinz Lange, Oskar Schmidt, Georg Thumstädter, Max Wilke: Die Dampflokomotive. Entwicklung, Aufbau, Wirkungsweise, Bedienung und Instandhaltung sowie Lokomotivschäden und ihre Beseitigung. Reprint der 2. Auflage von 1965 durch Transpress Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-344-70791-4, Anlage E 1.1, S. 3
  3. Alfred B. Gottwaldt: Geschichte der deutschen Einheitslokomotiven. Die Dampflokomotiven der Reichsbahn und ihre Konstrukteure. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1978, Reprint Kosmos, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07941-4, S. 155 mit Zitat Richard Paul Wagners zur geschwindigkeitsmäßigen Auslegung der Baureihe
  4. Jan Reiners: Kleine Typenkunde deutscher Museumsdampfloks. Transpress, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-71187-7, S. 16

Weblinks


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