Bierhaus Siechen (Berlin)

Bierhaus Siechen (Berlin)
Bierhaus Siechen in der Behrenstraße

Das Bierhaus Siechen war von 1883 bis 1945 ein Restaurant und Gebäude in der Behrenstraße in Berlin-Mitte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Das Siechen hatte Vorgänger in Berlin seit 1845. Das erste Bierhaus in der Neumannsgasse 6 war bei ihren Stammgästen auch als Die Ewige Lampe bekannt. Unter dem gleichem Namen Die ewige Lampe gab der promovierte Gastwirt Dr. [Carl] Siechen und Familie das erste der Berliner satirischen Revolutionsblätter[1] ab dem 26. April 1848 heraus.[2][3] Die Zeitung erschien ab Januar 1849 wegen des Verbots der Zeitschrift durch General Friedrich von Wrangel unter dem abgewandelten Titel Die ewige Leuchte[4] und blieb bis 1850 am Markt.[5] Da das Platzangebot für die Gäste bald nicht mehr reichte, zog das Siechen in die Alte Post in der Königstraße, heute Rathausstraße, Ecke Burgstraße 7 an der Kurfürstenbrücke. Carl Siechen starb 1869 und wurde auf dem St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I beerdigt. Sein Sohn Franz Siechen übernahm das Bierhaus, das inzwischen in die Jägerstraße 63 umgezogen war. Es trug nun den Namen der Familie und als Berolinismus den Spitznamen Siechen-Haus (wie Siechenhaus).[6] Am 2. April 1875 wurde bei Siechen erstmalig in der Reichshauptstadt das Exportbier der Nürnberger Reif-Brauerei verkauft.

Behrenstraße

Am 18. Oktober 1883 eröffnete das neue von dem Architekten Armin Wegner konzipierte historistische Haus Siechen in der Behrenstraße 24. Das Standardwerk Berlin und seine Bauten lobte den Neubau 1896 als „eine für ihre Zeit vortreffliche Leistung“[7] und verweist speziell auf die innovativen, für die Kneipenräume wichtigen Entlüftungseinrichtungen. Die Abluft wurde ohne störenden Zug durch Öffnungen in der Deckenvoute abgesaugt. Die Lage in der Behrenstraße in Berlin-Mitte und der gute Ruf machten es im Laufe der Zeit zum Ort von weit über 100 Stammtischen für Diplomaten, Künstler, Offiziere, Gelehrte, Korporierte, Politiker und Beamte. Der Dichter Ringelnatz lässt in seinem 1924 entstanden Gedicht Noctambulatio den Charakter des Siechen als Treffpunkt des gehobenen Bürgertums deutlich werden.[8] Das Haus in der Behrenstraße bestand bis in den Zweiten Weltkrieg und wurde im Krieg zerstört.

Siehe auch: Corps Masovia

Potsdamer Platz

Ebenfalls unter dem Namen Siechen eröffnete die Familie 1911 als weiteres Haus den von dem Baumeister Paul Zimmerreimer erbauten Bierpalast[9] am Potsdamer Platz 3, der später jedoch von der Pschorrbrauerei übernommen wurde und daher heute eher als Pschorr-Haus am Potsdamer Platz erinnert wird. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls zerstört.

Literatur

  • Fedor von Zobeltitz: Chronik der Gesellschaft unter dem letzten Kaiserreich. Band 2: 1902–1914. Alster-Verlag, Hamburg 1922², S. 221 f.
  • H. Hilbert, Fr. Willuhn, H. Lippold: Die Masurenabende in Berlin. In: Corpszeitung der Altmärker-Masuren 51. Kiel 1972, S. 1085 f.

Weblinks

 Commons: Bierhaus Siechen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Die ewige Lampe No 1. – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Adolf Wolff: Berliner Revolutions-Chronik: Darstellung der Berliner Bewegungen im Jahre 1848 nach politischen, socialen und literarischen Beziehungen, Band 2. 1852, S. 397 ff.
  2. Nachweis bei ZDB.
  3. Die ewige Lampe Nr. 1 vom 1. Mai 1848 (PDF)
  4. Herausgeber dann Arthur Müller
  5. Nr. 1 vom 1. Januar 1849
  6. Hans Meyer: Der Richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. Hermann, Berlin 19046, S. 167
  7. Architektenverein zu Berlin und Vereinigung Berliner Architekten (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, III. Band. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1896, Seiten 3/4
  8. Ringelnatz: Noctambulatio auf Wikisource
  9. Siechen am Potsdamer Platz. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins

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