- Rathausbrücke (Berlin)
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52.51711111111113.40405Koordinaten: 52° 31′ 1,6″ N, 13° 24′ 14,6″ O
Rathausbrücke Rathausbrücke anno 2009 Nutzung Straßenverkehr Überführt Rathausstraße Querung von Spree Ort Berlin-Mitte Konstruktion Stahlbalken Gesamtlänge ges. 50 m, mittleres Stück ca. 29 m Breite 20 m Tragfähigkeit gering Fertigstellung 1976 Lage Die Rathausbrücke ist nach der Mühlendammbrücke die zweitälteste Spreeüberquerung Berlins. Der gegenwärtige Bau ist der vierte an dieser Stelle. Die Brücke ist Teil der Rathausstraße am Übergang über die Spree in Berlin-Mitte. Im Jahr 2009 soll ein Neubau erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im 13. Jahrhundert gab es an dieser Stelle eine hölzerne Flussquerung von Berlin nach Cölln und dem Friedrichswerder auf der Spreeinsel. Diese Brücke stand auf 14 Jochen und war gerade über das Wasser geführt. Wegen ihrer enormen Länge nannte man sie bald Lange Brücke. Schiffe konnten nur dort anlegen, die Brücke jedoch nicht unterqueren. Im 14. Jahrhundert, als die früheren Städte Berlin und Cölln zusammenwuchsen, ließen die Stadtväter ihr erstes Rathaus auf dieser Brücke errichten.[1]
Häufige Reparaturen führten im 17. Jahrhundert zum Beschluss eines Brückeneubaus. Für die wiederum hölzerne Konstruktion des Jahres 1661 zahlten die beiden Städte zusammen 400 Taler, der Kurfürst Friedrich III. sorgte für das nötige Bauholz. Es entstand ein relativ schmuckloses Bauwerk mit einem gedrungenen Geländer und einer mit Sand bestreuten hölzernen Fahrbahn. Das Rathaus wurde nicht wieder darauf gebaut. Bereits nach rund 30 Jahren genügte die Lange Brücke den Vorstellungen des Regenten nicht mehr, er gab bei dem Architekten Johann Arnold Nering einen Neubau in Auftrag, der aus Steinen bestand und sich mit seiner Bauweise an die vorhandenen Gebäude Alter Marstall und dem Schloss besser anpasste. Der Ingenieur Cayart leitete die Bauarbeiten, die im Frühjahr 1692 mit der Grundsteinlegung begannen und am 5. November 1694 beendet wurden. Die neue Lange Brücke bestand aus fünf Gewölben und war für die Aufnahme eines Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten von Brandenburg vorgesehen. Der umfangreiche Brückenschmuck wurde 1695 angebracht, während die von Andreas Schlüter geschaffene Reiterstatue erst 1703 enthüllt wurde. Die Aufstellung erfolgte so, dass der Reiter in leichter Linksdrehung seinen Kopf dem gegenüber liegenden Schlossbau zuwandte. Vor den Herrscher setzte der Bildhauer ein Kind in den Sattel, womit an eine Rettungstat des Kurfürsten nach der Schlacht bei Fehrbellin erinnert wird. Außerdem umgaben acht Sklaven das Denkmal – vier waren am Sockel modelliert, vier sollen unter Wasser platziert worden sein, um einen Schatz zu bewachen. Bei einer später durch Schlüter und seine Schüler vorgenommenen Besichtigung der Statue stellte einer der Schüler fest, dass der Meister bei dem Pferd die Hufeisen vergessen hatte.[2]
Die Lange Brücke wurde zweihundert Jahre intensiv genutzt, für ihren Erhalt wurden nur wenige Reparaturen durchgeführt. Obwohl unter der Leitung von Karl Friedrich Schinkel 1817–1819 eine größere Brückenreparatur erfolgte und auch eine leichte Verbreiterung der Brücke vorgenommen worden war, beschloss man aufgrund des schnell wachsenden Verkehrs im 19. Jahrhundert (nach einer damaligen Verkehrszählung benutzten 5360 Wagen in 13 Stunden die Brücke)[3] einen totalen Neubau. Ihre Bauweise sollte erstmalig die Durchfahrt von Lastschiffen ermöglichen, da auch der Spreearm vertieft worden war.
1895 wurde die Brücke mit drei größeren Bögen neu errichtet und bei der Wiedereinweihung des Brückendenkmals am 9. Mai 1896 in Kurfürstenbrücke umbenannt. Sie ermöglichte nun auch die ungehinderte Weiterführung der neuen breiten Hauptgeschäftsstraße, der Königsstraße. Diese Straße begann rechtsseitig direkt hinter der Brücke mit der Nr. 1 und markierte den Eingang zur alten Berliner Innenstadt. Baulich lehnte sich der Brückenentwurf an die Vorgängerbrücke an, indem steinerne Klinkergewölbe mit vorgesetztem Sandstein gewählt wurden und der Platz für das Reiterstandbild beibehalten wurde. Sie hatte nun eine zehn Meter breite Fahrbahn und beidseitig je 3,90 Meter breite Gehwege.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Kurfürstenbrücke durch Sprengungen der deutschen Wehrmacht schwerste Beschädigungen, nur das Mittelstück stand noch. Das Reiterstandbild war ausgelagert worden, man fand es später im Tegeler See. Nach Kriegsende dienten hölzerne Behelfsbrückenteile der Spreeüberquerung an dieser Stelle. 1947 bis 1949 ersetzte man die Provisorien durch Stahlträger. Starke Schäden am östlichen Gewölbeteil führten 1952 zu einer Sperrung der Brücke für den Fahrzeugverkehr, schließlich musste das Gewölbe ganz abgetragen werden. Wegen der wichtigen Verkehrsfunktion dieser Brücke ließ der Magistrat eine Stahlträgerkonstruktion mit Stahlbetonfahrbahn über die Brückenfundamente legen. Dieses weitere Provisorium wurde erst 1974–1976 im Zusammenhang mit dem Bau des Palastes der Republik durch eine bessere Stahlkonstruktion von 29 Meter Länge ersetzt. Seitdem ist die Rathausbrücke, wie sie seit 1951 offiziell heißt, wiederum nur noch dem Fußgänger- und Radfahrverkehr vorbehalten. Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten wurde nach dem Krieg vor dem Schloss Charlottenburg dauerhaft aufgestellt.
Neubau ab 2009
Der Berliner Senat schrieb 1999 einen Gestaltungswettbewerb für einen Brückenneubau aus, der nur noch ein langes Brückenfeld bilden soll. Den Plänen des Architekten Walter A. Noebel, der eine moderne Stahlbetonkonstruktion ohne Flusspfeiler und seitliches Denkmalpodest vorsieht[4], wurde der Vorzug gegeben.
Der Verein Forum Stadtbild Berlin e.V. und andere Bürgervereine wie die Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) kritisierten die Abkehr vom historischen Vorbild und das Verbleiben des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten vor dem Schloss Charlottenburg.[5]
Baubeginn war trotz der geäußerten Kritik im Frühjahr 2009. Die Baukosten, ursprünglich mit rund sechs Millionen Euro angegeben[6], sollen nun etwa zehn Millionen betragen. Am 14. und 15. August 2011 wurde der zuvor auf dem inselseitigen Spreeufer aus Einzelteilen vormontierte und anschließend vor Ort verschweißte und grundlackierte Rohbau der neuen Rathausbrücke auf zwei stabilen Hilfsschienen über die Spree geschoben und auf ihre zuvor gegossenen Betonfundamente aufgesetzt. Während dieser Zeit war die Spree für sämtlichen Schiffsverkehr gesperrt. Die metallene Tragkonstruktion ist 41 Meter lang, 18 Meter breit und etwa 500 Tonnen schwer. Bis zum Herbst werden die neuen Fahrbahnen und Gehwege eingebaut und im Frühjahr 2012 soll die neue Brücke für den Straßenverkehr frei gegeben werden. Zum Schluss wird der in der Spree noch vorhandene Mittelpfeiler der alten Brücke abgetragen, damit dann eine Durchfahrtsbreite für die Schiffe von 26 Meter zur Verfügung steht.[7]
Literatur
- Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke, Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Berlin Mitte: das Lexikon, Stapp Verlag Berlin, 2001, 808 Seiten, ISBN 3-87776-111-9
- Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 51-56; ISBN 3-89773-073-1
Weblinks
Commons: Rathausbrücke – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Forum Stadtbild-Berlin e.V. zum Wiederaufbau der Kurfürstenbrücke
- Förderverein Berliner Historische Mitte e.V. zum Wiederaufbau der Kurfürstenbrücke
Einzelnachweise
- ↑ Berlin und seine Brücken, … Seite 51
- ↑ Der Große Kurfürst auf der Langen Brücke. In: Der Stralauer Fischzug. Sagen, Geschichten und Bräuche aus dem alten Berlin. Verlag Neues Leben Berlin 1987, ISBN 3-355-00326-3; S. 67f
- ↑ Berlin und seine Brücken, … Seite 54
- ↑ Info des Bezirksamtes Mitte über den Neubau der Rathausbrücke
- ↑ Hier der Entwurf des Zweitplatzierten; abgerufen am 19. März 2009
- ↑ Rathausbrücke ohne Großen Kurfürsten, Artikel in der Berliner Zeitung vom 15. November 2007; abgerufen am 19. März 2009
- ↑ Die neue Rathausbrücke wird montiert. Spree ist ab Sonntag für eineinhalb Tage gesperrt. Artikel in der Berliner Zeitung vom 12. August 2011; S. 16
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