Böhmerwold

Böhmerwold
Böhmerwold
Gemeinde Jemgum
Koordinaten: 53° 14′ N, 7° 20′ O53.2337722222227.33237222222220Koordinaten: 53° 14′ 2″ N, 7° 19′ 57″ O
Höhe: 0–1 m ü. NN
Fläche: 4,73 km²
Einwohner: 56 (30. Nov. 2008)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 26844
Vorwahl: 04958
Karte

Karte des Rheiderlands

Böhmerwold im Rheiderland ist eine Ortschaft in der Gemeinde Jemgum im Landkreis Leer in Ostfriesland. Die Reihensiedlung hat 56 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gebiet

Böhmerwold ist eine Reihensiedlung in der Mitte des Niederrheiderlandes am Weg von Marienchor nach Weener und Bunde. Sie liegt auf einer Höhe von 0,5 m über NN, während sich das Umland etwa auf Meereshöhe oder leicht darunter befindet. Insgesamt bedeckt der Ort eine Fläche von 4,73 km².[1]

Geschichte

Kirche in Böhmerwold

Das im 10. Jahrhundert als Beddinghem bezeichnete Dorf dürfte die Vorgängersiedlung des heutigen Ortes gewesen sein, das an seinem jetzigen Standort erstmals im Jahre 1409 erwähnt wurde. Vermutlich entstand das Dorf, als das Moor im Westen des Dorfes im 14. Jahrhundert durch Aufstreckung urbar gemacht wurde. Politisch gehörte die Siedlung zunächst dem Rheiderland an. Im Spätmittelalter wurden die Ämter im Ostfriesland neu geordnet und Böhmerwold wurde als Teil der Vogtei Bunde dem Amt Leerort zugeordnet.[1]

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt im Jahre 1806 wurde das Rheiderland aufgrund alter niederländischer Ansprüche aus Ostfriesland ausgegliedert und dem niederländischen Departement Ems-Occidental mit der Hauptstadt Groningen zugeschlagen. Böhmerwold gehörte fortan unter niederländischer sowie später französischer Herrschaft seit 1807 als Teil der Commune Landschaftspolder dem Kanton Jemgum im Arrondissement Winschoten an.[1]

Nach der Niederlage Napoleons und dem Zusammenbruch seiner Herrschaft zogen in den Jahren 1813 bis 1815 erneut die Preußen ein, die Ostfriesland dann nach dem Wiener Kongress 1814/15 an das Königreich Hannover abtreten mussten. Dieses schlug Böhmerwold 1817 dem Amtes Jemgum zu, das 1859 in das Amt Weener eingegliedert wurde. Nach dem erneuten Einzug der Preußen wurde das Dorf 1885 eine Kommune im Landkreis Weener, der 1932 im Landkreises Leer aufging.[1]

Die Nationalsozialisten konnten in Böhmerwold bereits früh Fuß fassen. Schon 1930 lassen sich starke rechte Strömungen nachweisen und bei der Reichspräsidentenwahl 1932 erhielt Adolf Hitler mit über 70 % die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen.[1]

In Opposition zu den Nationalsozialisten stand vor allem der Prediger Heinrich Gerhard Bokeloh. Er versorgte von Marienchor aus die Gemeinde Böhmerwold mit und gehörte der Bekennenden Kirche an. Nach einer kritischen Äußerungen zum Polenfeldzug wurde er im September 1939 nach Denunziationen verhaftet und in das KZ Oranienburg gebracht, wo er 2½ Jahre festgehalten wurde.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Ort eine besonders große Zahl an Heimatvertriebenen auf, die zeitweise mehr als 40 % der Bevölkerung stellten. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass Böhmerwold als landwirtschaftlich sehr leistungsstark angesehen wurde.[1]

Entwicklung des Ortsnamens

Erstmals wird der Ort im 10. Jahrhundert als Beddinghem bezeichnet, was als Heim der Bettinge (Beddinge) gedeutet wird. Vermutlich haben sich dort also Angehörige der Sippe des Bette oder Bedde niedergelassen. Spätere Namen sind bedmawertha (1409), Bedma hamryk (1447), Bedamewalt (1475) sowie Bimerwoldt (1599). Die Nachsilbe -wold bedeutet Wiese oder Weide in einer Bruchlandschaft mit niedrigem Gebüsch.[1]

Einwohnerentwicklung

Böhmerwold ist nach Marienchor ist der zweitkleinste Ortsteil der Gemeinde Jemgum. Das Dorf teilt das Schicksal vieler abseits liegenden Marschengemeinden und ist stark von Abwanderung betroffen.

Jahr Einwohnerzahla
1823 138
1848 121
1871 136
1885 129
1905 110
Jahr Einwohnerzahl
1925 132
1933 117
1939 118
1946 180
1950 179
Jahr Einwohnerzahl
1956 119
1961 90
2001 54
2006 53
2008 56

Religion

Die Böhmerwolder Kirche wurde im Jahre 1703 errichtet. Die Backsteinkirche ist der Nachfolgebau für einen kleinen Fachwerkbau aus Holz und Lehm. In religiöser Hinsicht gehörten die Einwohner von Böhmerwold während des Mittelalters zur Propstei Hatzum im Bistum Münster. Nach der Reformation setzte dich das Reformierte Bekenntnis durch. 1828 wurden Bunderhammerich sowie der Norder- und Süder-Christian-Eberhard-Polder eingemeindet. Seit 1936 bilden die beiden Gemeinden Marienchor und Böhmerwold eine Pfarrgemeinschaft.[1]

Referenzen

  1. a b c d e f g h i j Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Böhmerwold, Gemeinde Jemgum, Landkreis Leer, eingesehen am 30. März 2010.

Weblinks


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